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Brusio, im lombardischen Ortsdialekt Brüsc [bryʃ][5] (deutsch veraltet Brüs, rätoromanisch Brüsch), ist eine politische Gemeinde im südlichen Kanton Graubünden, Schweiz. Zusammen mit der Nachbargemeinde Poschiavo bildet Brusio die Talschaft Puschlav (italienisch Val Poschiavo) und die Region Bernina.

Brusio
Wappen von Brusio
Wappen von Brusio
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Bernina
BFS-Nr.: 3551i1f3f4
Postleitzahl: 7743 Brusio
7744 Campocologno
7747 Viano
7748 Campascio
Koordinaten:807075 / 126601
Höhe: 780 m ü. M.
Höhenbereich: 515–2898 m ü. M.[1]
Fläche: 46,30 km²[2]
Einwohner: 1120 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 24 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
14,8 % (31. Dezember 2020)[4]
Website: www.brusio.ch
Brusio mit den typischen Crotti
Brusio mit den typischen Crotti

Brusio mit den typischen Crotti

Lage der Gemeinde
Karte von Brusio
Karte von Brusio
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Wappen


Blasonierung: In Rot durchgehendes silbernes Kreuz.

Das Kreuz wurde als Siegelbild seit Anfang des 17. Jahrhunderts verwendet, zusammen mit der Devise sub hoc signo vinces. Farben der ehemaligen Gerichtsgemeinde Puschlav.


Geographie


Blick auf Brusio von der Alp San Romerio aus
Blick auf Brusio von der Alp San Romerio aus
Historisches Luftbild von Werner Friedli (1954)
Historisches Luftbild von Werner Friedli (1954)

Das Gemeindegebiet umfasst das untere Puschlav und erstreckt sich vom südlichen Ende des Lago di Poschiavo bis zur italienischen Grenze bei Piattamala, die mit 517 m ü. M. den tiefsten Punkt der Gemeinde markiert. Die höchste Erhebung bildet der 2901 m hohe Piz Combul.

Im Talboden liegen der Hauptort Brusio (780 m) und, unterhalb davon, die Dörfer Campascio (637 m) und Campocologno (553 m) sowie der Weiler Zalende. Auf schmalen Terrassen, oberhalb der von Geröllhalden und lockeren Kastanienhainen geprägten Talflanken, liegen die Dörfer Viano (1281 m) und – in extremer Steillage auf Höhen von 1300 bis 1550 m verstreut – Cavaione. Zur Gemeinde gehören auch ein Teil von Miralago sowie mehrere Maiensässe und Alpsiedlungen.

Im Jahr 1997 wurden 16,6 % der Gemeindefläche landwirtschaftlich genutzt, der Wald nahm 54,1 % ein, die Siedlungen 2,3 %. Als unproduktiv galten 27,0 %.

Die Gemeinde ist auf drei Seiten von italienischem Gebiet umgeben. Nachbargemeinden sind neben Poschiavo die zur Provinz Sondrio gehörenden Grosotto, Vervio, Tirano, Villa di Tirano, Bianzone, Teglio und Chiuro.


Geschichte


Die Kirche von San Romerio
Die Kirche von San Romerio

An der Besiedlung und Urbarisierung der Gegend hatte die Gründung der 1055 erstmals erwähnten Brüdergemeinschaft San Romerio nachhaltigen Anteil. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Brusio im Jahre 1106. Die Bedeutung des Ortsnamens ist unsicher; womöglich liegt ihm keltisch *brŏga «Gebiet, Grenze» zugrunde, das um das lateinische Suffix -ūsǐum erweitert wurde.[5] 1222 wurde es als autonome Gemeinde genannt, die von einem Dekan nach aussen vertreten wurde. Seit dem 14. Jahrhundert bildete der Ort mit Poschiavo zusammen eine grosse Talgemeinde (Cumün), die 1408 dem Gotteshausbund beitrat.

Eine eigene katholische Pfarrei bestand seit 1501. In der Reformationszeit entstand nach 1590 eine evangelische Gemeinde. Danach waren Katholiken und Protestanten fast gleich stark vertreten. Zur Zeit der Gegenreformation, während den Bündner Wirren, am Dienstag, dem 22. Juli 1620, fielen militante katholische Veltliner unter Führung von Giacomo Robustelli auch in die paritätische Bündner Talschaft Poschiavo ein, wo ein Teil der lokalen katholischen Führung mit ihnen kooperierte. Dieses Ereignis war Teil des Veltliner Mordes. In Brusio kamen um die 30 Reformierte um; der grosse Teil der evangelischen Gemeinde war jedoch gewarnt worden und konnte sich auf die Cavaglia-Ebene zurückziehen und von dort aus ins Engadin flüchten. Durch einen Entscheid des Bündner Schiedsgericht 1642 konnten die Evangelischen 1645 eine eigene Kirche errichten. Durch diese Ereignisse und die vermehrte Auswanderung der Reformierten sank deren Bevölkerungsanteil bis 1990 auf 9 %.

Erst 1851 löste sich Brusio aus dem Verbund mit Poschiavo. Früheres Streben nach Autonomie entbehrte nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. So zeichneten die Brusiesi im Jahr 1615 mit einem neu angefertigten eigenen Gemeindesiegel, mussten sich aber umgehend vom Gotteshausbund darüber belehren lassen, dass ihnen ein solches gar nicht zustehe.

Die Inbetriebnahme der Kraftwerke Brusio 1906 und der Berninabahn 1908/10 führten im 20. Jahrhundert zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.[6]


Cavaione


Der Weiler – bis 1997 Cavajone – wurde erst im Jahre 1867 durch einen Staatsvertrag von Italien an die Schweiz abgetreten und der Gemeinde Brusio zugeteilt.[7] Die Landesgrenze im Val dal Saent wurde erst 1863 und endgültig 1876 festgelegt. Neben der Dappentalfrage und dem Verenahof (heute zur Gemeinde Büttenhardt) handelt es sich dabei um die einzige grössere Modifikation des schweizerischen Staatsgebiets seit 1815.


Bevölkerung


Bevölkerungsentwicklung
Jahr185018801900191019411950198019902000[8]201020172020
Einwohner100011581199132014701528125812201202112311351120

In den hundert Jahren zwischen 1850 und 1950 wuchs die Bevölkerung stark um 528 (= 52,8 %) Personen an. In den darauf folgenden drei Jahrzehnten sank sie dagegen wieder stark infolge Abwanderung in die Industriezentren und Touristenorte (1950–1980: −17,67 %). Diese Entwicklung hält in abgeschwächter Form bis heute an, so dass es 2005 gleich viele Bewohner gibt wie im Jahr 1900.


Sprachen


Umgangssprache der Bevölkerung ist der alpinlombardische Dialekt Pus'ciavin. Er wurde im Jahr 1900 von 96,16 % der Bevölkerung gesprochen. Seither hat sich daran kaum etwas geändert, wie folgende Tabelle zeigt:

Sprachen in Brusio
SprachenVolkszählung 1980Volkszählung 1990Volkszählung 2000
AnzahlAnteilAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Deutsch433,42 %453,69 %645,32 %
Rätoromanisch151,19 %120,98 %80,67 %
Italienisch1'19194,67 %1'15094,26 %1'11192,43 %
Einwohner1'258100 %1'220100 %1'202100 %

Amtssprache der Gemeinde ist das Italienische.


Herkunft und Nationalität


Von den Ende 2005 1198 Bewohnern waren 1108 (= 92,49 %) Schweizer Staatsangehörige.


Wirtschaft


In der Wirtschaftsstruktur der Gemeinde dominieren mehrere bekannte Kellereien, die den im nahen Veltlin – zum Teil auf eigenen Rebflächen – angebauten Rotwein abfüllen und in der Schweiz vertreiben. Ihre grossen Gebäude sind ebenso wenig zu übersehen wie das Lagerhaus eines Obst- und Gemüseimporteurs. Das ortsansässige Natursteinwerk verarbeitet Granit und Metabasit aus den Steinbrüchen um Campascio.

Weitere wichtige Arbeitgeber sind die Kraftwerke, die Rhätische Bahn und die Zollverwaltung. Daneben gibt es einige kleinere Gewerbe- und Handwerksbetriebe, vor allem in der Baubranche, sowie mehrere Tankstellen. Um 1995 siedelte sich ein kleiner Betrieb der chemisch-pharmazeutischen Industrie an. Der Tourismus spielt in Brusio eine geringere Rolle. An den zeitweise bedeutsamen Schmuggel von Kaffee und Tabak erinnern nur noch einige Ausstellungsstücke im Ortsmuseum.

Das Kreisviadukt der Rhätischen Bahn
Das Kreisviadukt der Rhätischen Bahn

In der Landwirtschaft waren 166 Personen tätig, im produzierenden Gewerbe 178 und im Dienstleistungsbereich 333 (Stand 2000–2001).


Verkehr


Durch Brusio, Campascio und Campocologno führt die Hauptstrasse 29 vom Berninapass ins Veltlin. Schmale kurvenreiche Fahrstrassen erschliessen die hochgelegenen Dörfer Viano und Cavaione.

Auf Gemeindegebiet liegen die zwei Stationen Brusio und Campocologno und die Haltestelle Campascio der 1908 eröffneten Berninabahn. Insbesondere im Güterverkehr hat Campocologno grosse Bedeutung als Grenzbahnhof. Seit 1998 betreibt die Rhätische Bahn oberhalb der Station auf der linken Seite des Poschiavino einen gesonderten Güterbahnhof, auf dem vor allem Mineralölprodukte und Stammholz umgeschlagen werden.


Sehenswürdigkeiten


Die Crotti von Brusio
Die Crotti von Brusio

Veranstaltungen



Söhne und Töchter der Gemeinde


In Brusio wirkend:


Literatur




Commons: Brusio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Huber, Frauenfeld bzw. Payot, Lausanne 2005, S. 193 f.
  6. Fernando Iseppi: Brusio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. September 2004.
  7. Adolf Collenberg: Cavajone. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. September 2003.
  8. Fernando Iseppi: Brusio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. September 2004.
  9. Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 556–559.
  10. Katholische Kirche Santa Famiglia (Foto) auf baukultur.gr.ch
  11. Casa Besta (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  12. Casa Nussio (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  13. Gruppe von 'crott' (Foto) auf baukultur.gr.ch.
  14. Michela Nussio, Oltre i colori della contrada. Uno sguardo antropologico sul Palio delle contrade di Brusio. (italienisch) auf e-periodica.ch/digbib, abgerufen am 11. Januar 2017.
  15. Fernando Iseppi: Remo Bornatico. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. August 2004, abgerufen am 15. Dezember 2019.
  16. Jürg Simonett: Misani, Gaudenz de. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. November 2008, abgerufen am 5. April 2020.
  17. Cesare Santi, Documenti sulla vicenda di Gaudenzio Misani. (italienisch) auf e-periodica.ch/digbib, abgerufen am 13. Januar 2017.
  18. Jürg Simonett: Misani, Johann Theodor de. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. November 2008, abgerufen am 5. April 2020.
  19. Dario Monigatti: Brusio, tra passato e presente. In: Valposchiavo, una Svizzera speciale. In: arte&storia, ottobre 2020, S. 148–153.
  20. Remigio Nussio. Abgerufen am 13. September 2019 (deutsch).
  21. Arturo Plozza: Quel lembo di terra a Sud delle Alpi. In: Valposchiavo, una Svizzera speciale. In: arte&storia, Ticino Management, Lugano ottobre 2020, S. 6
  22. Begoña Feijoó Fariña. Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur

На других языках


- [de] Brusio

[es] Brusio

Brusio (en alemán Brüs, en romanche Brüsch) es una comuna suiza del cantón de los Grisones, situada en el distrito de Bernina, círculo de Brusio. Limita al norte con la comuna de Poschiavo, al este con Grosotto (IT-SO) y Vervio (IT-SO), al sureste con Tirano (IT-SO), al sur con Villa di Tirano (IT-SO), Bianzone (IT-SO) y Teglio (IT-SO), y al oeste con Chiuro (IT-SO).

[ru] Брусио

Брусио (итал. Brusio, нем. Brüs, романш. Brüsch) — коммуна в Швейцарии, в кантоне Граубюнден.



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