Piuro (dt. Plurs, rätoromanisch Plür?/i) ist ein Dorf in der Provinz Sondrio in der Lombardei, Italien. Piuro hat 1919 Einwohner (Stand 31. Dezember 2019) auf 48 km².
Piuro | ||
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Staat | Italien | |
Region | Lombardei | |
Provinz | Sondrio (SO) | |
Koordinaten | 46° 20′ N, 9° 25′ O46.3333333333339.4166666666667382 | |
Höhe | 382 m s.l.m. | |
Fläche | 85 km² | |
Einwohner | 1.919 (31. Dez. 2019)[1] | |
Postleitzahl | 23020 | |
Vorwahl | 0343 | |
ISTAT-Nummer | 014050 | |
Bezeichnung der Bewohner | Piuresi | |
Schutzpatron | Mariä Himmelfahrt (14. August) | |
Website | Piuro | |
Piuro liegt nahe der Grenze zum Kanton Graubünden, Schweiz, und gehört geografisch zum Bergell. Das Dorf liegt an der Mündung des Valle Drana in die Mera und setzt sich aus einer Vielzahl von Weilern zusammen. Die wichtigsten sind Prosto, Borgonovo und Santa Croce. Die kleineren heißen Sant’Abbondio, Aurogo, Scilano und Cranna. Hoch oben am Berg und mit dem Auto nicht erreichbar liegen Savogno und Dasile[2] und die Wasserfälle Acquafraggia.[3] Nördlich der Wasserscheide beim Leipass befindet sich das Tal Valle di Lei, das aufgrund historischer Weiderechte zum Gebiet von Piuro gehört. Im Tal liegt der Stausee Lago di Lei.
1021 wurde Plurium erstmals erwähnt. Damals gehörte der Ort noch zum größeren Chiavenna. Im 15. Jahrhundert erlangte Plurs die Selbständigkeit.
Durch den Abbau von Speckstein und dessen Verarbeitung zu Hausgeschirr und Kochtöpfen, den Export von Lavezprodukten und den europaweiten Handel mit Seide aus dem Gebiet des Comersees gelangte das Städtchen zu Reichtum und Wohlstand. Ein Zeitzeuge schrieb im 17. Jahrhundert von Häusern, „die man eher große Paläste nennen konnte. […] Ja es schien, als habe hier Krösus den Reichtum angesammelt und Kleopatra ihre kostbaren Juwelen getragen“.[4]
Plurs besitzt Alpweiden auf der hohen Talstufe beim See Lago dell’Acqua Fraggia, und die Gemeinde erwarb sich schon früh auf der Nordseite der Bergkette im Valle di Lei auf den ausgedehnten Alpweiden eine zusätzliche Basis für die Viehwirtschaft.
Plurs blieb 1487 vom Bündnerfeldzug verschont, weil der verwandte Berthold Fontana aus Riom im bündnerischen Oberhalbstein intervenierte und eine Brandschatzungssumme entrichtete. Als 1512 die Bündner das Veltlin eroberten, wurde Plurs Amtssitz eines Podestaten. Um 1550 kamen vom Bergell her in Plurs und Ponteggia evangelische Gemeinden auf. Führende Vertreter der Kaufmannsfamilien Lumaga und Camulio, die in Italien der Inquisition ausgesetzt waren, förderten hier die Reformation, indem sie italienische Glaubensflüchtlinge aufnahmen, und wirkten im reformierten Kirchenrat mit.[5] 1597 führten namhafte reformierte und katholische Theologen in der Kirche San Giovanni eine öffentliche Disputation über den Stellenwert der Messe durch. Reformierter Pfarrer im Dorf war damals der Antitrinitarier Gerlolamo Turriani.[6]
Der unkontrollierte Lavezsteinabbau hatte den Berg Conto unterhöhlt und zehn Tage Regen führten am 25. Augustjul. / 4. September 1618greg. zu einem schweren Bergsturz: vom Monte Conto lösten sich infolge der Unterhöhlungen große Felsmassen, die das Dorf Piuro und den etwa 500 Meter bergwärts liegenden Weiler Scilano (Schilan) unter hohen Gesteinstrümmern begruben und den Fluss Mera für kurze Zeit zu einem See stauten. Der Kommissar von Chiavenna, Fortunat Sprecher, nannte in seinem zweiten Bericht an die Bündner Regierung in Chur 930 Todesopfer,[7] Sprechers Zeitgenosse, der Historiker Benedetto Parravicini, erhöhte die geschätzte Zahl um 300 auf 1200 insgesamt.[8]
Die Berichte in den damaligen Zeitungen über den Bergsturz auf das wohlhabende Handelsstädtchen Plurs nahmen teilweise legendäre Züge an, die sich durch die späteren Ausgrabungen nicht belegen ließen. Der Zürcher Kupferstecher Hardmeyer illustrierte als erster wenige Wochen danach den Bergsturz mit einigen geographischen Fehlern, da er den Ort nie gesehen hatte. Weitere Stecher in Europa kopierten seine fehlerhafte Vorlage.[9][10][11][12] Die Drei Bünde veranlassten gleich nach der Katastrophe erste Ausgrabungen. Letzte Sondierungen erfolgten noch 1963–1966 durch die italienisch-schweizerische Vereinigung für die Ausgrabung von Piuro.[13][14] Die Vereinigung gab ein Bibliografie der Veröffentlichungen zur Geschichte von Plurs heraus.[15] In der Kirche Sant’Abbondio in Chiuro befindet sich eine kleine Ausstellung über das verschüttete Plurs.[16]
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