Die Stadt liegt in der Neumark, 17Kilometer nordöstlich von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), an der Mietzel (poln. Myśla), einem Nebenfluss der Oder.
Neudamm an der Miezel nördlich der Stadt Küstrin an der Oder auf einer Landkarte von 1905
Geschichte
Neudamm um 1650 nach Matthäus MerianFlurplan von 1772Stadtkirche
Erstmals erwähnt wurde das Dorf Damm in der Neumark, als es während der gemeinsamen Regentschaft der Markgrafen JohannI. und Otto III. im Jahr 1262 (1261) an den Templerorden übergeben wurde.[3][4] 1540 erwarb Markgraf Hans von Cüstrin den Ort im Tausch gegen andere Ländereien von den Johannitern, die das Dorf seit 1337 besaßen, zurück und machte ihn seiner Frau Katharina zum Geschenk (das Aufbauen des Rathauses.[5])
Katharina von Braunschweig gestattete auf dem zum Gutshof gehörigen Land holländischen Tuchmachern, die wegen ihres protestantischen Glaubens die Heimat verlassen mussten, die Ansiedlung und ließ eine Kirche und Schule errichten. 1562 erhielt die Exulantensiedlung Neudamm Stadtrechte verliehen, während Damm ein eigenständiges Dorf blieb.[6] Christoph Runge gründete eine Papiermühle, zu deren Kunden Leonhard Thurneysser zählte, und betrieb ab 1568 eine Buchdruckerei.
Neudamm besaß drei Stadttore, jedoch keine Stadtmauer. Zum Schutz der Stadt dienten ein Wall und mehrere Gräben. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Neudamm stark zerstört. Seit 1731 war Neudamm Immediatstadt.[7] Im Laufe des 18.Jahrhunderts nahm die Textilherstellung einen weiteren Aufschwung; neben der Tuchmacherei spielte auch die Wollweberei eine immer größere Rolle. 1794 waren in diesem Gewerbe 146 Meister in der Stadt ansässig.
Die Stadt gehörte bis zu dessen Auflösung 1836 zum Kreis Cüstrin, danach bis 1945 zum Landkreis Königsberg Nm. Die Kirche aus dem 16.Jahrhundert wurde 1845 abgerissen. 1852 wurde die Verkehrsanbindung durch den Bau einer Chaussee verbessert, 1882 erfolgte die Inbetriebnahme der Eisenbahn von Küstrin über Neudamm, Soldin nach Glasow bei Pyritz, die heute für den Personenverkehr geschlossen ist und lediglich zwischen Barnówko(Berneuchen) und Kostrzyn nad Odrą(Küstrin) für Güterverkehr betrieben wird.
Rathaus DębnoStadtbibliothekWasserturm
1880 entstand in der Stadt die erste Hutfabrik. Die Filzhüte aus Neudamm hatten einen guten Ruf und wurden auch außerhalb Deutschlands gern gekauft. 1927 arbeiteten fünf Hutfabriken und neun Tuchfabriken. Ein bekanntes Unternehmen war auch der 1872 von Julius Neumann gegründete Neumann Verlag.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde in der Stadt ein Außenlager des KZ Sachsenhausen eingerichtet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte Anfang Februar 1945 die Rote Armee Neudamm. Auf sowjetische Anordnung mussten am 13. Februar die Einwohner die Stadt verlassen, die einen Gebäudeverlust von etwa 30 bis 35% erlitten hatte. Nach einem Aufenthalt bei Soldin durften die Bewohner Anfang Mai wieder nach Neudamm zurückkehren, wo wichtige Betriebe demontiert worden waren. Im Sommer 1945 unterstellte die Sowjetunion die Stadt gemäß dem Potsdamer Abkommen der Verwaltung der Volksrepublik Polen, die Neudamm in Dębno umbenannte.
Am 28. Juni 1945 wurden alle deutschen Einwohner aus Neudamm vertrieben. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten, die zu mehr als der Hälfte aus Gebieten östlich der neuen polnischen Ostgrenze kamen. Gut ein Viertel kam aus Zentralpolen, weniger als ein Zehntel waren Rückwanderer aus Deutschland und Frankreich. Die polnischen Neuankömmlinge stammten größtenteils aus ländlichen Gegenden; nur ein Drittel von ihnen hatte zuvor in einer Stadt gelebt.[8]
Noch im Jahr 1945 funktionierte die städtische Infrastruktur, und erste Betriebe konnten produzieren. Im November 1945 wurde der ehemalige preußische Landtagsabgeordnete Jan Baczewski Bürgermeister von Dębno.
Zwischen 1950 und 1975 war die Stadt Kreisstadt in der ehemaligen Woiwodschaft Stettin; der Sitz des Powiats war jedoch in Chojna(Königsberg (Neumark)). Von 1975 bis 1998 gehörte die Stadt zur Woiwodschaft Gorzów.
Stadtkirche der Heiligen Apostel Peter und Paul, erbaut von 1852 bis 1857 nach dem Vorbild der von Friedrich August Stüler entworfenen St.-Matthäus-Kirche in Berlin-Tiergarten, bis 1945 evangelisch, seitdem katholisch
Gemeinde
Das Gebiet der Stadt- und Landgemeinde hat eine Fläche von 318,78km², auf denen etwa 21.000 Einwohner leben. Sie umfasst 18Schulzenämter:
In Berneuchen (Barnówko) entstand in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts die Berneuchener Bewegung, eine kirchliche Reformbewegung.
Bei Barnówko und Różańsko nordöstlich von Dębno wurde 1996 ein Vorkommen von 64 Millionen Tonnen Erdöl und 29 Milliarden Kubikmeter Erdgas entdeckt. Wegen seines hohen Sulfatgehalts ist das Erdgas nur zur industriellen Verarbeitung nutzbar; seit 2004 wird es zum Betrieb einer Gasturbine im Heizkraftwerk Gorzów Wielkopolski genutzt. Die Stadt erhielt deswegen im Volksmund die Bezeichnung „Polnisches Kuweit“.
Persönlichkeiten
Wilhelm von Zastrow (1833–1906), preußischer Generalleutnant geboren in Krummkavel
Julius Neumann (1844–1928), Verleger und Ehrenbürger von Neudamm
David von der Marwitz (1649–1707), preußischer Generalmajor
Ernst Christoph Grattenauer (1744–1815), deutscher Buchhändler und Verleger
Johann Friedrich Zöllner (1753–1804), Theologe, Propst an der Berliner Nikolaikirche und seit 1791 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften;
Franz Hilgendorf (1839–1904), deutscher Zoologe und Paläontologe
Gustav Jahn (1862–1940), Jurist, Beamter, Unterstaatssekretär (1912), wirklicher Geheimer Rat (1917), 1.Reichsfinanzhofspräsident in München (1918)
Friedrich Wilhelm Karl Müller (1863–1930), Orientalist
Marta Astfalck-Vietz (1901–1994), Fotografin und Künstlerin
Gerhard Schoenberner (1931–2012), Publizist und Schriftsteller
Ernst-Friedrich Hauerken (* 1943), Elektriker u. SPD-Politiker aus Dortmund
Siehe auch
Liste der Städte in der Neumark
Literatur
Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3, Berlin 1809, S. 104–106.
Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe, Brandenburg 1856, S. 401–402.
W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 412–413.
Gustav Ehrich: Chronik der Stadt Neudamm nebst Mitteilungen aus alten Schöppen- und Grundbüchern der Dorfschaften Wittstock, Nabern, Darrmietzel, Zicher, Damm und Batzlow. Neumann, Neudamm 1896 (Digitalisat).
Neudamm, N.-M. In: Möckel’s Adreß- und Auskunftsbücher. Emil Reis, Leipzig 1894–1898 (mit Karte).
Magistrat der Stadt Neudamm: Neudamm, die Industrie- und Handelsstadt in der nordwestlichen Neumark. Neumann, Neudamm 1927.
Roman Jachimowicz: Neudamm – Dębno: przeszłość i teraźniejszość. Biblioteka Publiczna Miasta i Gminy, Dębno 1999, ISBN 83-88135-75-9.
Karty z dziejów Dębna. PPH „Zapol“ Dmochowski Sobczyk, Dębno 2005, ISBN 83-60140-35-9.
Tadeusz Białecki (red.): Z Dziejów Ziemi Chojeńskiej. Instytut Zachodniopomorski, Szczecin 1969.
Karty z dziejów Dębna. Dębno: PPH „Zapol“ Dmochowski Sobczyk, 2005, ISBN 83-60140-35-9, S.47.
Dębno – panorama miasta Archivlink (Mementodes Originals vom 6. Juli 2014 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.debno.pl
Dębno – historia Archivlink (Mementodes Originals vom 5. Mai 2014 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.debno.pl
Zur Herkunft der Siedler siehe Tadeusz Białecki (red.): Z Dziejów Ziemi Chojeńskiej. Instytut Zachodniopomorski, Szczecin 1969, S. 226.
W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 412–413.
Friedrich Wilhelm August Bratring: Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg, Berlin 1809, S. 103 (online).
Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz. Band 3, Brandenburg 1856, S. 401–402
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 118–119, Nr. 6 (online).
Michael Rademacher:Koenigsberg_n.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig/Wien 1908, S. 542 (online).
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии