Das in der Nähe des IJsselmeeres gelegene Zwolle (anhören?/i) ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Overijssel. Im Gebiet von Zwolle entsteht das nur 19 km lange Zwarte Water, das dann auch das Wasser der Vechte (Overijsselse Vecht) ins Zwarte Meer leitet. Weiter gibt es einen Kanal zur IJssel, deren Mündung beim Nachbarort Kampen liegt.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Zwolle (Begriffsklärung) aufgeführt.
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Stadtzentrum ZwolleZwolle, Grote MarktZwolle, Turm, Stadtgraben und Brücke
Geschichte
An der Stelle, wo Zwolle liegt, wurden Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit gefunden. Die Stadt entstand auf einem kleinen Sandrücken (suol, vergleiche Deutsch: geschwollen) zwischen der IJssel und der Vecht. Sie wurde als Swollermarke bereits 1040 urkundlich erwähnt.
Zwolle erhielt 1230 die Stadtrechte, die 1438 durch das Stapelrecht erweitert wurden. Als freie Reichsstadt schloss es sich 1346 der Hanse an und erhielt 1488 das Münzrecht. Das 15.Jahrhundert war die größte Blütezeit Zwolles. Die Stadt war damals, wie Deventer, eine Hochburg der Buchdruckerkunst. Auch gab es Unterrichtsanstalten größter Bedeutung. Die Mitglieder der Brüder vom gemeinsamen Leben oder Devotio moderna arbeiteten von Zwolle und Deventer aus in ganz Nordwesteuropa. Zwolle hat in dieser Zeit eng mit den Nachbarstädten Kampen und Deventer zusammengearbeitet, sie prägten sogar während einiger Jahrzehnte gemeinsame Münzen.
1528 erkannte Zwolle Karl V. als Herrn an. Nach etwa 1550 trat ein wirtschaftlicher Rückgang ein, obwohl die Stadt immer einen der größten Viehmärkte der Niederlande und mehrere Buchdruckereien behielt. 1580 wurden die Katholiken aus der Stadt vertrieben, die sich damals den Generalstaaten anschloss. 1672 ergab sie sich dem Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen. 1674 wurden die Festungswerke geschleift, aber bald wieder errichtet.[3] Unter der französischen Herrschaft zur Zeit Napoleon Bonapartes war Zwolle Anfang des 19. Jahrhunderts die Hauptstadt des Département Bouches-de-l’Yssel (Departement der IJsselmündungen).[4] Im Zuge der Befreiungskriege vertrieben alliierte Truppen der Nordarmee am 12. November 1813 die Franzosen aus Zwolle; die Stadt war wieder frei.[5] Neuer Aufschwung in Zwolle trat um 1890 ein, als die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde.
Die jüdische Gemeinde von Zwolle wurde im Zweiten Weltkrieg durch Deportationen in deutsche Konzentrationslager dezimiert (→Holocaust in den Niederlanden). Die Stadt wurde am 13. April 1945 alleine vom kanadischen Soldaten Léo Major befreit, weshalb nach ihm eine Straße benannt wurde.[6] Auch gab es in der Stadt mehrere Hinrichtungen von Widerstandskämpfern. Einige Kriegsdenkmäler erinnern noch an diese Ereignisse.
Windesheim
Zur Gemeinde gehört das winzige, malerische Dorf Windesheim, an der IJssel und an der Straße nach Wijhe, fünf Kilometer südöstlich der Stadt. Es beherbergte im Mittelalter das bedeutende Kloster gleichen Namens, wo Geert Groote und Thomas von Kempen in der Gemeinschaft Brüder vom gemeinsamen Leben oder Devotio moderna arbeiteten. Die Windesheimer Chorherren begründeten zahlreiche Reformklöster in Deutschland, wie das Kloster Böddeken. Die Gebeine des Thomas von Kempen befinden sich in der römisch-katholischen Liebfrauenbasilika von Zwolle.
Die Klosterkapelle (15. Jahrhundert) ist bis heute erhalten.
Die Umgebung des Dorfes ist geeignet für eine Radtour über den Deich der IJssel.
der Dienstleistungssektor (Provinzverwaltung, viele Büros, Gerichte, Hochschulen, ein großes Krankenhaus);
die Elektro-, Textil-, Nahrungsmittel- und Farbenindustrie sowie die Metall verarbeitende Industrie und eine große Druckerei;
das Kraftwerk IJsselcentrale südlich der Stadt am Fluss IJssel. Es verfügt über einen eigenen Binnenhafen und ist eines der größten Elektrizitätswerke der Niederlande;
der Tourismus mit zunehmender Bedeutung;
Milchviehwirtschaft in der Umgebung.
Politik
Im Jahr 2022 erreichte die ChristenUnie einen Stimmanteil von 16,74 Prozent und gewann damit zum dritten Mal in Folge die Kommunalwahl in Zwolle.
a Parteien, die zwar an der Wahl teilgenommen hatten, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berücksichtigt.
Städtepartnerschaft
Die deutsche Stadt Lünen ist seit 1963 Partnerstadt von Zwolle.
In Zwolle wurde 1980 der internationale Städtebund Neue Hanse gegründet, dem die Stadt und auch die Partnerstadt Lünen angehören.
Blaufinger (Blauwvingers)
Die Bewohner von Zwolle werden auch Blaufinger (Blauwvingers) genannt. Im Mittelalter gab es eine gehörige Rivalität zwischen den Nachbarstädten Zwolle und Kampen – Händler aus Zwolle wurden ausgeraubt, das Vieh der Kamper Bauern wurde gestohlen.
Die Zwoller hatten einen Schimpfnamen für die Leute aus Kampen: Kamper Störe (Kampersteuren). Diese Fischart kam damals in der IJssel noch vor. Die Zwoller bekamen ihren Schimpfnamen erst, als Zwolle das Glockenspiel aus einem durch Brand zerstörten Kirchturm den Kamper Nachbarn zum Kauf anbot. Die Kamper waren mit der Höhe des verlangten Kaufpreises einverstanden, jedoch unter der Bedingung, selbst die Art und Weise der Bezahlung bestimmen zu dürfen. Eines Tages kamen Wagen voller „vierduitenstukken“, Geldstücke sehr geringen Wertes aus Kampen in Zwolle an. Die Zwoller bekamen vom Auszählen des vielen Kleingeldes blaue Finger. „Blauwvingers“ wurde daher zum Schimpfnamen für die Zwoller.
Heutzutage betrachten die Zwoller diese Bezeichnung nicht mehr so negativ. Alljährlich gibt es im Juli mittwochs die Blaufingertage. Dann gibt es Markt und andere Unterhaltung für Einwohner und Besucher der alten Hansestadt.
Sehenswürdigkeiten
Die Liebfrauenbasilika vom Eekwal
Thorbeckegracht und ein Teil der Stadtmauer
Das Thorbeckehuis, Geburtsort von Thorbecke
Die Stadtmauer: het Diezerpoortenbolwerk
Sint-Michaëlskerk (Zwolle)
Relief aus dem 13.Jahrhundert,[8] Sint-Michaëlskerk
Praubstraat, Innenstadt
Der Peperbus („Pfefferbüchse“), der Turm der Liebfrauenbasilika, vom EekwalDrostenhuis (Von Anfang des 16.Jahrhunderts, Fassade aus dem 18.Jahrhundert)[9]
Die Sankt-Michaels-Kirche wurde 1370–1446 im Stil der Gotik erbaut und besitzt eine Schnitger-Orgel. Sie ist von Mai bis Mitte Oktober zur Besichtigung geöffnet.
Die Liebfrauenkirche aus dem 14./15. Jahrhundert hat einen Turm, der wegen seiner Spitze als Peperbus („Pfefferbüchse“) bezeichnet wird und als Wahrzeichen der Stadt gilt. Er kann zeitweise bestiegen werden.
Das Rathaus wurde im 15. Jahrhundert erbaut.
Die Sassenpoort (deutsch: Sachsentor) ist ein Stadttor, das 1408 erbaut wurde und teilweise von innen zu besichtigen ist.
Das seit 1901 bestehende Dominikanerkloster
Das Provinzmuseum wurde unlängst erweitert und restauriert und zeigt Gemälde, Stadtgeschichte, Archäologie und Wechselausstellungen moderner Kunst.
Das Museum de Fundatie ist ein Museum der bildenden Künste mit jährlichen Wechselausstellungen.
Synagoge, erbaut 1898/99
Sehenswerte alte Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert findet man beispielsweise an der Thorbeckegracht und am Melkmarkt.
Der Stadtpark „Engelse Werk“ liegt am anderen Ufer der IJssel.
Im Juli gibt es am Mittwoch den „Blauwvingerdag“, einen großen Trödelmarkt (siehe oben).
2011 war Zwolle Austragungsort der Europameisterschaft im Inline-Speedskating.
Des Weiteren beheimatet die Stadt den Profi-Fußballverein PEC Zwolle, der erstmals 1978 in die höchste niederländische Spielklasse, die Eredivisie, aufstieg und ihr nach mehreren Unterbrechungen wieder seit 2012 angehört. 2014 wurde der Verein niederländischer Pokalsieger.
Männer- und Frauenteams des VC Zwolle spielen oder spielten in der höchsten niederländischen Volleyball-Liga und waren mehrfach niederländischer Meister.
Persönlichkeiten
Thorbeckegracht in Zwolle
Söhne und Töchter der Stadt
Christianus Carolus Henricus van der Aa (1718–1793), Theologe
Charlotte Wessels (* 1987), Sängerin und Songwriterin
Ehrenbürger
Léo Major (1921–2008), kanadischer Soldat, der im Zweiten Weltkrieg alleine die Stadt befreite
Mit Beziehung zu Zwolle
Thomas a Kempis (1380–1471), Augustiner-Chorherr, Theologe und geistlicher Schriftsteller, lebte von 1399 bis zu seinem Tod im Haus der Brüder vom gemeinsamen Leben in Zwolle
Alanus de Rupe (1428–1475), Dominikaner und seliggesprochener römisch-katholischer Theologe
Arnt Beeldsnider (vor 1450–1492), niederländischer Bildhauer, lebte von 1484 bis zu seinem Tod in Zwolle
Roelof Amsinck (1518–1585), Bürgermeister in Zwolle, Stammvater des hamburgischen Patriziergeschlechtes Amsinck
Michael Minsky (1918–1988), Sänger und Dirigent, lebte von 1978 bis zu seinem Tod in Zwolle
Jonnie Boer (* 1965), drei Sterne-Koch in Zwolle
Literatur
Martin Zeiller:Swoll. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Circuli Burgundici (=Topographia Germaniae. Band16). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S.108–109 (Volltext[Wikisource]).
Weblinks
Commons: Zwolle– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Zwolle. In: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4., umgearb. und stark vermehrte Auflage, Band 19:Weck–Zz und Nachträge, Eigenverlag, Altenburg 1865, S.782.
Johann Sporschil: Geschichte des Krieges des verbündeten Europas gegen Napoleon Bonaparte in den Jahren 1813, 1814 und 1815, Bd. 1: Der Feldzug von 1813, Teilband 3. Westermann, Braunschweig 1841, S. 1118.
The Maple Leaf, 26. April 1945: D-Day Chaud Sout, Stubborn Man, captures Zwolle on his own Hook
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