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Pescara [pesˈkaːra] ist eine italienische Stadt in der Region der Abruzzen, 208 km östlich von Rom, mit 119.800 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019). Sie ist die Hauptstadt der Provinz Pescara.

Pescara
Pescara (Italien)
Pescara (Italien)
Staat Italien
Region Abruzzen
Provinz Pescara (PE)
Koordinaten 42° 28′ N, 14° 13′ O
Höhe 4 m s.l.m.
Fläche 33,6 km²
Einwohner 119.800 (31. Dez. 2019)[1]
Postleitzahl 65100
Vorwahl 085
ISTAT-Nummer 068028
Bezeichnung der Bewohner Pescaresi
Schutzpatron San Cetteo
Website www.comune.pescara.it
Klimadiagramm von Pescara
Klimadiagramm von Pescara
Einer der wenigen Trabocchi, im Hafen von Pescara
Einer der wenigen Trabocchi, im Hafen von Pescara
Der Hauptbahnhof von Pescara
Der Hauptbahnhof von Pescara
Die Altstadt von Pescara
Die Altstadt von Pescara
Piazza Salotto Pescara
Piazza Salotto Pescara
Der Flughafen von Pescara
Der Flughafen von Pescara
Der Hafen von Pescara
Der Hafen von Pescara
Der neue Jachthafen von Pescara und „Die schlafende Schöne“ („la bella addormentata“) (die Gran-Sasso-Berge im Hintergrund)
Der neue Jachthafen von Pescara und „Die schlafende Schöne“ („la bella addormentata“) (die Gran-Sasso-Berge im Hintergrund)

Geographie


Pescara liegt an der Mündung des Flusses Pescara in die Adria.

Die Nachbargemeinden sind Chieti (CH), Francavilla al Mare (CH), Montesilvano, San Giovanni Teatino (CH) und Spoltore.


Geschichte


Die Ursprünge Pescaras reichen in die Zeit vor seiner Eroberung durch die Römer zurück. Die Vestiner bauten nämlich an der strategisch günstigen Lage im Mündungsbereich des Flusses Aternus (Pescara) in die Adria den gleichnamigen Hafenort namens Aternum. Es war die einzige Stadt der Vestiner an der Meeresküste und ein bedeutender Handelsplatz, den auch die Marrukiner und Paeligner als Emporium nutzten.[2] Unter Kaiser Augustus wurden hier Veteranen angesiedelt und unter ihnen das Territorium der Stadt aufgeteilt.[3] Aternum war durch die Via Claudia Valeria mit Rom verbunden. Bedeutsam war der Vicus als Überfahrtshafen nach Salonae in Dalmatien.[4] 538 n. Chr. wurde Aternum vom oströmischen Heermeister Johannes erobert.[5]

Aternum wurde 597 beim Einfall der Langobarden zerstört. Der Bischof von Amiternum, Cetteo, der später Schutzpatron von Pescara wurde, soll damals von den Langobarden in Amiternum hingerichtet worden sein, indem er mit einem schweren, um den Hals gebundenen Stein von einer Brücke gestürzt wurde, woraufhin sein Leichnam nach Aternum getrieben sei.[6]

Im Hochmittelalter wurde die Stadt unter dem Namen Piscaria neu gegründet. Sie gelangte in den Besitz der Montecassino, als Hochzeitsgeschenk an die griechische Gattin Theophanu des Kaisers Otto II. und an die Normannen. 1137 drang Kaiser Lothar in seinem Kampf gegen König Roger II. von Sizilien über Pescara vor, das sich ihm wie die übrigen Küstenstädte halb gutwillig, halb gezwungen ergab.[7] 1209 wurde Pescara von Kaiser Otto IV. in Besitz genommen und sein Kastell zerstört.[8] Kaiser Friedrich II. verweilte hier am 15. März 1226 und am 22. März 1240. König Konrad IV. landete hier Anfang Januar 1252 nach glücklicher Fahrt, und im Juli 1259 schlug König Manfred bei Pescara sein Lager auf.[7]

König Ladislaus von Neapel baute das alte Kastell 1409 wieder auf. Im 15. Jahrhundert stand Pescara im Zentrum der zwischen dem Haus Anjou und den Aragonesen ausgetragenen Erbfolgekämpfe und kam unter die Herrschaft der d’Avalos. 1435 und 1439 wurde die Stadt vom italienischen Kondottiere Jacopo Caldora erobert. Sie gelangte dann in den Besitz Kaiser Karls V., der sie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einer Militäranlage ausbaute. 1566 griffen 105 türkische Galeeren Pescara an, doch konnten die Osmanen die Stadt nicht erobern und mussten sich mit der Verwüstung des umliegenden Geländes begnügen.[8]

Im Rahmen des Spanischen Erbfolgekriegs attackierten österreichische Truppen unter dem Kommando von Georg Olivier Graf von Wallis Pescara, das von Giovan Girolamo II. Acquaviva verteidigt wurde und sich nach zweimonatiger Belagerung im September 1707 ergeben musste.[8][9]

Im Dezember 1798 wurde Pescara vom französischen General Guillaume Philibert Duhesme genommen.[7] Es gehörte dann kurzzeitig zur Parthenopäischen Republik, wurde aber bereits 1799 von dem pro-bourbonischen Giuseppe Pronio für das Königreich Neapel zurückerobert. Als der französische General Lechi im Feldzug des Jahres 1806 in die Abruzzen eingedrungen war, besetzte er am 19. Februar auch Pescara.[7] Die Stadt fungierte dann während der Regierung von Joseph Bonaparte als bedeutender Militärstützpunkt.

1814 revoltierten die Carbonari von Pescara gegen König Joachim Murat. Nach der am 2. und 3. Mai 1815 ausgefochtenen Schlacht bei Tolentino nahm Murats Armee Stellungen am Tronto und der Pescara. In der Konvention, die bald darauf am 20. Mai Baron Michele Carrascosa in Casalanza mit dem österreichischen General Neipperg abgeschlossen hatte, durch welche alle neapolitanische Festungen den Alliierten für König Ferdinand IV. übergeben wurden, waren nur Gaeta, Pescara und das Kastell von Ancona ausgenommen.[7] Die Österreicher blockierten aber damals Pescara, das am 25. Mai beschossen und am 28. Mai durch Kapitulation genommen wurde.[10] In den folgenden Jahren wurde Pescara ein Symbol der gewalttätigen bourbonischen Restauration, da es dort eines der berüchtigtsten bourbonischen Gefängnisse gab.1860 eroberte Clemente de Caesaris, ein Kollaborateur Giuseppe Garibaldis, die Stadt. Das Kastell wurde 1867 dem Erdboden gleichgemacht, da sich Pescara nach dem Bau der Eisenbahn 1866 schnell ausdehnte und der Platz benötigt wurde.

Das heutige Pescara wurde 1927 aus dem ursprünglichen Pescara südlich des gleichnamigen Flusses und der Stadt Castellammare Adriatico nördlich desselben gebildet und stieg zur Hauptstadt einer neu geschaffenen eigenen Provinz auf. Mussolini plante, die Stadt zu einem wichtigen Zentrum ausbauen zu lassen und die ungünstig gelegene Hauptstadt der Abruzzen L’Aquila durch Pescara zu ersetzen. Noch heute künden einige Bauten von diesem Plan.

Bei alliierten Luftangriffen am 31. August sowie am 14., 17. und 20. September 1943 wurden große Teile der Stadt zerstört. Bei den Bombardierungen starben über 3000 Zivilisten, einige Quellen geben sogar ca. 6000 Tote an.

Am 10. Juni 1944 befreiten die Alliierten die Stadt, nachdem die Wehrmacht den Hafen und die letzten intakten Fabrikanlagen zerstört hatte.

Nach dem Krieg wurde Pescara in moderner Form wieder aufgebaut.


Bevölkerungsentwicklung


Jahr 1861188119011921193619511971199120012016
Einwohner 9.44912.56116.16526.07345.44565.466122.470122.236116.286120.420

Quelle: ISTAT


Medien



Tourismus und Kultur


Pescara ist ein Bade- und Winterkurort; am beliebtesten ist er jedoch während der Sommermonate, da er für seine mehr als 20 km langen Strände, die unter anderem von römischen Touristen genutzt werden, bekannt ist. Im August bieten einige Fischer für Touristen Ausfahrten an und nutzen auf diese Weise ihre Leerzeit, die durch das Fangverbot für viele Fische in der Adria entstanden ist. Per Schnellboot sind die Inseln Tremiti mit Zwischenstopp in Vasto in ca. 2½ Stunden erreichbar. Am ersten oder zweiten Wochenende im August findet das Fischerfest im Hafen und vor der Küste statt.

Der Schriftsteller Gabriele D’Annunzio wurde am 12. März 1863 hier geboren, sein Geburtshaus steht seit einer Renovierung in den 1930er Jahren der Öffentlichkeit offen. Nach ihm ist auch die örtliche Universität benannt. Seit 1973 werden die Premi Internazionali Flaiano, internationale Auszeichnungen in den Kategorien Literatur, Theater und Film, benannt nach dem ebenfalls in Pescara geborenen Schriftsteller Ennio Flaiano, vergeben.

Jeden Juli findet ein internationales Jazz-Festival statt.

Im Sommer lädt die Stadt Pescara und das Touristikbüro zu kostenlosen Konzerten ein. Es gibt drei Austragungsorte dafür, „Station del Mare“, direkt am Strand dicht an der Nordseite des Hafens und Beginn der Straße „Lungomare Giacomo Matteotti“, und die „Piazza Salotto“, frei übersetzt der „Wohnzimmerplatz“, wie die Piazza „della Rinascita“ im Volksmund und auch auf Plakaten, als Beispiel sei das Konzert am 27. August 2006 von Angelo Branduardi erwähnt, genannt wird. Begründet ist dieser Name durch die bis zum Jahre 1996 vorhandenen Sitzgelegenheiten auf dem Platz. Sie waren so bequem, dass sich die Menschen auf diesem Platz wie in einem großen Wohnzimmer fühlten.


Museen



Sport


Am 19. Mai 2001 war Pescara Ziel des Prologs des Giro d’Italia. Sieger war Rik Verbrugghe.

Der Fußball-Club Pescara Calcio spielt in der Saison 2017/18 in der Serie B, der zweithöchsten italienischen Spielklasse.

Von 1924 bis 1961 wurden auf dem Straßenkurs Circuito di Pescara die Coppa Acerbo veranstaltet. Im Debüt-Jahr 1924 siegte Enzo Ferrari auf Alfa Romeo RL. Danach gehörte das Rennen zwar nicht zur Grand-Prix-Europameisterschaft, war aber dennoch bis zum Zweiten Weltkrieg von internationaler Bedeutung. So trugen sich Größen wie Giuseppe Campari, Tazio Nuvolari und Luigi Fagioli für Alfa Romeo, Achille Varzi und Bernd Rosemeyer für Auto Union oder Rudolf Caracciola für Mercedes-Benz in die Siegerlisten ein. 1957 wurde hier der Große Preis von Pescara zur Automobil-Weltmeisterschaft ausgetragen.

In Pescara wird die Beachhandball-Weltmeisterschaft 2020 ausgerichtet.


Wirtschaft


Die Stadt besitzt ein Handelszentrum, eine Wirtschaftshochschule sowie eine Universität, die Universität Chieti-Pescara. Größter Arbeitgeber der Stadt ist das Montagewerk der Compagna Italiana Rimorchi, einer Tochtergesellschaft des polnischen Nutzfahrzeugherstellers Wielton SA.


Weinbau


In der Gemeinde werden Reben der Sorte Montepulciano für den DOC-Wein Montepulciano d’Abruzzo angebaut.


Verkehr


Ein Flughafen (Aeroporto di Pescara), zwei Bahnhöfe (Pescara Centrale und Porta Nuova) sowie mehrere Buslinien bilden die Verkehrsanbindung der Stadt. Pescara ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Region Abruzzen. Die Autobahn und die Bahnlinie führen nicht nur an der Adria entlang, sondern auch durch den Apennin nach Rom. Es gibt Busverbindungen zum Bahnhof Roma Tiburtina mit Anschluss an die Metro in die Innenstadt und zu den Flughäfen. Eine direkte Zugverbindung zum Bahnhof Roma Termini wurde 2007 wieder eingeführt, die Fahrzeiten betragen mit der Bahn etwa dreieinhalb Stunden, mit dem Bus etwa zweieinhalb Stunden nach Tiburtina und etwa dreieinhalb zu den Flughäfen (Stand: Sommer 2011).

Vom Parkplatz vor dem Bahnhof besteht seit dem 1. Dezember 2022 eine tägliche Busverbindung der ITA Airways mit dem Bus zum und vom Flughafen Rom-Fiumicino, was eine Verbindung zum Drehkreuz der Fluggesellschaft ermöglicht.[11] Pescara ist mit dem Flugzeug direkt vom Flughafen Frankfurt-Hahn und vom Flughafen Niederrhein zu erreichen. Außerdem sind unter anderem regelmäßige Flüge nach Barcelona, Eindhoven, London, Mailand, Paris, Tirana und Toronto möglich.

Panorama vom Süden Pescaras

Städtepartnerschaften



Persönlichkeiten



Söhne und Töchter der Stadt



Persönlichkeiten mit Bezug zur Stadt




Commons: Pescara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Pescara – Reiseführer

Einzelnachweise


  1. Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
  2. Strabon, Geographika 5, 271 f.
  3. Liber coloniarum p. 253.
  4. Christian Hülsen: Aternus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 1923 f., hier: Sp. 1924.
  5. Marcellinus Comes, Chronik, p. 105 ed. Mommsen.
  6. San Ceteo (Peregrinus) di Amiterno, in der Enciclopedia dei Santi
  7. G. F. Schreiner: Pescara 1), in: Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: (Hrsg.): Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, 3. Sektion, 18. Teil (1843), S. 257.
  8. Pescara in der Enciclopedia Treccani.
  9. Oscar Criste: Wallis, Georg Olivier Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 749–751 (hier: 749).
  10. Pescara, in: Heinrich August Pierer: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit, 4. Auflage, 1857–1865, Bd. 12, S. 887.
  11. https://www.ita-airways.com/it_it/offerte/itabus-booking.html

На других языках


- [de] Pescara

[en] Pescara

Pescara (Italian: [pesˈkaːra] (listen);[3] Abruzzese: Pescàrë; Pescarese: Piscàrë) is the capital city of the Province of Pescara, in the Abruzzo region of Italy. It is the most populated city in Abruzzo, with 119,217 (2018) residents (and approximately 350,000 including the surrounding metropolitan area). Located on the Adriatic coast at the mouth of the Aterno-Pescara River, the present-day municipality was formed in 1927 joining the municipalities of the old Pescara fortress, the part of the city to the south of the river, and Castellamare Adriatico, the part of the city to the north of the river. The surrounding area was formed into the province of Pescara.

[es] Pescara

Pescara (IPA: [peˈskaːra],;[4] en abruzzese: Piscàrë)[5] es una localidad de Italia central, en la región de los Abruzos. La ciudad está dividida en dos por el río del mismo nombre y se encuentra al centro de un área metropolitana de 400.000 habitantes. En 1927, Pescara, la parte de la ciudad al sur del río Pescara (en la provincia de Chieti), y Castellammare Adriatico, la parte de la ciudad al norte del río (en la provincia de Teramo) se unieron en una única ciudad, la actual Pescara. El poeta Gabriele D'Annunzio, nacido en esta ciudad, fue uno de los principales impulsores en la creación de la nueva ciudad.

[ru] Пескара

Песка́ра (итал. Pescara, [pesˈkaːra] слушать[1][2], Пескаре (Pescare) в диалекте Абруццо[it]) — коммуна в Италии с 119 554 жителями, центр[it] одноимённой провинции региона Абруццо. Самый большой город в Абруццо, агломерация Пескары насчитывает около 450 000 жителей, в ней располагаются региональный совет[it], джунта и региональное министерство[3]. В Пескаре и близлежащем городе Кьети располагается Университет Габриэле д'Аннунцио с четырьмя факультетами. Также в Пескаре располагается важный туристический порт, грузовой порт[it] и международный аэропорт[it], самый большой и важный аэропорт региона. Порт Пескары[it] имеет 1250 причальных мест[4] и ремонтные мощности[5] и представляет собой важный порт Адриатического моря, обеспечивающий связь Италии с Хорватией.



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