Saasen ist ein Ortsteil der Gemeinde Reiskirchen im mittelhessischen Landkreis Gießen. Zur Ortschaft gehören die Weiler Bollnbach[2] und Veitsberg[3] sowie der Wirberg, eine ehemalige Burg.
Saasen liegt in Mittelhessen 3,4km östlich des Reiskirchener Hauptortes zwischen den Ortsteilen Lindenstruth im Westen sowie Bollnbach und dem Grünberger Ortsteil Göbelnrod im Osten. Es befindet sich im Südteil des Naturraums Lumda-Plateau am Lahn-Zufluss Wieseck; während die Kilometrierung des Fließgewässer nahe der Nachbarortschaft Göbelnrod endet, befindet sich beim Nordrand von Saasen die gefasste Wieseckquelle.
Geschichte
Saasen Alte SchuleSaasen Evangelische Kirche
Überblick
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Dorfs erfolgte unter dem Namen Sahsun in einer Urkunde des Erzbistums Mainz und wird in die Zeit 1111–1137 datiert.[4] In erhaltenen Urkunden späterer Jahre erschien die Schreibweise des Ortsnamens wie folgt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[4]Sassen (1249), Sahsen (1251), Sasen (1279) und Sayssin.
Die Evangelische Kirche auf dem Veitsberg wurde im 13. Jahrhundert als romanische Saalkirche erbaut und diente als Send- und Pfarrkirche. In Saasen selbst existierte nur für etwa 100 Jahre eine Kapelle, die etwa 1525 errichtet und im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Die Veitsberger Mutterkirche erhielt 1751 einen neuen Ostteil und wurde 1965 durch einen südlichen Queranbau winkelförmig erweitert.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Saasen:
„Saasen (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 1 St. von Grünberg, hat 63 Häuser und 375 Einwohner, die alle evangelisch sind, und unter welchen sich 46 Bauern, 11 Handwerker und 9 Taglöhner befinden. – Die Kirche war noch 1250 eine Mutterkirche, zu welcher damals Harbach gehörte.“[5]
Zum 31. Dezember 1970 fusionierten die bis dahin selbständigen Gemeinden Reiskirchen, Hattenrod, Saasen und Winnerod im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig zur neuen Großgemeinde Reiskirchen.[6][7] Für die eingegliederten Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[8]
Territorial- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Territorien, in denen Saasen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[4][9][10]
1391 und später: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Landgericht Grünberg
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Grünberg[11]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Grünberg,[12][13]
In Saasen galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[17]
Gerichtszuordnung seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Saasen das „Amt Grünberg“ zuständig. Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Saasen zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[18] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Saasen wurde dem Amtsgericht Gießen zugeteilt.[19]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Saasen 1098 Einwohner. Darunter waren 21 (1,9%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 168 Einwohner unter 18 Jahren, 474 zwischen 18 und 49, 270 zwischen 50 und 64 und 240 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 456 Haushalten. Davon waren 105 Singlehaushalte, 165 Paare ohne Kinder und 141 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 87 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 312 Haushaltungen lebten keine Senioren.[20]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[4]; nach 1980: Gemeinde Reiskirchen (HW+NW-Sitze) im Haushaltsplan Vorbericht[1]; Zensus 2011[20]
Erwerbspersonen: 167Land- und Forstwirtschaft, 164Produzierendes Gewerbe, 70Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 47Dienstleistungen und Sonstiges.[4]
Vereine
In Saasen gibt es ein reges Vereinsleben. Der größte ortsansässige Verein ist der SV 1936 Saasen.
Verkehr
Wenige hundert Meter südlich des Dorfes verläuft die Bundesstraße 49.
Der Haltepunkt Saasen liegt an der Vogelsbergbahn Gießen – Fulda.
Literatur über Saasennach Registernach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
Commons: Saasen– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Ortsteil Saasen.In:Webauftritt.Gemeinde Reiskirchen;abgerufen im August 2018
Saasen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen
Mit den Weilern Bollnbach und Veitsberg sowie dem ehemaligen Kloster Wirberg
Einzelnachweise
Haushaltsplan 2021.(PDF; 12MB)In:Webauftritt.Gemeinde Reiskirchen,S.15 (Vorbemerkungen),abgerufen im März 2022.
Bollnbach, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16.Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Veitsberg, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9.Februar 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Saasen, Landkreis Gießen.Historisches Ortslexikon für Hessen(Stand: 15.Januar 2019).In:Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL),abgerufen im April 2020.
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.249 (Online bei google books).
Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Reiskirchen“, Landkreis Gießen vom 6.Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.4, S.140, Punkt 166 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 6,3MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.=364.
Hauptsatzung.(PDF;143kB)§5.In:Webauftritt.Gemeinde Reiskirchen,abgerufen im August 2020.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.12ff. (google books).
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13ff., §26 Punkt d) III. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.8 (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.419 (online bei Google Books).
Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14.Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 17,8MB]).
Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12.Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr.4, S.41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 298kB]).
Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.119 (Online bei google books).
Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.11 (Online bei google books).
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