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Rattlar ist ein Ortsteil der Gemeinde Willingen (Upland) im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Mit etwa 545 bis 738 m ü. NHN[3] ist es einer der höchstgelegenen Erholungsorte im Upland.

Rattlar
Höhe: 574 m ü. NHN
Fläche: 6,98 km²[1]
Einwohner: 287 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 41 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Eingemeindet nach: Willingen
Postleitzahl: 34508
Vorwahl: 05632
Blick aus der Vogelperspektive südostwärts nach Rattlar (2013) mit dem Höhekopf im Vordergrund
Blick aus der Vogelperspektive südostwärts nach Rattlar (2013) mit dem Höhekopf im Vordergrund
Blick aus der Vogelperspektive südostwärts nach Rattlar (2013) mit dem Höhekopf im Vordergrund

Geographische Lage


Rattlar liegt im Naturpark Diemelsee etwa 3 km nordöstlich des Willinger Kernorts und befindet sich zwischen dem Willinger Ortsteil Schwalefeld im Südwesten und dem zur Gemeinde Diemelsee gehörenden Ortsteil Ottlar im Nordosten. Umgeben ist es unter anderem von diesen Bergen: Schetenkopf (ca. 650 m) und Hegekopf (ca. 641 m) etwa im Norden, Dommel (738 m) im Nordosten, Hermannsberg (705,1 m) im Süden, Lüerberg (713 m) im Südwesten und Höhekopf (621,7 m) im Nordwesten. Durch das Dorf verläuft der südliche Dommelbach-Zufluss Wiedbach.


Geschichte



Überblick


Der Frankenkaiser Karl der Große unterwarf zwischen 772 und 804 die Sachsen in heftigen kämpferischen Auseinandersetzungen und setzte ihre Zwangschristianisierung durch. Der Legende nach soll der heilige Sturmius, ein Schüler des Bonifatius, die Upländer am „Christenbörnchen“, einer kleinen Quelle an der Landstraße nach Rattlar, getauft haben. Noch heute wird Taufwasser aus dieser Quelle geholt.

Ab 1230 gehörte Rattlar zur Grafschaft Waldeck. 1529 wurde die Grafschaft Waldeck und damit auch Rattlar protestantisch reformiert (heute Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck).

Ab etwa 1540 verbesserte sich die wirtschaftliche Lage des traditionell armen Uplands durch die dort entstehende Eisenindustrie etwas. Die dadurch ausgelösten Abholzung aller Wälder löste allerdings eine länger anhaltende Holzknappheit aus.

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) und die im Sauerland wütenden Pestepidemien (1636–1638) trafen das Dorf und die ganze Umgebung hart. Davon erholten sich die Orte der Gegend nur langsam. Vom 17. bis in das 19. Jahrhundert waren im Upland Hungersnöte nicht ungewöhnlich und das Upland galt als Armenhaus Waldecks. Mit Einsetzen der Industrialisierung an Rhein und Ruhr zogen viele Menschen aus der Gegend daher ins Bergische Land, um Arbeit zu finden. Die Lage der Zurückgebliebenen verbesserte sich dagegen kaum. Erst ab etwa 1870 verbesserten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse nachhaltig. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte Rattlar zum Kirchspiel und zum Freigericht Usseln.


Gebietsreform


Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Rattlar und Schwalefeld zum 1. April 1972 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Willingen eingegliedert. Diese wurde wiederum kraft Landesgesetz am 1. Januar 1974 mit der Gemeinde Upland zur Großgemeinde Willingen (Upland) zusammengeschlossen.[4][5] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Willingen. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden der neuen Gemeinde Willingen wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]


Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick


Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Rattlar lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[7][8]


Einwohnerentwicklung



Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rattlar 315 Einwohner. Darunter waren 3 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 60 Einwohner unter 18 Jahren, 129 zwischen 18 und 49, 57 zwischen 50 und 64 und 72 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 132 Haushalten. Davon waren 33 Singlehaushalte, 22 Paare ohne Kinder und 51 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 75 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[9]


Einwohnerzahlen

 Quelle: Historisches Ortslexikon[7]

Rattlar: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2019
Jahr  Einwohner
1770
 
146
1800
 
?
1834
 
299
1840
 
315
1846
 
315
1852
 
328
1858
 
367
1864
 
385
1871
 
320
1875
 
333
1885
 
342
1895
 
336
1905
 
312
1910
 
339
1925
 
378
1939
 
385
1946
 
483
1950
 
457
1956
 
377
1961
 
370
1967
 
383
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
315
2015
 
289
2019
 
287
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[7]; Gemeinde Willingen (Upland)[10]; Zensus 2011[9]

Religionszugehörigkeit

 1885:336 evangelische (= 100 %) Einwohner[7]
 1961:362 evangelische (= 97,84 %), 5 katholische (= 1,35 %) Einwohner[7]

Religion


Eine Kirche oder Kapelle soll im Mittelalter bestanden, aber schon vor 1593 nicht mehr vorhanden gewesen sein, ohne dass es hierfür Belege gibt. Die Einwohner aus Rattlar besuchten den evangelischen Gottesdienst in der Kirche zu Usseln, wie u. a. für 1792–1794 anhand eines Streites über ihre dortigen Kirchenstände belegt ist (HStAM, Best 123, Nr. 1982). Im Winter 1932/33 wurde seitens der evangelischen Kirchengemeinde ein Kirchbauverein zur Errichtung einer eigenen Kirche gegründet. Das Hochbauamt Arolsen lieferte 1939 einen Entwurf zu Baukosten von 22.000 Reichsmark, doch die Bauarbeiten unterblieben aufgrund des Krieges. Erst 1952 wurde ein erneuter Anlauf genommen. Ein erster Entwurf fand keine Zustimmung, da er keinen Turm vorsah; der dahin geänderte zweite Entwurf wurde angenommen. Im Herbst 1953 wurde mit dem Bau begonnen, an dem viele ortsansässige oder ortsnahe Firmen beteiligt waren. Am 3. November 1954 wurde der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert.[11]


Persönlichkeiten



Literatur




Commons: Rattlar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise


Anmerkungen

  1. Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Korbach) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. Gemarkungsflächen. In: Internetauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), archiviert vom Original am 4. November 2018; abgerufen im November 2018.
  2. Einwohnerzahlen der Ortsteile. In: Webauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), abgerufen im Juni 2021.
  3. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4. Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 359, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 409.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 280 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), abgerufen im Juni 2021.
  7. Rattlar, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  9. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 52 und 108;.
  10. Einwohner (Stand 31.12.2015). In: Webauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), archiviert vom Original; abgerufen im Juni 2021.
  11. Geschichte und Bau der Rattlarer Kirche. Abgerufen am 14. Juli 2019 (deutsch).
  12.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!



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