Pfaffenhausen ist neben Burgjoß, Lettgenbrunn und Oberndorf ein Ortsteil der Gemeinde Jossgrund im hessischen Main-Kinzig-Kreis.
Pfaffenhausen Gemeinde Jossgrund 50.1686111111119.4747222222222338 | |
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Höhe: | 338 m ü. NHN |
Einwohner: | 1000 ca. |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Jossatal |
Postleitzahl: | 63637 |
![]() Der Ortskern von Pfaffenhausen, mit Blick auf Kirche und Friedhof |
Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt im hessischen Main-Kinzig-Kreis, in einem offenen Tal, auf etwa 350 m über NHN. Er ist, bis auf die Nordseite, rundum von bewaldeten Höhen umgeben.
Nachbarorte im Uhrzeigersinn sind: das zum bayerischen Aura im Sinngrund zählende Deutelbach, Aura, das zur Gemeinde Fellen zählende Wohnrod, der Ortsteil Lohrhaupten, der Ortsteil Flörsbach der Gemeinde Flörsbachtal, der Ortsteile Lettgenbrunn, das Kinderdorf Wegscheide. und der Ortsteil Oberndorf.
Kinderdorf Wegscheide | Oberndorf | Deutelbach |
Lettgenbrunn | ![]() |
Aura |
Flörsbach | Lohrhaupten | Wohnrod |
Pfaffenhausen wurde vermutlich um das Jahr 800 von Mönchen (Pfaffen) gegründet. Erstmals schriftlich als „Phafenhusun“ erwähnt wird der Ort im Jahre 1059, in einer Urkunde über den Wildbann von Kaiser Heinrich IV.[1]
Bis 1313 gehörte Pfaffenhausen den Herren von Jazza, die im benachbarten Burgjoß residierten. Sie verkauften diese Besitzung im Jahre 1541 an Kurmainz.
Im dreißigjährigen Krieg wurde auch Pfaffenhausen nicht verschont. Brandschatzungen, Plünderungen und die Pest ließen die Einwohnerzahl dramatisch sinken. Nur etwa 15 Familien sollen überlebt haben. 1700 zählte der Ort wieder um 120 Einwohner, im Jahre 1712 baute man sogar eine kleine Kapelle. Sie stand an dem Platz, wo man später die Schule errichtete und wo sich heute ein kleines Kaufhaus findet.
Im Jahr 1725 brannte ein Großteil des Dorfes inklusive der Kapelle nieder. Das Dorf musste bis auf etwa drei Häuser komplett neu aufgebaut werden, an die Stelle der Kapelle trat die bereits erwähnte Schule. Nach den Freiheitskriegen gegen Napoleon, gehörte Pfaffenhausen dann, nach dem Pariser Frieden 1814 zu Bayern. Der Ackerbau und die Viehzucht waren damals neben dem Nutzen des Holzes aus dem Spessartwald die einzigen Ertragsquellen. 1866 folgte ein erneuter Besitzerwechsel, die Ortschaft gehörte nun mit dem Bezirksamt Orb und Gersfeld zu Preußen. 1921 wurde, durch Spenden finanziert, eine neue Kirche gebaut.
Nach Burgjoß erhielt auch Pfaffenhausen, ab 1939 einen Zuzug von Waldarbeitern. Ein staatlich gefördertes Siedlungsprogramm sollte „der Sesshaftmachung von Arbeitnehmer in der Nähe ihres Arbeitsplatzes, der Linderung der Wohnungsnot“[2] dienen. Gleichzeitig sollte es landwirtschaftlichen Nebenerwerb ermöglichen. Deswegen wurden die neu errichteten Wohnhäuser mit Stall, Scheune, Garten und einer kleinen Ackerfläche ausgestattet. Während in Burgjoß 10 Einfamilienhäuser in einer geschlossenen Siedlung bezogen wurden, kamen nach Pfaffenhausen vier Waldarbeiterfamilien. Ihre neuen Häuser lagen über das Dorf verteilt.
Die Gemeinden Pfaffenhausen, Oberndorf und Burgjoß schlossen sich am 31. Dezember 1971, im Rahmen der damaligen Gebietsreform des Landes Hessen freiwillig zur Großgemeinde „Jossatal“ zusammen. Am 1. Juli 1974 folgte ihnen, kraft Landesgesetzes die Gemeinde Lettgenbrunn. Damit ging eine erneute Namensänderung in Gemeinde „Jossgrund“ einher[3][4].
Durch den Ort verläuft die Landesstraße (L 3199), sie ist nach Norden hin die Verbindung nach Oberndorf und südlich zur Nachbargemeinde Lohrhaupten. Die Kreisstraße (K891) verbindet Pfaffenhausen mit dem Ortsteil Lettgenbrunn. Die Entfernung zum Autobahnanschluss Bad Orb/Wächtersbach der A 66, beträgt etwa 20 km.
Eine Anbindung an den Bahnverkehr bietet der Bahnhof Wächtersbach an der Kinzigtalbahn. Die Regionalbahn, die im Stundentakt verkehrt, bindet an die ICE-Haltepunkte Fulda und Hanau bzw. Frankfurt an. Der Bahnhof ist 24 km entfernt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Der Bahnhof ist barrierefrei ausgebaut[5].
Ganzjährig verkehren die Buslinien 82 und 83, des KVG Main-Kinzig und schaffen öffentliche Verkehrsanschlüsse zu den andern Ortsteilen, den Nachbargemeinden und an die Kinzigtalbahn (Hessen) am Bahnhof Wächtersbach. Es gilt der Tarif des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. Die Streckenführung von Pfaffenhausen geht alternativ über Lettgenbrunn – Bad Orb – Aufenau – Wächtersbach bzw. Lettgenbrunn – Bad Orb – Aufenau – Wächtersbach.
Bereits nach dem großen Brand 1725 entstand in Pfaffenhausen eine Volksschule. Heute gibt es eine zweizügige Grundschule in Oberndorf, die Jossatal-Schule. Sie ist die nächste Schule für alle 4 Ortsteile der Gemeinde Jossgrund.
Weiterführende Schulen liegen außerhalb der Gemeinde. Es sind u. A.: die Kreisrealschule Bad Orb, das Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen, die Henry-Harnischfeger Schule in Bad Soden-Salmünster und die Brentano-Schule im Linsengericht.
Die ehemalige Volksschule wurde zu einem zweigruppigen Kindergarten umgestaltet und ca. 1996 auf drei Gruppenräume erweitert.
Die Freiwillige Feuerwehr Pfaffenhausen wurde 1904 gegründet, 1982 folgte dann die erste Frauengruppe. Die Einsatz- und Gefahrenschwerpunkte der Freiwilligen Feuerwehr Pfaffenhausen sind[6]:
Im September 1993 wurde ein großzügiges neues Feuerwehrhaus in Betrieb genommen. Die Einsatzabteilung der Feuerwehr besteht aus 23 Personen, darunter 6 Frauen, die der Jugendfeuerwehr aus 17 Personen. Die Feuerwehr Jossgrund insgesamt besteht aus 100 aktiven Männern und Frauen. 59 davon sind Atemschutzgeräteträger. Neben Fortbildungen auf Kreis- und Landesebene macht die Feuerwehr Pfaffenhausen auch Übungen z. B. in Waldbrandübung, gemeinsam mit den anderen Ortsteilwehren der Gemeinde und Feuerwehren aus dem gesamten Löschbezirk[7].
Im Zuge der Dorferneuerung wurde das nicht mehr benutzte ehemalige Bankgebäude mit Warenlager von der Raiffeisenbank kostenlos an die Gemeinde übergeben. Mit großer Eigenleistung der Bevölkerung wurde es zu einem Dorfgemeinschaftshaus, genannt „Dorfscheune“, umgebaut und im Mai 2002 eingeweiht.
Ein Mainzer Jurisdiktionalbuch vermerkt im Jahr 1668, dass in Pfaffenhausen früher eine Kapelle stand. „Möglicherweise verfiel sie im Dreißigjährigen Krieg“[8]. Da Pfaffenhausen ein Siedlerdorf von Fulda war, wird vermutet, dass St. Michael der Patron war. In den Jahren 1712–1715 baute man eine kleine barocke Kirche[8], die jedoch schon 1725, beim großen Dorfbrand unterging. Auf ihren Ruinen entstand 1821–1823 eine Schule. Nochmals 100 Jahre und viel Anstrengung waren nötig, bis eine neue Kirche, im Oktober 1921 eingeweiht werden konnte. Eine der treibenden Kräfte dabei war Oscar Haseneier (1875–1929), der katholischer Geistliche von Oberndorf, durch seine Spendenaktionen. Anfang der 1970er Jahre wurde die Kirche vergrößert und dadurch der gestiegenen Einwohnerzahl angepasst. Auf dem angrenzenden Friedhof errichtete die Gemeinde eine Leichenhalle.
Pfaffenhausen ist landwirtschaftlich geprägt. Im Ort ansässig sind auch zwei Schreinereien, ein Raumausstatter sowie eine Heizungsbaufirma. Zwei Gastwirtschaften und ein kleines Kaufhaus sowie ein kleiner Lebensmittelladen versorgen die Bürger.
Historisch belegt gab es in Pfaffenhausen, wohl bis zum großen Mühlensterben im 19. Jahrhundert, drei Mühlen.[9]
Seit vielen Jahren unterhält Pfaffenhausen eine Partnerschaft mit dem gleichnamigen bayerischen Ort, im oberschwäbischen Landkreis Unterallgäu.
Jedes Jahr im Sommer findet auf dem Festplatz zwischen Feuerwehrhaus und Sportplatz die hier „Kier“ genannte Kirchweih statt. In einem großen Festzelt spielen an insgesamt vier Abenden Musikkapellen auf. Das Aufstellen des Kierbaumes am Samstagmittag gehört zu den Höhepunkten des Festes.
Der seit dem 13. Jahrhundert existierende katholische Brauch der Fronleichnamsprozession wird auch in Pfaffenhausen gepflegt. Ähnlich wie an Christi Himmelfahrt findet eine Prozession statt. Vier Außenaltäre sind entlang des Prozessionsweges, quer durchs Dorf verteilt. „Oberndorf und Pfaffenhausen wechseln sich seit Jahren mit der Ausrichtung der Prozessionen an den beiden Festtagen Himmelfahrt und Fronleichnam ab“[13].
An Fronleichnam lädt außerdem ein Dorffest an der „Dorfscheune“ zu Essen und Trinken ein.
Neben dem Fußballverein SV Pfaffenhausen gibt es noch die Freiwillige Feuerwehr, die Tanzgruppe „Fidelen Jossataler“, einen FC-Bayern-Fanclub und den Kirchenchor „Cäcilia“. In der Kirche befindet sich eine kleine Bücherei. Auch die kfd unterhält hier einen Ortsverband. Im Jahre 2009 fand anlässlich des 950-jährigen Bestehens, am 6. und 7. Juni, mit aktiver Beteiligung der Vereine, ein historisches Dorffest, unter dem Banner: „950 Jahre Phafenhusun erleben“ statt.
Neben den zahlreichen Spazier- und Wanderwegen rund um den Ort gibt es noch die am Waldesrand gelegene Kneipp-Anlage, die eine der größten in Deutschland ist. Das weitläufige Areal mit einem kleinen See wurde komplett renoviert und umfasst drei Becken mit frischem Quellwasser. Pfaffenhausen besitzt neben einem Sportplatz mit Fußballfeld und Sportlerheim, auch einen Tennisplatz.
Von Lettgenbrunn, über die Höhen kommend, führt die Spessartfährte „Junge Jossa Lettgenbrunn“[14] bis nach Pfaffenhausen. Der 12,4 km lange Rundwanderweg, bestreicht 265 Höhenmeter. Er ist einer von 9 Spessartfährten, die längs des Spessartbogens konzipiert wurden und die ein intensiveres Kennenlernen der Landschaft ermöglichen. Der Weg ist als leicht eingestuft.