Lettgenbrunn ist ein Ortsteil der Gemeinde Jossgrund im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Der Ort, mit dem zugehörigen Weiler Villbach, mit 310 Haushalten und etwa 800 Einwohnern liegt im Südosten des Landes im Mittelgebirge Spessart und ist ein staatlich anerkannter Erholungsort.
Lettgenbrunn liegt einen Kilometer westlich der Spessart-Höhenstraße L 2905. Zum Ortsteil Pfaffenhausen im Osten sind es drei und zum Kinderdorf Wegscheide im Norden fünf Kilometer. Flörsbach liegt im Süden etwa sechs Kilometer entfernt. Zur B 276 (Deutsche Ferienstraße Alpen-Ostsee) sind es fünf Kilometer in südwestlicher Richtung.
Am 31. Dezember 1971 schlossen sich die bis dahin selbständigen Gemeinden Burgjoß, Oberndorf (heute Sitz der Gemeindeverwaltung) und Pfaffenhausen zu einer neuen Gemeinde Jossatal zusammen. Am 1. Juli 1974 wurde diese per Gesetz, im Rahmen der Gebietsreform in Hessen, mit der Gemeinde Lettgenbrunn und dem Weiler Villbach zur neuen Gemeinde Jossgrund vereint[1][2].
Der Ort wurde im Jahre 1313 als Letthechenburne erstmals urkundlich erwähnt. Spätere Dokumente beschreiben ihn als Lettichenborn (14335), Letchenborn (1453) und Letgeborn (1571)[3]. Alle diese Namensformen gehen wohl auf die dem tonhaltigen, lehmigen Boden entspringende Jossa zurück. Die Entstehung des Ortes Lettgenbrunn und des Weilers Vielbach, heute Villbach, wird mit der Burg Beilstein in Verbindung gebracht. Diese stand auf einem Lavafelsen zwischen den beiden Ortsteilen der Gemeinde Jossgrund. Sie war Anfang des 15. Jahrhunderts bereits verfallen.
1812 hatte Lettgenbrunn mit Villbach 26 Feuerstellen und 219 Seelen (Einwohner) und gehörte zur vormaligen Kurmainzischen Stadt- und Amtsvogtei Orb – damals Districtsmairie Orb der Unterpräfectur Orb im Departement Aschaffenburg des Großherzogtums Frankfurt. Maire (Bürgermeister) war Franz Stein (Lettgenbrunn), seine Adjuncte (Stellvertreter) hießen Johann Fingerhut (Lettgenbrunn) und Georg Götz (Villbach). Schullehrer war Johann Stein.
Infolge des Pariser Vertrages vom 3. Juni 1814 kam Lettgenbrunn am 26. Juni 1814 zur Krone Bayern und gehörte dort ab 1. Oktober 1814 zum Landgerichtsbezirk Orb. Nach dem für Bayern verlorenen Bruderkrieg kam Lettgenbrunn, am 22. August 1866, infolge des Friedensvertrages zwischen Preußen und Bayern an Preußen und gehörte ab 7. Dezember 1868 zur Preußischen Provinz Hessen-Nassau.
Lettgenbrunn wurde in seiner Geschichte dreimal entvölkert und wieder neu besiedelt.
Zum ersten Mal fiel nach einer Zerstörung von Kirche und Ort im Dreißigjährigen Krieg das Dorf wüst und wurde erst mit dem Neuaufbau der Kirche um 1654 wieder besiedelt.
Zum zweiten Mal wurde Lettgenbrunn 1912 aufgrund der Errichtung von Truppenübungsplätzen auf der Wegscheide aufgegeben; die Bevölkerung wurde entschädigt und auf andere Orte verteilt. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte eine Neubesiedelung, die jedoch nur von kurzer Dauer war.[4]
Denn Lettgenbrunn wurde 1935 zum Bombenabwurf-Übungsplatz für den Fliegerhorst Gelnhausen-Rothenbergen erklärt und musste zum dritten Mal verlassen werden. Nach der Verlegung des Friedhofs kam am 6. Mai 1935 die Zwangsräumung des Ortes für diejenigen, die nicht bereits freiwillig umgezogen waren. Laut Befehl des Luftkreiskommandos IV in Münster/Westfalen sollten ab 1937 die Gebäude als Zielobjekte für die Bombenabwürfe dienen.[5] Der vollkommen zerstörte Ort wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 von Flüchtlingen aus dem Sudetenland, Schlesien, Ostpreußen etc. und Mitteln der Marshallplans der Vereinigten Staaten wieder aufgebaut. An die Herkunft dieser Siedler erinnern noch die Straßennamen sowie die Namen von zwei Gaststätten (Sudetenhof und Znaimer Hof).
Die Neubildung einer selbstständigen Gemeinde Lettgenbrunn wurde durch das Hessische Staatsministerium mit Wirkung zum 1. April 1952 beschlossen.[6]
Am 1. Juli 1974 wurde Lettgenbrunn, gemeinsam mit dem Weiler Villbach, im Rahmen der Gebietsreform in Hessen per Gesetz in die neue Gemeinde Jossgrund eingemeindet[7][8].
Ganzjährig verkehren die Buslinien 82 und 83, des KVG Main-Kinzig und schaffen öffentliche Verkehrsanschlüsse zu den anderen Ortsteilen, den Nachbargemeinden und an die Kinzigtalbahn (Hessen) am Bahnhof Wächtersbach. Es gilt der Tarif des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. Die Streckenführung von Lettgenbrunn geht alternativ über Pfaffenhausen – Oberndorf – Burgjoß – Bad Orb – Aufenau – Wächtersbach bzw. Bad Orb – Aufenau – Wächtersbach.
Durch den Ort verläuft die Kreisstraße (K 891), sie ist nach Westen hin die Verbindung zur Landesstraße (L 2905), und nach hin zum Ortsteil Pfaffenhausen. Die Entfernung zum Autobahnanschluss Bad Orb/Wächtersbach (AS 45) der A 66, beträgt etwa 19 km.
Eine Anbindung an den Bahnverkehr bietet der Bahnhof Wächtersbach an der Kinzigtalbahn. Die Regionalbahn, die im Stundentakt verkehrt, bindet an die ICE-Haltepunkte Fulda und Hanau bzw. Frankfurt an. Der Bahnhof ist 20 km entfernt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Der Bahnhof ist barrierefrei ausgebaut[9].
Der kommunal getragene Gemeinde-Kindergarten Lettgenbrunn verfügt über insgesamt 20 Plätze, davon 5 für Krippen- und 15 für Kindergartenkinder. Die Betreuung erfolgt in einer altersstufenübergreifenden Gruppe[10].
Bis zu Beginn des Schuljahres 2012/13 begannen Grundschüler ihre Schullaufbahn in Bad Orb. Seit dem Schuljahr 2013/14 werden sie in der Jossatal-Schule im näher gelegenen Oberndorf eingeschult.
Weiterführende Schulen liegen außerhalb der Gemeinde. Es sind u. A.: die Kreisrealschule Bad Orb, das Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen, die Henry-Harnischfeger Schule in Bad Soden-Salmünster und die Brentano-Schule in Linsengericht.
Die Freiwillige Feuerwehr Lettgenbrunn verfügt seit Mai 1990 über ein neues Feuerwehrhaus im Ort. 1993 wurde die Jugendfeuerwehr Lettgenbrunn gegründet. Sie ist, über ihre eigentliche Aufgabe hinaus an zahlreichen Aktionen im Ort beteiligt. Die Einsatzabteilung der Feuerwehr besteht zurzeit aus 26 aktiven Mitgliedern, Frauen und Männern. Die Jugendfeuerwehr umfasst 10 Personen[11][12]. Einsatz- und Gefahrenschwerpunkte der Feuerwehr Lettgenbrunn sind:
Zentral im Ort, neben Kindergarten und Feuerwehr gelegen und mit diesen Einrichtungen verbunden ist der neue Dorftreff von Lettgenbrunn. Die Mehrzweckscheune ist ein lang gehegter Wunsch der Dorfbewohner und das Ergebnis einer mehrjährigen Findungs- und Planungsphase, im Rahmen des öffentlich geförderten Dorfentwicklungsprogramms. Die bisher vorhandenen öffentlichen Räume des Ortes waren allesamt zu klein, wie das Sportheim (50 Plätze), das Wanderheim (15 Plätze), der Schulungsraum der Feuerwehr (40 Plätze), oder aber sie lagen, wie die Dreschhalle nicht zentral genug. Jetzt entsteht eine Halle, die allen Anforderungen an technischer Ausstattung entspricht und mit 150 m² Platz für 100 Personen bietet. Für Oktober 2021 ist die Fertigstellung angekündigt[13]. Auch die anderen Ortsteile des Jossgrundes werden die neue Einrichtung in Lettgenbrunn kennen und schätzen lernen.
Eine Besonderheit ist die örtliche 1954 eingeweihte Kirche, die sowohl für die katholische (rechter Raum) als auch evangelische Glaubensgemeinschaft (linker Raum) zur Verfügung steht. Sie ersetzt den ursprünglichen gotischen Kirchenbau aus dem 15. Jahrhundert, der 1658 barock verändert wurde und durch die Bombenabwurf-Übungen nach 1937 völlig zerstört war; die Ausstattung (ein Hochaltar mit einer Kreuzigungsgruppe aus der Schule Tilman Riemenschneiders, ein Marienaltar sowie ein Taufstein) war zuvor ausgeräumt worden und befindet sich heute in St. Peter in Mernes. Das Friedhofskreuz steht mittlerweile wieder in Villbach. Bei der Wiederbesiedlung ab 1947 wurde sowohl Protestanten (z. B. aus Ostpreußen) und Katholiken (z. B. aus dem Sudetenland) gleichermaßen ausgewählt.[14] In einem Schreiben der Bürger bitten diese 1952 einig: „Wir sind Menschen gleichen Schicksals (…) wir verstehen uns gut und in Zukunft soll uns nichts entzweien (…) wir wünschen den Bau einer Kirche mit 2 Räumen!“ Die katholische Hälfte ist, wie auch die alte katholische Kirche (bis 1937), dem heiligen Jakobus geweiht, die evangelische seinem Bruder Johannes. Ebenfalls außergewöhnlich ist der gemeinsam genutzte Glockenturm. Die drei Glocken (h´, d´´, fis´´) wurden 1959 von einer ortsansässigen Familie gespendet. Die d´´-Glocke trägt die Aufschrift: „seid fröhlich in Hoffnung + geduldig in Trübsal + haltet an am Gebet!“ Die katholische Kirchengemeinde ist Bad Orb zugehörig, die evangelische Lohrhaupten.
Die Ruine der Burg Beilstein, nahe am Ortsrand gelegen, führt ins 11. Jahrhundert zurück. Das umgebende Naturschutzgebiet Beilstein wurde bereits 1930 als solches ausgewiesen.
Der 18-Loch-Golfplatz Bad Orb/Jossgrund mit angegliedertem Clubhaus und Hotel befindet sich auf der Anhöhe bei dem Weiler Villbach, der zur bis 1974 selbstständigen Gemeinde Lettgenbrunn gehörte. Ein Turm des gesprengten ehemaligen Beobachtungsbunkers steht noch als Relikt und Mahnmal des Bombenabwurfplatzes an Loch 2.
Am Minigolf-Platz gegenüber der Kirche macht ein Stein mit der Datierung 16. September 2007 auf die hier austretende Jossaquelle aufmerksam. Der Quellbach vereinigt sich noch an Ort und Stelle mit dem kräftigeren Villbach, den man deshalb fälschlicherweise leicht für den Oberlauf der Jossa halten könnte. An der Jossaquelle stand noch in den 1950er Jahren eine Handpumpe zur Wasserversorgung der jungen Siedler nach dem dritten Wiederaufbau.