Oberndorf ist neben Burgjoß, Lettgenbrunn und Pfaffenhausen einer von 4 Ortsteilen der Gemeinde Jossgrund im hessischen Main-Kinzig-Kreis und Sitz der Verwaltung. Der staatlich anerkannte deutsche Erholungsort mit 590 Haushalten und etwa 1650 Einwohnern liegt etwa 70 km nordöstlich von Frankfurt am Main im Grenzgebiet von bayrischem und hessischem Spessart. Der Ort wird von der Jossa durchflossen, der innerorts im gemauerten Bett gefasst ist.
Oberndorf Gemeinde Jossgrund 50.1911111111119.4727777777778309 | |
---|---|
Höhe: | 309 m ü. NHN |
Einwohner: | 1296 (2016)[1] |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Jossatal |
Postleitzahl: | 63637 |
![]() nördlicher Teil des Ortes (rechts oben Jossatal-Schule) |
Kinderdorf Wegscheide (5 km) | Burgjoß, 2 km | Sinntal 12 km |
![]() |
Deutelbach, 3 km | |
Lettgenbrunn 5 km, | Pfaffenhausen, 3 km, Lohrhaupten 10 km | Burgsinn, 20 km |
Die Nennung einer Kirche im oberen Dorf, d. h. oberhalb der Wasserburg Burgjoß, findet man erstmals in einer Urkunde von 1167, dort ist von einer basilica in Jazaha die Rede. Die erste urkundliche Erwähnung findet Oberndorf im Mannbuch der Grafen von Hanau aus dem Jahr 1404[2]. Eine weitere urkundliche Erwähnung Oberndorfs ist im Jahr 1444 zu finden, als die Herren von Thüngen ihr Gut „auf der Jossa“, ohne den Pfarrsitz zu Oberndorf und seine Kirche, an Hans von Hutten zu Hausen verkauften[3].
Ab 1540 war Oberndorf im Besitz des Erzstiftes Mainz. Im Rahmen des dreißigjährigen Krieges wurden Ort und Kirche 1634 fast völlig zerstört.
Im Zweiten Weltkrieg 1940 wurden, aufgrund der Bombardierungen von Großstädten wie Berlin, Personen in ländliche Gegenden wie Oberndorf evakuiert; so kam die Familie des Malers Alf Bayrle in den Ort. Er und sein Sohn, der spätere Maler Thomas Bayrle, blieben beide bis 1958 dort.
Ähnlich wie in Burgjoß und Pfaffenhausen, aber kriegsbedingt erst ab 1943, gab es in Oberndorf einen Zuzug von Waldarbeitern. Ein staatliche geförderte Siedlungsprogramm, sollte „der Sesshaftmachung von Arbeitnehmer in der Nähe ihres Arbeitsplatzes, der Linderung der Wohnungsnot“[4] dienen. Gleichzeitig sollte es landwirtschaftlichen Nebenerwerb ermöglichen. Deswegen wurden die neu errichteten Wohnhäuser mit Stall, Scheune, Garten und einer kleinen Ackerfläche ausgestattet. Während in Burgjoß 10 Einfamilienhäuser in einer geschlossenen Siedlung im Spirgelbachtal bezogen wurden, und in Pfaffenhausen vier Waldarbeiterfamilien ihre neuen Häuser über das Dorf verteilt bezogen, gab es am Oberndorfer Rabenberg 7 neue Wohn- und Wirtschaftseinheiten, in die Ehepaare mit insgesamt 23 Kindern einzogen[5].
Die Existenz zweier Mühlen ist für Oberndorf an der Jossa überliefert: Die Untere Mühle, am Ortsausgang Richtung Burgjoß, und die Alte Mühle. Letztere wurde vermutlich „nach dem Dreißigjährigen Krieg, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut“[6]. Es war eine Getreidemühle mit zwei Mahlwerken, die „250 Tage im Jahr in Betrieb, und das elf bis zwölf Stunden täglich“ war. Die Konkurrenz zu „industriellen Großmühlen“ führte letztlich, 1957 zu ihrer Stilllegung. Heute wird zu Demonstrationszwecken, diese 2010 wieder instandgesetzte Mühle hin und wieder in Betrieb genommen.
Ab 31. Dezember 1971 bildete Oberndorf zusammen mit Burgjoß und Pfaffenhausen, im Zuge der Gebietsreform in Hessen, die neue Gemeinde Jossatal. Diese wurde am 1. Juli 1974 mit der Gemeinde Lettgenbrunn, kraft Landesgesetzes, zur neuen Gemeinde Jossgrund zusammengeschlossen[7][8].
Durch den Ort verläuft die Landesstraße (L 3199), sie ist nach Norden hin die Verbindung nach Burgjoß und südlich nach Pfaffenhausen und weiter zur Nachbargemeinde Lohrhaupten. Die Entfernung zum Autobahnanschluss Bad Orb/Wächtersbach (AS 45) der A 66, beträgt etwa 18 km.
Eine Anbindung an den Bahnverkehr bietet der Bahnhof Wächtersbach an der Kinzigtalbahn. Die Regionalbahn, die im Stundentakt verkehrt, bindet an die ICE-Haltepunkte Fulda und Hanau bzw. Frankfurt an. Der Bahnhof ist 17 km entfernt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Der Bahnhof ist barrierefrei ausgebaut[9].
Ganzjährig verkehren die Buslinien MKK 82 und MKK 83, des KVG Main-Kinzig und schaffen öffentliche Verkehrsanschlüsse zu den andern Ortsteilen, den Nachbargemeinden und an die Kinzigtalbahn (Hessen) am Bahnhof Wächtersbach. Es gilt der Tarif des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. Die Streckenführung von Oberndorf geht alternativ über Burgjoß – Bad Orb – Aufenau – Wächtersbach bzw. Pfaffenhausen – Lettgenbrunn – Bad Orb – Aufenau – Wächtersbach.
In der Ortsmitte befindet sich das 1990 bezogene Rat- und Bürgerhaus der Gemeinde Jossgrund. Es ist nicht nur Verwaltungs-, sondern auch kultureller Mittelpunkt der Gemeinde. Der große Saal wird oft für Veranstaltungen aller Art – von der Gewerbeschau bis zu Konzerten oder Heimatabenden der heimischen Vereinswelt – genutzt.
In Oberndorf gibt es eine zweizügige Grundschule, die Jossatal-Schule. Sie ist die nächste Schule für die 4 Ortsteile der Gemeinde.
Weiterführende Schulen liegen außerhalb der Gemeinde. Es sind u. A.: die Kreisrealschule Bad Orb, das Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen, die Henry-Harnischfeger Schule in Bad Soden-Salmünster und die Brentano-Schule im Linsengericht.
In Oberndorf befindet sich die ganztags Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“[10]. Die Tagesstätte hat 50 Plätze, in 2 Gruppen. Sie bietet den Kindern Mittagessen, aus eigener Küche an. Es gibt auch eine U3-Betreuung.
Die Freiwillige Feuerwehr Oberndorf wurde 1928 gegründet. Ihre Einsatz- und Gefahrenschwerpunkte sind Hilfeleistung (bei Verkehrsunfällen, Unwettern etc.), große Waldgebiete, Landstraßen, Katastrophenschutz Hessen.[11] Die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Oberndorf besteht aus 36 Personen[12].
Oberndorf ist landwirtschaftlich geprägt. Es verfügt infrastrukturell über Handwerksbetriebe aller Sparten, Apotheken, Arzt-, Zahnarzt-, Massage-, Kosmetik- und andere Pflegepraxen sowie über mehrere Fachgeschäfte.
Das Amateurtheater „Inkognito“ aus Bürgern des Ortes tritt saisonal in der Kleinkunstbühne „Die Fabrik“ auf. Das 1952 errichtete Gebäude beherbergte zunächst eine Zigarrenfabrik, dann von 1956 bis 1963 eine Kleiderfertigung, anschließend stellte man darin Schreibmaschinenteile her (1964–1987) und schließlich war es die Auslagerung einer Gelnhäuser Gummifabrik. Seit 1990 dient es unter anderem als Kleinkunstbühne[13].
In der „Fabrik“, dem kulturellen Zentrum des Ortes, befindet sich auch ein Malatelier.
Der seit dem 13. Jahrhundert existierende katholische Brauch der Fronleichnamsprozession wird auch in Oberndorf gepflegt. Vier Außenaltäre sind entlang des Prozessionsweges, quer durchs Dorf verteilt. Einzelne von ihnen wurden in langer, bis zu 160 jähriger Tradition, von bestimmten Familien errichtet und geschmückt. Auch kleinere „Nebenaltärchen“ zieren den Prozessionsweg[14]. „Oberndorf und Pfaffenhausen wechseln sich seit Jahren mit der Ausrichtung der Prozessionen an den beiden Festtagen Christi Himmelfahrt und Fronleichnam ab“[15].
Oberndorf liegt am "Europäischen Kulturradwegs Perlen der Jossa". Im Jossgrund war im Mittelalter die Flussperlmuschel verbreitet, deren Perlen jedoch, wegen unzureichender Qualität nicht genutzt wurden. Der ca. 33 km langen Radwanderweg führt durch den Jossgrund, von der Quelle bis zur Mündung der Jossa in die Sinn und darüber hinaus bis Emmerichsthal. Er wurde zur Förderung des Tourismus im Spessart durch das „Archäologische Spessartprojekt“ angelegt, und mit 12 Infotafeln ausgestattet. Sie geben Hinweise zur Natur, wie zu kulturellen Spuren in dieser Region. Dazu Zählen: Die Burgruine Beilstein, der Burgwiesenpark mit Kneippanlage und Minigolfanlage in Burgjoß, das historische Wasserwerk in Mernes, eine Spessarttöpferei in Marjoß und eine Glashütte in Emmerichsthal[16]. Die Trasse deckt sich im Tal der Jossa mit der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute.
Nicht nur den Talgrund der Jossa zwischen Burgjoß und Oberndorf, sondern auch die offenen Höhen darüber und vieles mehr erschließt die Spessartfährte „Jossgrund-Runde“[17]. Der 11,7 km lange Rundwanderweg ist eine von 9 Spessartfährten, die längs des Spessartbogens konzipiert wurden und die ein intensiveres Kennenlernen der Landschaft ermöglichen. Der Weg ist als leicht eingestuft.
Oberndorf verfügt über einen kleinen Skilift und mehrere Langlaufloipen. Der Ausläufer des Nordwestspessarts gilt als relativ schneesicher.