world.wikisort.org - Deutschland

Search / Calendar

Oberbachem ist eine Ortschaft in der Gemeinde Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen, südlich von Bonn. Zu Oberbachem gehört der Ortsteil Kürrighoven. Oberbachem (mit Kürrighoven) hat 1.098 Einwohner.[1]

Oberbachem, Luftaufnahme (2015)
Oberbachem, Luftaufnahme (2015)
Oberbachem
Gemeinde Wachtberg
Höhe: 140 m ü. NHN
Einwohner: 1098 (31. Jul. 2018)[1]
Eingemeindung: 1. August 1969
Postleitzahl: 53343
Vorwahl: 0228
Oberbachem (Nordrhein-Westfalen)
Oberbachem (Nordrhein-Westfalen)

Lage von Oberbachem in Nordrhein-Westfalen

Oberbachem
Oberbachem
Oberbachem

Geographie


Die Gemarkung Oberbachem ist 360 ha groß.[2] Der Siedlungsbereich erstreckt sich in den Tälern und entlang der Hänge des Berkumer und Züllighovener Bachs, die in Oberbachem zum Mehlemer Bach zusammenfließen. Die Grenze der Gemarkung Oberbachem ist im Südosten zugleich Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Auf der östlichen Gemarkungsgrenze liegt der Dächelsberg, der bis 1968 als Steinbruch diente und seit 2002 unter Naturschutz steht.[3]


Geschichte



Territoriale Zuordnung



Erste urkundliche Erwähnung

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung der Ortsbezeichnung Bacheim stammt aus der Frankenzeit und ist datiert auf den 19. Juli 798. Beurkundet wurde der Verkauf eines Weingartens von Hirpingus an Abt Liudger vom Kloster Werden.[4][5]

Siedlungsgeschichtliche Keimzelle ist ein Fronhof (spätere Bezeichnung: Blankenheimer Fronhof)[6], zu dem auch eine um das Jahr 830 gestiftete Marien-Kapelle gehörte. Um den Fronhof gruppierten sich mit Ließem, Gimmersdorf, Kürrighoven und dem damaligen Hochheim weitere Siedlungen. Dieses Siedlungsgebiet entsprach später der römisch-katholischen Pfarrei Heilige Drei Könige.[7]

Der Fronhof und der zugehörige Gutsbesitz wurden im Jahr 865 durch einen Prekarievertrag an die Reichsabtei Prüm übertragen und von dort verwaltet.

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung von Coruuingoua (Kürrighoven) datiert auf den 28. Juni 856. Es handelt sich um einen Kaufvertrag über verschiedene Besitztümer in den Grafschaften Bonn und Zülpich, die die Grafen Adalard und Matfrid dem Vasallen Otbert übertrugen.[8]


10. bis 14. Jahrhundert

Die Herren von Blankenheim übernahmen im 13. Jahrhundert die Verwaltung des Fronhofs in Bacheim und wurden im Jahr 1301 unter Ritter Gerhard IV. von Blankenheim aufgrund eines gewaltsam herbeigeführten Dreiecksgeschäfts Besitzer des Fronhofs:[6] Zugleich wurden diese Besitzungen unter Oberhoheit des Kölner Erzbischofs Wigbold und damit unter dessen Gerichtsbarkeit gestellt. Der Erzbischof wiederum verlieh die Gerichtsbarkeit an den Burggrafen Heinrich von Drachenfels, der diese auch für die benachbarten kurkölnischen Gerichtsbezirke up deme geuwe (umfasste Berkum, Gimmersdorf, Kürrighoven, Ließem, Züllighoven) sowie Pissenheim (heute Werthhoven) innehatte. Gerhard IV. behielt das Patronatsrecht für die Marien–Kirche am Fronhof.

Bereits im 9. oder 10. Jahrhundert gründeten die Stiftsherren von St. Gereon aus Köln bachabwärts in Bacheim einen Klosterhof. Die Eigenständigkeit der dort errichteten Kirche, die erstmals 1223 erwähnt wird, wurde ebenfalls 1301 beurkundet. Ab dem Jahr 1301 war somit die Unterscheidung in zwei Ortsteile, später als Niederbachem und Oberbachem bezeichnet, endgültig besiegelt.[7] Die Grafen von Blankenheim und ihre Nachfolger, die Grafen von Manderscheid–Blankenheim und von Sternberg–Manderscheid, blieben bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz des Blankenheimer Fronhofs.[6]

Ausgehend von den drei gleich verwalteten Gerichtsbezirken wurde die Gemarkung Oberbachem zusammen mit den benachbarten Dörfern Berkum, Gimmersdorf, Ließem, Niederbachem, Pissenheim und Züllighoven später als Drachenfelser Ländchen bezeichnet.[9] Es war eine kurkölnische Unterherrschaft zum Amt Godesberg-Mehlem im Oberamt Bonn.


15. bis 18. Jahrhundert

Ab 1453 war das Drachenfelser Ländchen und mit ihm Oberbachem Gegenstand einer über Generationen währenden Erbauseinandersetzung über die Verwaltungszuständigkeit. Ursache war eine Erbteilungsabmachung, gemäß der die Einnahmen aus dem Drachenfelser Ländchen hälftig zwischen zwei Erblinien der von Drachenfels aufgeteilt wurden. Kontrahenten waren die Burggrafen von Drachenfels und ihre Nachfolger sowie die Waldbotts von Bassenheim, die aufgrund der Heirat von Otto Waldbott von Bassenheim († 1498) in den zweiten Erbzweig der Familie der Burggrafen legitimiert waren.[7] Den Waldbott von Bassenheims gehörte die Burg Gudenau in Villip, von wo aus sie den ab 1546 zum Herzogtum Jülich gehörenden benachbarten Gerichtsbezirk Villip (umfasste Holzem, Pech, Villip) verwalteten.

Um 1561 widersetzte sich die Bevölkerung des Drachenfelser Ländchens der massiven Nötigung von Otto Waldbott von Bassenheim d. J. († 1583). Dieser hatte die Bevölkerung vor den Oberbachemer Friedhof befehligt, damit diese ihn als alleinigen Verwalter des Drachenfelser Ländchens bestätigten. Von 1695 bis 1794 wurde das kurkölnische Drachenfelser Ländchen schließlich doch von den Burgherren zu Gudenau (auf die Waldbott von Bassenheims folgten die von Vorst–Lombecks) von Villip aus verwaltet.[10] Grundlage war der erkaufte Verzicht der Erbansprüche der Grafen von Croy, die durch Heirat in der Nachfolge der Burgherren von Drachenfels standen.[7]


19. und 20. Jahrhundert

Nach der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch die Franzosen schlossen diese die Ortschaften des Drachenfelser Ländchens und die der Reichsherrschaft Villip 1798 zur Mairie Villip im Land-Kanton Bonn zusammen.[11] Die Preußen übernahmen 1816 die Gemeindeaufteilung der Franzosen; Oberbachem mit dem Weiler Kürrighoven war damit Teil der Bürgermeisterei Villip, die 1927 in Amt Villip umbenannt wurde.[12] Durch das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (Bonn-Gesetz) wurde die selbstständige Gemeinde Oberbachem (mit Kürrighoven) am 1. August 1969 einer von 13 Ortsteilen der neugegründeten Gemeinde Wachtberg.[13]


Ursprung der Siedlungsgeschichte Kürrighovens


Die Siedlungsgeschichte von Kürrighoven ist geprägt durch drei Klosterhöfe:

Daneben gab es weitere, den Klosterhöfen zugeordnete Höfe.[14]


Erzbergbau


Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Oberbachem geprägt durch den Bergbau. Das bekannteste Bergwerk war die Grube Laura, die auf Zink-, Blei- und Kupfererz verliehen wurde. Das Bergwerk erstreckte sich über viele hundert Meter unter den Äckern um den heutigen Reitplatz. Die Schächte gingen bis zu 170 Meter in die Tiefe. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden über 250 Menschen Arbeit unter Tage und in der Erzaufbereitung. Im Jahr 1909 wurde der Betrieb wegen versiegender Erzaufkommen endgültig eingestellt. Betreiber der Bergwerke waren unter anderem Abraham Bleibtreu sowie Alfred und Carl Mannesmann.


Sehenswürdigkeiten


Die Kirche Heilige Drei Könige ist eine klassizistische Saalkirche und wurde 1790 als Ersatz für ein jahrhundertealtes, baufälliges Gotteshaus errichtet. Die Barockorgel stammt von dem Vredener Orgelbauer Mauritz Hermann Böntrup, der diese 1710 für die dortige St. Georgskirche erbaute. Die Pfarrgemeinde Oberbachem erwarb die Orgel 1850. Das Instrument hat ca. 1350 Pfeifen. Sie ist die älteste noch erhaltene zweimanualige Orgel in der Region Bonn / Rhein-Sieg.[15] Die Kirche war bis zum 31. Dezember 2009 katholische Pfarrkirche der Pfarrei Heilige Drei Könige Oberbachem, zu der auch die Ortschaften Gimmersdorf und Ließem gehörten. Seit 2010 ist sie eine Filialkirche der Pfarrei St. Marien Wachtberg.[16]

Die Scholastika-Kapelle im Ortsteil Kürrighoven ist eine 1730 vom Benediktinerinnenkloster Nonnenwerth errichtete Bruchsteinkapelle.

Oberbachem liegt an der ehemaligen EssigMehlemer Bezirksstraße, die 1854–1857 gebaut wurde und heute in weiten Teilen der Landesstraße 123 entspricht. Ein Meilenstein aus Sandstein markiert in Oberbachem den Beginn der dritten preußischen Meile in Richtung Mehlem.

In Oberbachem befinden sich weitere unter Denkmalschutz stehende Bauwerke aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Der 2015 eröffnete Themenwanderweg Feuerroute verläuft ebenso wie der Radwanderweg Wasserburgen-Route und die Radfernwege Mittelland-Route (D4) und Pilgerroute (D7) durch Oberbachem. Von einem Aussichtsturm kann man in den stillgelegten Basalt-Steinbruch im Dächelsberg blicken.[17] Die Gesteinsschichten und der Vulkanschlot sind deutlich zu erkennen.[18]


Einwohnerentwicklung


Ein erster merklicher Einwohnerzuwachs ist um die Jahrhundertwende 1900 zu verzeichnen, insbesondere hervorgerufen durch den Betrieb der Grube Laura. In dieser Zeit wurde in den Statistiken neben Oberbachem und Kürrighoven (Kürrh.) zusätzlich der Wohnplatz Grube Laura (G.L.) angegeben. Erhebliche Bevölkerungszuwächse gab es seit den 1960er Jahren, nachdem sich Bonn als Bundeshauptstadt etabliert hatte.

Einwohnerzahlen von 1816 bis 2014[19]
JahrEinwohnerdavon in Kürrh.Häuserdavon in Kürrh.
1816203126
1828219136
1837217
1852232
18712421535433
1885313163 + 6 (G.L.)6940 + 1 (G.L.)
1895302
1905407223 + 3 (G.L.)6340 + 1 (G.L.)
1925305
JahrEinwohner
1935340
1946435
1960485
1969636
1979880
1989929
19991100
20091197
20141097

Persönlichkeiten



Vereine



Literatur




Commons: Gemarkung Oberbachem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Einwohnerzahlen Gemeinde Wachtberg (Stand: 31. Juli 2018)
  2. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 61.
  3. Verordnung über das Naturschutzgebiet Dächelsberg/Ließemer Berg Gemeinde Wachtberg, Rhein-Sieg-Kreis vom 11. November 2002 (Memento des Originals vom 26. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rhein-sieg-kreis.de
  4. Theod. Jos. Lacomblet (Hrsg.): Urkendenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Band 1, Nr. 10. Düsseldorf 1840, S. 7 (books.google.de).
  5. Hermann–Josef Frings, Walter Schanzen: Geburtsurkunde Bacheims. In: Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e. V. (Hrsg.): Villa Bacheim exsistens prior ex bis sex saecvlis indicta. Wachtberg 1998, S. 5 f.
  6. Franz Müller: Die Oberbachmer Pfarrkirche von ihren Anfängen im 9. Jahrhundert bis zum Neubau von 1790. In: Pfarrei Heilige Drei Könige (Hrsg.): Chronik der Pfarrei Heilige Drei Könige Oberbachem mit Gimmersdorf, Ließem, Kürrighoven. Loseblatt-Chronik, 1984–1991. Wachtberg, S. 1–20.
  7. Franz Müller: Leben rund um den Wachtberg. Eine Zeitreise durch 30.000 Jahre Geschichte einer rheinischen Landschaft. Wachtberg 1993, ISBN 3-925551-60-3, S. 149–155, 184–196, 205–206, 208–213, 216–217.
  8. Walter Schanzen: Zur Urkunde vom 28. Juni 856. In: Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e. V (Hrsg.): 28. Juni 856 Coruuingoua/Kürrighoven 28. Juni 2006. Wachtberg 2006, S. 8–9 (Festschrift).
  9. Monika Gussone: Die Entstehung des Drachenfelser Ländchens. In: Norbert Kühn, Bruno P. Kremer (Hrsg.): 600 Jahre Drachenfelser Ländchen: Natur- und Kulturgeschichte. Streifzüge durch eine Kulturlandschaft. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 2002, ISBN 978-3-88094-893-8, S. 42.
  10. Frank Hüllen: Die Burggrafen von Drachenfels. In: Norbert Kühn, Bruno P. Kremer (Hrsg.): 600 Jahre Drachenfelser Ländchen. Natur- und kulturgeschichtliche Streifzüge. Rheinischer-Verein-für-Denkmalpflege-und-Landschaftsschutz-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-88094-893-3, S. 82–88.
  11. Handbuch für die Landleute vom Rhein-Mosel-Departement, 1808, S. 126 (www.dilibri.de)
  12. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesamt für Archivpflege: Archivpflege in Westfalen und Lippe, Seite 4
  13. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 83.
  14. Alfred Schneider: Geschichte der Kürrighovener Klostergüter. In: Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e. V (Hrsg.): 28. Juni 856 Coruuingoua/Kürrighoven 28. Juni 2006. Wachtberg 2006, S. 11–30 (Festschrift).
  15. Bericht zum Tag des offenen Denkmals 2012
  16. Amtsblatt des Erzbistums Köln, Stück 1, 1. Januar 2010, Nr. 37
  17. Tag der Architektur: Feuerroute im Naturpark Rheinland, abgerufen am 9. April 2017
  18. Geologischer Dienst NRW: Böden aus Vulkangestein, Nr. 8
  19. Angaben 1816–1960: Paul Giersberg: Die Bevölkerungsentwicklung seit 1816. In: Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e. V (Hrsg.): Villa Bacheim exsistens prior ex bis sex saecvlis indicta. Wachtberg 1998, S. 33–36., Angaben 1969–2009: Gemeinde Wachtberg Statistische Angaben 2013 (PDF).
  20. Projekt Deutsche in Georgien des Goethe-Instituts
  21. Gemeinde Wachtberg. Abgerufen am 16. Dezember 2014. (Memento vom 16. Dezember 2014 im Internet Archive)
  22. Gemeinde Wachtberg. Abgerufen am 16. Dezember 2014.
  23. Verein für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem e. V
  24. Reit- und Fahrverein Oberbachem e. V.
  25. Laienspiel-Kreis Oberbachem e. V.
  26. Martin Fuß: Bachemer Platt. Eine Dokumentation der Mundart von Niederbachem und Oberbachem. Mit 24 Sprachaufnahmen auf einer CD. Hrsg.: Amt für Rheinische Landeskunde. Schmidt, Bonn/Siegburg 2001, ISBN 3-87710-320-0.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии