Der Nordwestliche Stadtteil ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 31 geführt.
Nordwestlicher Stadtteil 50.049610.21433 | |
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Höhe: | 229–255 m ü. NN |
Fläche: | 1,92 km²[1] |
Einwohner: | 3314 (31. Dez. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 1.726 Einwohner/km² |
Postleitzahlen: | 97421, 97424 |
Vorwahl: | 09721 |
![]() Nordwestlicher Stadtteil (Bezirk 31) | |
![]() vor einem Popkonzert 2013 Sachs-Stadion vor einem Popkonzert 2013 |
Der Name des Stadtteils entspringt städtischen Statistiken, ist aber nicht im öffentlichen Bewusstsein. Da er insbesondere im östlichen Bereich funktional eng mit dem südlich gelegenen Musikerviertel zusammenhängt und mit ihm eine städtebauliche Einheit bildet und zudem in beiden Stadtteilen Straßen nach Komponisten benannt wurden.
Der Nordwestliche Stadtteil ist mit dem neueren Weltgeschehen mehrfach verknüpft. Er widerspiegelt die Geschichte von Nationalsozialismus, US Army, Kaltem Krieg, Fall des Eisernen Vorhangs, 11. September, bis hin zur Flüchtlingsproblematik in Folge des Bürgerkriegs in Syrien (siehe: Willy-Sachs-Stadion, Panzerkaserne bzw. Ledward Barracks und US-Heeresgarnison Schweinfurt).
Der Nordwestliche Stadtteil zieht sich unmittelbar nördlich der B 303 entlang. Sie ist identisch mit der Niederwerrner Straße, einer nordwestlichen Ausfallstraße nach Mittel- und Ostdeutschland (Autobahn 71 nach Erfurt) und nach Norddeutschland (Autobahn 7 nach Kassel).
Der Stadtteil wird von der Innenstadt durch die Nikolaus-Hofmann-Straße abgetrennt. Im Süden wird er von der Niederwerrner Straße und dem Musikerviertel begrenzt, im Westen von der Gemeindegrenze zu Niederwerrn, im Norden von der bisher unbesiedelten Flur Pfannäcker sowie dem Nordrand der Kleingartenanlage Alte Warte und dem Alten Wartweg.[3]
Der Stadtteil wurde entlang der Niederwerrner Straße in den 1920er und vor allen 1930er Jahren angelegt. Er sollte sich noch weiter in Richtung Niederwerrn erstrecken[4] (siehe Musikerviertel, Geschichte). Im Kontrast zur engen, höheren Blockrandbebauung der 1920er Jahre im östlichen Bereich des Stadtteils entlang der Niederwerrner Straße zeigt sich im Westen die neue Stadtplanung der 1930er Jahre[4], mit höherer Wohnqualität, mit niedrigerer Blockrandbebauung und großen, begrünten Innenhöfen, mit einheitlichen, schnurgeraden, langen Häuserfronten und Baumalleen.
Auch die nordwestlich anschließende Panzerkaserne von 1935/36[5] (die späteren Ledward Barracks) und das Willy-Sachs-Stadion (seit 2021: Sachs-Stadion) von 1936, dem Jahr der Olympischen Spiele in Berlin, wurden in einem Zuge mit dem Stadtteil errichtet, woran auch die Olympia-Apotheke in der Niederwerrner Straße erinnert.
Dieser für Schweinfurt charakteristische Stadtteil widerspiegelt eine der wichtigsten Epochen der modernen, örtlichen Stadtentwicklung, in der auch die Großindustrie mit ihren Klinkerbauten entstand (siehe: Schweinfurter Industriegeschichte).
Nördlich der Panzerkaserne entstand in den 1930er Jahren die weitläufige Kleingartenanlage Alte Warte.[6]
Weiteres zur Geschichte siehe: Abschnitte Ortsteile
Status 31. Dez. 2014[7] |
Nordwestlicher Stadtteil | Gesamtgebiet Schweinfurt |
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Deutsche | 65,4 % | 70,1 % |
Doppelstaatler | 15,5 % | 16,1 % |
Ausländer | 19,1 % | 13,2 % |
Der Anteil der Ausländer liegt deutlich über den Werten des gesamten Stadtgebietes.[8] Wobei hier zu berücksichtigen ist, dass Bürger mit Migrationshintergrund und deutschem Pass in der Statistik nicht enthalten sind.
Der Stadtteil erfuhr einen grundlegenden sozialen Wandel. Gab es in den 1970er Jahren eine Überalterung einer vorwiegend deutschen Bevölkerung, zogen danach viele Menschen mit Migrationshintergrund und alleinerziehende Mütter zu. Die Altersklasse 0–34 Jahre ist mit 40,4 % überdurchschnittlich vertreten, im Vergleich zum gesamten Stadtgebiet mit 36,5 %.[8]
Bis zum Abzug der US-Streitkräfte 2014 kamen im Stadtteil noch US-Bürger hinzu, die aber in keiner deutschen Statistik enthalten waren. Auch die tatsächliche Einwohnerzahl der Stadt war bis dahin unbekannt, da die amerikanischen Statistiken die US-Bürger aus der kreisfreien Stadt Schweinfurt und dem Landkreis Schweinfurt nur in einer Summe zusammenfassten.
Der Stadtteil erstreckt sich nördlich entlang der 4 km langen Niederwerrner Straße (siehe: Lage). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zur „Hauptstraße“ der U.S. Army Garrison Schweinfurt, mit bis zum Truppenabzug 2014 rund 4.000 Soldaten und über 7.000 Zivilisten.[5] Kasernen, amerikanische Wohn-, Geschäftsviertel und amerikanische Schulen zogen sich beiderseits der Straße noch 2 km weiter auf Niederwerrner Gebiet hin. Im innenstadtnahen Bereich der Straße, auf der Sonnenseite (Nordseite) entwickelte sich unter den Alleebäumen eine deutsch-amerikanische Flaniermeile, mit Gastgärten, Eiscafés, Pizzerien, Kneipen und Nachtlokalen. Hier eröffnete 1959 die erste Pizzeria der Stadt, La Gondola, die heute noch unverändert besteht. Durch den Abzug der US-Amerikaner verlor die Straße an Leben und ihren speziellen Charakter.
Siehe im Abschnitt Geschichte
1935–1936 wurde die Adolf-Hitler-Kaserne, bekannter unter dem volkstümlichen Namen Panzerkaserne, für das Panzerregiment 4 errichtet. Nach dem Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte in Schweinfurt am 11. April 1945 wurde 1951[5] die Kaserne in Ledward Barracks umbenannt. Seit dem Abzug der US-Army aus der Stadt im Jahre 2014 wird hier der internationale Hochschulcampus i-Campus Schweinfurt aufgebaut. Die Stadt Schweinfurt vermietete ab 2015 vorübergehend bis 2019 einen Teil der bereits seit demselben Jahr in ihrem Besitz befindlichen Ledward Kaserne an den Freistaat Bayern für eine Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.
Das Stadion mit großem angegliederten Sportpark und Tennisclub wurde einen Monat vor den Olympischen Spielen in Berlin 1936 eröffnet. Bei der Einweihung waren unter anderem Hermann Göring und Heinrich Himmler anwesend. Die Tribüne wurde im Bauhausstil errichtet. Es war zu seiner Zeit einer der größten Sportparks Deutschlands und gilt heute noch in seiner zeitlosen Moderne und auch wegen seines großen Baumbestandes, als einer der schönsten Sportparks Deutschlands. (siehe auch Schweinfurt, Willy-Sachs-Stadion)
Es ist die Heimstätte des 1. FC Schweinfurt 05, der vom Spender ein festgeschriebenes Erstnutzungsrecht für das Stadion besitzt. Der FC 05 spielte hier ab 1936 bis zur Einführung der Fußball-Bundesliga 1963 ständig in der obersten Spielklasse und war danach letztmals in der Saison 2001/2002 in der Zweiten Bundesliga vertreten. Seit 1999 finden im Sommer im Willy-Sachs-Stadion auch große Popkonzerte mit bis zu 22.000 Besuchern statt. Unter anderen waren hier schon die Backstreet Boys, Die Toten Hosen, Sunrise Avenue und Herbert Grönemeyer.
Yorktown Village ist ein einstiges Wohnviertel der US-Army, dass von 1986 bis 1992 erbaut wurde.[9] Es wurde nach der Schlacht von Yorktown, bzw. dem Ort Yorktown (Virginia) benannt. Zwei Jahre nach dem Abzug der US-Streitkräfte aus Schweinfurt wurden 2016 unter 800[10] Bewerbern die 68 Doppelhaushälften verlost, was ein bundesweites Medienecho hervorrief.
Das Kessler Field (10 ha),[11] südlich von Yorktown Village, ist ein weiteres ehemaliges US-amerikanisches Areal, mit der einstigen 1987/88 erbauten High School, Sportplätzen, einer Sporthalle und einem großen Bowlingcenter.[12]
Am 1. März 2016 wurde das Gebäude der ehemaligen Highschool von der Stadt Schweinfurt an die bisher in Unterspiesheim ansässige englischsprachige International School Mainfranken (ISM) mittels Erbbaurechtsvertrag übergeben und im Herbst 2016 begann der Unterricht am neuen Standort.[13] Das Kessler Bowling Center mit einstmals 24 Bahnen wurde zum großen Therapie- und Trainingszentrum next level umgebaut.
Der unbebaute Hauptbereich des Kessler Fields soll ab 2023 zu einem eigenen Quartier ausgebaut werden. Im Süden sollen bis zu siebengeschossige Wohnhäuser mit 230 Wohneinheiten für rund 700 Einwohner entstehen, zudem 60 Büroflächen, Einzelhandel, 25 Gewerbeeinheiten, Gastronomie, eine integrierte Quartiersgarage und Parzellen für Urban Gardening. Im Norden sollen Bauplätze für 60 Einfamilienhäuser geschaffen werden.[11]
Der Hainig (auch: Am Hainig, Ortsbezeichnung: am Hainig) ist größtenteils ein Gewerbepark, der in seinen nördlichen und östlichen Randlagen auch Wohnbebauung besitzt. Der Hainig wurde ab den 1980er Jahren aufgebaut und besitzt derzeit (2019) noch einige unbebaute Grundstücke. Der Ortsteil liegt im äußersten Westen des Nordwestlichen Stadtteils und grenzt an die Gemeinde Niederwerrn, mit der er vollkommen zusammengewachsen ist. Am Hainig befinden sich u. a. die Geschäftsstelle der IHK Würzburg-Schweinfurt, die Feuerwache am Hainig, mit Freiwilliger Feuerwehr und Ständiger Wache und das Ambulante Reha-Centrum Am Hainig.
Der Hainig war und ist heute noch zum Teil das Diskothekenzentrum der Stadt, mit den einstmals beiden direkt gegenüberliegenden Großdiskotheken Rockfabrik und Megadrom. Die Rockfabrik besteht heute noch unverändert. An Stelle des Megadroms befindet sich heute die kleinere Diskothek Club 360 Grad. Daneben eröffnete eine Bowlingarena (siehe: Schweinfurt, Nachtleben: Diskotheken).
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