Der Nordöstliche Stadtteil, mit seinem Kerngebiet Kiliansberg, ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 42 geführt.[3]
Nordöstlicher Stadtteil 50.0504410.24457 | |
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Höhe: | 210–260 m ü. NN |
Fläche: | 2 km²[1] |
Einwohner: | 2734 (31. Dez. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 1.367 Einwohner/km² |
Postleitzahlen: | 97421, 97422 |
Vorwahl: | 09721 |
![]() Nordöstlicher Stadtteil (Bezirk 42) | |
![]() im Nordöstlichen Stadtteil Kiliansberg um 1916 im Nordöstlichen Stadtteil |
Der Kern des Nordöstlichen Stadtteils wird auch als Altstadt bezeichnet. Hier und nicht in der weiter westlich gelegenen heutigen Altstadt steht sowohl die historische Wiege Schweinfurts (Suuinfurtero marcu 791 erstmals urkundlich erwähnt)[4] wie auch die 1000 Jahre jüngere industrielle Wiege der Stadt.
Heute ist der Kiliansberg ein in ersten Anfängen 150 Jahre altes Villenviertel. Obwohl der Stadtteil mit idyllischen und sagenumwobenen Winkeln erst wieder im 19. Jahrhundert bebaut wurde, ist er in der Wahrnehmung der alteingessenen Bevölkerung Urschweinfurt, worauf auch zahlreiche Straßennamen hinweisen.
Zum heutigen Stadtteil zählen das teilweise bebaute Höllental, der westliche Talhang Lettenleite mit Gärten und Wiesen, die Obere Mainleite mit Wochenendhäusern und die Unteren Mainleite entlang des Mains, mit bestehenden und einstigen Weinbergen.
Der Nordöstliche Stadtteil liegt nordöstlich der Altstadt im Maintal und auf zwei Ausläufern der Schweinfurter Rhön (Kiliansberg und Hainberg). Er ist im Westen vom Marienbach, im Süden vom Main und im Osten von der Gemeinde Schonungen im Landkreis Schweinfurt begrenzt. Im Norden verläuft die Grenze zum benachbarten Stadtteil Hochfeld/Steinberg (Bezirk 41) entlang der Linie Klingenbrunnstraße, Am Entensee, Gustav-Adolf-Straße und Elsa-Brandström-Straße, wobei in letztgenannter Straße beide Seiten der Bebauung dem viel bekannteren Stadtteil Hochfeld zugerechnet werden.
Status 31. Dez. 2015[5] |
Nordöstlicher Stadtteil | Gesamtgebiet Schweinfurt |
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Deutsche | 84,4 % | 70,7 % |
Doppelstaatler | 8,2 % | 16,1 % |
Ausländer | 7,4 % | 13,2 % |
Der Stadtteil, insbesondere das Villenviertel Kilansberg, wird durch alteingesessenes, protestantisches Schweinfurter Bürgertum geprägt, bis hin zu Familien und Nachkommen von Industriellen.
Der Anteil von Migranten liegt deshalb im Stadtteil weit unter dem städtischen Durchschnitt.
Der Villen-Stadtteil besitzt fast ausschließlich sehr gute Wohnlagen. Lediglich gute Wohnlagen befinden sich am Nordrand, nördlich der Hofrat-Graetz-Straße. Südlich der Mainberger Straße gibt es mittlere Wohnlagen.[6]
Der Kiliansberg liegt auf einem Bergsporn über dem Main und wird im Westen vom Marienbach, im Süden von der Mainberger Straße und im Osten vom Höllental begrenzt. Dort lag die erste Schweinfurter Siedlung Suuinfurtero marcu mit der namensgebenden Kilianskirche.
Bis ins 19. Jahrhundert wurde auf dem Kiliansberg im großen Maße Weinbau betrieben, worauf die Straßennamen Wingertstraße und Weingartenweg hinweisen. Seit 1875 wird der Kiliansberg als traditionell bevorzugte Wohngegend des Schweinfurter Bürgertums bebaut.
Im Viertel befinden sich typische Villen-Stile aus vielen Epochen: Gründerzeit (um 1900), Heimatstil (1920er Jahre), Übergangsstil zwischen Historismus und Moderne (1920er Jahre), Moderne (1960er Jahre), Postmoderne (1980er Jahre) und Gelsenkirchener Barock (als Retro-Baustil der 1980er Jahre). Der südliche Teil des Villenviertels liegt oberhalb des Mains und bietet einen weiten Ausblick über das Schweinfurter Becken auf den Steigerwald.
Der kleine Ortsteil im Höllental, am Fuß der Peterstirn, wird Höllental' genannt oder zusammen mit dem östlichen Teil des benachbarten Kiliansbergs auch Altstadt, nicht zu verwechseln mit der heutigen Schweinfurter Altstadt.
Der Ortsteil liegt an der Mündung des Höllenbachs in den Main. Das Quartier befindet sich zu Füßen des alten Burgbergs Peterstirn, an der östlichen Stadtausfahrt ins benachbarte Mainberg, der alten Mainleitestraße. Einstmals war sie ein Teil der Bundesstraße 26 nach Bamberg, die seit dem Bau der Autobahn 70 dort nur noch lokale Bedeutung hat und deshalb in diesem Abschnitt zur Staatsstraße herabgestuft wurde.
Der Ortsteil wurde Anfang des 20. Jahrhunderts wieder bebaut, als kleines Wohngebiet einfacher Ausstattung, vorwiegend mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Nordwestlich davon wurde in den 1980er Jahren ein kleineres, gehobenes Viertel mit Einfamilienhäusern an der neu angelegten Graf-Berthold- und der Hezilostraße errichtet. Der kleine Ortsteil besitzt keine eigenen schulischen und kirchlichen Einrichtungen, die sich jedoch im benachbarten Stadtteil Hochfeld befinden.
Das Gebiet beiderseits der Alten Bahnhofstraße wurde im bayerischen Urkataster (1808–1864) mit „Unterer Altstadt“ bezeichnet (siehe: Altstadt). Zur Zeit des Urkatasters war das Gebiet unbebaut, mit eingezeichneten Gärten und Weinbergen.[7]
Die Alte Bahnhofstraße hat ihren Namen vom ältesten Bahnhof Schweinfurts, dem Stadtbahnhof (1852–1856). Zwischen der Straße und dem Main befindet sich ein großes Bauensemble im bayerischen Klassizismus (um 1855), mit Stadtbahnhof, Nebengebäuden, Güterschuppen und altem Hauptzollamt.
Das Gebiet östlich der Altstadt, beiderseits des Mains sowie im Mariental und um den Stadtbahnhof, ist das älteste Industriegebiet Schweinfurts.
Der westliche Bereich des Marientals gehört nach städtischer Festlegung bereits zur Altstadt, funktional und historisch aber zum Nordöstlichen Stadtteil, weshalb er hier mit behandelt wird.
Die Zuckerfabrik Adolf Wüstenfeld wurde 1836 gegründet. hatte ursprünglich Wilhelm Sattler als Geschäftspartner. Nach anfänglichen Misserfolgen bei der Erzeugung von Rübenzucker spezialisierte sich Wüstenfeld auf die Raffination von Rohrzucker.[8] 1896 wurde die Fabrik erweitert.[9] Nach Wüstenfeld wurde eine Straße am Hauptbahnhof benannt.
Heute befindet sich in den Gebäuden der einstigen Zuckerfabfrik die Farbenfabrik Deifel, das letzte Überbleibsel der Schweinfurter Farbenindustrie (Schweinfurter Grün).
Die Ultramarinfabrik Gademann ist nicht zu verwechseln mit den viel größeren, späteren Vereinigten Ultramarinfabriken im Stadtteil Oberndorf.
1845 gründeten Johann Christoph und Heinrich Gademann im Mariental eine Ultramarinfabrik, die nur bis 1855 existierte.[10] Die Fabrik lag Am Oberen Marienbach 3, im heutigen, nordwestlichen Bereich des Multiplexkinos Filmwelt.
Im Stadtarchiv ist zu dieser Fabrik vermerkt:
In die Gebäude der Ultramarinfabrik Gademann zog nach deren Schließung die Stepfsche Papierfabrik ein. Sie bestand mindestens bis 1868, da sie im Katasterplan jenes Jahres namentlich eingezeichnet ist. Über die Fabrik ist wenig bekannt.
Die städtische Gasfabrik wurde 1857 unterhalb des Oberen Walls errichtet, mit zwei Gasometern, für die Erzeugung von Stadtgas.[11] Auf dem Katasterplan von 1868 erstreckt sie sich über einen relativ großen Bereich (das heutige Rückert-Center Am Oberen Marienbach 1). Auf dem rechten Foto von 1890 war sie offensichtlich zwischenzeitlich ein Stück nach Norden erweitert worden (auf den südöstlichen Bereich der heutigen Filmwelt).
Siehe auch: Schweinfurter Industriegeschichte
Der Bürgerverein Altstadt wurde 1920 in der Gaststätte Zur Hölle im Höllental gegründet. In der bekannten Ausflugswirtschaft mit historischem Biergarten richtete der Bürgerverein bis 2016 die Stadtteil-Kirchweih Hölle/Altstadt aus, mit traditionellem Hahnenkampf. Aufgrund der Schließung der Gaststätte veranstaltet der Bürgerverein seit 2017 die Kirchweih außerhalb des Stadtteils, an der Stadtmauer der heutigen Altstadt, Am Unteren Wall.[12]
Siehe auch: Schweinfurt, Bürgervereine
Der Brückenbräukeller ist eine 1909 errichtete, große Ausflugswirtschaft mit Saal und Biergarten (heute: Hirschkeller) am Mainufer am östlichen Stadtrand.
Ansässige Unternehmen
Einstmals gab es im Stadtteil drei Brauereien: die Brauerei Schubert (bis 1913), die Brauerei Hagenmayer (bis 1988) und das Brauhaus Schweinfurt (bis 2015).
Siehe auch: Liste ehemaliger Brauereien in Bayern, Schweinfurt
Forschung
Siehe: Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, Arbeitsgruppe KI-noW, Schweinfurt
Schulen
Jugendherbergen
Behörden
Gesundheit
Verkehr