Nonnenroth ist ein Stadtteil von Hungen im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Nonnenroth Stadt Hungen 50.5199583333338.90925185 | |
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Höhe: | 185 (183–211) m ü. NHN |
Fläche: | 5,18 km²[1] |
Einwohner: | 671 (30. Jun. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 130 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35410 |
Vorwahl: | 06402 |
![]() Evangelisch-reformierte Kirche Nonnenroth |
Nonnenroth liegt nördlich von Hungen. Durch den Ort verlaufen die Landesstraße 3007 sowie die Kreisstraßen 147, 148 und 149. Der Ort liegt auf der Südostseite eines Hügels im Übergang zwischen Vogelsberg und Wetterau. Unterhalb Nonnenroths fließt der Rothbach.
Nonnenroth wurde erstmals 1271 im Verzeichnis der Falkensteiner Gerichte als Lunrode urkundlich erwähnt. Die Schreibweise des Ortsnamens änderte sich über die Jahrhunderte mehrfach, die aktuelle Version ist seit 1798 gebräuchlich. Das Dorf gehörte früher zur „Hersfeldschen Mark“. Auf einer Bergkuppe wurde das heutige Wahrzeichen, eine Wehrkirche errichtet, deren Glockenturm in den Kirchenneubau integriert wurde. Im Laufe der Jahrhunderte brannte die Kirche dreimal durch Blitzschlag ab. Sie wurde im Jahre 2011 umfassend restauriert. Weiteres Wahrzeichen ist das Steinerne Kreuz, dessen genauer Ursprung unbekannt ist, jedoch bereits vor 1600 auf einer Basaltkuppe errichtet wurde.
Im Jahre 1600 besaß das Dorf rund 60 Wohnhäuser, ein Backhaus und eine Brauerei und war durch einen Dorfwall gesichert. Der Dreißigjährige Krieg sorgte auch hier für große Schäden. 1621 wurde das Dorf erstmals geplündert. Im Verlauf des Krieges quartierten sich spanische, schwedische, bayerische, französische und hessische Truppen hier ein. Fast alle Wohnhäuser wurden zerstört, die Landwirtschaft kam fast zum Erliegen. Erst 1698 wies Nonnenroth wieder einen Bestand von 22 Häusern auf.
Bereits 1900 existierte eine dorfinterne Wasserleitung. Im Jahre 1906 wurde das Dorf an die Fernwasserleitung zwischen Lauter und Bad Nauheim angeschlossen.
Am 31. Dezember 1971 erfolgte im Rahmen der Gebietsreform in Hessen die freiwillige Eingliederung der Gemeinde Nonnenroth in die nahegelegene Kleinstadt Hungen.[3][4] Für Nonnenroth wurde wie für alle Ortsteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Nonnenroth lag, sowie deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Nonnenroth ab 1806 das „Patrimonialgericht der Fürsten Solms-Braunfels“ in Hungen zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. Ab 1822 ließen die Fürsten Solms-Braunfels ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Hungen“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Nonnenroth zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Fürst 1823.[11] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[12]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Hungen“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[13]
Am 1. Juni 1934 wurde das Amtsgericht Hungen aufgelöst und Nonnenroth dem Amtsgericht Laubach zugeteilt.[14] Am 1. Juli 1968 erfolgte auch die Auflösung des Amtsgerichts Laubach und die Zuteilung Nonnenroths zum Amtsgericht Gießen.[15]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Nonnenroth 711 Einwohner. Darunter waren 18 (2,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 105 Einwohner unter 18 Jahren, 285 zwischen 18 und 49, 192 zwischen 50 und 64 und 129 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 294 Haushalten. Davon waren 66 Singlehaushalte, 96 Paare ohne Kinder und 105 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 201 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]
Nonnenroth: Einwohnerzahlen von 1830 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1830 | 414 | |||
1834 | 359 | |||
1840 | 382 | |||
1846 | 412 | |||
1852 | 382 | |||
1858 | 399 | |||
1864 | 383 | |||
1871 | 357 | |||
1875 | 376 | |||
1885 | 350 | |||
1895 | 364 | |||
1905 | 354 | |||
1910 | 356 | |||
1925 | 318 | |||
1939 | 314 | |||
1946 | 514 | |||
1950 | 512 | |||
1956 | 420 | |||
1961 | 430 | |||
1967 | 483 | |||
1971 | 506 | |||
1987 | 561 | |||
1991 | 633 | |||
1999 | 713 | |||
2005 | 734 | |||
2011 | 711 | |||
2015 | 671 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; nach 1970: Stadt Hungen[17]; Zensus 2011[16] |
• 1830: | 414 evangelische Einwohner[1] |
• 1961: | 349 evangelische, 77 katholische Einwohner[1] |
• 1961: | Erwerbspersonen: 123 Land- und Forstwirtschaft, 77 Prod. Gewerbe, 22 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 15 Dienstleistung und Sonstiges.[1] |
Seit dem 1. Mai 2018 bietet das Dorf mit der Schäferwagenherberge eine naturnahe besondere Übernachtungsmöglichkeit in 6 nach historischen Vorbildern gestalteten Schäferwagen. Direkt am „Lutherweg 1521“ gelegen, punktet Nonnenroth zudem mit 3 aus Eiche geschnitzten drei Meter hohen Skulpturen, die Martin Luther, Johannes Calvin sowie den „Post-modernen Menschen“ darstellen. Schnitzkünstler aus Belarus realisierten die Kunstwerke im Jahr 2016. Seit 1992 unterhält die evangelische Kirchengemeinde lebhafte Kontakte in das von der Tschernobylkatastrophe besonders betroffene Land.
Traditionell wird an Christi Himmelfahrt das Dorffest im Ortskern gefeiert, was zum Feiertag von zahlreichen Gästen aus nah und fern mit Fahrrad und zu Fuß besucht wird. Weitere Bräuche sind das Aufstellen des Narrenbaums sowie des Maibaums.
Nonnenroth erreichte im Jahr 2013 das Finale des jährlich vom Hessischen Rundfunk ausgetragenen Wettbewerbs Dolles Dorf. Bei dem in Kassel stattfindenden Finale siegte Walsdorf, weitere Finalisten waren die Dörfer Röhrenfurth und Neukirchen[18].
Bellersheim | Hungen | Inheiden | Langd | Nonnenroth | Obbornhofen | Rabertshausen | Rodheim | Steinheim | Trais-Horloff | Utphe | Villingen