Mössingen ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Tübingen am Fuß der mittleren Schwäbischen Alb, rund 15 Kilometer südlich der Kreisstadt Tübingen. Mössingen gehört zur Region Neckar-Alb und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart. Die Stadt erfüllt für das südliche Einzugsgebiet des Verdichtungsraums Mittlerer Neckar vor allem die Funktionen Wohnen und Versorgung.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
48.4063888888899.0575477 | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Tübingen | |
Höhe: | 477 m ü. NHN | |
Fläche: | 50,03 km2 | |
Einwohner: | 20.567 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 411 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72116 | |
Vorwahl: | 07473 | |
Kfz-Kennzeichen: | TÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 16 025 | |
LOCODE: | DE MOI | |
Stadtgliederung: | 6 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Freiherr-vom-Stein-Str. 20 72116 Mössingen | |
Website: | www.moessingen.de | |
Oberbürgermeister: | Michael Bulander (parteilos) | |
Lage der Stadt Mössingen im Landkreis Tübingen | ||
Mössingen liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb im Tal der Steinlach, einem rechten Nebenfluss des Neckars. Der niedrigste Punkt des Stadtgebietes liegt mit 435 m NN bei der Unteren Mühle an der Steinlach, der höchste auf dem Gipfel des Dreifürstensteins mit 853,5 m NN.
Das Mössinger Stadtgebiet erschließt die wechselhafte Gesteinsfolge aus Tonen, Sandsteinen, Mergeln und Kalksteinbänken des Schwarzen, Braunen und Weißen Jura (Lias, Dogger und Malm). Am bedeutendsten sind die über 100 m mächtigen gebankten Kalke des Weißen Jura, die die weithin sichtbare Traufkante der Schwäbischen Alb bilden. Weite Bereiche der Unterhänge und des Steinlachtals sind mit z. T. sehr mächtigen periglaziären Kalkschotterdecken überlagert.
Am 12. April 1983 ereignete sich nach anhaltenden Regenfällen auf Mössinger Gemarkung der Bergrutsch am Hirschkopf, der größte Bergrutsch in Baden-Württemberg (48° 22′ 40″ N, 9° 4′ 0″ O48.3777777777789.0666666666667700). Dies ist durch die Lage Mössingens am Fuße des Albtraufs und die speziellen Lagerungsverhältnisse der unterschiedlichen Gesteine bedingt. Harte Kalke lagern hier plastischen Mergeln und Tonen auf. Außerdem wird dort durch natürliche Erosion fortwährend Gesteinsmaterial wegbefördert, so dass es zwangsläufig über kurz oder lang zu solchen Abrutschungen kommt. Am 12. Mai 2006 wurde dieses Gebiet in die Liste der nationalen Geotope aufgenommen.[2][3] Weitere große Bergrutsche ereigneten sich, ebenfalls nach vorausgegangenen ergiebigen Regenfällen, am 3. Juni 2013. Die Fläche von etwa einem Hektar nimmt allein die Rutschung im Bereich der Öschinger Landhaussiedlung ein. Die Siedlung wurde daraufhin evakuiert. Weitere Rutschungen ereigneten sich an der Südwestseite des Farrenbergs, am Buchberg, bei den Talheimer Wasserfällen und an der Talheimer Steige.[4]
Mössingen liegt inmitten eines Streuobstwiesengebietes. Von April bis Juni ergeben sich verschiedene natürliche Blühaspekte beginnend mit der Zwetschgen- und Kirschblüte und endend mit der Blüte der artenreichen Wiesen vor allem am Trauf der Schwäbischen Alb. Die Hänge der im Mössinger Stadtgebiet gelegenen Albberge und Teile des Albvorlandes wie zum Beispiel der Firstberg oder der Bästenhardt Wald, sind bewaldet. Es dominieren forstlich genutzte, aber naturnahe Kalk-Buchenwälder. Speziell die Mergelhänge und Standorte über Tonschiefer und Braunjuratonen wurden in der Vergangenheit großflächig mit Nadelholz aufgeforstet, das dort von Natur aus nicht vorkommen würde. Die Bäche werden meist von naturnahen Erlen-Eschen-Bachwäldern begleitet. Den Bachwäldern entlang der Steinlach sind vielfach fremdländische Hybrid-Pappeln beigemischt. Kleinflächige Kalkmagerrasen vom Typ der Enzian-Schillergras-Rasen an den Braunjurahängen erinnern an die Zeit, als die Hüteschafhaltung noch einen größeren Stellenwert einnahm. Großflächige Halbtrockenrasen mit zahlreichen Orchideen-Vorkommen bilden die Hochfläche des Filsenbergs und den Kegel des Meisenbühls südlich von Öschingen.
Teile des Mössinger Stadtgebiets mit dem Farrenberg und dem Roßberg gehören den FFH-Gebieten 7620-343 Albtrauf zwischen Mössingen und Gönningen und 7520-341 Albvorland bei Mössingen an.
In diese europaweit bedeutsamen Schutzgebiete sind die Naturschutzgebiete Bei der Olgahöhe, Bergrutsch am Hirschkopf, Filsenberg und Öschenbachtal eingegliedert. Im Bereich des NSG Bergrutsch am Hirschkopf findet keine Nutzung mehr statt, so dass dort die natürliche Entwicklung der belebten Natur beobachtet werden kann und durch Dauerbeobachtung wissenschaftlich erforscht wird.
Mössingen weist eine artenreiche Vogelfauna auf. Bedeutende Lebensräume sind die strukturreichen und großflächigen Streuobstwiesen. Herausragend sind die individuenreichen Populationen des seltenen Halsbandschnäppers und des Grauspechts. Die Hochfläche des Farrenbergs ist ein Neuntöter-Habitat sowie Fortpflanzungszentrum der Spanischen Flagge, einer seltenen Bärenspinnerart. Auf dem Filsenberg brütet die Heidelerche. Die Streuobstwiesen sind auch Fledermaus-Reviere. In den Wäldern am Albtrauf haben Fledermauskästen für die Ansiedlung von Fledermäusen gesorgt. Dort kommt die Bechsteinfledermaus in großer Anzahl vor.
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Mössingen; sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Tübingen beziehungsweise zum Landkreis Reutlingen¹ und zum Zollernalbkreis²:
Nehren, Gomaringen, Reutlingen¹, Sonnenbühl¹, Burladingen², Hechingen², Bodelshausen und Ofterdingen.
Die Stadt Mössingen besteht aus den drei Stadtteilen Mössingen, Öschingen und Talheim. Die Stadtteile sind räumlich mit den früheren Gemeinden gleichen Namens identisch. In Mössingen gilt die Unechte Teilortswahl, dementsprechend bilden die Stadtteile drei als Wohnbezirke bezeichnete Wahlkreise. In den beiden Stadtteilen Öschingen und Talheim sind Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit jeweils eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender eingerichtet.[5]
Zum Stadtteil Mössingen gehören die Kernstadt Mössingen, das Dorf Belsen, der Weiler Bad Sebastiansweiler, die Häuser Ziegelhütte und der Ortsteil Bästenhardt. Zum Stadtteil Öschingen gehören das Dorf Öschingen und die Häuser Krümlingmühle. Zum Stadtteil Talheim gehören das Dorf Talheim und die Höfe Bleiche, Obermühle, Salpeterhütte und Unterhütte.
Im Stadtgebiet liegen mehrere abgegangene, heute nicht mehr bewohnte Ortschaften und abgegangene Burgen; Buch, eine Badstube im Butzen, St. Johannisweiler und Steinhofen (im Stadtteil Mössingen), die abgegangenen Burg First im Stadtteil Öschingen und Burg Andeck im Stadtteil Talheim und die Wüstung Weiler im Stadtteil Talheim.[6]
Im Frühjahr 2017 wurde beim Ausheben einer Baugrube in der Nähe des Schulzentrums ein 4500 Jahre altes Grab gefunden. Es enthielt das bisher älteste geborgene komplette Menschenskelett der Region und lag am Rande eines frühalemannischen Friedhofes. Dieser datiert in das 6./7. Jahrhundert und umfasst vermutlich rund 50 Gräber. Es handelt sich um die Leiche eines etwa zehnjährigen Jungen. Außerdem wurde gleichzeitig das komplette Skelett eines enthaupteten Pferdes gefunden.[7] In der späten Urnenfelderzeit ist archäologischen Funden zufolge von einer Besiedlung des Farrenbergplateaus auszugehen. Ein Zeugnis der Latènezeit stellt die keltische Viereckschanze etwa einen Kilometer südlich von Belsen dar.[8]
Die alemannische Siedlung Mössingen an der oberen Steinlach entstand den Bestattungsplätzen zufolge Mitte des 6. Jahrhunderts. Namensgebend ist ein nicht näher bekannter Masco/Masgo (germanischer Männername). Mössingen bedeutet übersetzt „bei den Leuten des Masgo“.[9] In einer Urkunde des Klosters Lorsch (in pago alemannorum in Messinger marca) aus dem Jahr 774 findet sich die erste urkundliche Erwähnung Mössingens.
Bis ins frühe 15. Jahrhundert gehörte Mössingen den Grafen von Zollern. Nach einer Auseinandersetzung zwischen Graf Friedrich XII. (genannt der „Öttinger“) und den Herren von Ow wurde Mössingen Anfang des 15. Jahrhunderts geplündert und niedergebrannt. Infolgedessen befestigte man den Mössinger Friedhof mit einer hohen Mauer und einem Wehrturm. 1415 verpfändete Graf Friedrich von Zollern Mössingen an Graf Eberhard von Württemberg. Nach langwierigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Zollern kam es 1441 endgültig an das Herzogtum Württemberg und wurde dem Amt Tübingen unterstellt.
Im Jahr 1534 führte Ulrich von Württemberg die Reformation ein. Infolge des Dreißigjährigen Kriegs, der Erbfolgekriege und Koalitionskriege erlitt der Ort große wirtschaftliche Schäden. Eine Auswanderungswelle zu Ende des 18. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Polen, Siebenbürgen und Amerika schwächte den Ort weiter.
Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde der altwürttembergische Ort Mössingen 1810 dem neuen Oberamt Rottenburg zugeordnet.
Mit dem Bau der Zollernalbbahn erhielt Mössingen 1869 einen eigenen Haltepunkt und somit Anschluss ans Streckennetz der Württembergischen Staatseisenbahnen.
Größere Aufmerksamkeit erlangte Mössingen am 31. Januar 1933. Hier fand der einzige Arbeiteraufstand in Deutschland gegen die Machtergreifung Adolf Hitlers statt, der Mössinger Generalstreik.
Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Mössingen 1938 zum Landkreis Tübingen.
Mössingen wurde 1945 Teil der Französischen Besatzungszone und erfuhr 1947 die Zuordnung zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, das 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Durch Bevölkerungsanstieg, Zuwanderungsgewinne durch Heimatvertriebene sowie ausländische Gastarbeiter und umgesiedelte Russlanddeutsche erreichte der wirtschaftliche Aufschwung ab 1950 auch die Region. Eine Trabantenstadt, Bästenhardt, wurde aufgebaut.
Am 1. Januar 1971 wurde die Gemeinde Talheim und am 1. Dezember 1971 Öschingen eingemeindet.[10] Am 1. Januar 1974 wurden die Stadtrechte verliehen. Infolge des weiteren Bevölkerungszuwachses wurde die Stadt weiter ausgebaut. In Öschingen, Belsen und an den Rändern der Kernstadt und von Bästenhardt entstanden große Wohngebiete. Industrie und Gewerbe siedelten sich vor allem am Nordrand und zwischen der Kernstadt und Bästenhardt/Belsen an. Das Rathaus wurde am Bahnhof neu gebaut, die alte Innenstadt wurde verkehrsberuhigt. Dazu trugen auch der verkehrsentlastende Nord- und Südring bei.
Das Orkantief Lothar wütete am 26. Dezember 1999 auch über Mössingen und führte zu starken Schäden in mehreren Wäldern. Der Bästenhardter Wald im Westen der Stadt, ein damals hiebreifer Tannenwald, wurde fast vollständig vernichtet.
Im Jahr 2008 stimmte die Landesregierung dem Antrag der Stadt zu, Mössingen zum 1. Januar 2009 zur Großen Kreisstadt zu erheben.[11]
Die Mössinger Stadtteile haben eine wechselhafte und unterschiedliche Geschichte, obwohl alle einschließlich der Kernstadt bis 1403 zur Grafschaft Zollern gehörten und dann an die Grafschaft Württemberg kamen. Die altwürttembergischen Dörfer wurden wie Mössingen dem neu gebildeten Oberamt Rottenburg zugeordnet. Das seit 1934 als Kreis Rottenburg bezeichnet Oberamt ging 1938 im Landkreis Tübingen auf.
Die Geschichte der Stadtteile Öschingen und Talheim wird in den jeweiligen Artikeln beschrieben.
Seit der Reformation ist Mössingen evangelisch. Die aktuell bestehenden Kirchengemeinden Martin Luther, Johannes und Peter und Paul gehören der Evangelischen Landeskirche in Württemberg an. Des Weiteren gibt es im Ort eine Gemeinschaft evangelischer Pietisten sowie die Evangelisch-methodistische Christuskirche.
Die römisch-katholische Kirche befindet sich in der Diaspora. Die Anzahl katholischer Christen vergrößerte sich mit dem Zuzug durch Heimatvertriebene und Gastarbeiter aus katholischen Regionen. Die Vergrößerung der katholischen Kirchengemeinde machte einen Kirchenneubau im neuen Stadtzentrum notwendig. Die alte Kirche Auf Dachtel wurde abgerissen.
Die Neuapostolische Kirche ist in Mössingen mit einer eigenen Kirche vertreten, eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) versammelt sich regelmäßig im Stadtteil Belsen, ein Königreichssaal der Zeugen Jehovas befindet sich im Industriegebiet Schlattwiesen. Muslime besuchen zum Freitagsgebet die Ensar-Camii-Moschee in der Karl-Jaggy-Straße.
Die Geschäftsstelle des Regionalverbands Neckar-Alb befindet sich seit dem 1. November 1992 in Mössingen, nachdem sie ihren Sitz zuvor in Tübingen hatte. Verbandsvorsitzender ist Eugen Höschele (Bürgermeister a. D.).
Es besteht eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Mössingen mit den Gemeinden Bodelshausen und Ofterdingen.
Im Regionalplan ist Mössingen als Unterzentrum ausgewiesen und gehört zum Mittelbereich Tübingen. Mössingen führt zusätzlich, wie die Stadt Pfullingen, Entlastungs- und Ergänzungsfunktionen auf der Stufe eines Mittelzentrums.
In Mössingen wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern.
Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Oberbürgermeister als Vorsitzendem. Der Oberbürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
Kommunalwahl 2019
% 40 30 20 10 0 31,1 % 22,1 % 18,5 % 13,9 % 10,2 % 4,2 %
FWV CDU SPD Grüne UB Linke Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
%p 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 −10,58 %p
+4,95 %p −0,44 %p −0,32 %p +2,19 %p +4,2 %p FWV CDU SPD Grüne UB Linke | |
FWV | Freie Wählervereinigung Mössingen | 31,1 | 9 | 41,68 | 12 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 22,1 | 7 | 17,15 | 5 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 18,5 | 6 | 18,94 | 5 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 13,9 | 4 | 14,22 | 4 | |
UB | Unabhängige Bürger | 10,2 | 3 | 8,01 | 2 | |
Linke | Linke im Steinlachtal | 4,2 | 1 | — | — | |
gesamt | 100,0 | 30 | 100,0 | 28 | ||
Wahlbeteiligung | 54,4 % | 45,67 % |
Seit der Erhebung zur Großen Kreisstadt (2009) trägt das Stadtoberhaupt (reguläre Wahlperiode: acht Jahre) die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister.
Michael Bulander wurde im Juli 2018 mit 97,16 % der Stimmen wiedergewählt.[13]
Das Wappen wurde 1952 von der damaligen Gemeinde Mössingen eingeführt. Die Farben des Wappens schwarz-silber sollen auf die ehemalige Zugehörigkeit zur Grafschaft Zollern hinweisen. Das Wappen zeigt auf schwarzem Grund ein silbernes diagonal nach links oben verlaufendes Wellenband, das den schwarzen Wappenschild in ein rechtes oberes und ein linkes unteres Feld unterteilt. Im rechten oberen Feld befinden sich drei kleine Wappenschilde. Das linke untere Feld zeigt einen silbernen Brunnen mit geteiltem Wasserstrahl. Das Wellenband stellt die Teilung des Ortes durch die Steinlach in einen nördlichen und südlichen Teil dar. Der Brunnen weist auf die Schwefelquellen des Stadtteils Bad Sebastiansweiler hin. Die drei Wappenschilde im rechten oberen Feld sollen an den Dreifürstenstein, den Hausberg von Mössingen, erinnern. Am Dreifürstenstein stießen die Grenzen der drei Territorien Württemberg, Hohenzollern und Fürstenberg aufeinander.[14]
Aufführungsort der „Geistlichen Konzerte“ sind die drei evangelischen Kirchen in Mössingen und die katholische Marienkirche. Die Konzerte möchten das Evangelium in der ganzen Breite der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten vermitteln. So erklingt alte und neue Musik in großen und kleinen Besetzungen. Die Peter- und Paulskirche bietet eine hervorragende Akustik und eine erweiterte Weimer-Orgel von 1820. Günstige Aufstellmöglichkeiten durch einen Bühnenaufbau bietet die in Mössingen an der Durchgangsstraße Reutlingen – Hechingen gelegene Martin-Luther-Kirche. Für kleinere Besetzungen eignet sich die Johanneskirche in Bästenhardt mit ihrer musikfreundlichen Akustik. Die moderne katholische Marienkirche besitzt eine zweimanualige Orgel von Fischer & Krämer Orgelbau.
Die Lichtspiele Mössingen gelten als eines der schönsten Kinos im Südwesten Deutschlands. Es wird in der Regel am Wochenende, in der Wochenmitte und an Feiertagen ein Programm im nostalgischen Kinoambiente der 1950er Jahre geboten (Kinosaal von 1952). Mit den Programmreihen „Kino am Freitag“ und „Kino & Kirche“ (seit 1991) werden aktuelle Filme und Klassiker gezeigt, Das Kino hat hierfür schon mehrfach Auszeichnungen erhalten.[15]
Mössingens besonderer Schmuck sind seit 1992 bunte Blumenwiesen, blühende Straßenrandstreifen und Kreisverkehre, welche die Stadt von Frühjahr bis Herbst aufblühen lassen. Die Jury des Bundeswettbewerbs der Entente Florale Deutschland verlieh der Stadt dafür im Oktober 2001 die Goldmedaille.
Der NABU unterhält in Mössingen bei der Ziegelhütte ein für Besucher zugängliches Vogelschutzzentrum. Hier werden jährlich Hunderte verletzte oder kranke (Jung)Vögel und Fledermäuse behandelt.[16]
Seit 1985 erinnert eine Gedenktafel auf dem Jakob-Stotz-Platz an den kommunistischen Hitler-Gegner Jakob Stotz,[17] der als maßgeblich Beteiligter den Mössinger Generalstreik vom 31. Januar 1933 anführte, einen der wenigen in Deutschland erfolgten Arbeiterproteste gegen die NS-Diktatur, wofür er zu mehrjähriger Haft verurteilt wurde, diese aber überlebte und nach 1945 am demokratischen Neuaufbau im Ort mitwirkte.[18] Des Weiteren erinnert seit 2003 an der Langgaßturnhalle eine weitere Gedenktafel an den Mössinger Generalstreik. Seit Januar 2021 präsentiert die Stadt Mössingen im Rathausfoyer eine Dauerausstellung zum Thema in einem kompakten Erinnerungskubus.[19]
Hauptträger des Sportsgeists in Mössingen ist die Sportvereinigung (SpVgg) Mössingen (rund 2.000 Mitglieder) mit zwei Sportplätzen und Vereinsheim in der Langestraße/Lichtensteinstraße. Weitere Sportplätze befinden sich in den Ernwiesen südöstlich von Bästenhardt, auf Talheimer Gebiet im Holderbachtal im Osten von Öschingen. Im Ernwiesen-Stadion werden alljährlich auch die sommerlichen Bundesjugendspiele der Mössinger Schulen ausgetragen. Tennisanlagen des Mössinger Tennis-Clubs befinden sich am Freibad auf dem Hegwiesengelände. Im Gewerbegebiet Lange Hirschen befindet sich eine Tennishalle. Auch die Schulsporthallen und die Steinlachhalle stehen für Vereins- und Freizeitsportveranstaltungen verschiedener Art zur Verfügung. Flugsport kann vom Flugplatz auf dem Segelfluggelände Farrenberg aus betrieben werden. Schießanlagen befinden sich bei der Olgahöhe und in Öschingen. Boule, der französische Volkssport, kann auf zwei Plätzen in der Grünanlage an der Steinlach gespielt werden.
Die Wälder auf Mössinger Gemarkung werden fast ausnahmslos intensiv forstlich genutzt. Mössingen war bis 1995 auch Sitz eines Forstamtes. Die Landwirtschaft ist bäuerlich geprägt. Neben- und Zuerwerbsbetriebe sind noch verbreitet. Einen hohen Stellenwert nimmt der Streuobstbau ein. In Belsen ist auch ein Schäfer ansässig, dessen Herde die Unterhänge der Albberge beweidet.
Motor der Wirtschaft war lange Zeit die Textilindustrie. Ausschlaggebend war die Lage an der Steinlach als Vorfluter und für die Stromgewinnung. Einer der Hauptarbeitgeber war die Pausa AG, eine Stoffdruckerei, die 1871 als „Mechanische Buntweberei Hummel“ gegründet, 1919 in Pausa AG umbenannt und 2004 stillgelegt wurde. An zweiter Stelle stehen Holz und Metall verarbeitende Industrie. Eine Maschinenfabrik hat sich bereits Ende der 1960er-Jahre im Westen der Stadt angesiedelt. Am Bahnhof befinden sich ein Sägewerk, das jedoch inzwischen stillgelegt wurde und eine Nudelfabrik. In Mössingen gibt es vorrangig Klein- und Mittelstandsbetriebe.
Mössingen bildet einen Teil des Gewerbestandorts Steinlachtal. Ausgedehnte Gewerbegebiete befinden sich im Südwesten und Norden (Schlattwiesen) der Kernstadt. Der aktuelle wirtschaftliche Schwerpunkt liegt im Bereich Handel und Dienstleistungen. Am Rand der Kernstadt haben sich zahlreiche Großmärkte angesiedelt. Aber auch der Einzelhandel hat eine große Bedeutung. Hauptgeschäftsstraßen sind Bahnhofstraße und in der Verlängerung dazu die Falltorstraße, die die Stadt in West-Ost-Richtung durchziehen. Dort reihen sich Geschäfte für den speziellen Bedarf wie Juwelier, Optiker und Spielwarenhandel, aber auch Dienstleistungsbetriebe wie Sparkassen, Versicherungen und Arztpraxen, aneinander.
Als örtliche Tageszeitungen mit entsprechendem Lokalteil sind das Schwäbische Tagblatt und der Reutlinger General-Anzeiger (GEA) erhältlich. Der regionale TV-Sender RTF.1 ist in Mössingen per Kabel verfügbar. Einmal wöchentlich erscheint das Amtsblatt der Stadt Mössingen.
In einem Steinbruch am westlichen Rand der Gemarkung wurden lange Jahre die Tonschiefer des Schwarzen Jura abgebaut. Aus dem bitumenhaltigen Gestein wurde Petroleum gewonnen. Die Tonschiefer dienten auch zur Herstellung von Ziegelsteinen. Der Steinbruch wurde mit Erdmaterialien wieder aufgefüllt. Weitere Steinbrüche befanden sich unterhalb des Hirschkopfs. Dort wurde zur Gewinnung von Wegeschotter Weißjurakalk gebrochen. In der Gipsmühle wurde Gips verarbeitet.
Trotz der Lage Mössingens am Albtrauf, des Vorhandenseins von Heilquellen und der vielfältigen Naturausstattung, hat der Fremdenverkehr noch keinen hohen Stellenwert erlangt. Beherbergungs- und Bewirtungsbetriebe sind unterrepräsentiert. Im Ortsteil Bad Sebastiansweiler hat sich eine Kurklinik angesiedelt. Eine Touristenattraktion ist das Mössinger Bergrutschgebiet, zu dem mittlerweile Hinweisschilder führen und das durch einen Wanderpfad und Informationstafeln erschlossen ist. Regelmäßig finden dorthin Naturführungen statt.
Mössingen ist ein wichtiger regionaler Bildungsstandort. Bereits 1957 wurde südwestlich der Mössinger Altstadt die Gottlieb-Rühle-Hauptschule fertig gestellt. Es folgten 1967 die Friedrich-List-Realschule und 1973 das Quenstedt-Gymnasium sowie die Steinlachschule (ehemals Flattich-Förderschule). Die Jahn-Turnhalle komplettierte das Bildungszentrum. Im südlichen Anschluss entstand nur 2 Jahre später die Körperbehindertenschule (KBS) als Bestandteil des Körperbehindertenzentrums Neckar-Alb. Weitere Grund- und Hauptschulen befinden sich in den Ortsteilen Bästenhardt und Talheim. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg erbaute 1962 bis 1965 am Firstwald nordöstlich Mössingens ein Aufbaugymnasium mit Internat, heute Evangelische Schulen am Firstwald. Die städtische Volkshochschule Tübingen unterhält eine Außenstelle in Mössingen.
Die Bundesstraße 27, die ehemalige Schweizer Straße, verbindet die Stadt nach Norden mit Tübingen und Stuttgart und nach Süden mit Hechingen. Sie tangiert das Stadtgebiet im Westen. Vom Stadtteil Talheim führt die L 385 als Passstraße (Talheimer Steige) auf die Hochfläche der Schwäbischen Alb nach Melchingen. Die L 384 verbindet Mössingen mit der im Nordosten liegenden Großstadt Reutlingen und dem Nachbarort Nehren. Eine Umgehungsstraße, der Nordring, führt den Durchgangsverkehr im Norden um Mössingen herum. Er wurde nach fast 30-jähriger Planungszeit am 12. Januar 2007 dem Verkehr übergeben. Das zur Zeit seiner Entstehung größte Verkehrsprojekt des Landkreises Tübingen wurde in 16 Monaten für 5,061 Millionen Euro gebaut. 1973 wurde zum Stadtteil Bästenhardt eine neue Verbindungsstraße mit 100 Meter langem Tunnel unter der Bahnstrecke gebaut.
Mössingen verfügt über einen Bahnhof an der 1869 eröffneten Bahnstrecke Tübingen–Sigmaringen. An dieser halten Züge der Interregio-Express-Linie IRE 6 (Stuttgart–Aulendorf), sowie Regionalbahnen der Linie RB 66 (Tübingen–Hechingen/Albstadt-Ebingen/Sigmaringen). Im Stadtteil Belsen befindet sich darüber hinaus der Haltepunkt Bad Sebastiansweiler-Belsen, der vorrangig von Regionalbahnen bedient wird.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Stadt befindet sich in der Wabe 113.
Ein Segelflugplatz befindet sich auf dem Farrenberg im Süden der Stadt.
Der Zweckverband Steinlach-Wasserversorgung, dem auch die Gemeinden Dußlingen, Nehren und Ofterdingen angehören, versorgt das Steinlachtal mit Trinkwasser. 60 % davon stammen aus dem verbandseigenen Wasserwerk in Kilchberg im Neckartal, der Rest kommt über Fernleitungen aus dem Bodensee. Durch das Stadtgebiet verläuft der Albstollen, der Bodenseewasser auch in den Mittleren Neckarraum leitet. Bei Talheim sorgt ein Pumpwerk für die Steigerung des Wasserdruckes. Das Wasser wird in den Hochbehältern Firstwald und Fockenwinkel gemischt und über ein 44 Kilometer langes Leitungsnetz an die 36.000 Abnehmer abgegeben.[24] Das Abwasser wird in die an der Steinlach bei Tübingen gelegene zentrale Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Steinlach-Wiesaz geleitet.
Mössingen beherbergt ein Notariat. Ferner ist Mössingen Sitz der Stiftung KBF gGmbH, Mössingens größtem Arbeitgeber und Deutschlands ehemals größter Zivildienststelle.
Ammerbuch | Bodelshausen | Dettenhausen | Dußlingen | Gomaringen | Hirrlingen | Kirchentellinsfurt | Kusterdingen | Mössingen | Nehren | Neustetten | Ofterdingen | Rottenburg am Neckar | Starzach | Tübingen