Mengeringhausen ist eine ehemalige Stadt und seit 1974 ein Stadtteil der Kleinstadt Bad Arolsen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Nach Einwohnerzahl ist es nach der Kernstadt der zweitgrößte, nach Fläche der größte Stadtteil von Bad Arolsen.[1]
Dieser Artikel behandelt den Ort, für den Ingenieur siehe Max Mengeringhausen.
Mengeringhausen liegt im Waldecker Land südwestlich der Bad Arolser Kernstadt; die beiden Ortskerne sind etwa 2,5km voneinander entfernt. Durchflossen wird die auf 270 bis 355mü.NHN[2] gelegene ehemalige Stadt von der Aar, in welche etwas östlich der Ortschaft die Mengeringhausen nördlich passierende Thiele mündet. Östlich vorbei führen die nach Bad Arolsen verlaufende Bundesstraße 252 und im Abschnitt Bad Arolsen–Korbach die Bahnstrecke Warburg–Sarnau; nördlich liegt der Segelflugplatz Mengeringhausen.
Geschichte
Mengeringhausen – Auszug aus der „Topographia Hassiae“ von Matthäus Merian 1655Ehemalige Burg Mengeringhausen
Mengeringhausen wurde als „Stadt Mengrinchugen“ 1234 bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt[3] und hatte wohl bereits Stadtrechte. Die Burg Mengeringhausen war im Besitz der Grafen von Waldeck. Im Jahre 1500 brandschatzte und plünderte Rabe von Canstein zur Fastnacht Ort und Burg. Hintergrund war eine alte Fehde mit den Grafen von Waldeck wegen Grenzstreitigkeiten. Daraufhin wurde die Stadtmauer verstärkt und offenbar die Schützenbruderschaft St.Sebastianus ins Leben gerufen. Von 1689 bis 1728 war Mengeringhausen Sitz der ersten Waldecker Landkanzlei. In Mengeringhausen befand sich von 1925 bis 1937 eine Bezirksfortbildungsschule.
Gebietsreform
Am 1. Januar 1974 wurde die Stadt Mengeringhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz ein Stadtteil von Arolsen.[4][5]
Für Mengeringhausen, wie für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Mengeringhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[7][8]
1239: Grafschaft Everstein, Gericht Donnersberg
1537 und später: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Waldeck, Amt Mengeringhausen (später Amt Arolsen)
ab 1929: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis der Twiste
ab 1942: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1974: als Stadtteil zu Bad Arolsen
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Einwohnerentwicklung
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mengeringhausen 3204 Einwohner. Darunter waren 120 (3,7%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 546 Einwohner unter 18 Jahren, 1317 waren zwischen 18 und 49, 675 zwischen 50 und 64 und 666 Einwohner waren älter.[9]
Die Einwohner lebten in 1491 Haushalten. Davon waren 495 Singlehaushalte, 426 Paare ohne Kinder und 387 Paare mit Kindern, sowie 147 Alleinerziehende und 36 Wohngemeinschaften. In 333 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 999 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[9]
Mengeringhausen: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2015
Jahr
Einwohner
1770
1.102
1800
?
1834
1.951
1840
1.893
1846
1.633
1852
1.843
1858
1.661
1864
1.729
1871
1.416
1875
1.333
1885
1.329
1895
1.442
1905
1.399
1910
1.380
1925
1.506
1939
1.653
1946
2.414
1950
2.557
1956
2.461
1961
2.419
1967
3.418
1980
?
1990
?
2000
?
2011
3.204
2015
3.282
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[7]; Zensus 2011[9]
Die Anfänge der Burg Mengeringhausen liegen im 13.Jahrhundert; erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Jahre 1382. Von der einstigen Befestigung der mittelalterlichen Wasserburg der Grafen von Waldeck ist auf den ersten Blick nur noch wenig auszumachen. Von 1696 bis 1728 war die Burg Sitz der waldeckischen Regierung, die Behörden zogen danach in die neu entstandene Residenz Arolsen. Nach einigen Bränden, unter anderem in den Jahren 1929 und 1960, präsentiert sich das Gebäude heute renoviert; es wurde bis Mitte 2018 als Hotel und Restaurant genutzt. Die Burg wurde 2019 verkauft.
St.-Georg-Kirche
Die St.-Georg-Kirche ist eine für das späte Mittelalter typische gotische Hallenkirche, die im Jahre 1423 fertiggestellt wurde, nachdem der Vorgängerbau im Jahre 1347 durch einen Brand, dem auch das Rathaus und viele weitere Häuser zum Opfer fielen, zerstört wurde. Von diesem Vorgängerbau sind keine Spuren mehr vorhanden. Mit dem spitzen, schiefen verdrehten Turm aus der Entstehungszeit, gilt sie als Wahrzeichen Mengeringhausens. Der barocke Hochaltar ist vermutlich um 1680 entstanden und wird dem Mengeringhäuser Schreiner Berthold Jost Tamm zugeschrieben. Er ist drei Meter breit und sieben Meter hoch. Die Ölgemälde zeigen das Letzte Abendmahl und den Garten Gethsemane. Die reichen Schnitzereien zeigen Putten, Fruchtgehänge, Girlanden und sieben kunstvoll geschnitzte Skulpturen werden dem Bildhauer Heinrich Papen zugeschrieben, der auch den Hochaltar im Fritzlarer Dom geschaffen hat. Die Deckenmalereien, sowie die Bilder an der Nord- und Südwand des Chores wurden um 1572 von Friedrich Thorwart geschaffen. Die heutige Orgel stammt aus dem Jahre 1843 und wurde vom Korbacher Orgelbauer Jacob Vogt erbaut. Das älteste Kunstwerk ist der Aufsatz eines Wandtabernakels aus der Mitte des 14.Jahrhunderts.[10]
Bismarckwarte
Die Bismarckwarte
Am 4. Juni 1882 wurde etwa 850m nordnordöstlich vom Gipfel der südwestlich von Mengeringhausen gelegenen Matzenhöhe (ca.385m)[2] anstelle der eingestürzten Mengeringhäuser Warte die Warte eingeweiht. Im Zuge der Bismarckbegeisterung wurde 1902 ein Bismarck-Medaillon angebracht und der 10m hohe Turm in Bismarckwarte umbenannt. Diese Warte ist als letzte von drei historischen Beobachtungstürmen der einstigen Stadt Mengeringhausen erhalten.[11]
Politik
Wappen und Flagge
Hiss- und Bannerflagge
DEU Mengeringhausen COA.svg
Blasonierung: „In Gold aus einem unterhalben, achtstrahligen schwarzen Stern wachsend ein blau gerüsteter, silbern nimbierter, blonder, silberner Heiliger (heiliger Georg) mit blauem Schwert in der Rechten und silbernem Schild mit durchgehendem roten Kreuz in der Linken.“
Wappenbegründung: Die ältesten Siegel sowohl der Altstadt (Stadtrechte 1301) als auch der Neustadt (Stadtrechte 1390) zeigen eine Stadtansicht mit einem kleinen Schild mit dem Waldecker Stern. Das zweite Siegel von 1467 zeigte das nebenstehende Wappen, das nach der Vereinigung der beiden Städte im Jahr 1500 in Gebrauch blieb.
Die obere Hälfte zeigt den Heiligen Georg, den Schutzpatron der Ortskirche, die Basis den Waldecker Stern.
Die nichtamtliche Flagge ist zweigeteilt in Grün und Weiß; das Wappen ist in der Mitte aufgelegt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das Freischießen ist ein großes Volksfest und wird alle sieben Jahre (das nächste 2021) mit verschiedenen spätmittelalterlich und frühneuzeitlich kostümierten Gruppen in mehreren großen Festzügen und der Anteilnahme der gesamten Bevölkerung gefeiert. Es erinnert an die erstmalige Erwähnung der Mengeringhäuser Schützengesellschaft St.Sebastiani 1502. Dabei wird das eigens für das Freischießen geschriebene Schauspiel „Treue um Treue“ aufgeführt, das an den Überfall des Ritters Rabe von Canstein auf die Stadt erinnert.
Persönlichkeiten
Bürgermeister
Christian Philipp Esau (1793, 1808–1809, 1815–1828)
Carl Engelhard (1814)
Georg Friedrich Klapp (1829, 1831–1839, 1841–1844)
Friedrich Ludwig Esau (1830, 1847–1849)
Ferdinand Leonhardi (1844–1847)
Söhne und Töchter von Mengeringhausen
Philipp Nicolai (1556–1608), Pfarrer, Liederdichter und Reformator
Arnoldt Langemann (1566–1620), Ministerialer des Grafenhauses Waldeck
Friedrich Ludwig Klapp (1728–1807), Amtmann, Regierungsrat und Domänenpächter
Johann Christoph Koch (1732–1808), Rechtswissenschaftler und Hochschullehrer
Ernst Friedrich Ockel (1742–1816), evangelisch-lutherischer Geistlicher in Kurland
Carl Theodor Severin (1763–1836), mecklenburgischer Landbaumeister
Georg Friedrich Klapp (1772–1844), Lohgerber, Bürgermeister und Politiker
Carl August Severin (1773–1833/1859), Mitglied des Landstandes des Fürstentums Waldeck
Martin Kipp: Die Bezirksfortbildungsschule Mengeringhausen (1925–1937); In: Faßhauer, Münk, Paul-Kohlhoff (Hrsg.): Berufspädagogische Forschung in sozialer Verantwortung. Festschrift für Josef Rützel zum 65.Geburtstag, Franz Steiner Verlag 2008
Armin Weber, Dieter Wolf: Historische Stadtansichten. In: Waldeckischer Geschichtsverein e.V. Bad Arolsen; Armin Weber (Bearb.): Die Stadt und ihre Bürger um 1700. Ein historischer Rundgang durch die Altstadt von Mengeringhausen. (= Stadtgeschichte(n) Mengeringhausen, Band 1). Bad Arolsen 2001, ISBN 3-87077-103-8, S. 27–45.
Christian Meuser und Herbert Voigt: Mengeringhausen. Arolsen: Waldeckischer Geschichtsverein 2014 (= Waldeckische Ortssippenbücher 89)
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4.Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr.25, S.359, §1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 2,3MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.409.
Hauptsatzung.(PDF;1,94MB)§5.In:Webauftritt.Stadt Bad Arolsen,abgerufen im Mai 2021.
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