Landau (bis zur Eingemeindung Landau/Waldeck) ist eine ehemals selbstständige Stadt und seit 1974 ein Stadtteil von Bad Arolsen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Schloss und Ort Landau 1655; Topographia Hassiae von Matthäus Merian
Landau wurde, abseits des damals bestehenden Wegenetzes und ohne dass wichtige wirtschaftliche Interessen in unmittelbarer Umgebung dort zu schützen waren, im 13. Jahrhundert auf Anordnung des Waldecker Grafen Otto I. als befestigte Stadt über dem Ostufer der Watter gegründet, mit einer kleinen Burg am nördlichen Ende der Talseite und einer zweiten kleinen Burganlage, der Knappenburg, am Südende beim Oberen Tor. Die Anlage sollte, zusammen mit der Burg Rhoden, das Gebiet der Grafschaft im Norden sichern. Der Ort ist 1290 erstmals urkundlich erwähnt, entwickelte sich unter Ottos gezielter Förderung rasch und erhielt schon im Jahre 1294 die Stadtrechte, ohne allerdings jemals die Bevölkerungszahl eines großen Dorfes zu überschreiten. Die kleine Stadt wurde mit einer, die die ehemalige Burganlage umfassende Mauer eingerechnet, insgesamt 1750 Meter langen Stadtmauer umgeben, die nur im Norden und Süden jeweils ein Doppeltor besaß, das Obere und das Untere Tor. Zwischen Stadt und Burg, die durch eine weitere Mauer getrennt waren, befand sich ein weiteres Tor. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts blieb das Gesamtbild der Stadt nahezu unverändert; erst dann entstanden neue Wohngebiete außerhalb des alten Ortskerns. Landau war von 1397 bis 1495 Residenz der älteren und von 1550 bis 1597 der neueren Landauer Linie des waldeckschen Grafenhauses.
Hessische Gebietsreform
Die Stadt wurde am 1. Januar 1974 im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz nach Arolsen eingemeindet.[2][3] Für Landau, wie für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]
Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Landau lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[5][6]
Vor der Eingemeindung in die Stadt Arolsen hieß Landau amtlich Landau/Waldeck zur Unterscheidung von anderen Landaus. Neben der amtlichen existierten einige weitere Schreibweisen, wie Landau (Waldeck), kurz Landau/W. oder lang Landau in Waldeck. Die Schreibweisen mit Namenszusatz sind heute noch gelegentlich gebräuchlich.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Landau 960 Einwohner. Darunter waren 12 (1,3%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 159 Einwohner unter 18 Jahren, 354 waren zwischen 18 und 49, 237 zwischen 50 und 64 und 207 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 399 Haushalten. Davon waren 111 Singlehaushalte, 114 Paare ohne Kinder und 129 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 75 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 264 Haushaltungen leben keine Senioren.[7]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [5]
Religion
Christliche Gemeinden
Die Mehrzahl der Einwohner ist evangelisch und gehört zur evangelischen Kirchengemeinde Landau, die auch die Bad Arolser Ortsteile Bühle und Volkhardinghausen umfasst. Die katholischen Bewohner gehören kirchlich zur katholischen Kirchengemeinde in Bad Arolsen.
Jüdische Gemeinde
→ Hauptartikel: Jüdische Gemeinde Landau (Bad Arolsen)
Eine jüdische Gemeinde bestand vom 16. Jahrhundert bis nach 1933. 1837 erbaute man die Synagoge auf der Heide (heute Heidestraße). Nach 1932 wurde sie verkauft und abgebrochen. 1779 erwarb die jüdische Gemeinde ein 11,05 ar großes Areal und legte dort einen jüdischen Friedhof an. Der Flurname wird seitdem als „Jüddengrund“ bezeichnet. Der Friedhof wurde bis in die 1930er Jahre belegt. Er befindet sich östlich des Ortes an einem steilen Hang und man erreicht ihn über eine Wiese über den Tiefenholer Weg. Heute sind noch 41 Grabsteine (Mazewot) vorhanden.
975 evangelische (= 89,70%), 93 katholische (= 8,56%) Einwohner
Wappen
Wappen von Landau/Waldeck
Blasonierung: „In Gold inmitten einer runden roten Zinnenmauer mit offenem Tor und goldenem Fallgatter drei blau bedachte rote Türme, die mit je einem achtstrahligen schwarzen Stern besteckt sind.“
Wappenbegründung: Das älteste Siegel der Stadt stammt aus der Zeit der Verleihung der Stadtrechte und zeigt bereits die Burg mit den drei Waldecker Sternen. Alle späteren Siegel zeigen die gleiche Zusammensetzung, wobei sich die Form und Größe der Burg häufiger änderte, je nach dem Stil der Zeit.
Sehenswürdigkeiten
Stadtkirche: Ihre Anfänge reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück, als an der Burg eine Kapelle, von romanischem in frühgotischen Stil übergehend, auf einer Krypta errichtet wurde. Sie diente der gräflichen Familie später als Begräbniskapelle. Um die Wende zum 16. Jahrhundert wurde an die Kapelle nach Westen eine gotische Hallenkirche angebaut, und die ehemalige Kapelle wurde zum Chor der Kirche. Der Turm, gegen 1550 vollendet, ist 34 Meter hoch und wurde 2002/03 vollständig restauriert.
Schloss Landau: Das ehemalige Grafenschloss geht auf die Burganlage aus dem 13. Jahrhundert zurück, die um 1330 zum Schloss umgebaut wurde. Hier residierten von 1397 bis 1495 die ältere und von 1550 bis 1597 die neuere Landauer Linie des waldeckschen Grafenhauses. Das Schloss diente bis 2012 als Altenheim der Evangelischen Altenhilfe Hofgeismar (Diakonisches Werk Kurhessen–Waldeck)
Altstadt: Landau verfügt über eine geschlossene und denkmalgeschützte Fachwerkaltstadt. Zwei historisierende Torbögen begrenzen die Altstadt an den beiden einzigen Straßen, die ins Tal der Watter und damit aus der Altstadt heraus führen. Wo heute das ehemalige Schmiedegebäude am oberen Tor steht, befand sich früher das sogenannte kleine Knochenbrecher- bzw. Hexenhaus. Im Erdgeschoss waren zwei Gefängnisräume eingerichtet, in denen auch Verhöre und Folterungen stattfanden. Ein stark nach Westen geneigtes Fachwerkhaus nahe der Kirche, das sogenannte Weinhaus, gilt als schiefstes bewohntes Fachwerkhaus in Deutschland. Die Sanierung und Stabilisierung dieses Baus wurde 2008 abgeschlossen, seither ist es erneut bewohnt.
Torbogen: Der Torbogen, eines der Wahrzeichen der Stadt, wurde 1563 durch den Grafen Johann von Waldeck zu Landau und seine Gemahlin Anna, geb. Gräfin zu Lippe, erbaut. Das Torhaus diente im Laufe der Jahrhunderte vielerlei Aufgaben. Als leicht zu verteidigender Zugang zum Schloss und zur Meierei erbaut, war es in den folgenden Jahren Kanzlei der landauischen Linie de Grafenhauses. 1750 wurden bei Umbauarbeiten am Schloss aus Unkenntnis ihres Wertes auch fast alle alten Kanzleiakten verbrannt. Das Obergeschoss diente lange Zeit als Wohnung für die Kammerdiener, zwischen den beiden Weltkriegen als Jugendherberge und danach als Mietwohnung. Heute wird das Gebäude durch den „Torbogen-Verein“ genutzt und instand gehalten. Zwei schöne Wappensteine erinnern an den Bau des Gebäudes und das letzte hier regierende Grafenpaar. Interessant sind auch die drei sehr unterschiedlichen Neidköppe auf beiden Seiten des Gebäudes.
Wasserkunst: Eine restaurierte Trinkwasserförderanlage, die von 1535 bis 1981 Trinkwasser von der Watter auf den 65 Meter höher gelegenen Landauer Berg in die Stadt pumpte. Heute speist sie in den Sommermonaten den historisierenden Marktkump (Brunnen), der auf dem Marktplatz am Aufgang zum Kirchhof bzw. Schulhof steht.
Franzoseneiche: Die Eiche steht oberhalb von Landau an der Gemarkungsgrenze zu Braunsen, Elleringhausen und Volkhardinghausen. Die ursprüngliche „Franzoseneiche“ war ein großer Baum, von dem bis Mitte der 1920er Jahre noch der imposante Stumpf zu sehen war, an geschichtsträchtigem Ort. Mitte der 1990er Jahre wurde in der Nähe eine neue Eiche gepflanzt. Bei ihr finden regelmäßig Feste statt.
Schloss Landau
Ehemalige Schmiede am oberen Tor
Torbogen von Osten
Schiefes Weinhaus
Kump der historischen Wasserkunst
Kump auf dem Marktplatz
Infrastruktur
Der Ort verfügt über eine eigene Grundschule, einen evangelischen Kindergarten, eine Turnhalle, einen Sportplatz und über ein Freibad im Wattertal.
Persönlichkeiten
Johann Daniel Saure (1748–1825), deutscher Landwirt, Bürgermeister von Landau und Landstand des Fürstentums Waldeck
Christian Winterberg (1767–1827), deutscher Bürgermeister und Politiker, Bürgermeister von Landau
Conrad Küthe (1773–1829), deutscher Bürgermeister von Landau und Abgeordneter
Wilhelm von Hadel (1789–1854), deutscher Offizier und Politiker, Bürgermeister von Landau
Henrich Kuckuck (1792–1846), deutscher Landwirt, Bürgermeister von Landau und Politiker
Johann Heinrich Reddehase (1796–1871), Bürgermeister von Landau
Philipp Saure (1797–1842), deutscher Landwirt, Bürgermeister von Landau und Politiker
Johannes Bornemann (1778–1885), Mitglied des Waldecker Landstandes, Bürgermeister von Landau
Henrich Ramme (1802–1878), deutscher Landwirt, Polizeiinspektor, Bürgermeister von Landau und Politiker
Wilhelm Großkurth (1808–1875), waldeckscher Landtagspräsident, wirkte als Pfarrer in Landau
Heinrich von Hadeln (1796–1867), nassauischer Generalleutnant, geboren in Landau
Heinrich Nebelsieck (1861–1950), Pfarrer und Superintendent, geboren in Landau
Johann Franz Christoph Steinmetz (1730–1791), evangelischer Theologe, geboren in Landau
Heinrich Knocke (1869–1943), deutscher Landwirt und Politiker (Landbund), geboren in Landau
Literatur
Robert Wetekam: Landau – Die Geschichte einer waldeckischen Festungsstadt. Landau: Stadtverwaltung 1964
Robert Wetekam: Ortssippenbuch Landau, Waldeck in Hessen. Frankfurt am Main: Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände 1962 (= Waldeckische Ortssippenbücher 9)
Arbeitsgemeinschaft "Chronik": Landau – Der Geschichte zweiter Teil. Chronik von 1994
Werner Reiter: Die Wasserkunst von 1535 in Landau/Waldeck. 2. erweiterte Auflage, 1995
Götz J. Pfeiffer: Die spätmittelalterlichen Konsolbüsten in der ev. Kirche zu Landau. Selbstdarstellung der Bürger als Träger ihrer Kirche?, in: Geschichtsblätter für Waldeck, Bd. 98 (2010), S. 68–88.
Ralph Busch: Landau, Bühle und Volkhardinghausen – Bilderreise in die Vergangenheit. Bildband mit ca. 200 historischen Fotos, Ergänzung der Chronik, 2011
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4.Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr.25, S.359, §1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 2,3MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.409.
Hauptsatzung.(PDF;1,94MB)§5.In:Webauftritt.Stadt Bad Arolsen,abgerufen im Mai 2021.
Landau, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16.Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
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