Liebertwolkwitz ist ein Stadtteil und gemäß der Verwaltungsnomenklatur ein Ortsteil von Leipzig. Der im Stadtbezirk Südost gelegene Ort war bis zur Eingemeindung am 1. Januar 1999 eine eigenständige Gemeinde. Mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1040[1] ist Liebertwolkwitz eine der ältesten Siedlungen der Region. Der Ortsname wird von den Ortsansässigen oft zu Wolks abgekürzt, die Einwohner entsprechend als Wolkser bezeichnet.[2]
Der Ortsteil Liebertwolkwitz ist deckungsgleich mit der Gemarkung Liebertwolkwitz und bildet den südöstlichsten Teil der Stadt Leipzig. Es ist der höchstgelegene Stadtteil Leipzigs und weist mit dem Galgenberg (168 m ü. NHN)[3][4] und dem historisch bedeutsamen Monarchenhügel (160 m ü. NHN)[5] die beiden höchsten natürlichen Erhebungen der Stadt auf. Aufgrund seiner exponierten Lage war ersterer Teil der Königlich-Sächsischen Triangulation. Im Süden Liebertwolkwitz’ entspringt der Schaukelgraben – ein Bach, der den gesamten Ort in nordöstliche Richtung durchfließt und in den Pösgraben mündet. Dieser bildet seinerseits eine natürliche Grenze zwischen Liebertwolkwitz und Holzhausen.
Folgende Orte grenzen an Liebertwolkwitz:
Meusdorf | Zuckelhausen, Holzhausen | Seifertshain |
Wachau | ![]() |
Fuchshain |
Auenhain, Güldengossa |
Störmthal | Großpösna |
Die Ortschaft wurde im Jahr 1040 erstmals unter dem Namen Niwolkesthorp urkundlich erwähnt[1] und ist vermutlich im 7. oder 8. Jahrhundert von Slawen gegründet worden. Die romanische Kirche fiel 1575 einem Brand zum Opfer. Daraufhin wurde ein rechteckiger Saalbau mit breitem Westturm errichtet. 1702 wurde der Turm erhöht und im Barockstil umgestaltet. Am Ende des 17. Jahrhunderts erwarb der Dichter und Schriftsteller Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen das Rittergut Liebertwolkwitz und verstarb dort.
Von historischer Bedeutung ist der auf Liebertwolkwitzer Gebiet liegende Monarchenhügel, von dem aus der Kaiser von Österreich, der Zar von Russland sowie der preußische König im Jahr 1813 während der Völkerschlacht bei Leipzig (16.–18. Oktober 1813) ihre Truppen gegen Napoléon Bonaparte befehligten. Dieser hatte wiederum seinen Befehlsstand auf dem Galgenberg. Im Jahr 1725 hatte Zacharias Hildebrandt eine Kirchenorgel erbaut, die während der Völkerschlacht zerstört wurde. Am 14. Oktober 1813, zwei Tage vor Beginn der Hauptschlacht, wurde die Gegend südlich von Markkleeberg, Wachau und Liebertwolkwitz zum Schauplatz des Reitergefechts bei Liebertwolkwitz, das das größte Kavalleriegefecht aller Zeiten gewesen sein soll.[6] In diesem Gefecht fiel der preußische Dragonerleutnant Guido von der Lippe bei der Verfolgung des französischen Marschalls Joachim Murat; die Szene wurde in einem Gemälde von Richard Knötel verewigt.[7]
Liebertwolkwitz lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[8] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Leipzig I und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Leipzig.[9] Um 1880 begann die Ansiedlung von Industriebetrieben in Liebertwolkwitz, die unter anderem die Tonvorkommen der Umgebung nutzen. So entstanden vor allem Klinker- und Pfannsteinwerke. Dieser Industriezweig ist bis heute im Ort ansässig. 1908 wurde die Badeanstalt errichtet, die heute einen Fitness-Club beherbergt.
1999 wurde Liebertwolkwitz gemeinsam mit einigen weiteren Gemeinden von Leipzig eingemeindet.
Das Durchschnittsalter liegt deutlich sowohl über dem städtischen als auch über dem Bundesdurchschnitt. Obwohl einerseits der Anteil der unter 15-Jährigen sowie die Geburtenrate in den letzten Jahren gestiegen sind, lag letztere stets unter der Sterberate. Dieses Defizit konnte jedoch meist durch Zuzüge ausgeglichen werden.
Das weiterhin vom dörflichen Charakter geprägte Liebertwolkwitz zeichnet sich durch eine recht homogene Einwohnerschaft aus. Der Ausländeranteil ist mit 2,4 Prozent sehr gering.
Mit der Eingemeindung Liebertwolkwitz’ wurde das Amt des Bürgermeisters abgeschafft. Stattdessen vertritt ein Ortschaftsrat, der mit allgemeinen Themen wie der Pflege des Ortsbildes und der Förderung lokaler Projekte betraut ist, die Belange der Einwohner. Die letzte Wahl fand am 26. Mai 2019[10] statt. Ortsvorsteher ist Roland Geistert von der Wählervereinigung Liebertwolkwitz Unabhängige Vertreter (LUV).[11]
Die Ortschaftsräte sind ein Teilorgan der Stadt Leipzig. Zusammen mit der Wahl der Stadträte findet in den Ortschaften die Wahl der Mitglieder der Ortschaftsräte statt. Der Vorsitzende wird als Ortsvorsteher alle fünf Jahre von den Mitgliedern des Ortschaftsrates gewählt. Der Ortschaftsrat selbst wird von den Wählern in direkter Wahl gewählt, der Vorsitzende in indirekter Wahl.
Das Wappen zeigt in Silber auf grünem Grund aufgewachsen eine grüne Linde. Im Schildhaupt Wolken vor blauem Himmel.
Im Jahr 1996 unterzeichnete Liebertwolkwitz einen Partnerschaftsvertrag mit der französischen Gemeinde Les Epesses.
Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Liebertwolkwitz betrug 78,6 % und lag damit im Durchschnitt des Wahlkreises 153, zu dem Liebertwolkwitz gehört. Bei den Zweitstimmen wurde die AfD mit einem Vorsprung von 2,3 % zur CDU stärkste Partei. Im Vergleich zum Wahlkreis erhielten die die Grünen (−15,6 %) und die LINKE (−7,7 %) in Liebertwolkwitz vergleichsweise wenige, die AfD (+12,7 %), die CDU (+7,5 %) und die FDP (+ 4,0 %) vergleichsweise viele Stimmen.[12]
Wahlergebnis Bundestagswahl 2021 (Zweitstimmen in Prozent) | |||||||||||||
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Partei | CDU | LINKE | AfD | SPD | Grüne | FDP | Sonstige | ||||||
Liebertwolkwitz | 20,6 | 7,0 | 23,9 | 20,6 | 5,7 | 13,7 | 8,6 | ||||||
Wahlkreis 153 | 13,1 | 14,7 | 11,2 | 20,9 | 21,3 | 9,7 | 9,1 | ||||||
Bei Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Liebertwolkwitz zum Wahlkreis Leipzig 2. Bei Kommunalwahlen besteht nicht nur Stimmrecht für den Leipziger Stadtrat, sondern auch für den Ortschaftsrat Liebertwolkwitz.
Neben mehreren Angeboten für Allgemein- und Zahnmedizin sind auch fachärztliche Einrichtungen vertreten. Darüber hinaus bietet Liebertwolkwitz ein Seniorenheim in privater Trägerschaft. Auch eine veterinärmedizinische Praxis ist ansässig.
Das Rathaus ist der Sitz eines Bürgeramtes der Stadt Leipzig und eines Standortes der Polizei. Außerdem verfügt der Ort über eine Freiwillige Feuerwehr (Teil von: Feuerwehr Leipzig) samt Jugendfeuerwehr.[13]
Die Volkssolidarität unterhält im Stadtteil die Kindertagesstätte Wolkser Kinderland.
Die Grundschule wurde 2004 in Schule Liebertwolkwitz umbenannt. Sie legt unter dem Motto „Umgang mit Vielfalt“ und „Stärken stärken“ den Schwerpunkt auf einen ganztägigen Schulalltag. In enger Zusammenarbeit mit dem Verein Sportschulzentrum Liebertwolkwitz[14] liegt der Fokus auf Bewegungsförderung und Sport.[15] Das 1978 errichtete Schulgebäude wurde ab 2019 revitalisiert und durch einen futuristischen, kubischen Anbau ergänzt.
Eine Oberschule der Stadt Leipzig ist die Geschwister-Scholl-Schule Liebertwolkwitz. Das historische Schulgebäude wurde 1889 errichtet. Bereits 1901/02 erfolgte die erste Erweiterung des Gebäudes, das gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945 durch einen Großbrand stark beschädigt wurde. In den Nachkriegsjahren erfolgte der Wiederaufbau durch die Bevölkerung. Im Jahr 1978 entstand im Schulgelände ein Neubau, der heute die Grundschule beherbergt. Seit 1990 wird das Schulgebäude und angrenzende Areal kontinuierlich erweitert und neugestaltet. Heute existiert ein moderner Schulsportplatz, ein Geopark sowie ein eigens für die Mensa errichteter Neubau.[16] Die Oberschule ist nicht zu verwechseln mit der Geschwister-Scholl-Grundschule im Stadtteil Gohlis.
In den 1990er Jahren war die Einführung eines eigenen Gymnasiums geplant. Dazu wurde ein provisorischer Containerbau hinter der Oberschule errichtet und kurzzeitig auch Schüler am Gymnasium Liebertwolkwitz, das eine Außenstelle des Gymnasiums Engelsdorf war, unterrichtet. Aufgrund des Fehlens des „öffentlichen Bedürfnisses“ wurden die Pläne verworfen, das Gymnasium geschlossen und das Provisorium rückgebaut.[17]
Der Bahnhof Leipzig-Liebertwolkwitz liegt an der Bahnstrecke Leipzig–Geithain, die Teil der Fernverbindung von Leipzig nach Chemnitz ist. Der Ausbau letzterer wird von der Bundesrepublik unter „vordringlichem Bedarf“ geführt, sodass davon auszugehen ist, dass Liebertwolkwitz künftig besser ans regionale Netz angebunden wird.[18]
Liebertwolkwitz ist an mehrere Buslinien wie die 690 (Leipzig Hauptbahnhof-Grimma) oder die 172 (Wachau-Sommerfeld/Borsdorf) angeschlossen. Nachts verkehrt der Nightliner N8.
Seit 1999 erscheint monatlich das Ortsbaltt Wolkser Wasserturmbote, welches ortsrelevante Themen behandelt. Sie kann bei einigen Läden im Ort erworben werden. Vor der Eingemeindung erschien der Liebertwolkwitzer Wasserturmbote: Amtsblatt der Gemeinde (1990–1998).[19]
Das Orchester Liebertwolkwitz tritt bei örtlichen Festen auf und hat laut eigenen Angaben schon in mehreren Ländern gespielt.[20]
Die Fahrbibliothek ist montags aller zwei Wochen auf dem Markt anzutreffen.
Jeden Freitag findet ein Wochenmarkt auf dem Marktplatz statt.
Das Wahrzeichen des Ortes ist der 52,5 Meter hohe Wasserturm, womit er auch das höchste Gebäude von Liebertwolkwitz ist. Der unter Denkmalschutz stehende Turm wurde 1903/04 errichtet und ab 2017 zum exklusiven Wohnturm umgewandelt.[21] Weitere geschützte Gebäude, wie das Rathaus befinden sich vor allem im historischen Ortskern um den Liebertwolkwitzer Markt. Inzwischen sind fast alle saniert und befinden sich in gutem Zustand.
Das aus geschichtlicher Sicht bedeutsamste Ereignis ist die Völkerschlacht bei Leipzig. Davon zeugen die beiden Denkmäler auf dem Monarchenhügel und dem Galgenberg. Hinzu kommen mehrere im Ort verteilte Apelsteine, die den damaligen Schlachtverlauf nachzeichnen. Außerdem befindet sich auf dem Kirchhof ein Gedenkstein für die hohen Verluste in einem Reitergefecht der Völkerschlacht.
An den Gründer der Sparkasse zu Liebertwolkwitz, Friedrich Teichmann, erinnert das Teichmann-Denkmal auf dem Marktplatz[22] sowie die nach ihm benannte Teichmannstraße.
Ein Gedenkstein im Josef-Sliwanski-Hain, in der Nähe der alten Badeanstalt ist den Opfern des Faschismus gewidmet. Ein weiteres Denkmal auf dem Kirchhof mahnt zum Gedenken der Opfer der beiden Weltkriege.
Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahre 1813
Alljährlich organisiert die „Hofgenossenschaft Stiftsgut Liebertwolkwitz eG“ im Oktober das Fest Ein Dorf im Jahre 1813 in Gedenken an das Leben zur Zeit der Völkerschlacht. Hierbei wird im 19. Jahrhundert übliches Handwerk und Leben für ein Wochenende nachgestellt. Die Darsteller, die überwiegend Einwohner des Ortes und der Nachbargemeinden sind, kleiden sich hierfür ähnlich der Bevölkerung zur damaligen Zeit. Dabei erhält jeder Darsteller die Rolle eines ehemaligen Bewohners Liebertwolkwitz, welcher zur damaligen Zeit gelebt hat. Zusätzlich dazu reist eine Vielzahl an „Soldaten“ (Reeanactor) aus verschiedenen Ländern Europas an. Sie beteiligen sich an der Schlachtnachstellung und sind während des Wochenendes in Biwaks einquartiert. Verschiedene Programmpunkte verteilen sich über das gesamte Wochenende. Der Eintritt ist Freitags und am späten Abend frei. Im Jahr 2020 entfiel die Veranstaltung aufgrund der COVID-19-Pandemie.[23]
Einen Höhepunkt stellte das Jahr 2013 dar. Zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht begann das Event anstelle des traditionellen Freitags bereits an einem Mittwoch, den 16. Oktober 2013. In diesem Jahr waren in Liebertwolkwitz 900 Schauspieler einquartiert[24]. Zusätzlich fand eine Vielzahl an Veranstaltungen auch außerhalb des historischen Ortskerns und in Nachbargemeinden statt.
Heimatfest
Jährlich findet im Sommer das Heimatfest auf der Kuhweide statt. Diese verwandelt sich für ein Wochenende in einen kleinen Rummel. Am Samstag findet ein Festumzug durch den Ort statt, bei dem sich lokale Vereine und Unternehmen präsentieren. Samstags um Mitternacht wird traditionelle ein Feuerwerk veranstaltet.
In Liebertwolkwitz gibt es mehrere Spielplätze. Bei den beiden Schulen befindet sich ein kleiner Park mit dem Angerteich. An der Muldentalstraße liegt die sogenannte Kuhweide mit einem Park an der alten Badeanstalt – dem Veranstaltungsgelände des Heimatfestes. Hinzu kommen mehrere Kleingartenvereine.
Der Markkleeberger sowie Störmthaler See sind nur wenige Kilometer entfernt.
Der größte Sportverein ist der SV Liebertwolkwitz, der mit 10 Abteilungen, unter anderem Kegeln, Badminton, Volleyball, Ski und Reiten, ein breites Sportangebot bietet. Am bekanntesten dürfte aber wohl die Fußballabteilung sein, die in der Saison 2019/20 in der sächsischen Landesklasse Nord antritt. Ein weiterer Vertreter ist der Tischtennisverein TTV Grüne Linde Liebertwolkwitz. Neben dem Vereinssport gibt es auch mehrere private Anbieter.
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