Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Ilsdorf erfolgte im Jahr 1318 unter dem Namen Olistorf in einer Urkunde des Klosters Haina.[1] Späte Erwähnungen erfolgten noch unter den Namen UIsdorf und Ulsturff.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über den hessischen und solmschen Teil von Ilsdorf:
„Ilsdorf (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt an dem Seebach, 1 St. von Grünberg, hat 32 Häuser und 170 evangelische Einwohner.“[3]
„Jlsdorf (L. Bez. Hungen) evangel. Filialdorf; liegt 3 St. von Hungen und gehört dem Grafen von Solms-Laubach. hat 16 Häuser und 98 evangelische Einwohner, die im Winter mancherlei Handwerke treiben. Im Jahr 1806 kam der Ort unter Hess. Hoheit.“[3]
Bis zum 1. April 1939 gehörte ein Teil des Ortes zur Gemeinde Ilsdorf und der andere zur Gemeinde Ilsdorf (Solms). Erst dann kam es zur Zusammenlegung beider Teilgemeinden des Dorfes.[1] Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Tagebau Eisenerz abgebaut.
1984 wurde die Fachwerkkirche von Bernsfeld nach Ilsdorf transloziert.
Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Ilsdorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis als Ortsteil in die Gemeinde Mücke eingegliedert.[4] Für Ilsdorf wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Ilsdorf lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]
14. Jahrhundert: Teilung von Ilsdorf zwischen der Landgrafschaft Hessen und den Herren von Solms Amt Laubach (bis 1806, dann hessisch)
Solmser Anteil:
vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Laubach (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Laubach (der Grafen Solms-Laubach)
ab 1806: Großherzogtum Hessen (nach Mediatisierung), Fürstentum Oberhessen, Amt Laubach (der Grafen Solms-Laubach)[8]
ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Laubach (der Grafen Solms-Laubach)[9]
ab 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Laubach[Anm. 1]
ab 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen[10][Anm. 2]
ab 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
Weiter wie hessischer Anteil
Hessischer Anteil:
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Landgericht Grünberg[11]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Grünberg,[12] Landgericht Grünberg
ab 1806: Großherzogtum Hessen, Fürstentum Oberhessen, Amt Grünberg[13][14]
ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Grünberg[15]
ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Grünberg[Anm. 3]
ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
In Ilsdorf galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[16]
Gerichtsverfassung seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Ilsdorf das „Amt Grünberg“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Ilsdorf zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[17] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Ilsdorf wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt.[18]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ilsdorf 210 Einwohner. Darunter waren 9 (4,3%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 27 Einwohner unter 18 Jahren, 78 zwischen 18 und 49, 54 zwischen 50 und 64 und 48 Einwohner waren älter.[19] Die Einwohner lebten in 99 Haushalten. Davon waren 36 Singlehaushalte, 30 Paare ohne Kinder und 21 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 60 Haushaltungen lebten keine Senioren.[19]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Mücke[2]; Zensus 2011[19]
Historische Religionszugehörigkeit
•1829:
268 evangelische (= 100%) Einwohner (beide Orte)[3]
Im Jahre 1986 gab es, auf Ilsdorf bezogen, noch 250 evangelische Kirchenmitglieder und im Jahre 2020 waren es nur noch 125.[24]
Verkehr
Durch den Ort führt die Landesstraße 3325. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr stellt eine Buslinie der Verkehrsgesellschaft Oberhessen her.
Persönlichkeiten
Cora Stephan (* 1951), deutsche Publizistin, wohnt in Ilsdorf
Weblinks
Ortsteil Ilsdorf.In:Internetauftritt.Gemeinde Mücke;abgerufen im September 2018
Patrimonialgericht: Standesherrliches Amt Laubach der Grafen Solms-Laubach.
Trennung zwischen Justiz (Landgericht Laubach; 1822 gingen die Rechte des „standesherrlichen Amts Laubach“ an das Landgericht über, wo sie im Namen der Standesherren ausgeübt wurden) und Verwaltung.
Trennung zwischen Justiz (Landgericht Grünberg) und Verwaltung.
„Daten und Fakten“.In:Internetauftritt.Gemeinde Mücke,archiviertvomOriginal;abgerufen im Juni 2018. (Daten aus Web-Archiv)
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.138 (Online bei google books).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.346.
Hauptsatzung.(PDF;147kB)§6.In:Webauftritt.Gemeinde Mücke,abgerufen im Januar 2022.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.12ff. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.22,438ff. (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte.Band22. Weimar 1821, S.424f. (online bei Google Books).
Georg W. Wagner:Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.135 (online bei Google Books).
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13ff., §26 Punkt d) III. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.8 (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.419 (online bei Google Books).
Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14.Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 17,8MB]).
Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12.Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr.4, S.41–44, Artikel 1, Abs. 4 a) und Artikel 2, Abs. 7 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 298kB]).
Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.119 (Online bei google books).
Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.10 (Online bei google books).
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