Hilgermissen hat den Charakter einer Flächengemeinde mit den acht oben erwähnten kleinen, weit verstreuten Ortsteilen.
Geschichte
Ortsname
Alte Bezeichnungen des Ortes sind Higermissen, Hilegermissen, Hilghermissen, Hildermissen, Hilghermyssen, Hylgermisszen, Hilligermissen, Hilgermessen und Hilgermisse.
Zur Namensherkunft wird vermutet, dass sich der Name von einem verballhornten „Hild-grim-es-husen“ ableitet, was wiederum etymologisch „Wohnstatt des Hildgrim“ bedeutet. Der Eigenname Hildgrim setzt sich aus althochdeutsch „Hild“ (Kampf) und „grim“ (Maske) zusammen.[2]
Eingemeindungen
Zur Gebietsreform in Niedersachsen wurde die neue Gemeinde Hilgermissen am 1.März 1974 durch den Zusammenschluss der acht damaligen Gemeinden Eitzendorf, Heesen, Hilgermissen, Magelsen, Mehringen, Ubbendorf, Wechold und Wienbergen neu gebildet.[3]
Der Rat der Gemeinde Hilgermissen besteht aus 13Ratsmitgliedern. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde (welche Mitglied einer Samtgemeinde ist) mit einer Einwohnerzahl zwischen 2001 und 3000.[10] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1.November 2021 und endet am 31.Oktober 2026.
Stimm- und sitzberechtigt im Rat der Gemeinde ist außerdem der Bürgermeister.
Die letzte Kommunalwahl vom 12.September 2021 ergab das folgende Ergebnis:[9]
Wählergemeinschaft Hilgermissen (WGH): 7 Sitze
Wählerinitiative für Hilgermissen (WfH): 5 Sitze
Bündnis 90/Die Grünen: 1 Sitz
Bürgermeister
Der Bürgermeister der Gemeinde Hilgermissen ist Johann Hustedt (Wählergemeinschaft Hilgermissen (WGH)). Seine Stellvertreter sind Uwe Hopmann (Wählerinitiative für Hilgermissen (WfH)) und Tim Stegemann (Wählergemeinschaft Hilgermissen (WGH)).[11]
Wappen
Das Kommunalwappen der Gemeinde Hilgermissen wurde von dem Heraldiker Heinz Bannier[12] (* 12.Dezember 1912, † 26.August 1999; er führte die Niedersächsische Wappenrolle von 1983 bis 1991) entworfen. Genehmigt wurde das Wappen am 9.Januar 1984 durch den Landkreis Nienburg/Weser.[13]
Blasonierung: „Unter goldenem Schildhaupt mit mittig angeordneten nebeneinanderstehenden schwarzen Spitzen in Blau, über gesenktem goldenen Wellenbalken zwei goldene Pferde, die sich derart gegenüberstehen, dass sich ihre Körper teilweise überdecken.“[13]
Wappenbegründung: In dem Wappenbuch des Landkreises Nienburg/Weser steht hierzu:[13]
„Im Schildhaupt sind durch die drei aufrechten Spitzen die drei Kirchen der Gemeinde Hilgermissen, nämlich Eitzendorf, Magelsen und Wechold, symbolisch dargestellt. Die Tingierung in Gold und Schwarz nimmt historischen Bezug auf die Wappenfarben der Grafen von Hoya, zu deren Grafschaft die Gemeinden gehörten. Die goldenen Pferde auf dem blauen Schild weisen auf die Landwirtschaft, Pferdezucht und Reiterei der Gemeinde hin. Die acht Beine sollen die acht Ortsteile der Gemeinde symbolisieren. Die goldenen Pferde stehen sich derart gegenüber, dass die Köpfe und Hälse das bekannte niedersächsische Symbol auf Bauernhäusern, den Giebelbrettern mit den nach außen gewendeten Pferdeköpfen, bilden. Das Blau bezieht sich auf die Gewässer und Seen der Gemeinde, insbesondere die Weser und den Alveser See. Der goldene Wellenbalken symbolisiert die Weser, die die ostwärtige Grenze der Gemeinde Hilgermissen bildet.“
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
In der Liste der Baudenkmale in Hilgermissen sind für die gesamte Gemeinde Hilgermissen 55 Baudenkmale aufgeführt, darunter:
Kirche St. Georg (Eitzendorf)[14] wurde von dem Architekten Conrad Wilhelm Hase entworfen
In der Aula der Schule am Weserbogen in Wechold befindet sich ein Wandbild des Schweringer Künstlers Gottlieb Pot d’Or (1905–1978) aus dem Jahr 1966.
Naherholung und Natur
Der Alveser See liegt in Alvesen, welches (genau wie der See) zu Magelsen gehört. Der See ist ein stiller Arm der Weser und landschaftlich sehr idyllisch.
Naturschutzgebiete
Auwald bei Hingste
→ Hauptartikel: Liste der Naturschutzgebiete im Landkreis Nienburg/Weser
→ Siehe auch: Liste der Naturdenkmale im Landkreis Nienburg/Weser
Verkehr
In Hilgermissen gibt es keine Straßenbezeichnungen, sondern nur Hausnummern, nach denen sich Einwohner, Postboten, Lieferanten und Besucher orientieren müssen.[18] Im Februar 2019 war nach etwa acht Jahren Streit im Gemeinderat eine Bürgerbefragung geplant, die diesen Zustand beenden sollte.[19][20][21] 60% der Bürger entschieden sich gegen Straßennamen.[22]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Heinrich Adolf Mohrhoff (1825–1908), Kaufmann, Gründer und erster Vorsitzender der Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit, geboren im Ortsteil Eitzendorf
Julius August Philipp Spitta (1841–1894), Musikwissenschaftler (gilt als Begründer der modernen Musikwissenschaft) und Bachbiograph, geboren im Ortsteil Wechold
Ludwig Otto Adelbert Spitta (* 27.November 1845 in Wechold; † 27.Mai 1901 in Hameln), Pastor sec. von 1872 bis 1881 in der St.-Lamberti-Kirche in Bergen[23]
Friedrich-Wilhelm Helfers (alias Fritz Helfers) (* 1878), Ubbendorfer Dorfschullehrer und Heimatforscher[24][25]
Heinrich Holste (1888–1964), Politiker (NLP), Mitglied des Ernannten Hannoverschen Landtags, geboren im Ortsteil Schierholz/Heesen
Fritz Meyer (1901–1980), Politiker (DP), geboren im Ortsteil Wienbergen
Johann Kranz (* 17.Juli 1937), Autor (Niederdeutsche Erzählungen, Gedichte und Hörbücher),[26][27][28] geboren im Ortsteil Wechold
Klaus Stegmann (* 1940), bildender Künstler aus Bielefeld,[29] Enkel von Friedrich-Wilhelm Helfers, geboren im Ortsteil Ubbendorf
Bernd Ohm (* 1965), Autor (Romane und Drehbücher), geboren im Ortsteil Magelsen
Personen, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
Carl Johann Philipp Spitta (1801–1859), Komponist, Theologe und Dichter, Pastor in Wechold von 1836 bis 1847, Vater der oben erwähnten Julius August Philipp Spitta und Ludwig Otto Adelbert Spitta
Wilhelm Voigt (1889–1963), Pastor in Eitzendorf bis 1923, Vater des oben erwähnten Hans-Heinrich Voigt
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.191.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Endgültige Ergebnisse nach der Volkszählung vom 13.September 1950. Band33. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart/Köln August 1952, S.28, Sp.1, Landkreis Grafschaft Hoya, S. 37 (Digitalisat[PDF; 26,4MB; abgerufen am 18.Dezember 2019]).
Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.):Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1.Januar 1973, S.21, Landkreis Grafschaft Hoya (Digitalisat[PDF; 21,3MB; abgerufen am 18.Dezember 2019]).
Hermann Ziegler: Wappenbuch Landkreis Nienburg/Weser. Hrsg.: Landkreis Nienburg/Weser (=Historische Schriftenreihe des Landkreises Nienburg/Weser. Band2). Selbstverlag, Nienburg 1986, S.66–67.
EITZENDORF. Ev. St.-Georgs-Kirche. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1992, S. 435; ISBN 3-422-03022-0
WECHOLD. Ev. St.-Marien-Kirche. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1992, S. 1336; ISBN 3-422-03022-0
MAGELSEN. Ev. Kirche. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1992, S. 914; ISBN 3-422-03022-0
Ludwig Otto Adelbert Spitta:Aus der Geschichte der St.-Lamberti-Gemeinde zu Bergen bei Celle. August Lax Verlag, Hildesheim 1876 (Digitalisat in Webseite Bayerische Staatsbibliothek [abgerufen am 18.Dezember 2019]).
Fritz Helfers.In:Webseite Heimatmuseum Grafschaft Hoya.Abgerufen am 18.Dezember 2019.
Johann Kranz:„Anna un Jan“. Band1. Color Press Verlag, Syke 1997 (eingeschränkte Vorschau in niederdeutsche-literatur.de [abgerufen am 18.Dezember 2019]).
Johann Kranz:„Anna un Jan“. Band2. Color Press Verlag, Syke 1998 (eingeschränkte Vorschau in niederdeutsche-literatur.de [abgerufen am 18.Dezember 2019]).
Johann Kranz:Erschienene Hörbücher.In:Webseite Gemeinsamer Verbundkatalog (GVK).Abgerufen am 18.Dezember 2019.
Klaus Stegmann.In:Webseite Klaus Stegmann.Abgerufen am 18.Dezember 2019.
Dieter Schäfer.In:Webseite Dieter Schäfer.Abgerufen am 18.Dezember 2019.
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