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Die ehemalige Gemeinde Gültstein ist durch die Gemeindereform in Baden-Württemberg seit 1975 einer von heute acht Stadtteilen Herrenbergs.

Gültstein
Wappen von Gültstein vor der Eingemeindung
Wappen von Gültstein vor der Eingemeindung
Höhe: 400 m
Einwohner: 3459 (30. Nov. 2018)
Eingemeindung: 1. Juli 1975
Postleitzahl: 71083
Vorwahl: 07032
Gültstein 1683, Forstlagerbuch von Andreas Kieser
Gültstein 1683, Forstlagerbuch von Andreas Kieser
Gültstein 1683, Forstlagerbuch von Andreas Kieser

Geographie


Gültstein liegt im oberen Ammertal, rund drei Kilometer südlich bis südöstlich der Herrenberger Kernstadt.


Geschichte


Relief mit Gültsteiner Wappen am Tor zum Vorhof der Peterskirche
Relief mit Gültsteiner Wappen am Tor zum Vorhof der Peterskirche

Die erste Nennung Gültsteins findet sich 769 in einer Urkunde des Lorscher Codex anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch.[1] Der Ort wurde damals Giselstete genannt, später Giselsteten, Gilistan, Gilisten und Gilsten.[2] Man nimmt an, dass der Ort im 6. oder 7. Jahrhundert gegründet wurde. Das Patronatsrecht und der meiste Grundbesitz in Gültstein gehörten lange Zeit dem Kloster Hirsau.[3]

Im 11. Jahrhundert verdrängte wohl der Name einer hochmittelalterlichen Burg Gilistein/Gilstein den eigentlichen Ortsnamen. Abgegangen sind wohl zwei Burgen: Die »obere Burg« und der »Burgstall«. Kloster Hirsau hatte vielleicht schon seit seiner Gründung von den Grafen von Calw Besitz, der sich durch Schenkungen und Tausch seitens der Zähringer, der Grafen von Kirchberg sowie der von Dußlingen und von Salzstetten bedeutend vergrößerte und die Errichtung einer Propstei ermöglichte, die 1299 erwähnt wurde.[4] Von den 1150–1391 erwähnten Ortsadeligen, die oft Machtolf, Konrad, Swigger oder Gottfried der Roller von Gültstein hießen,[5] erwarben die Pfalzgrafen von Tübingen 1302 und 1328 die Burg und einen Anteil am Ort. Mit diesem fiel 1382 auch die Vogtei über den Hirsauer Besitz an Württemberg. Gültstein zählte 1417 zum Oberen Amt des Schönbuchs.[4]

1784 kam es zu einem großen Brand, bei dem fast der ganze Ort vernichtet wurde. Das Ortszentrum wurde danach auf einem rechtwinkeligen Grundriss neu angelegt.

Am 1. Juli 1975 wurde Gültstein nach Herrenberg eingemeindet.[6]

Partnerschaftsbaum in Amplepuis
Partnerschaftsbaum in Amplepuis

Am 18. Oktober 1970 wurde die Partnerschaft mit der französischen Kleinstadt Amplepuis im Beaujolais Vert begründet. Seitdem findet regelmäßig ein Austausch mit den Vereinen und Kommunalvertretern statt. Das 50-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Amplepuis wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf 2022 verschoben.

Für die 40-jährige Partnerschaft hat der Künstler Lutz Ackermann gemeinsam mit Ludwig Epple aus Gültstein einen Partnerschaftsbaum entworfen, der aus einer zwei Meter hohen Eisenplatte herausgeschnitten wurde. Er dokumentiert die Begegnungen zwischen Amplepuis und Gültstein der vergangenen 49 Jahre. Je ein Exemplar dieses Partnerschaftsbaumes steht am Rathausplatz in Amplepuis und am Partnerschaftsplatz von Gültstein.

Im Jahr 2019 feierte Gültstein sein 1250-jähriges Jubiläum mit vielen Veranstaltungen und einem mehrtägigen Festwochenende.


Sehenswürdigkeiten


Sehenswert sind im historischen Ortskern mehrere gut erhaltene Fachwerkhäuser. Darunter ragt das gegenüber der Kirche stehende ehemalige Rathaus hervor, welches 1786 nach dem Ortsbrand neu erbaut wurde und heute als Bezirksamt dient. Der ebenfalls 1786 errichtete, ehemalige Dorfbrunnen aus Sandstein befindet sich heute in einem privaten Garten an der Kreuzung Altinger Straße/Ammerstraße, ist aber sichtbar.


Peterskirche


Die Peterskirche im Winter, vom ehemaligen Rathaus her gesehen
Die Peterskirche im Winter, vom ehemaligen Rathaus her gesehen

Die Peterskirche (auch Petruskirche genannt) bildet das Zentrum des historischen Ortskerns. Ein erster Vorgängerbau entstand wohl schon um 700. Auf dessen Fundamenten wurde die heutige Kirche zunächst als befestigte Wehrkirche erbaut, die von Befestigungen mit Türmen umgeben wurde. Der romanische Kern des Langhauses und das Erdgeschoss des Turmes mit seinem Tonnengewölbe stammen aus dem 12. Jahrhundert; oft wird die Jahreszahl 1091 genannt.[7] Um 1450 bis 1500 wurden der Hauptteil des Langhauses und der Chor im gotischen Stil errichtet. Nach dem Ortsbrand von 1784, der auch die Peterskirche beschädigt hatte, wurden das Südportal und das oktogonale Obergeschoss des Turmes errichtet; zudem wurden große Teile der umgebenden Befestigung abgetragen,[3] so dass heute nur noch eine ca. 2 m hohe umlaufende Mauer erhalten ist, die einen Gartenhof um die Kirche bildet.

Von der Innenausstattung der Kirche sind neben dem bunt bemalten Sterngewölbe des Chores mit schönen Schlusssteinen vor allem das lebensgroße Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert, der Taufstein und die wie ein Blütenkelch geformte Kanzel aus dem 18. Jahrhundert sowie die barocke Orgel (1786) beachtenswert. 1985 wurde ein Fenster auf der Südseite nach Entwürfen von Wolf Dieter Kohler gestaltet, welches das Pfingstwunder, den „wunderbaren Fischzug“ sowie das Bekenntnis des Petrus darstellt. Renovierungen der Kirche fanden zuletzt 1985 und 1989/90 statt.[3] 1991 wurde das 900-jährige Bestehen der Kirche gefeiert; derzeit wird eine Restaurierung der Umfassungsmauer geplant.

Auf der Außenseite der Umfassungsmauer sind einige alte Epitaphien eingemauert. Aus der Glockenstube des Kirchturmes hat man einen schönen Blick über den Ortskern und das Umland.


Schloss Gültstein und Grabkapelle


Der bedeutende Eisenbahningenieur und Unternehmer Otto Kapp von Gültstein (1853–1920) errichtete in den Jahren 1907/1908[8] auf dem damals 5 ha umfassenden Gelände an der Straße nach Herrenberg (heute Schlossstraße) eine Villa mit separatem Pförtnerhäuschen, die als Schloss Gültstein oder Schlösschen Gültstein bezeichnet wird. Beide Gebäudeteile sind im Stil des Historismus gehalten und bedienen sich überwiegend romanischer Architekturelemente; der äußere Erhaltungszustand ist gut. Das Schloss wurde später erweitert und in ein Erholungsheim umgewandelt; heute beherbergt es ein Tagungszentrum des KVJS.[9] Die Villa wird von einem weitläufigen Park mit schönem alten Baumbestand, Teichen und Freizeitanlagen umgeben.

Auf dem alten Friedhof ist das ebenfalls 1908[10] erbaute, achteckige Mausoleum im neuromanischen Stil der Familie Kapp von Gültstein bemerkenswert; Otto Kapp hatte es hier direkt an der Eisenbahntrasse HerrenbergTübingen errichten lassen und fand darin nach seinem Tod am 19. Oktober 1920 die letzte Ruhe, ebenso wie seine Frau und sein Sohn, die bereits vor ihm gestorben waren.


Wirtschaft und Infrastruktur



Wirtschaft



Verkehr


Gültstein liegt an der Ammertalbahn, die Gültstein werktags jede halbe Stunde, am Wochenende jede Stunde mit Herrenberg bzw. Tübingen verbindet. Auch die dieselben Städte verbindende B 28 ist nur wenige hundert Meter von Gültstein entfernt, ebenso die A 81, deren Ausfahrt Herrenberg fast direkt bei Gültstein liegt.


Persönlichkeiten



Bürgermeister



Ehrenbürger



Söhne und Töchter der Gemeinde



Kultur und Freizeit



Literatur




Commons: Gültstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Karl Josef Minst [Übers.]: Urkunde 3290, 1. Mai 769 – Reg. 391. In: Lorscher Codex. Band 5: Schenkungsurkunden Nr. 2911–3836. Lorsch 1971, S. 142, doi:10.11588/diglit.20609 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  2. Aus der Geschichte Gültsteins. Aufgezeichnet von Gottlob Wohlbold, Bürgermeister von 1953 bis 1971, aktualisiert von Bernd S. Winckler.@1@2Vorlage:Toter Link/www.doris-michel.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Fritz Heimberger u. a.: Kirchen im Landkreis Böblingen. Hrsg. vom Evang. Kreisbildungswerk und dem Kath. Bildungswerk Kreis Böblingen, Schnell & Steiner, München/Zürich 1990, S. 47.
  4. Ortslexikon Baden-Württemberg: Gültstein. (Memento des Originals vom 29. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/maja.bsz-bw.de
  5. Gültstein. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Herrenberg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 34). Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, S. 193–201, hier S. 199 (Digitalisat [Wikisource]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 460.
  7. Siehe Website der Stadt Herrenberg (Memento des Originals vom 26. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herrenberg.de
  8. Die Angaben divergieren leicht: der Artikel (Memento des Originals vom 1. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.adv-boeblingen.de aus der Kreiszeitung/Böblinger Bote (4. August 2003) nennt als Datum 1907, die Website der Stadt Herrenberg (Memento des Originals vom 26. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herrenberg.de spricht von 1908.
  9. Website des KVJS und Website des DV mit diversen Erwähnungen
  10. Website der Stadt Herrenberg (Memento des Originals vom 26. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herrenberg.de.



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