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Dittelstedt ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt.

Dittelstedt
Landeshauptstadt Erfurt
Höhe: 227 m
Fläche: 1,94 km²
Einwohner: 785 (31. Dez. 2016)
Bevölkerungsdichte: 405 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Postleitzahl: 99099
Vorwahl: 0361
Karte
Karte
Lage von Dittelstedt in Erfurt

Geografie


Dittelstedt liegt südöstlich der Stadt Erfurt im Thüringer Becken am Nordhang des Steigerwalds. Die Ortsflur selbst ist nahezu waldfrei und wird landwirtschaftlich genutzt. Angrenzende Stadtteile sind das Dorf Urbich im Osten, das Wohngebiet Daberstedt im Westen, das zu Daberstedt gehörende Industriegebiet Neuschmidtstedt im Norden und das Plattenbaugebiet Herrenberg im Süden. Im Westen geht Dittelstedt nahtlos in Daberstedt über, wobei die Entfernung zum Stadtzentrum (Hauptbahnhof) etwa drei Kilometer beträgt. Das Straßendorf erstreckt sich entlang der Rudolstädter Straße, die in der Nähe des Hauptbahnhofs beginnt und über Daberstedt, Dittelstedt, Urbich und Niedernissa zum Haarberg führt (Autobahn-Auffahrt Erfurt-Ost).


Geschichte


Dittelstedt wurde im Jahr 900 erstmals urkundlich erwähnt. Tutelestat wurde in dieser Urkunde von Dimar dem Kloster Fulda übertragen. 1143 wurde Dittelstedt ein Erfurter Küchendorf. Damit unterstand es der Stadt Erfurt und Kurmainz, dessen Kurfürstliche Verwaltung es mit Naturalien versorgte. Der Dreißigjährige Krieg verwüstete das Dorf stark, so wurde die Dorfkirche abgebrochen und mit den Steinen die Erfurter Stadtbefestigung verstärkt. Zum Ende des Krieges 1648 hatte Dittelstedt durch Tod und Flucht nur noch 36 Einwohner. Die Kirche wurde 1682 wieder errichtet. In dieser Zeit förderten die Mainzer Erzbischöfe die Ansiedlung von Katholiken aus anderen Teilen des Reichs in Dittelstedt, womit das Dorf wieder auf seine Vorkriegsgröße anwuchs. Im Siebenjährigen Krieg schlug Friedrich der Große in der alten Schule von Dittelstedt sein Quartier auf. Im Jahr 1792 hatte Dittelstedt wieder 108 Einwohner.

Im Zuge der Napoleonischen Kriege fiel 1802 Erfurt und damit auch Dittelstedt an Preußen. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 wurde Dittelstedt mit Erfurt ein Teil der „Domäne“ Napoleons (Fürstentum Erfurt). Als dieser im Rahmen des Ausbaus der Erfurter Zitadelle die dortige Fronleichnamskapelle abreißen ließ, bauten sich die Dittelstedter daraus den Turm ihrer Kirche. Die Männer des Ortes hatten 1812/13 schwerste Schanzarbeiten in der Festung Erfurt zu leisten. Dittelstedt wurde dann nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 durch zurückflutende französische Truppen verwüstet und wenige Tage später ein Teil des preußisch-russischen Belagerungsrings um die Festung Erfurt. Schlesische Soldaten sollen das „Nervenfieber“ (Typhus) mitgebracht haben, dem auch viele Dittelstedter zum Opfer fielen.

Als Erfurt 1847 einen Anschluss an die Thüringer Bahn erhielt, wurde auch die Rudolstädter Straße von Erfurt nach Niedernissa angelegt und befestigt. Ab 1870 erlangten die Gärtnereien in Dittelstedt eine immer größere Bedeutung und Erfurter Industrie- und Bahnarbeiter siedelten sich an. Die Einwohnerzahl stieg rasch an, so hatte das Dorf 1840 158 Einwohner und 1894 schon 342 Einwohner. Da die Zuwanderer überwiegend evangelisch waren, verlor Dittelstedt seinen früher rein katholischen Charakter. 1901 wurde auf dem Herrenberg die protestantische Gustav-Adolf-Kirche für Dittelstedt und Melchendorf geweiht.

Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten 30 Dittelstedter Soldaten nicht zurück. 1928 hatte Dittelstedt 669 Einwohner. Bei den Wahlen zur Zeit der Weimarer Republik in den 1920er Jahren erhielten Kommunisten und die Zentrumspartei die meisten Stimmen. Es folgte ab 1933 die Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten im Dritten Reich. Ab 1936 wurden auf Dittelstedter Flur östlich des Ortes die "Henne"-Kasernen gebaut. 1938 legte man Evangelische und Katholische Schule zu einer Gemeinschaftsschule zusammen. Die Rudolstädter Straße wurde zur Reichsstraße, die Erfurt über Dittelstedt mit der Ende der 1930er Jahre entstandenen Reichsautobahn verband (Abfahrt Erfurt-Ost). Im Zweiten Weltkrieg hatte der Ort viele Evakuierte aus den luftkriegsbetroffenen westdeutschen Großstädten und dann Flüchtlinge aus den Ostgebieten aufzunehmen.

Grabkreuze für die 75 Bombenopfer von März 1945
Grabkreuze für die 75 Bombenopfer von März 1945

Am 17. März 1945 mittags erfolgte ein Luftangriff der 1. US Air Division in Form eines Bombenteppichs auf die südöstlichen Außenbezirke von Erfurt.[1] Auf Dittelstedt wurden dabei etwa 200 Bomben abgeworfen. 75 Einwohner wurden getötet und viele Gebäude zerstört. Am 11. April 1945 erreichten amerikanische Truppen das Dorf. Unmittelbar danach ereigneten sich zahlreiche Gewalttaten – mehrere mit tödlichem Ausgang – die befreiten Fremdarbeitern angelastet wurden. Im Juli 1945 kam die Rote Armee, und Dittelstedt wurde Teil der SBZ, später der DDR. 1947 erreichte die Einwohnerzahl – trotz der eigenen Verluste an Gefallenen und Bombenopfern – durch die Zuwanderung von Heimatvertriebenen ihren historischen Höchststand von 884. Der Wiederaufbau des zerstörten Ortes fand unter sehr schwierigen Nachkriegsbedingungen statt.

Am 1. Juli 1950 erfolgte die Eingemeindung nach Erfurt. 1960 wurde die Zwangskollektivierung der Gärtnereien durchgeführt und die LPG (P) Gemüse Erfurt-Dittelstedt gegründet, die ab 1983 den Namen „Karl Marx“ führte.

Die politische Wende und Wiedervereinigung brachten erhebliche gesellschaftliche, insbesondere wirtschaftliche Veränderungen mit sich: Reprivatisierungen, Entstehen neuer Betriebe, rege Neubau- und Sanierungstätigkeit, Anschluss an die Erdgasleitung, aber auch Arbeitslosigkeit, Frühverrentungen und einen drastischen Einbruch bei der Geburtenzahl. 1994 konnte – nicht zuletzt Dank der Bemühungen des 1993 gegründeten Ortsvereins Dittelstedt e. V. – der Ortschafts-Status für Dittelstedt innerhalb von Erfurt erreicht werden: mit Ortschaftsbürgermeister Dietrich Hagemann (CDU) und einem Ortschaftsrat.


Einwohnerentwicklung



Kirchen


Kath. Dorfkirche St. Martin (Lage→50.964574337511.0742884875)
Kath. Dorfkirche St. Martin (Lage→)

Vereine



Wirtschaft und Verkehr


Nördlich von Dittelstedt erstreckt sich in der Schmidtstedter Flur zwischen Daberstedt und Linderbach das Gewerbegebiet Neuschmidtstedt. Andere Teile der Ortsflur werden landwirtschaftlich genutzt.

Nördlich des Ortes verläuft die Bundesstraße 7, im Osten die Konrad-Adenauer-Straße als Teil des Erfurter Rings, im Süden die Straße Am Herrenberg als Autobahnzubringer zur Auffahrt Erfurt-Ost an der Bundesautobahn 4 und im Westen die Eisenberger Straße. Landesstraßen verbinden das Dorf mit Daberstedt im Westen, Urbich im Osten, Neuschmidtstedt im Norden und Melchendorf/Herrenberg im Süden. An den ÖPNV ist der Ort über den Stadtbus 60 und den Regiobus 155 angebunden. Die Linie 60 führt von Windischholzhausen über Niedernissa und Urbich nach Dittelstedt und weiter zum Erfurter Hauptbahnhof nach Möbisburg-Rhoda.


Denkmäler


Kriegerdenkmal
Kriegerdenkmal

Persönlichkeiten



Söhne und Töchter des Ortes



Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen



Literatur




Commons: Dittelstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege


  1. Helmut Wolf: Erfurt im Luftkrieg. Glaux-Verlag, Jena 2005, ISBN 3-931743-89-6, S. 183 und 285.
  2. Handbuch der Provinz Sachsen. Magdeburg 1843.
  3. gemeindeverzeichnis.de
  4. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  5. Thüringer Landesamt für Umwelt und Geologie: Umwelt regional.
  6. Bevölkerung in Stadtteilen. In: erfurt.de, abgerufen am 12. November 2020.
  7. Wolf-Dieter Bose: Sie leuchten über dem Dorf. St. Martin bekam Turmknopf und Kreuz. In: Thüringische Landeszeitung. 29. Oktober 2010.
  8. Frank Seyfarth: 1100 Jahre Dittelstedt. 900 bis 2000. Erfurt 1999, ISBN 3-00-004262-8, S. 106–107.
  9. Hartmut Schwarz: Mit Glockenläuten und Ehrenwache. Feierstunde am sanierten Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege in Dittelstedt. In: Thüringische Landeszeitung. 14. November 2016.



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