Die evangelische Kirche in BlitzenrodDer Wasserfall der Lauter in BlitzenrodDas evangelische Gemeindehaus in Blitzenrod – Das Bildungszentrum Berghaus
Geographie
Der Ort, durch den die Lauter fließt, grenzt im Norden direkt an die Kernstadt Lauterbach. Etwa 1km westlich liegt Frischborn, im Süden in 1km Entfernung liegt Eisenbach mit dem Schloss Eisenbach, 3km im Osten liegt Angersbach und ebenso weit ist es nach Rudlos im Südosten. Die den Stadtteil umgebenden Wiesen und Wälder östlich und südöstlich von Blitzenrod sind exemplarisch für die besondere Natur des Vogelsbergs.
Geschichte
Ortsname
Die Entstehung des Namens Blitzenrod geht auf die Vermutung zurück, dass das Gebiet des Ortes ehedem durch Blitzeinschlag und Feuer gerodet wurde.
Überblick
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Blitzenrod erfolgte im Jahr 1428 unter dem Namen Blitzenrode.[3]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Blitzenrod:
„Blitzenrod (L. Bez. Lauterbach) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg 1⁄2 St. von Lauterbach, gehört dem Freiherrn von Riedesel, hat 7 Häuser und 57 evangel. Einwohner;“[4]
Am 1. April 1939 wurde die Gemeinde Blitzenrod in die Stadt Lauterbach eingemeindet.
Hutfabrik
Direkt an der B275 in Blitzenrod befindet sich die älteste Hut- und Mützenfabrik Deutschlands, das Unternehmen R&M Wegener. Das weitläufige Gebäude wurde am 1. März 1884 von R&M Wegener in Besitz genommen, nachdem das Gelände jahrelang als Spinnerei diente, die jedoch abgebrannt war.[5]
Staats- und Verwaltungsgeschichte
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Staaten, in denen Blitzenrod lag, sowie deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][6][7]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Engelrod der Freiherren Riedesel zu Eisenbach
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Gericht Engelrod[8]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
ab 1623: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Gericht Engelrod (Freiherren Riedesel zu Eisenbach)[9]
ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Engelrod der Freiherren Riedesel zu Eisenbach[12]
ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Herbstein[13][Anm. 1]
ab 1825: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Umbenennung in Landratsbezirk Lauterbach
ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Alsfeld
ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Lauterbach
ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Lauterbach
ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Lauterbach
ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Lauterbach
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Blitzenrod ab 1806 das „Patrimonialgericht der Freiherren Riedesel zu Eisenbach“ in Engelrod zuständig.
Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. Dafür wurde das standesherrliche „Landgericht Lauterbach“ geschaffen, das für Blitzenrod zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Lauterbach“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[14]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: 1800[17]; Stadt Lauterbach[1]
Politik
Der Ort gehört zur Kernstadt und ist kein eigener Stadtteil. Daher hat Blitzenrod auch keinen eigenen Ortsbeirat.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die ehemalige Gemeinde Blitzenrod verfügt über eine eigene evangelische Kirche. In ihr finden etwa 150 Personen Platz. Die dortigen Glasfenster schuf Alexander Linnemann aus Frankfurt. Das in geringer Entfernung dazu errichtete Gemeindehaus wird zu Veranstaltungen aller Art genutzt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Stromversorgung
Ein auf dem Gelände der Hutfabrik Wegener fließender Wasserfall treibt schon seit Zeiten eine Turbine zur Stromgewinnung an, die heute für die Stromversorgung der Hutfabrik und von Blitzenrod dient.
Weitere Einrichtungen
Berghaus des Bildungs- und Technologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik e.V. „Berghaus“
Verkehr
Bahnverkehr
Blitzenrod besaß einen Bahnhof an der ehemaligen Vogelsbergbahn; Teile sind erhalten geblieben. Eine Gedenktafel am Vulkanradweg in der Nähe des Blitzenröder Bahnhofes erinnert an ein Unglück im Jahr 1900 bei dem englische Mineure, die den Felsdurchbruch am Seibertsberg erstellten, um ihr Leben kamen; diese wurden auf dem alten Blitzenröder Friedhof beigesetzt.
Hauptverkehrsstraßen
Die Bundesstraße 275 verläuft als Teil der Deutschen Märchenstraße durch Blitzenrod und trägt innerhalb des Ortes den Namen Vogelsbergstraße.
Radwege
Am Ortsrand von Blitzenrod entlang verläuft der Vulkanradweg auf der Trasse der ehemaligen Vogelsbergbahn.
Busverbindungen
Blitzenrod ist über die Buslinie VB-20 an die Kernstadt Lauterbach angeschlossen.
Eingliederung der Gemeinden Blitzenrod und Rudlos in die Stadt Lauterbach vom 22.Februar 1939. In: Reichsstatthalter in Hessen (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1939 Nr.5, S.26, Nr. 1711/J/38 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 10,9MB]).
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.32 (Online bei google books).
R&M Wegener: Geschichte, abgerufen am 16. August 2012
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.12ff. (google books).
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13ff., §24 Punkt d) XI. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.9 (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.426 (online bei Google Books).
Georg W. Wagner:Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.158ff. (online bei Google Books).
Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14.Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 17,8MB]).
Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.120 (Online bei google books).
Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.17 (Online bei google books).
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