Brest ist eine französische Hafenstadt in der Bretagne mit 139.926 Einwohnern (Stand 1.Januar 2019). Sie gehört zum Département Finistère. Aufgrund ihrer geschützten Lage an der Bucht von Brest (frz.: Rade de Brest), einer tief ins Land ragenden Bucht des Atlantiks, sowie des natürlichen Hafens im Bereich der Mündung des Flüsschens Penfeld ist Brest seit Jahrhunderten ein bedeutender Marinehafen Frankreichs. Noch heute ist Brest, auch „Cité du Ponant“ genannt, Stützpunkt der französischen Atlantikflotte und ein wichtiger Handelshafen.
Als größte Stadt der westlichen Bretagne ist Brest ein wichtiger Industrie- und Handelsstandort. Die westlichste Stadt Frankreichs ist Sitz der Université de Bretagne Occidentale (dt. Universität der Westbretagne) sowie weiterer Hochschulen und Forschungsinstitute.
Klima
Das Klima von Brest ist ein gemäßigtes Seeklima, das vom Golfstrom beeinflusst wird. Charakteristisch für dieses Klima sind kühle Sommer und milde Winter. Frost tritt selten auf, Wind dagegen fast ständig. Die Stadt gehört in eine Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger): Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22°C, mindestens vier Monate über 10°C (b).
Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 10,9°C; der kälteste Monat ist mit 6,3°C der Januar, der wärmste mit 16,3°C der August. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1.109,4mm; am trockensten mit 46,3mm ist es im Juli, die höchste Niederschlagsmenge fällt mit 140,2mm im Dezember.
Plan von Brest (1764)Arsenal von Brest (1855)Lageplan von Brest um 1904Der noch heute maßgebliche Wiederaufbauplan von 1948
An der Stelle des heutigen Brest befand sich zur Zeit der Römer seit Ende des 3. Jahrhunderts ein befestigter Stützpunkt, der dem Küstenschutz diente und Gesocribate genannt wurde. Im 5. Jahrhundert wanderten von England her britische Stämme ein, nach denen das Land Bretagne genannt wurde. Später wurde hier ein Kastell gegen die Angriffe der Normannen errichtet. Mit der Bretagne kam auch Brest im 12. Jahrhundert unter die Oberhoheit der Engländer, 1202 aber wieder zurück unter französische Lehnsherrschaft.
Mit Beginn der Neuzeit erlebte die Stadt durch den Überseehandel einen Aufschwung. 1593 erhielt Brest durch König HeinrichIV. das Stadtrecht. 1631 machte Kardinal Richelieu Brest zum Militärhafen und ließ dort das Marinearsenal für die Flotte du Ponant erbauen. 1683 wurde die Anlage von Vauban zur Festung ausgebaut. Am 18. Juni 1686 traf hier eine Delegation aus Siam ein, die zu König Ludwig XIV. nach Versailles weiterreiste, ein Ereignis, an das bis heute der Name der wichtigsten Hauptstraße der Stadt, die Rue de Siam, erinnert. 1749 wurde das „Bagno“ (Zuchthaus) von Brest eingerichtet, ein Arbeitslager auf dem Gelände des Marinearsenals. Es konnte bis zu 3700 Sträflinge aufnehmen und bestand bis 1858. Das 1750/51 durch den Baumeister Choquet de Lindu errichtete Hauptgebäude des Bagno mit einer Fassade von 254m Länge gehörte zu charakteristischen Bauten des alten Brest vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Insassen stellten rund 10% der Stadtbevölkerung und spielten im Leben Brests eine große Rolle. Neben Schiffbauarbeiten verrichteten die Strafgefangenen auch Erdarbeiten im Hafenbecken und am Kanal von Nantes nach Brest. 1752 wurde in Brest eine Marineakademie eingerichtet. Das Marinearsenal war auch wegen seiner mächtigen Kanone bekannt, die täglich die Öffnung und Schließung des Arsenalgeländes ankündigte – einer umstrittenen Theorie zufolge von dieser sollte sich auch die französische Redewendung tonnerre de Brest (so viel wie: mächtiges Donnerwetter) ableiten.[3]
1789 war die Brester Bevölkerung zunächst begeistert für die Französische Revolution. Ihre Sympathien galten dann aber vermehrt den Girondisten bzw. einem föderalen Staatsaufbau, was ihr den Unmut der Jakobiner einbrachte, die 70 Bürger unter die Guillotine schickten. Nach dem Sturz Robespierres wurde die Stadt dann wieder von Girondisten verwaltet. Der Hafen verlor allerdings bald durch die Kontinentalblockade an Bedeutung, der Handel lag brach und eine Wirtschaftskrise war die Folge, die die Stadt zurückwarf. Unter Napoleon wurde mit dem Bau des schiffbaren Canal de Nantes à Brest begonnen, mit dem die Seeblockade umgangen werden sollte. Mit der Industrialisierung fand man wieder Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung, etwa durch den Bau der Brücke über den Penfeld 1856 oder den Bau des Brester Bahnhofs 1865; die Stadt lag damals 18 Zugstunden von Paris entfernt. Das Zuchthaus wurde 1858 aufgegeben, stattdessen verfrachtete man die Insassen von Bordeaux aus direkt auf Sträflingsinseln in Übersee.
Im Ersten Weltkrieg war Brest 1917/1918 ein wichtiger Nachschubhafen der US-Truppen in Europa. In der Nachkriegszeit wurde der Hafen stetig erweitert, 1930 kamen die Anlagen von Plougastel hinzu. Im Zweiten Weltkrieg nahm die deutsche Wehrmacht Brest am 19. Juni 1940 ein und machte es zu einem der wichtigsten Stützpunkte am Atlantikwall, wo auch die 1. U-Flottille und ein Marinelazarett stationiert waren. 1941/1942 lagen hier auch die beiden Schlachtschiffe der Scharnhorst-Klasse und der Kreuzer Prinz Eugen. In Brest wurde auch eine Seenotfliegerstaffel aufgestellt. Zum Schutz der U-Boote wurde unmittelbar vor der ehemaligen Ecole Navale, deren Gebäude jetzt als Hauptquartier der U-Boot-Flottille diente, ein U-Boot-Bunker gebaut, der 192m breit, 333m lang und 17m hoch war. Die Deckenstärke betrug 6,20m.
Deutsche Flak (1941)
U-Boot-Bunker von Brest (August 1944)
Brest nach den alliierten Bombardierungen (1944)
Hitler ernannte im Januar 1944 alle wichtigen Hafenstädte im Westen – so auch Brest – zur „Festung“, was vor allem symbolischen Charakter hatte.
In OKW-Befehlen von Februar 1944 zur Verteidigung von Festungen wurde befohlen, „bis zum letzten Mann“ zu kämpfen und keinesfalls zu kapitulieren. Nach der Landung in der Normandie wurde Brest in der Schlacht um die Bretagne 43 Tage von den Alliierten belagert (womit es einer der am längsten belagerten Orte war), ehe der Kommandant Hermann-Bernhard Ramcke kapitulierte.[4]
Die Stadt wurde durch die Kämpfe und Bombardierungen der Alliierten stark zerstört und musste von Grund auf, nach den Plänen von Jean-Baptiste Mathon, neu aufgebaut werden. 1961 war der Wiederaufbau im Wesentlichen abgeschlossen.
Da von der historischen Bausubstanz wenig übrigblieb, macht Brest heute den Eindruck einer weitgehend gesichtslosen Planstadt mit Betonbauten. Wirtschaftlich musste man sich auch umorientieren, da die Bedeutung als Marinehafen zurückging; stattdessen erlebten nunmehr die Dienstleistungsbranche und moderne Industrien sowie die Meeresforschung einen Aufschwung. Zur Bedeutung als Bildungszentrum trug auch die Gründung der Université de Bretagne Occidentale im Jahr 1960 bei.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1962
1968
1975
1982
1990
1999
2006
2016
Einwohner
136.104
154.023
166.826
156.060
147.956
149.634
144.548
140.064
Quellen: Cassini und INSEE
Politik
Verwaltung
Brest ist Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements Brest.
Städtepartnerschaften
Brest unterhält zehn Gemeindepartnerschaften mit:[5]
Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Brest (Finistère)
Die Brester Festung (französischChâteau de Brest) über der Mündung der Penfeld bietet einen guten Überblick über die Reede und den Marinehafen. Einer der Türme beherbergt das Musée de la Marine (ein Zweig des Musée national de la Marine) mit einer Sammlung zur Geschichte des Hafens und der Marine.[6]
Océanopolis seit 1990, ein Erlebnispark zum Thema Ozeane mit 42 Meerwasser-Schauaquarien unterschiedlicher Größe und einem Schwerpunkt auf Flora und Fauna der bretonischen Küste.
Verschiedene Überreste der Festungsbauwerke von Vauban
In einem mittelalterlichen Turm, dem Tour Tanguy, am rechten Ufer der Penfeld-Mündung, befindet sich ein kleines Museum mit Modellen und historischen Dokumenten zum Aussehen der Stadt Brest vor dem Zweiten Weltkrieg.
Die Hubbrücke Pont de Recouvrance von 1954 über den Penfeld.
Der 1940 bis 1944 von den deutschen Besatzern errichtete U-Boot-Bunker, der insgesamt Platz für 13 U-Boote geboten hat.
Das Musée des Beaux-Arts stellt eine kleine Sammlung europäischer Malerei vom 16.–21. Jahrhundert aus.
Kirche St-Louis, ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert, nach Kriegszerstörung zwischen 1953 und 1958 neu errichtet.
Regelmäßige Veranstaltungen
Segeljacht Moonbeam beim maritimen Festival Brest 2008
Seit 1992 findet alle vier Jahre im Monat Juli das Fêtes maritimes de Brest statt, ein internationales Festival des Meeres und der Matrosen (Brest 92, Brest 96, Brest 2000, Brest 2004 usw.)[7], unter anderem mit einer Schau internationaler Großsegler. Im Jahr 2012 besuchten 715.000 Personen die Veranstaltung in und an der Rade de Brest.
Die städtische Bühne Le Quartz ist über die Grenzen des Départements hinaus bekannt.
Jedes Jahr im Herbst findet das Kurzfilmfestival Festival européen du film court de Brest statt.
Seit einigen Jahren lockt das Festival Astropolis französische und internationale Größen elektronischer Musik nach Brest (meist Anfang August).
Seit 1891 ist Brest der Wendepunkt des Radrennens Paris–Brest–Paris (Brevet), das alle vier Jahre stattfindet, und des Radrennens Paris-Brest-Paris (Audax), welches alle fünf Jahre stattfindet
Wirtschaft und Infrastruktur
Der Hafen von Brest von der Pointe des Espagnols aus
Ansässige Unternehmen
Die 1966 gegründete Firma SMDO Industries, der weltweit drittgrößte Hersteller von Stromgeneratoren, hat ihren Hauptsitz in Brest.
Straßenverkehr
Zwei gebührenfreie Autobahnen verbinden Brest mit Rennes (RN 12) sowie mit Nantes (RN 165). Die Route nationale RN 265 schafft eine Verbindung nach Osten. Ein Teilstück dieser Autobahn stellt die Umfahrung der Stadt dar.
Schienenverkehr
Der Bahnhof von Brest wurde zwischen 1936 und 1937 im Art-déco-Stil errichtet und liegt an der Bahnstrecke Paris–Brest.
Er wird täglich von mehreren TGV-Zügen bedient, die ihn direkt mit Paris Gare Montparnasse verbinden. Die schnellsten davon schaffen die Strecke in 3h 21m. Mit dem Projekt Bretagne à Grande Vitesse ist geplant, die Fahrzeit auf 3h 10m zu reduzieren.
ÖPNV
Straßenbahn Brest
→ Hauptartikel: Straßenbahn Brest
Der Nahverkehr in Brest wird von einer Straßenbahnlinie, 14 Buslinien und seit 2015 auch einer Seilbahn, der Téléphérique de Brest, bedient. Daneben gibt es 7 Rufbuslinien in kleinere oder abgelegene Randgebiete der Agglomeration sowie zwei besondere Pendelbuslinien zum Flughafen Guipavas sowie in den Marinestützpunkt. Die Straßenbahnlinie, seit 2009 in Bau, bedient auf 14,3km Länge insgesamt 27 Haltestellen. Sie verbindet den West- mit dem Ostteil der Stadt und wurde mit einer Einweihungsfeier am 23. und 24. Juni 2012 in Betrieb genommen.[8] In diesem Zusammenhang ist auch das gesamte Busnetz der Agglomeration neu gestaltet und auf die neue Straßenbahn abgestimmt worden.[9] Eine zweite Linie, die auch den Bahnhof und den Hafen anbinden soll, befindet sich in konkreter Planung.
Schiffsverkehr
→ Hauptartikel: Port de Brest
Der Hafen von Brest, der hauptsächlich als Frachthafen genutzt wird, bietet zudem Passagierverbindungen zur Crozon-Halbinsel sowie zu den Inseln der Iroise.
Flugverkehr
Der Flughafen Brest befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Guipavas und bestreitet 45% des Passagieraufkommens in der Bretagne.
Seit Dezember 2007 ist ein neues Terminal in Form eines Manta in Betrieb, was die Passagierkapazität auf 1,8 Millionen im Jahr erhöhte.
Bildung
Brest Business School
Institut supérieur de l’électronique et du numérique
Sport
In der Stadt befindet sich die Brest Arena, eine 2014 eröffnete Multifunktionsarena mit bis zu 5.500 Plätzen, die regelmäßig für Sportveranstaltungen und Konzerte genutzt wird. Die Arena war unter anderem eine von acht Austragungsstätten der Handball-Weltmeisterschaft der Männer 2017 in Frankreich und ist im Dezember 2018 ebenfalls einer der Austragungsorte der Handball-Europameisterschaft der Frauen 2018 gewesen.
Brest ist die Heimat des Fußballvereins Stade Brest.
Vom nach dem Zweiten Weltkrieg in Ruinen liegenden Brest handelt eines der berühmtesten Gedichte von Jacques Prévert, Barbara, das auch als Chanson vertont wurde.
Literatur
Francois Peron: Brest sous l'occupation. Ouest France, Rennes 1981, ISBN 2-85882-457-6 (französisch).
René Le Bihan u.a.: Brest, 1940 – 1944 – 1960: l'Occupation, la Libération, la reconstruction, Bildband, Edition Ouest-France, Rennes 1994, ISBN 2-7373-1525-5 (französisch).
Alain Boulaire, René Le Bihan: Brest. Editions Palantines, Plomelin 2004 (Erstausgabe als: Brest: un siècle de marine et d'arsenal, Le Télégramme, Brest 2001), ISBN 2-911434-38-2 (französisch).
Lars Hellwinkel: Der deutsche Kriegsmarinestützpunkt Brest 1940–1944 (= Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte, Band 16). Winkler, Bochum 2010, ISBN 978-3-89911-103-3.
Bruno Calvès:» «Tonnerre de Brest!».In:lhistoire.fr.April 2019,abgerufen am 6.September 2022(französisch).
books.google.de Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, Oldenbourg Verlag 2007, Seite 486. Propagandaminister Joseph Goebbels äußerte sich enttäuscht, dass Ramcke „so wenig Gefühl für Unsterblichkeit besitzt“ und nicht Suizid beging.– Der Journalist Erich Kuby erlebte als deutscher Soldat die Belagerung bis zum Ende. Er schrieb darüber die letzte Passage seiner literarischen Kriegstagebücher: Erich Kuby: Mein Krieg. Aufzeichnungen aus 2129 Tagen. Nymphenburger, München, ISBN 3-485-00250-X. Mehrere Neuauflagen, auch u.d.T. Mein Krieg. Aufzeichnungen 1939– 1944., zuletzt als Taschenbuch: Aufbau 1999 ISBN 3-7466-1588-7.
Jumelages et coopérations – Brest.fr.(Nicht mehr online verfügbar.)ArchiviertvomOriginalam31.Mai 2016;abgerufen am 31.Mai 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.brest.fr
musee-marine.fr (Mementodes Originals vom 6. Mai 2013 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.musee-marine.fr Musée national de la Marine, Bres (franz./engl.). Aufgerufen am 14. Mai 2013.
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