Štítary (deutsch: Schiltern) ist eine Minderstadt im Okres Znojmo (Bezirk Znaim) westlich von Znojmo (Znaim) und nordöstlich von Vranov nad Dyjí (Frain). Der Ort selbst ist als ein Längsangerdorf angelegt.
Štítary | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien![]() | |||
Region: | Jihomoravský kraj | |||
Bezirk: | Znojmo | |||
Fläche: | 2497[1] ha | |||
Geographische Lage: | 48° 56′ N, 15° 51′ O48.935100815.8442861398 | |||
Höhe: | 398 m n.m. | |||
Einwohner: | 601 (1. Jan. 2021)[2] | |||
Postleitzahl: | 671 02 | |||
Kfz-Kennzeichen: | B | |||
Verkehr | ||||
Straße: | Znojmo – Jemnice | |||
Struktur | ||||
Status: | Městys | |||
Ortsteile: | 1 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Pavla Rozsypalová (Stand: 2020) | |||
Adresse: | Štítary 149 671 02 Šumná | |||
Gemeindenummer: | 594890 | |||
Website: | www.obecstitary.cz |
Nachbargemeinden sind Šumná (Schönwald), Vranovská Ves (Frainersdorf), Ctidružice (Schidrowitz) und Zálesí (Schröffelsdorf).
Die bis 1945 gesprochene "ui"-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen bairischen Kennwörtern weist auf eine Besiedlung durch bairische deutsche Stämme hin, wie sie nach 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[3][4] Die erste urkundliche Erwähnung von Schiltern stammt aus dem Jahr 1260. Der Ort entwickelte sich aus einem Meierhof der Herrschaft Vöttau. 1346 erhob Karl IV. in seiner Eigenschaft als Markgraf von Mähren Schiltern zu einem Marktort. 1348 gehörte es zur Herrschaft Zornstein, die im Besitz des Heinrich von Lichtenburg war. Ab 1437 gehörte Schiltern zur Herrschaft Frain. 1522 gewährte der Frainer Grundherr Peter von Černohorský den Bürgern das Recht der freien Vererbung ihres Besitzes, und 1539 erteilte Ferdinand I. die Genehmigung, einen Jahrmarkt abzuhalten. Ab dem Jahre 1560 verbreitete sich der protestantische Glaube unter den Ortsbewohnern, sodass Schiltern bald als protestantischer Ort galt. Erst während des Dreißigjährigen Krieges und dem Sieg der Kaiserlichen am Weißen Berg wurde der Ort wieder katholisch. Trotz Gegenreformation der Jesuiten ab dem Jahre 1620 erhielt Schiltern erst 1640 wieder einen katholischen Seelsorger. Im Jahre 1645 wurde der Ort von schwedischen Truppen und dem Feldherrn Lennart Torstensson geplündert und gebrandschatzt. Eine Schule wurde erstmals im Jahre 1655 erwähnt.[5]
1706 löste ein Blitzschlag einen Großbrand aus, dem die mit Stroh gedeckten Häuser sowie die Kirche und der Pfarrhof zum Opfer fielen. Matriken werden seit 1713 geführt.[6] Seit dem Jahre 1718 ist die heutige Schreibweise des Ortsnamens geläufig. Im Jahre 1787 verkaufte Graf Joseph von Althan insgesamt 150 Joch Wald an die Gemeinde. Dieser Grund wurde zu Ackerland verwandelt und an 83 Eigentümer verkauft. 1798 entstand der Ortsteil Schönwald, welcher im Jahre 1923 eine selbstständige Gemeinde wurde.[7] Während der Revolutionskriege litt Schiltern in den Jahren 1805 und 1809 unter der Einquartierung von französischen Truppen. Ein weiterer Großbrand ereignete sich im Jahr 1835, dem über 260 Gebäude und 8 Ortsbewohner zum Opfer fielen.
Ein neues Schulhaus wurde in den Jahren 1839 und 1840 erbaut und 1883 erweitert. 1893 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet und 1898 bis 1899 eine Landwirtschaftliche Fachschule für Jungbauern errichtet. 1905 wurde die Spar- und Darlehenskasse gegründet, 1919 der Kulturverband und 1921 der Turn- und Gesangsverein. Der größte Teil der Einwohner von Schiltern lebte von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau keine Rolle spielte. Neben dem üblichen Kleingewerbe gab es noch einen Bauunternehmer, eine Sägemühle, eine Molkerei und eine Saatgutreinungsanlage.
Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Österreichisch-Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[8] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dort lebenden Deutschsüdmährer der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch Schiltern an den neuen Staat. In der Zwischenkriegszeit führten die staatliche Maßnahmen zur Ansiedlung von Tschechen[9] in den mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebieten und damit zu Spannungen innerhalb des Landes. Da bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete an Deutschland. Nach dem Münchner Abkommen wurde Schiltern zum 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.[10]
Im April 1945 starben zwei Mütter mit ihren Kindern durch einen Luftangriff. Kurz vor Kriegsende wurde der Ort von sowjetischen Truppen besetzt. Dabei kam es zu Übergriffen gegenüber der Zivilbevölkerung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 64 Opfer unter den Ortsbewohnern forderte, kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakischen Republik zurück. Bald kam es zu Exzessen durch militante Tschechen und nationale Milizen gegenüber der deutschen Bevölkerung und zu einem Ziviltoten.[11] Viele Schilterner flohen vor den Ausschreitungen über die nahe Grenze nach Österreich. Am 19. Juni 1945 wurde der Großteil der deutschen Bürger in einer „wilden Vertreibung“ über Liliendorf und Oberfröschau über die Grenze nach Österreich getrieben. Die 13 noch zurückgebliebenen Ortsbewohner wurden zwischen dem 9. Juli und dem 18. September 1946 nach Westdeutschland zwangsausgesiedelt. Fünf Familien konnten im Ort verbleiben. Gemäß dem Beneš-Dekret 108 wurde das Vermögen der deutschen Einwohner sowie das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Die in Österreich befindlichen vertriebenen Ortsbewohner wurden bis auf ca. 16 %, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen des Potsdamer Kommuniqués, nach Deutschland weiter transferiert.[12][13][14] Zum Gedenken an die Vertreibung der deutschen Ortsbewohner wurde gemeinsam mit anderen Ortsgemeinschaften in Hardegg (Niederösterreich) ein Gedenkstein errichtet.
Seit 2006 besitzt der Ort wieder den Status eines Městys (Minderstadt).
Mit der Markterhebung erhielt Schiltern das Privileg mit grünem Wachs zu Siegeln. Das Siegel zeigt innerhalb der Umschrift „SIGILLVM.OPPI.DI.SSCITAR.1540“ einen Renaissanceschild, darin ein von Zinnenmauern beseiteter Zinnenturm mit zwei Erkertürmchen, alle drei mit Spitzdächern gedeckt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts änderte sich die Turmform des Siegels.
Auch ein Marktwappen wurde im Jahre 1539 überreicht. Es zeigt: In Rot auf grünem Boden ein silberner Zinnenturm, beseitet von silbernen Zinnenmauern. Im Tor ein hochgezogenes goldenes Fallgitter, auf dem Turm zwei Erkertürmchen mit je einem roten Spitzdach, daran je ein goldener Knauf mit goldener Wetterfahne.[15]
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |
1880 | 1116 | 1116 | – | – |
1890 | 1129 | 1125 | 4 | - |
1900 | 1076 | 1045 | 24 | 7 |
1910 | 1040 | 1021 | 16 | 3 |
1921 | 1068 | 956 | 92 | 20 |
1930 | 1153 | 999 | 125 | 29 |
1939 | 1230 | 1156 | 74 |
Die Gemeinde Štítary besteht aus den Grundsiedlungseinheiten Štítary und Štítary-chatová oblast.[17]
Reiches Brauchtum bestimmte den Jahreslauf und das Leben der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:
Unter den deutschen Ortsbewohnern gab es eine Vielzahl von Mythen:
Weitere Sagen sind:
Bantice | Běhařovice | Bezkov | Bítov | Blanné | Blížkovice | Bohutice | Bojanovice | Borotice | Boskovštejn | Božice | Břežany | Citonice | Ctidružice | Čejkovice | Čermákovice | Černín | Damnice | Dobelice | Dobřínsko | Dobšice | Dolenice | Dolní Dubňany | Dyjákovice | Dyjákovičky | Dyje | Džbánice | Grešlové Mýto | Havraníky | Hevlín | Hluboké Mašůvky | Hnanice | Hodonice | Horní Břečkov | Horní Dubňany | Horní Dunajovice | Horní Kounice | Hostěradice | Hostim | Hrabětice | Hrádek | Hrušovany nad Jevišovkou | Chvalatice | Chvalovice | Jamolice | Jaroslavice | Jevišovice | Jezeřany-Maršovice | Jiřice u Miroslavi | Jiřice u Moravských Budějovic | Kadov | Korolupy | Kravsko | Krhovice | Křepice | Křídlůvky | Kubšice | Kuchařovice | Kyjovice | Lančov | Lechovice | Lesná | Lesonice | Litobratřice | Lubnice | Lukov | Mackovice | Mašovice | Medlice | Mikulovice | Milíčovice | Miroslav | Miroslavské Knínice | Morašice | Moravský Krumlov | Našiměřice | Němčičky | Nový Šaldorf-Sedlešovice | Olbramkostel | Olbramovice | Oleksovice | Onšov | Oslnovice | Pavlice | Petrovice | Plaveč | Plenkovice | Podhradí nad Dyjí | Podmolí | Podmyče | Práče | Pravice | Prokopov | Prosiměřice | Přeskače | Rešice | Rozkoš | Rudlice | Rybníky | Skalice | Slatina | Slup | Stálky | Starý Petřín | Stošíkovice na Louce | Strachotice | Střelice | Suchohrdly | Suchohrdly u Miroslavi | Šafov | Šanov | Šatov | Štítary | Šumná | Tasovice | Tavíkovice | Těšetice | Trnové Pole | Trstěnice | Tulešice | Tvořihráz | Uherčice | Újezd | Únanov | Valtrovice | Vedrovice | Velký Karlov | Vémyslice | Vevčice | Višňové | Vítonice | Vracovice | Vranov nad Dyjí | Vranovská Ves | Vratěnín | Vrbovec | Výrovice | Vysočany | Zálesí | Zblovice | Znojmo | Želetice | Žerotice | Žerůtky