Nawahrudak (belarussischНавагрудак oder – altertümlich – НаваградакNawahradak, russischНовогрудокNowogrudok, polnischNowogródek, litauischNaugardukas, jiddischנאַוואַראַדאָקNavaradok, historisch Nowogrudek) ist eine Stadt mit etwa 29.300 Einwohnern (2010) im westlichen Belarus in der Hrodsenskaja Woblasz. Sie ist Hauptsitz und größter Ort des Rajon Nawahrudak.
Die Stadt kam Ende des 10. Jahrhunderts unter die Kontrolle der Kiewer Rus. Nach deren Zerfall im Mongolensturm im 13. Jahrhundert geriet das Gebiet unter die Herrschaft des Großfürstentums Litauen. 1444 erhielt Nowogródek die Stadtrechte nach Magdeburger Recht. Der Name der Stadt bedeutet "kleine Neustadt" oder salopp "Neustädtl". Nowogródek entwickelte sich zur bedeutendsten Stadt Schwarzrutheniens, so dass sie schließlich 1507 der Sitz einer Woiwodschaft und 1581 eines der Gerichtshöfe Litauens innerhalb der durch die Union von Lublin 1569 umgestalteten polnisch-litauischen Adelsrepublik wurde.
Infolge der 3. Teilung Polens 1795 gehörte die Stadt als Sitz einer Kreisverwaltung im Gouvernement Minsk zum Russischen Reich. Nach 1918/1921 fiel Nowogródek an die Zweite Polnische Republik und wurde erneut Hauptstadt einer gleichnamigen Woiwodschaft.
Die infolge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts im September 1939 einrückende Rote Armee behielt die Stadt als Teil der Belarussischen SSR bis zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 unter Kontrolle. Am 3. Juli 1941 ermordete die Einsatzgruppe B in Nawahrudak etwa 100 Juden.[1] Während der deutschen Eroberung wurden am 1. August 1943 elf Märtyrinnen von Nowogródek erschossen. Nawahrudak ist heute unter Historikern vor allem für das Zentrum der jüdischen Partisanenbewegung der Bielski-Brüder bekannt. Durch einen selbst gegrabenen Tunnel entflohen 350 Juden[2] aus dem Ghetto, von denen die meisten anschließend mit Hilfe der Bielski-Brüder im Wald von Naliboki überlebten. Darunter befand sich auch Rae Kushner, die Großmutter von Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Donald Trump.[3] Jahrzehntelang war diese Geschichte im Dorf und im Land weitestgehend unbekannt, auch in der bis vor kurzem noch sowjetisch geprägten Geschichtsschreibung unter Präsident Aljaksandr Lukaschenka, welche die jüdische Herkunft der Opfer verschweigt.[4] Mittlerweile entstehen aus Eigenregie auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos der Stadt verschiedene Denkmäler zu einzelnen Opfern und Geretteten. Auch der Tunnel wurde mittlerweile entdeckt und soll archäologisch aufgearbeitet werden.
Nach der Rückeroberung 1944 wurde die politische Zuordnung von 1939 wiederhergestellt.
Die 1648 erbaute Synagoge wurde im Zweiten Weltkrieg angezündet und die Ruine nach dem Krieg endgültig abgerissen.
Seit der Auflösung der Sowjetunion 1991 gehört Nawahrudak zur Republik Belarus.
Wappen
Beschreibung: In Rot steht en face (dem Betrachter zugewandt) auf dem grünen aufgebogenem Schildfuß ein blaugeflügelter schwarzgekleideter Mann mit silbernem Schwert in der rechten und einer silbernen Balkenwaage in der linken Hand.
Bevölkerung und Kultur
Die Kommunikation in Nawahrudak findet auf Belarussisch und Russisch statt. Es gibt orthodoxe und katholische Gottesdienste. In der Stadt lebt auch eine Minderheit muslimischer Lipka-Tataren, die über eine Moschee verfügen.
Katholische Christi-Verklärungskirche, im Vordergrund Ruine der Burg Mindaugas
orthodoxe Kathedrale St. Boris und Gleb
Moschee
Ehem. Woiwodschaftsgebäude, heute Sitz des Rajons
Leninplatz im Zentrum
Wohngebiet
Sehenswürdigkeiten
Ruinen der Burg des Litauerfürsten Mindaugas aus der Mitte des 13. Jahrhunderts
orthodoxe ehemalige Kathedrale St. Boris und Gleb aus dem frühen 15. Jahrhundert, eine Hallenkirche der Belarussischen Gotik
katholische Pfarrkirche der Verklärung des Herrn, 1719–1723 im Barockstil errichtet
verschiedene Wohnhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert
Adam Mickiewicz (1798–1855), polnischer Nationaldichter, wurde 1799 in Nawahrudak getauft. Geboren war er am 24. Dezember 1798 in Zaosie, einem Dorf südlich der Stadt. In Nawahruadak verbrachte er seine Kindheit und erlebte 1812 zunächst den glänzenden Einmarsch und wenige Monate später das furchtbare Elend der geschlagenen Napoleonischen Soldaten.
Alexander Harkavy 1863–1939, geboren in Nawahrudak, wurde Schriftsteller, Lexikograph und Linguist. Besonders nach seiner Emigration in die USA machte er sich um die Erforschung und Pflege der jiddischen Sprache verdient.
Die jüdischen Brüder Bielski, mit Vornamen Tuvia (1906–1987), Asael (1908–1945), Alexander Zeisal (1912–1995) und Aharon (geb. 12. Juli 1927), geboren in Stankiewicze, einem Dorf in der Nähe,[5] gründeten 1941/42 die Bielski-Partisanen.
Lazar Gulkowitsch (1898–1941), jüdischer Philologe, geboren in Zirin.
Literatur
Nowogródek, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Jerusalem: Yad Vashem, 2009 ISBN 978-965-308-345-5, S. 528ff.
Mark Alexander: Nazi Collaborators, American Intelligence, and the Cold War. The Case of the Byelorussian Central Council. University of Vermont Graduate College Dissertations and Theses, Nr. 424, 2015, S. 39.
In Online-Karten findet sich nur ein Stankiewicze/Станкевічы (53.2954198 N, 25.9767115 O)53.295419825.9767115 südöstlich. Die in manchen WPs angegebenen Koordinaten nordwestlich im Rajon Lida führen ins Leere, der angebliche heutige Name Vuhli ebenso. Wurde der Geburtsort etwa von der Wehrmacht ausradiert? Nordwestlich von Nawahrudak liegen die großen Wälder, in die die Partisanen sich zurückzogen.
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