Lambach ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich an der Traun im Bezirk Wels-Land im Hausruckviertel mit 3742 Einwohnern (Stand 1.Jänner 2022). Bedeutend ist die 1056 gegründete Benediktinerabtei Stift Lambach.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Lambach (Begriffsklärung) aufgeführt.
Lambach liegt auf einer Höhe von 367mü.A. an der Traun, die zusammen mit der Ager die Südgrenze bildet. Die Gemeinde gehörte bis 2012 zum Gerichtsbezirk Lambach und ist seit dem 1. Jänner 2013 Teil des Gerichtsbezirks Wels. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 4,9 und von West nach Ost 2,2 Kilometer. Die Gemeinde hat eine Fläche von vier Quadratkilometer. Davon werden 36 Prozent landwirtschaftlich genutzt, zwanzig Prozent sind Gärten und zwölf Prozent sind bewaldet.[1]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende vier Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1.Jänner 2022[2]):
Fischerau (11)
Lambach (3571)
Schußstatt (92)
Ziegelstadl (68)
Die Gemeinde besteht aus der Katastralgemeinde Lambach.
Ursprünglich im Ostteil des Herzogtums Bayern liegend, gehörte der Ort seit dem 12. Jahrhundert zum Herzogtum Österreich. Im Jahre 1365 wurde Lambach von Rudolf IV. das Marktrecht verliehen. Seit 1490 wird der Ort dem Teilfürstentum Österreich ob der Enns zugerechnet.
Bei Lambach gab es zwei nennenswerte kriegerische Auseinandersetzungen:
Gefecht bei Lambach (1626), ausgetragen zwischen aufständischen Bauern und einer kaiserlichen Streitmacht während des Oberösterreichischen Bauernkrieges
Gefecht bei Lambach (1805), ausgetragen zwischen österreichischen und russischen Truppen sowie einer französischen Streitmacht während des Dritten Koalitionskrieges
Seit 1918 gehört der Ort zum Bundesland Oberösterreich. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte der Ort zum Gau Oberdonau. 1941 wurde das Kloster Lambach durch die Nationalsozialisten aufgelöst und darin eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt untergebracht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte der vertriebene Konvent 1945 in das Stift Lambach zurück.
1946 importierte die US-Army für ihre Soldaten eine Coca-Cola-Abfüllanlage, leider ohne Fachkräfte für den Zusammenbau. Österreichische Ingenieure beschäftigten sich damit und konnten die Anlage fertigstellen. Das Getränk war anfangs nur für Soldaten und US-Bürger. Wann der öffentliche Verkauf begonnen hat, ist nicht bekannt. (Quelle: TV-Produktion Österreich II)
Stift Lambach
Stift Lambach
→ Hauptartikel: Stift Lambach
1056 wandelte der letzte Nachkomme der Grafen von Wels-Lambach, Adalbero, den Stammsitz seiner Eltern in eine Benediktinerabtei um. Adalbero war 1045 Bischof von Würzburg geworden. Er führte zahlreiche Reformen in seinem Bistum durch, gründete und erneuerte Klöster. 1089 weihte er zusammen mit seinem Freund Bischof Altmann von Passau die erste Klosterkirche in Lambach. Da er sich im Investiturstreit auf die Seite des Papstes stellte, wurde er aus seiner Bischofsstadt vertrieben und fand in seiner Lieblingsgründung einen Ort der Zuflucht. So erlebte er auch 1089, wie Lambacher Mönche zur Besiedlung Melks auszogen. Am 6.Oktober 1090 starb Adalbero in Lambach. Sein Grab erfreute sich großer Verehrung beim Volk. Erst 1883 wurde sein Kult offiziell von Papst LeoXIII. anerkannt. Im 12.Jahrhundert war das Kloster mit seiner Schreibschule ein herausragendes Zentrum mittelalterlichen Kunstschaffens. Seine höchste Blüte erlebte das Stift während der Barockzeit. Eine prächtige frühbarocke Kirche wurde errichtet und die gesamte Klosteranlage vergrößert. Im Jahr 2006 feierte das Stift Lambach sein 950-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsausstellung.
Einwohnerentwicklung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Stiftskirche LambachKalvararienbergkircheMaria-Hilf-KapelleDie Stiftstaverne wurde 1660 erbautEhemaliges Hofrichterhaus
Sieheauch:Liste der denkmalgeschützten Objekte in Lambach
Sakralbauten
Benediktinerstift Lambach mit prachtvollen Barockräumen (Stiftsbibliothek, Ambulatorium, Sommerrefektorium). Das Barocktheater Lambach im Stift Lambach besitzt die ältesten bespielbaren Theaterräumlichkeiten (1770) in Österreich.
Stiftskirche Lambach: Mit den ältesten romanischen Fresken im süddeutschen Sprachraum im romanischen Westwerk. Barocker Kirchenbau von Filiberto Lucchese mit mächtigem Hochaltar von Antonio Beduzzi.
Kalvarienbergkirche auf dem Pfisterberg, erbaut 1717–1722. Der spätbarocke Zentralbau mit Zweiturmfassade wird von einer zwiebelförmigen Kuppel überdacht. Im Inneren der Kirche befinden sich Fresken von Wolfgang Andreas Heindl aus Wels. Ein Teil der Fresken wurde im Jahr 1952 von Prof. Fritz Fröhlich bei der Wiederherstellung der Kirche nach einer Bombenbeschädigung (1945) rekonstruiert.
Maria-Hilf-Kapelle auf dem Puchberg, erbaut ab 1717.
Die Friedhofskirche (vor 1200 erbaut, bis 1783 Pfarrkirche) dient seit 1991 als Aufbahrungs- und Aussegnungskirche.
Profanbauten
Rathaus mit Musketenzaun: Der Zaun wurde aus Gewehrläufen aus der Zeit der Franzosenkriege (1800, 1805, 1809) hergestellt.
Ehemalige Stiftstaverne (seit 1802 Apotheke) mit schöner Barockfassade (1730–1740)
Ehemaliges Hofrichterhaus: Das Haus wurde unter Abt Maximilian Pagl 1721 als Haus für Stiftsbeamte ausgebaut.
Sparkassengebäude: Das Gebäude wurde im Jahr 1893 als Monumentalbau im Stil des späten Historismus errichtet.
Obelisk mit Doppelkopfadler zum Gedenken an die in den Jahren 1800 und 1805 Gefallenen der Gefechte zu Lambach (Napoleonische Kriege)
Traunbrücke mit Statue des hl. Johannes Nepomuk
Ehemaliger Stiftsmeierhof
Kraftwerk Lambach (an der Traun)
Naturdenkmäler
Lambachs Umgebung besitzt Biotope und Sumpfgebiete an der Mündung der Ager in die Traun.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das Kulturleben in Lambach wird wesentlich bereichert durch die Kulturvereinigung Gruppe O2. Die Kulturarbeit erstreckt sich auf rund 40 Veranstaltungen pro Jahr in den Bereichen Theater, Kabarett, Lesungen, O2-Jazz-Club, World-Music, Konzerte und Veranstaltungen von in- und ausländischen Volkskulturen etc.
Das Barocktheater im Stift Lambach ist u.a. bekannt durch Eigenproduktionen des klassischen Theaterfaches und eine wichtige Einrichtung in der Gemeinde Lambach.
Seit 2007 wird im Stift Lambach in einem 10-Jahres-Projekt das Gesamtwerk Ludwig van Beethovens aufgeführt.
Diverse weitere Vereine (u.a. die MarktMusikkapelle Lambach-Edt) bereichern durch ihre Aktivitäten das kulturelle Leben des Ortes.
Wochenmarkt: Jeden Freitag von 7:00 Uhr bis 12:00 Uhr.
Silvesterkonzert der Marktmusikkapelle Lambach-Edt (in der Sporthalle Lambach); 30. Dezember, 20:00 Uhr.
Weinfest der Freiwillige Feuerwehr Lambach im Oktober.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftssektoren
Während von 1999 bis 2010 die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe von vierzehn auf zehn sank, stieg die bebaute Fläche von 600 auf 1323 Hektar an. Im Produktionssektor arbeiteten 226 Erwerbstätige im Bereich Herstellung von Waren, 49 in der Bauwirtschaft und vierzehn in der Wasserver- und Abfallentsorgung. Die wichtigsten Arbeitgeber im Dienstleistungssektor waren die Bereiche soziale und öffentliche Dienste (418), freiberufliche Dienstleistungen (181) und der Handel (177 Mitarbeiter).[3][4][5]
Wirtschaftssektor
Anzahl Betriebe
Erwerbstätige
2011
2001
2011
2001
Land- und Forstwirtschaft 1)
10
14
13
8
Produktion
30
37
289
404
Dienstleistung
203
152
996
988
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Unternehmen
Denkmal der Gründer der Sparkasse
Sparkasse Lambach
Energie
Im Kraftwerk Lambach, das 1999 in Betrieb genommen wurde, werden jährlich 73 Millionen Kilowattstunden, das entspricht Strom für 17000 Haushalte, erzeugt.
2019 wurde das Dritte Werk von Starlim Sterner (Sitz in Marchtrenk) im Gewerbegebiet Lambacher Feld Eröffnet.
Verkehr
Lambach liegt an der Wiener Straße (B 1) zwischen Wels und Vöcklabruck.
Die Gmundener Straße (B 144) beginnt in Lambach und führt über Steyrermühl nach Gmunden. Seit den 1960er Jahren wird der Bau einer Umfahrung des Ortes diskutiert. 2006 konnte eine Nordumfahrung des Zentrums und das Baubeginndatum 2009 festgelegt werden. (Spatenstich Sommer 2012-Fertigstellung 2016 geplant.)
November 2016 Eröffnung der Umfahrung Lambach Nord.
Durch Lambach verlaufen ferner die Westbahn (Bahnhof Lambach und Haltestelle Lambach Markt), die Lokalbahn Lambach–Vorchdorf-Eggenberg und die Trauntalbahn. Auch die Strecke der seit Dezember 2009 stillgelegten Haager Lies führte nach Lambach.
Bildung
Lambach ist heute ein bedeutender Schulort im Bezirk Wels-Land mit einem breiten schulischen Angebot:
Volksschule Lambach
Mittelschule 1 Lambach (Schwerpunkt Sport) mit angeschlossener Polytechnischer Schule (PTS Lambach)
Mittelschule 2 Lambach (Schwerpunkt Musik)
Handelsakademie Lambach des Schulvereines am Benediktinerstift Lambach
Realgymnasium des Schulvereines am Benediktinerstift Lambach
Landwirtschaftliche Fachschule Lambach mit den Fachrichtungen Pferdewirtschaft bzw. Landwirtschaft – Schweinehaltung und Ackerbau sowie landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule für ländliche Hauswirtschaft im neu errichteten agrarischen Bildungszentrum Lambach an der Traun.
Landesmusikschule (Zweigstelle der LMS Stadl-Paura)
Montessori-Schule „Sonnenhaus“
Politik
Rathaus auf dem Lambacher Marktplatz
Der Gemeinderat hat 25 Mitglieder.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 1997 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 7 SPÖ und 6 FPÖ.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2003 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 10 SPÖ und 3 FPÖ.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2009 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 ÖVP, 7 SPÖ und 4 FPÖ.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 ÖVP, 8 SPÖ, 7 FPÖ und 1 NEOS.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2021 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 ÖVP, 6 SONST, 6 SPÖ und 4 FPÖ.[6][7]
In Silber auf blauem, gewelltem Schildfuß eine rote Zille, darin eine nackte, vorwärtsgekehrte, wachsende Frauengestalt mit goldener Krone, ebensolchem Halsgeschmeide und langen, offenen Haaren.
Die Gemeindefarben sind Blau-Weiß.
Das Wappen hat seinen Ursprung in der Legende von der Jungfrau Flavia, die von ihrem heidnischen Vater wegen ihres christlichen Glaubens in einem Kahn auf der Ager ausgesetzt wurde. Der Kahn strandete an der Mündung der Ager in die Traun. Ein christlicher Hirte nahm sich Flavias an und beherbergte sie bis zum Tod ihres Vaters.
Bei diesem Wappen handelt sich um das Wappen des Stiftes Lambach, das nach Aufhebung der Grundherrschaft 1850 vom Markt übernommen wurde. Das bis dahin geführte Marktwappen zeigte als redendes Wappen ein Lamm auf einem pfahlweise gestellten, gewellten Bach.[14]
Adolf Hitler (1889–1945), besuchte in Lambach die zweite und dritte Klasse der Volksschule
Ignaz Hinterleithner (1898–1973), Nationalratsabgeordneter, Bürgermeister von Lambach
Literatur
Roland Anzengruber: Lambach, in: Germania Benedictina Band III/2: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, hrsg. von Ulrich Faust und Waltraud Krassnig (St. Ottilien 2000) 253–317 (mit ausführlicher Bibliographie)
Roland Anzengruber: Adalbero – Graf von Wels-Lambach. Ein Heiliger aus OÖ. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jg. 40 (1986) H. 2. S. 107–117, ooegeschichte.at[PDF]
Roland Anzengruber: Die Pferdeeisenbahn (Budweis – Linz – Lambach – Gmunden) in alten Ansichten.- Zaltbommel (Niederlande) 1985, ISBN 90-288-31371 CIP
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии