Öblarn ist eine Marktgemeinde mit 1984 Einwohnern (Stand 1.Jänner 2022) in der Steiermark (Gerichtsbezirk Schladming). Seit 1. Jänner 2015 ist sie im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform mit der Gemeinde Niederöblarn zusammengeschlossen und führt den Namen „Öblarn“ weiter.[1]
Gruppe mit Trachten aus Öblarn aus unterschiedlichen Perioden
Historischer Überblick
1434: Eine Schmelzhütte in der Walchen wird zum ersten Mal in einem Urbar erwähnt.
1469: Urkundlicher Beleg der Bergrechtsverleihung durch den Abt von Admont an Jakob Schauer, Paul Rieder und Peter zu Talern. Die Originalurkunde liegt im Archiv von Stift Admont.
1552: Die Gewerken Lukas Sitzinger und Andreas Prantmayr aus Nürnberg übernehmen den Bergbau in der Walchen.
1565: Das Verweserhaus (heute Herrschaftsamt bzw. Amtshaus) wird errichtet. Dieses Gebäude beherbergte die Bergbauverwaltung und prägt heute noch mit seiner Größe den Marktplatz von Öblarn.
1656: Johann Feuersänger aus Salzburg leitet einige Jahre die Geschicke des Walchener Bergbaues, jedoch ohne Erfolg.
1666: Hans Adam Stampfer übernimmt den stark abgewirtschafteten Betrieb. Durch 136 Jahre führt seine Familie den Bergbau und die Hüttenbetriebe zur höchsten Blüte. In der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert wurde der Öblarner Bergbau im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Besondere Anerkennung fand das Stampfer’sche Verfahren des Erzröstens und des Schmelzens von Rosettenkupfer. Hans Adam Stampfer und seine Nachfolger wurden infolge dieses Ruhmes in den Adelsstand erhoben und durften den Titel „Grafen von Walchenberg“ tragen. Die Gattin von Hans Adam Stampfer, Maria Elisabeth Stampfer, Geborene Dellatore, beschrieb die Übernahmezeit des Walchener Bergbaues ausführlich und höchst interessant in ihrem „Hausbüchl der Stampferin“.
1802: Graf Batthyány hat nach der Stampfer-Dynastie ein schweres Fortkommen und scheitert.
1819: Die Ritter von Fridau, zwei Brüder, versuchen, der verarmten Gemeinde zu helfen und lassen Bergbau und Produktion unter großen Opfern wieder aufleben.
1848: Aufhebung der Grundherrschaften.
1850: Entstehung der Ortsgemeinde als autonome Körperschaft.
1858: Kohlemangel und schwierige Bearbeitung der komplexen Erze zwingen zur Schließung von Bergbau und Hüttenbetrieb. Seither sind die Röststadel und Schmelzöfen dem Verfall preisgegeben.
1891: Leonard Brigl nimmt den Bergbau zur Gewinnung von Schwefelkies, den er zur Zelluloseumwandlung in seiner Papierindustrie in Niklasdorf braucht, wieder auf.
1939: Nach dem Anschluss Österreichs (März 1938) wird aus dem Bundesland der Reichsgau Steiermark, aus dem Bezirk der Kreis Liezen.
1945: Öblarn liegt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1955 in der britischen Besatzungszone.
1958: Nach einigen Unterbrechungen folgt mit diesem Jahr die endgültige Schließung des Bergbaubetriebes.
1998: Unter Mithilfe der Marktgemeinde Öblarn, des Landes Steiermark und des Österreichischen Bundesdenkmalamtes stoppt der neu gegründete Bergbauverein Öblarn den Verfall und beginnt mit den Erhaltungsarbeiten an den montanhistorischen Stätten.
2008: Nach zehnjähriger harter und konsequenter Arbeit kann ein guter Teil der historischen Erzgewinnungs- und Metallverarbeitungsanlagen die einstige Größe und Bedeutung des Bergbaues in der Walchen wieder sichtbar machen. So sind heute der Thaddäusstollen, der große Röststadel bzw. „Schwefelofen“, der Kupferofen und der einzigartige Silbertreibherd wieder so weit hergestellt, dass der Kupfer-, Silber- und Schwefelgewinnungsprozess des 17., 18. und 19. Jahrhunderts gut vorstellbar ist.
Kupferbergbau und -verarbeitung in Öblarn
Öblarn war mehrere Jahrhunderte lang ein bedeutender Bergbauort. Seine Produkte erlangten weit über das heutige Österreich hinaus Anerkennung.
Der Schaupfad Kupferweg beginnt im Ortszentrum von Öblarn beim ehemaligen Verweserhaus, heute „Herrschaftsamt“, und führt südwärts in das Walchental. 14 Stationen sind als solche gekennzeichnet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sieheauch:Liste der denkmalgeschützten Objekte in Öblarn
Pfarrkirche hl. Andreas
Kalvarienberg
Kirchplatz
Pfarrhof, ursprünglich Schulhaus
Das Forstamt am Kirchplatz, ehemaliges Verweserhaus der Bergbaubetriebe, auch „Herrschaftsamt“, stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Montanhistorischer Schaupfad Öblarner Kupferweg
Holzkapelle in der Walchen
Museen
Paula-Grogger-Museum im ehemaligen Wohnhaus der Schriftstellerin
Imkermuseum mit einer Sammlung alter Imkereigeräte
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlicher Schafbauerntag
Öblarner Festspiele: Die Hochzeit von Paula Grogger wird alle fünf Jahre seit 1992 aufgeführt, davor unregelmäßig seit 1937.[4]
Politik
Der Gemeinderat hat 15 Mitglieder.
Mit den Gemeinderatswahlen in der Steiermark 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 8 ÖVP, 4 SPÖ, 2 Bürgerliste Anton Knerzl und 1 FPÖ.[5]
Mit den Gemeinderatswahlen in der Steiermark 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 8 ÖVP, 6 SPÖ und 1 FPÖ.[6]
Bürgermeister
1965–1981 Josef Rammer
1981–1990 Albert Ertlschweiger (SPÖ)
1990–2000 Elisabeth Köberl (ÖVP)
2000–2006 Anton Knerzl (FPÖ, BZÖ)
2006–2008 Ehrenfried Lemmerer (SPÖ)
seit 2008 Franz Zach (ÖVP)
Wappen
Die Verleihung des Gemeindewappens erfolgte mit Wirkung vom 1. Oktober 1996.
Wegen der Gemeindezusammenlegung verlor das Wappen mit 1. Jänner 2015 seine offizielle Gültigkeit.
Die Wiederverleihung erfolgte mit Wirkung vom 1. November 2015.[7]
Die neue Blasonierung lautet:
„In einem Hermelinschild zwei rote Pfähle und ein, die Flanken freilassend, innen mit schwarzem Faden bordiertes silbernes Andreaskreuz.“
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
1972: Ferdinand Tremel (1902–1979), Universitätsprofessor, Mitglied der Historischen Landeskommission für Steiermark[8]
Grabstätte Paula Grogger
Söhne und Töchter der Gemeinde
Matthäus Offner (1716–1779), 54. Abt des Stifts Admont
Paula Grogger (1892–1984), Schriftstellerin
Ferdinand Tremel (1902–1979), Universitätsprofessor, Mitglied der Historischen Landeskommission für Steiermark
Anton Egger (* 1932), emeritierter Professor für Betriebswirtschaft
Helmut Madl (* 1942), Alttestamentler
Hermann Flaschka (1945–2021), Mathematiker und Physiker
Peter Haubenwallner (* 1945), Hochschuldozent, Direktor des Versorgungsamtes und der Hauptfürsorgestelle München
Eduard Nicka (* 1945), Politiker der FPÖ
Armin Prinz (1945–2018), Ethnologe und Mediziner
Klaus Hoi (1942), Alpinist
Klaus Kröll (* 1980), Skirennläufer
Johannes Kröll (* 1991), Skirennläufer
Manuel Traninger (* 1998), Skirennläufer
Literatur
Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Steiermark (ohne Graz). Öblarn. Verlag Berger, Horn/Wien 1982/2006, 2. unveränderte Auflage, S. 345ff, ISBN 3-85028-422-0.
Weblinks
Commons: Öblarn– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Kundmachung der Steiermärkischen Landesregierung vom 17. Oktober 2013 über die Vereinigung der Marktgemeinde Öblarn und der Gemeinde Niederöblarn, beide politischer Bezirk Liezen. Steiermärkisches Landesgesetzblatt vom 15. November 2013. Nr. 124, 32. Stück. ZDB-ID705127-x. S. 632.
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