Gerlafingen (im lokalen Dialekt Gerlafinge oder Gingu) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Wasseramt des Kantons Solothurn in der Schweiz. Bis 1939 hiess die Gemeinde offiziell Niedergerlafingen.
Gerlafingen | |
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Staat: | Schweiz![]() |
Kanton: | Kanton Solothurn![]() |
Bezirk: | Wasseramtw |
BFS-Nr.: | 2519i1f3f4 |
Postleitzahl: | 4563 |
UN/LOCODE: | CH GFG |
Koordinaten: | 610255 / 22459447.1722257.573891451 |
Höhe: | 451 m ü. M. |
Höhenbereich: | 446–458 m ü. M.[1] |
Fläche: | 1,85 km²[2] |
Einwohner: | 5502 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 2974 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 40,0 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Philipp Heri (SP) |
Website: | www.gerlafingen.ch |
Blick auf Richtung Stahlwerk | |
Lage der Gemeinde | |
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Gerlafingen liegt am östlichen Emmeufer der 1889 korrigierten Emme. Die Nachbargemeinden von Norden beginnend im Uhrzeigersinn sind Biberist, Derendingen, Kriegstetten, Obergerlafingen, Zielebach und Bätterkinden.
Jahr | 2016 | 2010 | 2000 | 1970 | 1950 | 1900 | 1880 | 1850 | 1798 |
Einwohner | 5'098 | 4'822 | 4'694 | 4'873 | 3'774 | 1'743 | 766 | 381 | 120 |
Die starke Überbauung, die sich praktisch über das gesamte Gemeindegebiet erstreckt, führt dazu, dass Gerlafingen die dichtestbesiedelte Gemeinde im Bezirk Wasseramt ist.
Traditionell beschäftigt das Stahlwerk viele Ausländer, namentlich aus Italien und der Türkei. 40,4 % (2008) der Bevölkerung sind Ausländer. Mit diesem hohen Anteil ist Gerlafingen eine der Gemeinden, die den höchsten Ausländeranteil der Schweiz aufweisen. In jüngerer Zeit sind vermehrt Leute aus dem Balkan zum Arbeiten zugewandert.
73,8 % der Bevölkerung sprechen Deutsch, 12,76 % Serbo-Kroatisch, 8,02 % Türkisch und 5,42 % Italienisch.
In Gerlafingen gibt es drei Kirchgemeinden resp. Kirchen:
Alle drei besitzen eine Kirche oder ein Kirchgemeindehaus.
Die Gemeinde ist stark mit dem Schicksal der ansässigen Stahl Gerlafingen AG verbunden. Das Stahl- und Walzwerk verarbeitet jährlich ca. 1 Mio. Tonnen Altmetall zu 650'000 Tonnen Betonbewehrungs-Produkten, hauptsächlich Betonrippenstahl. Derzeit sind etwa 550 Mitarbeiter im Stahlwerk beschäftigt, womit es der grösste Arbeitgeber in Gerlafingen ist.
Im Jahre 2009 wurde der Gemeinderat von 17 auf 11 Gemeinderatsmandate reduziert.[5] 2013 schaffte es die Christlichdemokratische Volkspartei das erste Mal seit 12 Jahren wieder in den Gemeinderat gewählt zu werden.[6] Hingegeben blieb die ebenfalls kandidierende Grünliberale Partei[7] ohne einen Sitz aus.
Partei | 2021–2025[8] | 2017–2021 | 2013–2017[6] | 2009–2013 |
Sozialdemokratische Partei | 5 | 5 | 4 | 5 |
Schweizerische Volkspartei | 3 | 3 | 3 | 3 |
Pro Gerlafingen | 3a | – | – | – |
FDP.Die Liberalen (bis 2009 Freisinnig-Demokratische Partei) |
– | 2 | 3 | 3 |
Christlichdemokratische Volkspartei | – | 1 | 1 | – |
Seit 1876 verfügt Gerlafingen über einen Bahnhof an der Linie Solothurn–Burgdorf. Im Dezember 2015 erfolgte der Anschluss an das Berner S-Bahn-Netz, was die Gemeinde auch für Pendler noch attraktiver macht. Durch die Nachbargemeinde Kriegstetten erreicht man den Autobahnanschluss an die A1. Seit einigen Jahren gibt es einen Busanschluss nach Solothurn, betrieben durch den Busbetrieb Solothurn und Umgebung.
Der heutige Ort Gerlafingen hiess bis 1939 offiziell Niedergerlafingen, im Sinne einer Zwillingsgemeinde zu dem etwas südlicher gelegenen Obergerlafingen. Einfaches, unbezeichnetes Gerlafingen meinte bis ins 19. Jahrhundert beide Ortschaften. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort 1278 als Nidergerolvingen. Das bedeutet bei den Angehörigen des Gerolf.
Die lange Geschichte des Stahlwerkes (sie reicht in die vorindustrielle Zeit der Schweiz zurück) ist auch die Geschichte des Dorfes Gerlafingen, das stark von dessen Gedeihen abhing und abhängt. 1818 gründete Ludwig von Roll in den Räumen einer konkursiten Textilfirma ein Eisenwerk (Schmiede). 1836 folgte ein Walzwerk, und 1918, als die Einfuhr von Erz und Eisen wegen der Kriegswirren problematisch war, ein eigentliches Stahlwerk. In den Spitzenzeiten der 1960er Jahre beschäftigte das Stahlwerk 5000 Angestellte, fast zehn Mal so viele wie heute. Die Produktion indessen war damals aufgrund niedrigerer Produktivität noch deutlich geringer.
In einer schweren, die Existenz bedrohenden wirtschaftlichen Krise 1996 verkaufte von Roll das Stahlwerk an die Luzerner von Moos Holding. Diese führte es letztlich mit ihren eigenen Stahlwerk-Aktivitäten zusammen und nannte sich fortan Swiss Steel. Nach einigen Jahren der Restrukturierung arbeitet das Gerlafinger Stahlwerk (neu Stahl Gerlafingen AG) heute wieder in den schwarzen Zahlen. Damals allerdings drohte vorübergehend sogar die Schliessung des Gerlafinger Werkes.
Zeugen der Zeit des Industriestädtchens sind viele ältere Fassaden, die vom emittierten Staub geschwärzt waren. Auch die Emme wurde bis in die 1990er Jahre von den Prozesswässern des Walzwerkes verunreinigt. Heute verhindern Filter für Abluft und Abwasser derartige Umweltbelastungen. Zwischen 1997 und 2007 sind rund 37 Millionen Franken in Umweltschutzmassnahmen investiert worden.
2003 wurde Swiss Steel und damit das Gerlafinger Werk mehrheitlich an die deutsche Schmolz & Bickenbach und Gebuka AG verkauft. Es erwies sich als eine arbeitsplatzerhaltende, freundliche Übernahme. 2006 erfolgte sodann erneut ein Besitzerwechsel, indem die Aktienmehrheit von 65 % der Stahl Gerlafingen AG an die italienische AFV Acciaierie Beltrame S.p.A. überging. Danach wurden Modernisierungs- und Diversifizierungsinvestitionen von rund 170 Millionen Franken realisiert, das Werk läuft seitdem ertragreich.
Blasonierung
Aeschi |
Biberist |
Bolken |
Deitingen |
Derendingen |
Drei Höfe |
Etziken |
Gerlafingen |
Halten |
Horriwil |
Hüniken |
Kriegstetten |
Lohn-Ammannsegg |
Luterbach |
Obergerlafingen |
Oekingen |
Recherswil |
Subingen |
Zuchwil
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