Die Kleinstadt liegt an der Bartsch (Barycz) in Niederschlesien, etwa 55km nordnordöstlich von Breslau.
Geschichte
Zeit der schlesischen Piasten
Ruinen des ehemaligen Piastenschlosses aus dem 14. Jahrhundert
Die erste Besiedlung dürfte im 11. Jahrhundert erfolgt sein. Bereits 1136 wird die Burg Miliche in einer Bulle des Papstes Innozenz II. erwähnt, als Eigentum des Bistums Breslau. 1223 besaß Militsch eine Pfarrkirche. Im 12. Jahrhundert war es Sitz einer Kastellanei der Piasten, 1245 erfolgte die Erhebung zur Stadt. 1331 fiel die Stadt vorübergehend an Böhmen, 1358 wurde die Stadt mit der Burg von den Breslauer Bischöfen an die Piasten aus Oels verkauft, die die gotische Burg im heutigen Schlosspark erbauten.
Unter der Krone Böhmens
Schloss Militsch, 1591–1945 im Besitz der Grafen Maltzan
1492 starb der letzte piastische Herzog von Oels und das Ländchen wurde als erledigtes Lehen vom König Vladislav II. Jagiellonicus eingezogen. Der König verlieh 1494 Militsch an seinen Kämmerer Sigismund III. Kurzbach. Dieser hatte bereits 1492 Trachenberg (heute Żmigród) von seinem König erhalten. Beide Herrschaften wurden zu einer Freien Standesherrschaft, der ersten in Schlesien, vereinigt.
Nach dem Tod Sigismunds wurden die Güter unter seinen Söhnen aufgeteilt und es entstanden zwei Mini-Staaten, die Standesherrschaften Trachenberg und Militsch. Die Kurzbach betrieben energisch die deutsche Kolonisierung des bisher dünn besiedelten, vornehmlich polnischen Landes, indem sie viele Bauern aus Schwaben anwarben; unter den Kurzbach wurde das Militscher Land zum schlesischen Zentrum der Karpfen-Zucht, viele riesige Teiche wurden angelegt, der größte hatte die Fläche von 500 Hektar. Die letzte Erbin der freien Standesherrschaft, Eva Popelia Kurzbach geb. Gräfin von Lobkowitz, trat 1591 ihr Erbe an ihren Ehemann Joachim von Maltzan ab. Somit ging die Herrschaft an die Familie Maltzan über, bei der sie bis 1945 verblieb.
Unter der Krone Preußens
Die Gnadenkirche von Militisch, um 1750Gemälde Max Liebermann „Dorfstraße in Militsch“, 1883
Durch den Vorfrieden von Breslau wurde Schlesien 1742 preußisch. Die Grundherren von Militsch betätigten sich als Industriegründer, indem sie mehrere Tuchmanufakturen und andere Textilbetriebe schufen. Die Maltzans errichteten auch die evangelische Gnadenkirche, das barocke Schloss und die katholische Annenkirche. Ab 1816 war Militsch Sitz des gleichnamigen Landkreises Militsch. Das 19. Jahrhundert brachte weitere Entwicklung der Stadt: 1809 verloren die Maltzan ihre Feudalrechte, schon um 1850 besaß Militsch ein neues Rathaus (1945 beim Einmarsch der Roten Armee zerstört), Kanalisation und Wasserleitungen.
1875 erhielt die Stadt Eisenbahnverbindungen mit Oels, Breslau und Krotoschin, etwa 20 Jahre später auch eine Schmalspurbahn, die die Stadt u.a. mit Trebnitz, Trachenberg und Breslau verband. Um 1900 hatte Militsch eine evangelische Gnadenkirche von 1709, eine katholische und eine altlutherische Kirche, eine Synagoge und ein Amtsgericht.[2] Bis 1945 gehörte Militsch im Deutschen Reich zum Landkreis Militsch im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Niederschlesien.
1945 bis heute
Marktplatz der Stadt (2015).
Am Ende des Zweiten Weltkriegs eroberte im Januar 1945 die Rote Armee Militsch. Die Einwohner waren zuvor evakuiert worden. Die Kunstschätze im Schloss, Deutschlands größte Kollektion von Wanduhren, eine große Kupferstich-Sammlung (Wert im Jahre 1914: 13 Millionen Mark), eine Gemäldegalerie und eine reichhaltige Bibliothek, wurde als Beutekunst in die Sowjetunion abtransportiert, soweit sie die Maltzans nicht 1944 nach Österreich oder Westdeutschland überführt hatten. Dagegen erzählt Maria Gräfin von Maltzan in ihren Erinnerungen Schlage die Trommel und fürchte dich nicht, dass nichts gerettet werden konnte. In der Stadt waren noch monatelang sowjetische Soldaten stationiert. Sie plünderten die Gräber des Grafen Andreas († 1921) und seiner Frau und verstreuten deren Gebeine im Schlosspark. Im März 1945 unterstellte die Sowjetunion Militsch wie ganz Niederschlesien der Verwaltung der Volksrepublik Polen.
Sie führte für Militsch die polnische Ortsbezeichnung Milicz ein und vertrieb bis 1947 die zurückgekehrten Einwohner. An ihre Stelle traten Polen, die zum Teil ihrerseits im Zuge der Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 vertrieben worden waren.[3]
Die Stadt war bis 1975 Sitz des Powiat Milicki (Militscher Distrikt), dann bis 1999 eine Stadt- und Landgemeinde in der Woiwodschaft Breslau.[4] Seit 2000 ist die Stadt wieder eine Kreisstadt.
Pfarrkirche zum Heiligen Andreas BobolaSt.-Anna-KircheSchlosspark
Schloss Militsch, Sitz der Freien Standesherrschaft der Grafen von Maltzan, Barock und Klassizismus, 18. Jahrhundert, errichtet von Carl Gottfried Geißler;
Ruinen des gotischen Schlosses der Piasten von Oels, 14. Jahrhundert (im Schlosspark, gesprengt im Zweiten Weltkrieg);
Schlosspark, um 1800, der erste englische Park in Schlesien;
Gnadenkirche, heute Pfarrkirche zum Heiligen Andreas Bobola, ehemalige evangelische Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz, 1709–1714, Fachwerkbau, Barock und Rokoko;
Pfarrkirche zum Heiligen Erzengel Michael, vor 1945 die katholische Pfarrkirche der Stadt, Klassizismus, 1821.
St.-Anna-Kirche
Verkehr
Die Stadt hat einen nicht mehr im Personenverkehr bedienten Bahnhof an der Bahnstrecke Oleśnica–Chojnice, früher gab es auch eine Kreisbahn.
Milicz ist flächenmäßig eine der größten Gemeinden (Gmina) in ganz Polen. Sie hat eine Flächenausdehnung von 435,6km². 41% des Gemeindegebiets werden landwirtschaftlich genutzt, 43% sind mit Wald bedeckt.[11]
Die Bevölkerung beschäftigt sich mit der Land- und Forstwirtschaft.
Einwohner
Die Stadt Milicz hat 11.899 und die Gemeinde hat insgesamt 24.341.[9]
Bildung
Die Gemeinde Milicz verfügt über zwei Gymnasien (liceum), vier Mittelschulen (gimnazjum), sieben Grundschulen (Szkoła podstawowa) einen Kindergarten (Przedszkole).
Sołectwo
Milicz umfasst 91 Ortschaften, die in 52 Sołectwo (Schulzenämtern) zusammengefasst sind.
Heinrich von Salisch (1846–1920), Gutsherr in Postel, verwandelte seinen dortigen Waldbesitz in ein forstliches Musterrevier, starb in Postel
Walter von Reichenau (1884–1942), deutscher Generalfeldmarschall, Schwager von Maria Gräfin von Maltzan, Heirat mit Alix von Maltzan 1919 in der Gnadenkirche
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 969–967.
Karl August Müller: Vaterländische Bilder, oder Geschichte und Beschreibung sämmtlicher Burgen und Ritterschlösser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz. Zweite Auflage, Glogau 1844, S. 198–204.
Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 872–873.
Fritz Bloch: Die Juden in Militsch. Ein Kapitel aus der Geschichte der Niederlassung von Juden in Schlesien, Breslau 1926
Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3.
Maria Gräfin von Maltzan, Schlage die Trommel und fürchte dich nicht. Erinnerungen, Ullstein, Frankfurt am Main und Berlin 1988, ISBN 3-548-20941-6
Klaus Ullmann, Schlesienlexikon. Würzburg 1992
Weblinks
Commons: Milicz– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 338–379, Ziffer 441.
Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 969–967.
Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 872–873.
Michael Rademacher:Landkreis Militsch (poln. Milicz).Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
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