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Duszniki-Zdrój [duʃˈɲiki ˈzdruɪ̯] (deutsch Bad Reinerz, tschechisch Dušniky) ist eine Stadt im Powiat Kłodzki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Die Stadt zählt zu den ältesten Kurorten Niederschlesiens. Wegen der Heilwirkung der natürlichen Kohlensäurebäder entwickelte sich der Kurort Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Herzheilbäder Europas.

Duszniki-Zdrój
Duszniki-Zdrój (Polen)
Duszniki-Zdrój (Polen)
Duszniki-Zdrój
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Kłodzko
Fläche: 22,28 km²
Geographische Lage: 50° 24′ N, 16° 23′ O
Höhe: 583 m n.p.m.
Einwohner: 4422
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 57-340
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DKL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: E 67 KłodzkoHradec Králové
Eisenbahn: Kłodzko–Kudowa Zdrój
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 22,28 km²
Einwohner: 4422
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 198 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0208011
Verwaltung (Stand: 2015)
Bürgermeister: Piotr Lewandowski[2]
Adresse: Rynek 6
57-340 Duszniki-Zdrój
Webpräsenz: www.duszniki.pl



Gesamtansicht
Gesamtansicht
Pfarrkirche St. Peter und Paul
Pfarrkirche St. Peter und Paul
Bürgerhäuser am Ring mit Rathaus
Bürgerhäuser am Ring mit Rathaus
Kapelle der hl. Dreifaltigkeit
Kapelle der hl. Dreifaltigkeit

Zur Stadtgemeinde Duszniki-Zdrój gehören die Ortsteile Dolina Strążycka (Schmelzetal), Graniczna (Grenzendorf), Kozia Hala (Ziegenhäuser), Kohlau (entstand aus Hinter- und Vorderkohlau); (tschechisch Kulhava), Zieleniec (Grunwald) und Wapienniki (Hordis).


Geographische Lage


Die Stadt liegt in Niederschlesien an der Reinerzer Weistritz zwischen Heuscheuergebirge, Habelschwerdter Gebirge und Adlergebirge. 25 Kilometer östlich liegt die Kreisstadt Kłodzko (Glatz) und ca. 110 Kilometer nordöstlich die Woiwodschaftshauptstadt Breslau. Am nördlichen Stadtrand verläuft die Europastraße 67. Duszniki-Zdrój liegt an der Bahnstrecke Kłodzko–Kudowa Zdrój.

Nachbarorte sind Dolina (Hermsdorf) und Złotno (Goldbach) im Norden, Szczytna (Rückers) und Bystra (Hartau) im Osten, Bobrowniki (Biebersdorf) im Südosten, Jawornica (Jauernig) und Lewin Kłodzki (Lewin) im Westen sowie Słoszów (Roms) im Nordwesten.


Geschichte der Stadt


„Reinharcz“ wurde erstmals 1324 erwähnt und war Hauptort der damals böhmischen Herrschaft Hummel im altböhmischen Königgrätzer Kreis. Für das Jahr 1327 ist es in der Schreibweise „Reynharts“ belegt, und 1366 wurde es als „oppidum Reinhardi“ bezeichnet. Die Schreibweise „Dussnik“ ist erstmals für das Jahr 1375 nachgewiesen. Weiter sind verzeichnet für das Jahr 1399 „Dussnik alias in Rynarcz“ und für das Jahr 1403 „Reinharcz alias Dusnik“, tschechisch Dušniky.[3]

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul, die dem Glatzer Dekanat unterstand, ist für das Jahr 1350 belegt. Zu ihrem Kirchspiel gehörten die Orte Reinerz, Schloss Hummel, Hermsdorf, Hartau, Roms, Podgórze (Kohlau), Keulendorf, Utschendorf und Tschischney.[4]

Im Jahre 1408 verlieh Dietrich von Janowitz († 1412), der damalige Besitzer der Herrschaft Hummel, dem zugleich die benachbarte Herrschaft Nachod gehörte, der Stadt Reinerz verschiedene Privilegien. In den Hussitenkriegen wurde Reinerz mehrmals drangsaliert und zerstört. 1477 wurde die Stadt Reinerz zusammen mit der Herrschaft Hummel durch Georg von Podiebrads Sohn Herzog Heinrich d. Ä. von Münsterberg, der zugleich Graf von Glatz war, in die Grafschaft Glatz eingegliedert. Ab dieser Zeit ist die politische und kirchliche Zugehörigkeit von Reinerz weitgehend identisch mit der Geschichte der Grafschaft Glatz. Zusammen mit der Herrschaft Hummel gelangte Reinerz 1541 an den damaligen Pfandherrn der Grafschaft Glatz, Johann von Pernstein. Er bestätigte der Stadt Reinerz kurz vor seinem Tod 1548 die bisherigen Privilegien und stiftete ihr ein Malzhaus, eine Brettmühle, ein Salzhaus und zwei kleine Teiche.[5]

Als Ende des 16. Jahrhunderts die Herrschaft Hummel durch Verkauf der einzelnen Dörfer aufgelöst wurde, erwarb Reinerz, das als Kameralstadt dem Glatzer Rentamt unterstand, 1595 das Gellenauer Vorwerk. Der Dreißigjährige Krieg, unter dem es viele Plünderungen zu erleiden hatte, brachte eine wirtschaftliche Verarmung. 1648 wurde Reinerz königliche Stadt[6]. 1684 erhielt Reinerz von der landesherrlichen Veräußerungskommission („Alienationskommission“) für Floren ihre Standesmäßigkeit und somit die gleichen Rechte, wie sie die übrigen Immediatstädte der Grafschaft Glatz hatten.[7] Zur Finanzierung des Großen Türkenkriegs verkaufte die Böhmische Kammer die Kammerdörfer Hermsdorf und Roms an die Stadt Reinerz.[8]

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 und endgültig nach dem Hubertusburger Frieden 1763 fiel Reinerz zusammen mit der Grafschaft Glatz an Preußen.

1844 vernichtete ein Feuer weite Teile der Stadt. Nach der Neugliederung Preußens gehörte Reinerz seit 1815 zur Provinz Schlesien und war von 1816 bis 1945 dem Landkreis Glatz im Regierungsbezirk Breslau eingegliedert. Die Eisenbahnstrecke Glatz-Rückers erreichte 1902 Reinerz und wurde 1905 bis nach Kudowa verlängert. 1928 wurde die Stadtgemeinde Reinerz in Bad Reinerz umbenannt.[9]

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Bad Reinerz wie fast ganz Schlesien an Polen wurde in Duszniki–Zdrój umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde 1945/46 aus Bad Reinerz weitgehend vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner stammten zum Teil aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.


Wirtschaftliche Entwicklung


Durch seine Lage an der bedeutenden Heer- und Handelsstraße Prag–Náchod–Glatz–Breslau erlebte Reinerz mehrere Perioden des wirtschaftlichen Aufschwungs und Wohlstands. Neben der Heilbad- und der Tourismusbranche gewannen weitere Wirtschaftszweige an Bedeutung.

Eisenerzgewinnung

Die Eisenerzlager von Reinerz und Umgebung waren seit Anfang des 15. Jahrhunderts bekannt. Wegen Abwanderung der protestantischen Bergleute in den Religionswirren nach dem Dreißigjährigen Krieg ging der Bergbau Ende des 17. Jahrhunderts ein. Durch Gründung einer Eisenschmelze und eines Hammerwerks im Schmelzetal (auch Weistritztal oder Grünwalder Tal genannt) versuchte 1822 Nathan Mendelssohn mit finanzieller Hilfe seines Bruders Joseph Mendelssohn den Bergbau wiederzubeleben. Nach der Grundsteinlegung für den Schmelzofen am 18. August 1823 wurde bald danach der Betrieb der Eisenhütte aufgenommen. Das Unternehmen hatte jedoch keinen dauerhaften Erfolg. Vermutlich wegen der schweren Hochwasserschäden von 1827 und 1829 gab Nathan Mendelssohn den Betrieb, der unmittelbar an der Weistritz lag, Ende 1829 auf. Die Eisenhütte ging an den Berliner Maschinenbaumeister Franz Anton Egells über und soll noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestanden haben.

Papiererzeugung

Die alte Papiermühle wurde 1562 von dem aus Sachsen stammenden Papiermacher Nikolaus Kretschmer übernommen und 1605 nach einer Überschwemmung neu errichtet. Sie war berühmt für die Herstellung von milbenfreiem Büttenpapier, das u. a. für die Urkunden des Heiligen Römischen Reiches verwendet wurde. Der Gründer Georg Kretschmer wurde vom böhmischen Landesherrn Rudolf II. mit dem Zusatz „von Schenkendorf“ geadelt. 1706 verkauften seine Nachkommen die Mühle an die böhmische Familie Heller. Seit 1822 war sie im Besitz der Familie Wiehr. 1937 wurde die Produktion eingestellt.

Weberei und Tuchhandel

Bereits vor 1583 entstand die Gilde der Tuchmanufaktur, die bis Ende des 18. Jahrhunderts Handelsbeziehungen bis nach Russland und China unterhalten haben soll. 1751 waren 106 Tuchmachermeister in der Gilde eingetragen. 1895 gründete Hermann Hanke eine mechanische Leinwandweberei. 1897 wurde eine Stickschule eröffnet.

Glasindustrie

Die Gegend von Reinerz war seit ältesten Zeiten ein bevorzugter Standort für Glashütten und Glasveredelungswerkstätten, die mit den Betrieben Friedrichsgrund und Waldstein der Gebrüder Rohrbach weitere Bedeutung erlangten. Zu den bereits existierenden Glasschleifereien eröffnete die Rückerser Firma Kristallglas-Hüttenwerke eine Niederlassung in Reinerz.[10] Sie firmierte unter der Bezeichnung „Reinerzer Kristallglaswerke F. A. Knittel“.[11]


Bevölkerungsentwicklung


Jahr Einwohner Anmerkungen
18903.133davon 218 Evangelische und sechs Juden[12]
19334.765[12]
19394.705[12]

Sehenswürdigkeiten


Mariensäule
Mariensäule
Barocke Papiermühle
Barocke Papiermühle

Geschichte des Bades


Das Kurviertel liegt auf der Gemarkung des früheren Dorfes Vorderkohlau, etwa einen Kilometer südwestlich der Stadt Reinerz, mit der es durch eine Allee verbunden ist.

Die erste Quelle wurde 1408 erwähnt; für 1605 ist deren Nutzung für Heilzwecke belegt. Nach Entdeckung weiterer Quellen begann ab Anfang des 19. Jahrhunderts der Bau des Kurbades, das 1822 in städtischen Besitz überging. 1866 diente das Kurbad als Lazarett für die Kriegsverletzten des Deutschen Krieges. Die Kureinrichtungen, Sanatorien und Pensionen an den Hängen des Weistritztales wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts während der Amtszeit des Bürgermeisters Paul Dengler, der gleichzeitig Kurdirektor war, errichtet. Da mit den natürlichen Kohlensäurebädern gute Erfolge bei Koronaren Erkrankungen erzielt wurden, gehörte Reinerz Anfang des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Herzheilbädern Europas.


Die Quellen und ihre Heilwirkung


Die vier arsenhaltigen Kohlensäure-Stahlsprudel entspringen aus Glimmerschiefer des Reinerzer Tales. Sie werden als Bade- und Trinkkuren bei Herz-, Kreislauf-, Gefäß- und Stoffwechselkrankheiten sowie Nerven- und Frauenleiden verordnet. Auch das thermisch hochwertige Mineralmoor und eine Molkenkuranstalt wurden vormals für Heilzwecke eingesetzt.


Sehenswürdigkeiten im Badebezirk


Kurtheater mit Chopin-Denkmal
Kurtheater mit Chopin-Denkmal
Trinkhalle im Kurpark
Trinkhalle im Kurpark

Persönlichkeiten



Berühmte Besucher von Stadt und Bad



Umgebung


Baude „Pod Muflonem“
Baude „Pod Muflonem“

Partnerstädte



Literatur




Commons: Duszniki-Zdrój – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Website der Stadt (BIP), Burmistrz Miasta, abgerufen am 7. Februar 2015
  3. Marek Šebela, Jiři Fišer: České Názvy hraničních Vrchů, Sídel a vodních toků v Kladsku. In: Kladský sborník 5, 2003, S. 377
  4. Jaroslav Šůla: Jména obyvatel Homolského panství v XVI. a XVII. století jako doklad etnicity obyvatel regionu. In: Český koutek v Kladsku; Kladský sborník 5. Supplementum, Hradec Králové 2008, ISBN 978-80-903509-8-4, S. 154f., 162f. und 166.
  5. Stiftung des Johann von Pernstein
  6. Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 13
  7. Von den Besitzern der Sadt Reinerz. In: Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft Glatz. Neu bearbeitet und herausgegeben von Dieter Pohl. Band 2: Die Pfarrei- und Stadtchroniken von Glatz – Habelschwerdt – Reinerz mit den zugehörigen Dörfern. Pohl, Modautal 1993, ISBN 3-927830-09-7, S. 295.
  8. Jaroslav Šůla: Jména obyvatel Homolského panství v XVI. a XVII. století jako doklad etnicity obyvatel regionu. In: Český koutek v Kladsku; Kladský sborník 5. Supplementum, Hradec Králové 2008, ISBN 978-80-903509-8-4, S. 209.
  9. Umbenennung in „Bad Reinerz“ und Zusammenstellung der 1913–1936 eingegliederten Gemeinden bzw. Gemeindeteile.
  10. Václav Šplichal, Jaroslav Šůla: Bedřichovsko-kaiserwaldský sklářský okruh. In: Kladský Sborník 5-2003, S. 138
  11. Adressenregister der Grafschaft Glatz. Marx-Verlag, Leimen/Heidelberg 1982, S. 20
  12. Michael Rademacher: Glatz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.

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- [de] Duszniki-Zdrój

[en] Duszniki-Zdrój

Duszniki-Zdrój ([duʂˈɲikʲi ˈzdrui̯]; Czech: Dušníky; German: Bad Reinerz), often simplified to Duszniki, is a spa town in Kłodzko Valley and Kłodzko County, Lower Silesian Voivodeship, in southwestern Poland. As of December 2021, the town has a population of 4,329.[1] Situated on the Bystrzyca River, it attracts tourists from Poland and around the world.

[ru] Душники-Здруй

Душни́ки-Здруй (польск. Duszniki-Zdrój, нем. Bad Reinerz) — город в Польше, входит в Нижнесилезское воеводство, Клодзский повят. Имеет статус городской гмины. Занимает площадь 22,28 км². Население 5150 человек (на 2004 год).



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