Osch (kirgisisch und russisch Ош, usbekisch O'sh) ist eine Stadt am Ostrand des Ferghanatals im Süden von Kirgisistan. Der Ort im Nordosten des Alaigebirges ist der Überlieferung zufolge 3000 Jahre alt. Osch ist die zweitgrößte Stadt des Landes und zählte 2017 etwa 281.900 Einwohner.[1] Sie ist ethnisch gemischt zwischen Kirgisen, Usbeken und kleinen Minderheiten von Russen und anderen Ethnien.
Osch Ош | ||||
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Kirgisistan Kirgisistan | |||
Gebiet: | Osch | |||
Koordinaten: | 40° 32′ N, 72° 48′ O40.53694444444472.798888888889870 | |||
Höhe: | 870 m | |||
Fläche: | 182,5 km² | |||
Einwohner: | 281.900 (2017) | |||
Bevölkerungsdichte: | 1.545 Einwohner je km² | |||
Telefonvorwahl: | (+996) 3222 | |||
Kfz-Kennzeichen: | 02 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 21. August 2010) | ||||
Gemeindeart: | Stadt | |||
Bürgermeister: | Alimdschan Baigasakow |
In der Stadt gibt es einige Denkmäler: u. a. erinnert eines an die „Königin“ Süd-Kirgisistans, die Fürstin Kurmanjan Datka, und eines an Lenin.
Eine russisch-orthodoxe Kirche wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder eröffnet; die größte Moschee des Landes, die Rabat-Abdul-Khan-Moschee, stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist gleich neben dem Basar zu finden.
Die Handelsstadt Osch hat eine rund 3000 Jahre alte Geschichte und spielte eine wichtige Rolle entlang der Seidenstraße.[2]
Osch wurde 1876 vom Russischen Reich im Zuge der Zerschlagung und Annektierung der zentralasiatischen Khanate erobert und gehörte seitdem zum Zarenreich bzw. zur Sowjetunion. Seit dem Ende der Sowjetunion 1991 gehört die Stadt zu Kirgisistan.
Der große Markt der Stadt war schon in alter Zeit einer der größten Märkte entlang der Seidenstraße; sein heutiger Name, „Großer Seidenstraßen Bazar“, erinnert an seine historische Bedeutung.
Seit 1939 ist Osch Verwaltungssitz des gleichnamigen Gebiets (Oblast) und seit 2000 sogenannte „zweite Hauptstadt“ Kirgisistans.
1990 kam es während der Auflösung der Sowjetunion zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und Usbeken in Osch und in der benachbarten Stadt Ösgön. Spannungen zwischen Usbeken und Kirgisen führten im Juni 2010 erneut zu Zusammenstößen, bei denen mindestens 117 Personen getötet und mehr als 1400 verletzt wurden. Zwischen 32.000 und 80.000 Menschen flohen ins benachbarte Usbekistan.[3]
In Osch befindet sich der größte offene Markt Zentralasiens. Viele der in der Sowjetzeit angesiedelten Industrien sind heute weitgehend stillgelegt oder arbeiten nur noch auf erheblich reduzierter Basis, und die Wiederbelebung der örtlichen Wirtschaft geht nur schleppend voran. Der Flughafen Osch befindet sich wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Internationale Verbindungen werden von Turkish Airlines nach Istanbul sowie von S7 nach Moskau und Nowosibirsk durchgeführt. Eine tägliche Flugverbindung besteht in die Hauptstadt Bischkek. Eine Eisenbahnverbindung besteht ins benachbarte Andijon nach Usbekistan, der Personenverkehr ruht jedoch seit 2003 und der Frachtverkehr ist lediglich sporadisch. Die wichtigsten Verkehrsträger sind die Straßenverbindungen über Dschalalabat nach Bischkek durch das Tianshangebirge, nach Andijon in Usbekistan, nach Irkeshtam an der Grenze zu China sowie nach Chorugh und Duschanbe in Tadschikistan über den Pamir Highway. Eine weitere innerkirgisische Nord-Süd-Verbindung über Dschalalabat, Kasarman und Ming-Kusch nach Balyktschy am Yssykköl-See ist derzeit im Bau, um die Verbindung nach Bischkek zu entlasten.
Osch gilt nach Einschätzung des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung UNODC von April 2008 als einer der Hauptumschlagsplätze für Drogen in Asien. Als Grund hierfür wird seine Lage an der Handelsroute zwischen Tadschikistan und Kasachstan genannt.[4]
Babur, der Nachkomme Timurs und Begründer der indischen Moguldynastie, kam im nahegelegenen Andijon im heute usbekischen Teil des Ferghanatals zur Welt und brach von dort zur Eroberung Indiens auf. Er soll lange auf einem steilen Felsen, dem Suleiman-Berg, in Osch gesessen und sein Schicksal überdacht haben, ehe er zu dem Schluss kam, dass das Ferghanatal für seinen Ehrgeiz und seine Träume zu beengend war. Der Suleiman-Berg ist ein wichtiger Ort für muslimische Pilger und Beerdigungen und ein beliebtes Ausflugsziel. Er wurde am 29. Juni 2009 als erster kirgisischer Ort in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.[5]
Manche Forscher sehen im Suleiman-Berg den „Steinernen Turm“, den der Historiker der Antike Claudius Ptolemäus in seiner Geographia als die Mitte der Seidenstraße bezeichnete, die damals die Handelsroute über Land zwischen Asien und Europa war.
In den Suleiman-Berg wurde der „Nationale Historische und Archäologische Museums-Komplex Suleiman“ gebaut, in dem eine Sammlung historischer, geologischer und archäologischer Fundstücke sowie Informationen zur lokalen Flora und Fauna zu finden sind.
In Osch bestand bereits zur Sowjetzeit eine Hausgemeinde. Nach der Unabhängigkeit wurde sie als Gemeinde in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Kirgisischen Republik weitergeführt und 1996 offiziell registriert. Es gibt ein Bethaus mit Predigerwohnung.[6]
Ein TV-Vollprogramm liefert der in Osch ansässige staatliche Fernsehsender ElTR.
In der Stadt ist der Fußballverein Alai Osch beheimatet.