Züschen, eine ehemals selbstständige waldeckische Stadt, ist seit 1974 ein Stadtteil von Fritzlar im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Der Ort liegt nordwestlich von Fritzlar am Eder-Zufluss Elbe.
Lochstein und Vorkammer des Steinkammergrabes von Züschen
Die frühzeitige Besiedlung der Gegend um Züschen belegen die Felsritzzeichnungen im Steinkammergrab von Züschen und am Riesenstein (Heiligenberg). Die Chatten unterhielten in Züschen eine Kultstätte, und der Ortsname ist von dem chattischen Gott Ziu abgeleitet.[3]
Züschen („Tuischinum“) wird um 850, 1070 und dann 1237 urkundlich erwähnt,[4] war aber mit Sicherheit schon weitaus früher besiedelt: Im Jahre 1894 wurde ein Steinkammergrab (Galeriegrab) östlich von Züschen entdeckt, das aus der Zeit um 3000 v.Chr. stammt.
Der Ort erhielt vermutlich 1322 während der Regierungszeit des Grafen Heinrich IV. von Waldeck Stadtrecht. Von 1430 bis 1810 gehörte der Ort den Herren von Meysenbug, die es von den Landgrafen von Hessen, später von den Grafen von Waldeck zu Lehen hielten (siehe auch Burg Züschen). Nach dem Tod von Heinrich von Meysenbug, dem letzten männlichen Vertreter seines Geschlechts, im Jahre 1810 wurde der waldecksche Hofmarschall Johann Friedrich Georg Heinrich von Dalwigk zu Lichtenfels-Kamp (1734–1810) mit Züschen belehnt; er starb jedoch bereits wenige Wochen nach Meysenbug, und seine Erben verkauften den Besitz für 120.000 Taler an den Grafen Henrich zu Stolberg-Wernigerode,[5] Oberstallmeister im Königreich Westphalen.
1625 ging der Ort, zuvor lange von den Landgrafen von Hessen an die Grafen von Waldeck verpfändet, endgültig in den Besitz Waldecks über. Danach gehörte Züschen zunächst zur Grafschaft und später zum Fürstentum Waldeck und von 1919 bis 1929 zum Freistaat Waldeck, dann bis 1945 zu Preußen und seitdem zu Hessen, wo es Teil des Landkreises Waldeck war.
Die bis dahin selbständige Stadt Züschen wurde am 1. Januar 1974, trotz starken Widerspruchs des Landkreises Waldeck, im Rahmen der Hessischen Gebietsreform kraft Landesgesetz in die Stadt Fritzlar im Schwalm-Eder-Kreis eingegliedert.[6][1] Heute leben in Züschen rund 1000 Einwohner. Der Ort wird hauptsächlich von der Holzverarbeitungsindustrie und vom Tourismus geprägt.
Wappen
Blasonierung: Das Wappen von Züschen zeigt den achtstrahligen Waldecker Stern auf weißem Grund und weist damit auf die ehemalige Zugehörigkeit zu Waldeck hin.
Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Grachenturm
Eulenturm
Kirche
Garvensburg
Elbebrücke
Ehem. Herrenhaus Meysenbug
Historischer Ortskern mit Fachwerkhäusern
Teile der Stadtmauer mit zwei Wachtürmen
Evangelische Kirche: In den Jahren 1604 bis 1609 wurde die heutige evangelische Stadtkirche anstelle einer gotischen Kapelle aus dem 14. Jahrhundert erbaut. Die bis heute erhaltene Sandsteinkanzel wurde im Jahr 1611 geschaffen.
Steinkammergrab (3. bis 4. Jahrtausend v. Chr.) zwischen Züschen und Lohne[3]
Umgebung
Ruine der Kreuzkirche
Johanneskirchenkopf, 332 m hoher Berg südlich von Züschen mit den Resten der Johanneskirche des einstigen Dorfes Hayn
Ruine der Kreuzkirche (südlich der Straße nach Wellen in einer Gehölzgruppe gelegen), letzter Rest des wohl schon vor der Wende zum 15. Jahrhundert wüst gefallenen Dorfs Hertingshausen
Kölnische Kanzel, Aussichtspunkt mit Blick auf den Alten Wald, das Knüllgebirge und den Nationalpark Kellerwald-Edersee
Donarquelle, Mineralwasserquelle im Tal der Elbe an der Straße nach Geismar
Verkehr
Der nächste Autobahnanschluss, an die A 49, Richtung Süden, ist in Fritzlar. Die nächstgelegene Anschlussstelle der A 49 nach Norden zum Kreuz Kassel Mitte befindet sich in Gudensberg.
Regelmäßige Busverbindung gibt es in Richtung Naumburg (Hessen) und nach Fritzlar. Der nächste regionale Bahnhof befindet sich in Fritzlar; Fernzüge halten in Wabern.
Persönlichkeiten
Valentin Rode (1752–1831), deutscher Lehrer, Bürgermeister von Züschen und Politiker
Conrad Hartmann (1779–1848), deutscher Gutsbesitzer, Bürgermeister von Züschen und Politiker
Franciscus Alban (1781–1856), Kommunalpolitiker und Abgeordneter
Daniel Schönewald (1782–1857), deutscher Ziegler, Bürgermeister von Züschen und Politiker
Christian Schäfer (Politiker, 1805) (1805–1841), deutscher Landwirt, Schuhmachermeister, Schneidermeister, Bürgermeister von Züschen und Politiker
Valentin Knierim (1808–1885), von 1847 bis 1879 Bürgermeister von Züschen
Christoph Emde von 1812 bis 1814 Bürgermeister von Züschen, waldeckischer Landstand
Wilhelm von Garvens-Garvensburg (1841–1913), Industrieller, Erbauer des Schlosses Garvenburg
Heinrich Leithäuser (1853–1920), Ingenieur
Ludwig Ritte (1884–1936), Landwirt und Politiker (Landbund), geboren in Züschen
Johann Adolf Theodor Ludwig Varnhagen: Grundlage des Waldeckischen Landes und Regentengeschichte, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1825, S. 9.
Generalmajor z.D. Eisentraut: Vortrag am 19. Februar 1917 über „die Herren von Meysenbug“. In: Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Jahrgang 1916/17, Kassel 1917, S. 36.
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28.September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr.25, S.356, §§16 und 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 2,3MB]).
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