St. Martin in WichmannshausenBlick ins NSG- und FFH-Gebiet Boyneburg und Schickeberg bei Breitau
Wichmannshausen liegt zwischen dem Ringgau im Ostsüdosten, dem Richelsdorfer Gebirge im Süden und dem Stölzinger Gebirge im Westen rund 5km (Luftlinie) nordnordöstlich von Sontra. Durchflossen wird es von der Sontra, in die hier die Ulfe mündet. İm Westen an den Ort angrenzend verläuft die Bundesstraße 27, auf die – jeweils außerhalb der Ortslage – südlich die B400 und nördlich die B7 treffen.
Zum Ort gehört auch das südöstlich gelegene Gut Boyneburgk, ein ehemaliges Rittergut mit etwa 150m südlich des Gutes gelegenem kleinen Herrenhaus, Schloss Boyneburgk genannt.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wichmannshausen erfolgte unter dem Namen Wichmanneshusen im Jahr 1272.[2]
Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2]Wychman(s)husen (1335), Wichmershusen (1440) und Weichmanshusen (1527).
Das Dorf war im Besitz der Herren von Boyneburg und gehörte zum teilautonomen Gericht Boyneburg. Als solches stand es neben den benachbarten landgräflichen Ämtern Sontra und Eschwege, ohne in diese integriert oder diesen unterworfen zu sein.[3] Ende des 18. Jahrhunderts gehörte ein Teil des Dorfes zum Amt Bischhausen (bei Waldkappel), da Hessen seit 1650 1/4 davon den von Boyneburg abgekauft hatte.[2]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Wichmannshausen am 1. August 1972 kraft Landesgesetz in die Stadt Sontra eingegliedert.[4] Für Wichmannshausen, wie für alle bei der Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wichmannshausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][6]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Eschwege, Samtgericht Boyneburg
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Eschwege, Samtgericht Boyneburg
ab 1654: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Bischhausen, Samtgericht Boyneburg
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Bischhausen, Samtgericht Boyneburg
1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Reichensachsen
ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege[8]
ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Eschwege
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wichmannshausen 921 Einwohner. Darunter waren 9 (1,0%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 141 Einwohner unter 18 Jahren, 357 zwischen 18 und 49, 219 zwischen 50 und 64 und 210 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 378 Haushalten. Davon waren 96 Singlehaushalte, 117 Paare ohne Kinder und 126 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 84 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 231 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Wichmannshausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr
Einwohner
1834
755
1840
767
1846
761
1852
772
1858
747
1864
742
1871
705
1875
768
1885
713
1895
697
1905
750
1910
812
1925
898
1939
876
1946
1.216
1950
1.228
1956
1.145
1961
1.090
1967
1.046
1970
1.051
1980
?
1987
1.000
2000
?
2011
921
2015
935
2020
929
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [2]; Stadt Sontra:[10]; Zensus 2011[9]
Die im Jahr 1730 fertiggestellte Orgel von Johann Eberhard Dauphin gehört zu den bemerkenswerten Ausstattungsgegenständen der St.-Martinskirche.
Die St.-Martinskirche im alten Ortskern ist die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde Wichmannshausen. Zu den ältesten Bauteilen gehört der untere Bereich des hohen gotischen Chorturms, dessen Errichtung in das 12. oder 13. Jahrhundert datiert wird. In den 1480er Jahren wurde die Holzfachwerkkonstruktion des Obergeschosses auf den Turms gesetzt. Das im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kirchenschiff wurde in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts neu errichtet und das Kircheninnere mit einer konsequenten Raumnutzung neu gestaltet. An drei Seiten des hohen Schiffs entstanden Emporen in zwei Geschossen auf gedrungenen Holzsäulen, die bis zur Decke reichen und über dem Mittelteil die Rundtonne tragen. Der dort aufgemalte, kräftig-blaue Wolken- und Sternenhimmel wurde im Jahr 1968 umfangreich überarbeitet. Ihre reiche Bemalung macht die Wichmannshäuser Kirche zu einer der sehenswürdigen Kirchen in der Region. Sie wird zu den dreizehn Bauernbarockkirchen im nordöstlichen Hessen gezählt, in denen die ländliche Bevölkerung ihren christlichen Glauben in der Formensprache des 18. Jahrhunderts ausdrückte und die Innenräume mit einer farbenfrohen üppigen Ausmalung schmückte.[11] Wegen ihrer künstlerischen, geschichtlichen und baulichen Bedeutung ist die St.-Martinskirche ein geschütztes Kulturdenkmal.[12] Die Kirchengemeinde Wichmannshausen ist in einem Kirchspiel mit den Gemeinden Hoheneiche und Mitterode verbunden.
Sehenswürdigkeiten
Ruine der Reichsfeste Boyneburg
Madonna von Stalingrad – Replik des Originals von Kurt Reuber in der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche
Museum im Alten Boyneburger Schloss
Nordhessischer Wetterlehrpfad
Sankt-Martins-Kirche
Südöstlich des Ortes entlang der Gemarkungsgrenze zu Ringgau liegt das zweigeteilte Naturschutz- und FFH-Gebiet „Boyneburg und Schickeberg bei Breitau“.
Infrastruktur
In Wichmannshausen stehen ein Dorfgemeinschaftshaus und ein Jugendraum zur Verfügung. Angrenzend ist der Kindergarten „Bunte Welt“ des Stadtteils ansässig.[13]
Im Zuge der geplanten Verlängerung der Bundesautobahn 44 von Kassel nach Eisenach entsteht seit 2017 unmittelbar nördlich von Wichmannshausen die 264 m lange Netratalbrücke, gemeinsam mit der „Anschlussstelle Ringgau“ und dem Tunnel Boyneburg.
Persönlichkeiten
Otto Hartwig (1830 in Wichmannshausen–1903), Bibliothekar, Prediger, Historiker
Daniel Theodor Bierschenk (1838 in Wichmannshausen–1906), Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
Kurt Reuber (1906–1944), Arzt, Pfarrer in Wichmannshausen, Schöpfer der Stalingradmadonna
Wichmannshausen.Ortsgeschichte, Infos.In:www.wichmannshausen.de.Private Website,archiviertvomOriginalam10.März 2016;abgerufen am 16.September 2018. Ab Mitte 2020 befindet sich diese Website wieder im Aufbau.
Thomas Diehl: Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg im Prozess der Grundlegung frühmoderner Staatlichkeit (Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts), Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2010, ISBN 978-3-88443-314-0 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 159).
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hersfeld und Rotenburg (GVBl. II 330-13) vom 11.Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr.17, S.217, §3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,2MB]).
Hauptsatzung.(PDF;26kB)§8.In:Webauftritt.Stadt Sontra,abgerufen im Oktober 2020.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.7f. (online bei Google Books).
Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 72 f. (kurhess GS 1821)
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии