Stockdorf ist mit rund 4000 Einwohnern der zweitgrößte Gemeindeteil der Gemeinde Gauting im Landkreis Starnberg in Oberbayern.
Stockdorf Gemeinde Gauting 48.08861111111111.404444444444553 | |
---|---|
Höhe: | 553 m ü. NHN |
Einwohner: | 4353 (Dez. 2021)[1] |
Postleitzahl: | 82131 |
Vorwahl: | 089 |
Stockdorf liegt an der Würm und bildet den Abschluss der durchgehend bebauten Fläche, die sich von München und Pasing aus über Gräfelfing, Planegg und Krailling entlang der Staatsstraße 2063 ins Würmtal zieht. Es liegt zwischen Forst Kasten im Osten, dem Grubmühler Feld im Süden, dem Kreuzlinger Forst im Westen und Krailling im Norden.
Stockdorf liegt innerhalb des Flussbetts der Würm nach der Würm-Kaltzeit. Hierbei führte die Würm als Gletscherfluss enorme Wassermassen aus dem Gletscher heraus. In Stockdorf sind die Ausläufer dieser Rinne noch gut zu erkennen. Der Untergrund in den Wäldern ist durch Kiesgebiete geprägt, die zum Teil abgebaut werden.[2]
Die älteste Besiedlung wird durch ein Hügelgräberfeld der Hallstattzeit bezeugt. Um 1800 gab es 21 Grabhügel im Angerholz, von denen einige durch den Bau der Bahnstrecke 1854 beseitigt wurden.[3] 1830 grub der Starnberger Forstmeister Freiherr von Metting zwei Grabhügel aus und fand ein Bronzebecken, ein Eisenschwert, Ringe sowie reich verzierte Radanhänger. Zusammen mit dem Gemeindeteil Buchendorf gehört Stockdorf zu den ersten Ausbausiedlungen der alten Römerstadt Gauting.
Die Rodungen des für die Region damals typischen Eichen- und Buchenwaldes mit viel Graswuchs lassen sich auf die ersten Jahrhunderte nach der bayerischen Landnahme zurückführen und waren mit Ende der Agilolfingerzeit (788) bereits abgeschlossen.[4] Der mittelalterliche Ortskern liegt unter der Bebauung südlich der alten St. Vitus-Kirche und stellt einen charakteristischen karolingischen Dort-Ort dar.
Erste urkundliche Erwähnung in einem Urbar des Klosters Benediktbeuern 1279 als Stochdorf. Vermutlich bezieht sich aber auch das schon 1241 erstmals in einer Besitzliste des Stiftes Dießen bekundete Staudorf (mhd. für Uferdorf) auf den Ort. Neuere historiographische Forschungen leiten den gegenwärtigen Ortsnamen von dem mittelalterlichen Stadelaren her, der bereits Mitte des 11. Jahrhunderts in den Chroniken der Benediktinerabtei Ebersberg auftaucht, zusammen mit Gutingen, was sich vermutlich auf Gauting bezieht.[5]
Ende des 18. Jahrhunderts liegt es innerhalb des Hirschjagdparks, den der Bayerische Kurfürst Max Emanuel zwischen 1715 und 1745 für seine Parforcejagden anlegen ließ.[6] Im November 1734 stürzte Kurfürst und spätere Kaiser Karl Albrecht bei der Verfolgung eines Ebers in Stockdorf beim Durchreiten der Würm in den Fluss und konnte sich nur mit Mühe in der großen Kälte nach Grubmühl retten. Die Szene – allerdings in sommerliche Jahreszeit verlegt – findet sich illustriert auf dem Gemälde von Peter Jakob Horemans in der Amalienburg.[7]
Entweder 1818 oder schon 1808 im Zuge der Montgelas’schen Verfassungs- und Verwaltungsreform wird das damals aus gerade einmal sieben Häusern bestehende Dorf zu Gauting eingemeindet. Am 28. November 1854 wird die neue Pasing-Starnberg Eisenbahn von Ulrich Himbsel in Betrieb genommen, wodurch Stockdorf zum Haltepunkt wird. Mit der Einrichtung des Vorortverkehrs im Jahr 1902 bekam Stockdorf eine eigene Bahnstation,[8] heute der S-Bahnhof Stockdorf an der S-6 München–Tutzing.
Nach der Ermordung des Ministerpräsidenten Kurt Eisner formierte sich auch in Stockdorf gegen die weiße Gegenrevolution eine proletarische Arbeiterwehr, die mit 50 Mitgliedern für den kleinen Ort recht groß war.[9] 1933 wurde der Oberammergauer Kaplan Johannes Fellerer wegen seiner Warnungen vor dem drohenden Nationalsozialismus nach Stockdorf zwangsversetzt. Im Jahr 1938 wurde nicht nur ein Arbeiterwohnhaus in Stockdorf erbaut, sondern auch eine neue Würmbrücke.
Seit dem Ersten Weltkrieg hat sich Stockdorf zu einer Künstlerkolonie entwickelt, da zahlreiche Maler und Graphiker sich in dem Ortsteil niedergelassen haben, darunter auch der Landschaftsmaler Ernst Haider.
Am 8. November 1940 wurden drei Splitterbomben und eine Brandbombe über Stockdorf abgeworfen. Lediglich ein Wohnhaus wurde beschädigt; die anderen Bomben erwiesen sich als Blindgänger. Es kam zu keinen weiteren Abwürfen. Im Jahr 1944 wurde ein Schutzgraben errichtet, der allerdings grundsätzliche statische Anforderungen nicht erfüllte und so nicht verwendet wurde.[10]
Am 27. April 1945 durchquerten Häftlinge des KZ Dachau auf ihrem Todesmarsch nach Süden den Ort. Einige Tage später deponierte die Waffen-SS Dynamit an der Würmbrücke, um sie zu sprengen. Dies wurde durch zwei Stockdorfer verhindert, die den Sprengstoff in die Würm warfen und untertauchten. Bereits am 30. April 1945 trafen die Amerikaner im Ort ein.[11]
In den 1950er Jahren entstand unter den Stockdorfer Bürgern eine Bewegung, die nach der Trennung von Gauting und der Eingliederung in den Landkreis Starnberg als eigenständige Gemeinde verlangte. Kritikpunkte waren vor allem die Vernachlässigung des Ortsteils durch die Gemeindeverwaltung (erst Ende 1951 gab es eine ständige Verwaltungshilfsstelle) sowie der geringe Anteil Stockdorfer Politiker im Gemeinderat. 1952 gründete sich die Interessengemeinschaft Stockdorf, die 1953 einen formellen Antrag auf Ausgemeindung stellte, der von der FDP, BHE und der Schlesischen Landsmannschaft unterstützt wurde. Im selben Jahr kam es zu einer Volksbefragung, in der sich eine deutliche Mehrheit der Stockdorfer Bürger für die Ausgemeindung aussprachen. Das Landratsamt Starnberg und das Bayerische Innenministerium lehnten den Ausgemeindungsantrag 1954 jedoch ab.[12]
Im Jahr 2015 gab es eine Bürgerinitiative zur Umgestaltung des Bahnhofs. Organisiert wurde diese von Ulla Ottmar, der Vorsitzenden des Seniorenbeirats.[13] Ein Umbau wurde möglich, als die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger ihre Kontakte zu Innenminister Joachim Herrmann einsetzte und das Projekt auf die Ausbau-Agenda für 2017 beförderte.[14]
Von Juni bis Oktober 2017 wurde der Bahnhof umgebaut; die Kosten beliefen sich auf 4,5 Millionen Euro. Der Aufgang zum Bahnhof wurde von der Südseite auf die Westseite verlegt. Der Bahnsteig wurde erhöht, sodass kein Höhenunterschied zum Zug mehr besteht. Außerdem wurde ein höheres, aber auch kürzeres Dach montiert.[14][15][16]
Im Dezember 2018 wurde schließlich der Personenaufzug eingebaut. Hierdurch wurde die eigentlich angestrebte Barrierefreiheit erreicht.[17]
Linie | Linienverlauf |
---|---|
![]() | Tutzing – Feldafing – Possenhofen – Starnberg – Starnberg Nord – Gauting – Stockdorf – Planegg – Gräfelfing – Lochham – Westkreuz – Pasing – Laim – Hirschgarten – Donnersbergerbrücke – Hackerbrücke – Hauptbahnhof – Karlsplatz (Stachus) – Marienplatz – Isartor – Rosenheimer Platz – Ostbahnhof – Leuchtenbergring – Berg am Laim – Trudering – Gronsdorf – Haar – Vaterstetten – Baldham – Zorneding – Eglharting – Kirchseeon – Grafing Bahnhof – Grafing Stadt – Ebersberg |
Im Juli 2015 begann der Umbau, der vom Gräfelfinger Architekten Achim Hoffmann geplant wurde.[18] Im Mai 2018 wurde der erste Neubau mit einem markantem Flugdach eingeweiht.[19] Seit Mitte 2019 werden die anderen Gebäude abgerissen, die südlich des Neubaus an der Gautinger Straße stehen. Diese sollen durch einen weiteren Neubau mit einer mehrgeschossigen Tiefgarage ersetzt wurden. Für die Mitarbeiter wurde in der Fleckhamer Straße ein Containerbüro errichtet.[20]
Im Jahr 2016 schloss die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg ihre Filiale im Gebäude Harmsplatz 2. Übrig blieben nur noch Automaten für Geldabhebungen und Kontoauszüge. Im Juli 2017 beschloss die Gemeinde Gauting, das Gebäude für 2,5 Millionen Euro zu kaufen. Hierhin sollte das Bürgerbüro umziehen und ein Archiv im Keller errichtet werden.[21]
Im September 2020 eröffnete das Café Treffpunkt. Die dahinterstehende Grain GmbH wird vom Gautinger Gemeinderat Hans Wilhelm Knape geleitet.[22] Nach eigenen Angaben soll es ein „ein Ort der Begegnung und des Miteinander sein“.[23]
Mit der Tarifreform des MVV, die seit Anfang 2020 in Kraft ist, rückte Stockdorf von Zone 1 in die Zone München. Fahrgäste benötigen seither bei Verwendung der Streifenkarte nur noch halb so viele Streifen.[24]
Entwicklung der Einwohnerzahlen von Stockdorf:
Jahr | Häuser | Einwohner |
---|---|---|
1430 | 8 | 40–50[25] |
1504 | 10 | |
1803 | 7[26] | |
1819 | 9 | |
1825 | 10 | 53 |
1840 | 9 | 64 |
1861[27] | 25 | 76 |
1871[28] | 92 | |
1885[29] | 24 | 161 |
1900[30] | 29 | 238 |
1925[31] | 117 | 750 |
1931 | 862 | |
1950[32] | 234 | 1785 |
1961[33] | 508 | 2917 |
1970[34] | 3449 | |
1987[35] | 833 | 3503 |
2006 | 3603 | |
2020 | 4013 |
Die evangelische Kirche, seit 2009 Apostelkirche,[36] ein schlichter kubischer Sichtbetonbau mit angrenzendem L-förmigen Pfarrhaus, wurde 1959 von Jakob Semler und Jakob Haider errichtet. Die Außenwand ist unverziert bis auf ein Betonrelief von Karlheinz Hoffmann, das den Wandel des Petrus auf dem Wasser darstellt. Unter der Inneneinrichtung ist insbesondere das Tauffenster von Rupprecht Geiger (Glasklebebild, 1960) hervorzuheben.[37]
Die Kirche zu Ehren des hl. Vitus wurde bereits 1315 in der Konradinischen Matrikel als eine von drei Tochterkirchen Gautings genannt.[38] Schon seit dem 16. Jahrhundert wurde jedoch immer wieder ihr schlechter Erhaltungszustand kritisiert und schließlich wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen. Das heutige Gotteshaus mit Sattelturm wurde 1857 errichtet.[39] Im Inneren findet man seit 1968 das Monumentalfresko Christus als Weltenrichter von Karl Manninger.
Für die 1949 selbständig gewordene Pfarrei wurde 1953 von Hans Heps eine neue Kirche errichtet; bemerkenswert ist das tief heruntergezogene Satteldach. An der Ostfassade St. Veit von Erich Schickling.[40] Altartisch, Apostelleuchter und Kreuzweg wurden von Johannes Dumanski und Hans Kreuz gestaltet.[41] Die drei Glocken wurden von Otto, Wilhelm und Lina Baier gestiftet.[42]
Bis zum Bau einer eigenen Schule mussten die Stockdorfer Kinder jeden Tag bis nach Gauting zur Schule laufen. Am 10. November 1907 beschloss der Gautinger Gemeinderat die Einrichtung einer Schule. Nach Zustimmung der Königlichen Regierung von Oberbayern 1908 wurde die Schule am 10. Oktober 1910 als katholische Bekenntnisschule in der damaligen Schulstraße (heute Mitterweg) eröffnet. Zur Schule gehörte eine Lehrerstelle, die noch mit dem Organistendienst für St. Vitus verbunden war. In einer Gebäudehälfte wohnte der Hauptlehrer mit seiner Familie. Ab dem 19. Juni 1937 wurde die Schule zu einer Volksschule.[43]
Seit 1992 befindet sich in den Räumlichkeiten das Eltern-Kind-Programm e.V. (EKP), das verschiedene Angebote für Kinder und Familien hat.[44]
Die Grundschule an der Würm war erst ein Bau von Immanuel Kroeker aus dem Jahr 1954, der 1968 erweitert wurde. 1991 wurde der Altbau abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Auf dem Pausenhof wurde eine halbrunde Tribüne errichtet.[45]
1937 wurde in der Heimstraße von Willi Lorch die Lehrwerkstätte des Bayerischen Baugewerbeverbandes errichtet. 1940 wurde die Anstalt durch eine Ausbildungswerkhalle ergänzt, die von den Lehrlingen gebaut wurde.
In den 1990er Jahren wurde das Gebäude erweitert und 1999 als BauindustrieZentrum Stockdorf eingeweiht. Zu diesem Anlass wurde die Stahlskulptur „Line, Körper, Raum“ von Alf Lechner aufgestellt.
Im Jahr 1885 wurde der Männergesangsverein als erster Verein Stockdorfs von Arbeitern der Metallschlägerei gegründet.[46] Im Jahr 1901 trennten sich die Kraillinger und gründeten den MVG Frohsinn Krailling. Während der Weltkriege kam das Vereinsleben zum Erliegen. So wurde der Verein zuletzt 1949 neu gegründet und erhielt 1985 die Zelter-Plakette.[47] Zu den Jubiläen 2005 und 2010[48] bestanden sich verschlimmernde Nachwuchssorgen, weshalb sich der Verein 2011 auflöste.[49]
Die Freiwillige Feuerwehr wurde am 1. November 1890 gegründet. Im Jahr 1902 wurde neben der alten Kirche ein Feuerwehrhaus gebaut, in dem Schläuche und einfache Geräte gelagert wurden. 1924 wurde noch eine Sirene auf dem Dach montiert.[50] Im Jahr 1975 zog die Feuerwehr in das jetzige Gebäude (Bahnstraße 24) um. Im Jahr 2015 hatte die Feuerwehr 70 aktive Mitglieder, davon 20 Mitglieder in der Jugend.[51][52] An Fahrzeugen hat die Wache einen Mercedes Vito Einsatzleitwagen, ein Mehrzweckfahrzeug, ein Löschgruppenfahrzeug und ein Tragkraftspritzenfahrzeug – Wasser.[53] Seit 2001 unterhält die Wache einen First-Responder.[54]
Im Jahr 1911 wurde der Turnverein von drei Stockdorfern gegründet. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde in einer Remise trainiert. Nach dem Krieg wurde 1921 ein Sportplatz an der Waldstraße bezogen, zu dem noch eine Holzbaracke als Turnhalle hinzukam. Aufgrund von Kreditschulden musste sich der Verein 1936 auflösen. Das Gelände ging an die Gemeinde Gauting und wurde in der NS-Zeit von der Hitlerjugend und der SS genutzt. Schließlich wurde der Verein 1949 neu gegründet.[55]
Heute liegt der Verein an der Maria-Eich-Str. 25 am Westrand von Stockdorf und hat acht Sportabteilungen.[56]
Im Jahr 1921 wurde der „Katholische Frauenbund Stockdorf“ als Zweigverein des KDFB gegründet. Die Mitglieder engagierten sich in der Nachkriegszeit etwa durch die Gründung eines Kinderhortes oder Sammlungen zur Zeit der Ruhrbesetzung.[57] Der Verein besteht bis heute fort und bietet Veranstaltungen für Senioren an.[58]
Die Blaskapelle wurde 1957 in Stockdorf gegründet, allerdings wird bereits seit 1961 in Gräfelfing geprobt.[59] Sie hat 20 aktive Mitglieder, die aus dem gesamten Würmtal kommen.[60] Sie hat auch ihren Sitz in Gräfelfing und ist an den Musikbund für Ober- und Niederbayern e.V. angeschlossen.[61]
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Gauting#Stockdorf
Mittlerweile sind fast alle Häuser, die vor 1850 entstanden sind, abgerissen worden. Nur noch das Haus Nr. 1 1/2, heute Bahnstraße 7, lässt sich im Kern noch auf das erste Drittel des 17. Jahrhunderts zurückführen.
Seit dem Bau der Eisenbahn besteht das ehemalige Schrankenwärterhaus der Bahnlinie Pasing-Starnberg, zweigeschossiger kleiner Backsteinbau mit überstehendem Satteldach, um 1853/54.
Stockdorf besitzt eine Reihe denkmalgeschützter Villen und Wohnhäuser aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die allesamt im Sinne der Heimatschutzbewegung in einer zurückhaltenden und harmonischen Formensprache gehalten sind und in der Regel von ortsansässigen Baumeistern wie zum Beispiel Bernhard Schießl oder August Hörmann entworfen wurden. Dadurch entstand ein einheitliches Ortsbild, wovon heute aufgrund der starken baulichen Verdichtung und den zahlreichen Neubauten nur noch wenig zu spüren ist. Dennoch bemühen sich einige bemerkenswerte moderne Wohnbauten, die Tradition eines Villenviertels fortzuführen, so z. B. der Wohnbau Südstraße 15 (2005 von Bembé Dellinger).[62][63]
Am 1. Juni 1942 zog die Stockdorfer Quarzkeramik auf das frei gewordene Grundstück von „Stanz-Schmidt“. Dort wurden piezoelektrische Quarze und elektrische Bauelemente hergestellt. Im Jahr 1959 waren dort 150 Personen beschäftigt.[64] Das Unternehmen wurde nach ihrem Verkauf an die KVG GmbH 1997 geschlossen.[65] Auf dem Gelände wurde 2007 der Bau eines Einkaufszentrums genehmigt.[66] Es wurde ein Edeka mit angeschlossener Apotheke und großem Parkplatz gebaut.
Im Jahr 1907 gründete Hermann Wiegand in der Bahnstraße 35 eine Maschinenfabrik. Besonders schnelldrehende Bohrmaschinen wurden produziert. Im Jahr 1921 benannte Wiegand das Unternehmen in „Stockdorfer Motorenwerke“ um und begann Motorräder zu produzieren. Bereits 1923 hatte das Unternehmen 114 Mitarbeiter, allerdings nahm deren Zahl in der Weltwirtschaftskrise wieder ab und das Unternehmen löste sich am 30. Juni 1939 auf. Das Gebäude steht noch und ist von der Bennostraße aus erkennbar.[67]
Im Jahr 1929 erwarb der Fabrikant Franz Xaver Maier eine stattliche Neobarock-Anlage in der Zumpestraße 1 neben der Villa von Engert. Maier besaß ein Unternehmen für Friseurbedarf und Dauerwellenzubehör, von den Stockdorfern wurde er deswegen „Dauerwellenmaier“ genannt und ihm fälschlicherweise die Erfindung der Dauerwelle zugeschrieben. Nachdem der Betrieb im Kaufhaus Uhlfelder in München ausgebombt worden war, verblieb ein Teilbetrieb im Keller der Stockdorfer Villa, der aber in den Nachkriegsjahren aufgegeben wurde.[68]
Bekanntestes Unternehmen ist der Automobilzulieferer Webasto, ein Akronym von „Wilhelm Baier Stockdorf“. Der Gründer verlegte das Unternehmen 1907 in den Ort. Er und seine Nachkommen erweiterten das Gelände, weshalb sogar zweimal die Gautinger Straße verlegt wurde.[69] 1000 der rund 14.000 Mitarbeiter arbeiten am Standort Stockdorf.[70] Hier sitzt die Hauptverwaltung und das Testing etwa für Autodächer.[19] Das Unternehmen produziert Autodächer, Heizsysteme und seit 2017 auch Ladetechnik für Elektrofahrzeuge.[71] Es hatte 2021 einen Umsatz von 3,7 Mrd. Euro.[72]
In der Wanneystraße 10 befindet sich eine Stelle der Abteilung TA des Bundesnachrichtendienstes, die bis 2014 den Tarnnamen Bundesstelle für Fernmeldestatistik trug.[73]
In der ehemaligen Gautingerstraße 121 (heute 23) befand sich zunächst eine Nagelschmiede.[74] Das Gelände wurde 1929 von Hanns Willy Schmidt gekauft, der sein Unternehmen 1924 in Thalkirchen gegründet hatte. Das Werk stellte Preß-, Stanz- und Ziehartikel her und wurde als „Stanz-Schmidt“ bekannt.[74] Es zog 1940 in das ehemalige Gelände der Goldschlägerei aus Grubmühl an der Gautinger Straße 2–4.[75] Es besteht heute noch fort unter dem Namen SHN Stanz Schmidt GmbH & Co. KG.[76]
Im Jahr 1907 übernahm der Bäcker Johann Harter, die drei Jahre zuvor gegründete „Bäckerei Staffinger“. Nach dessen Tod 1930 übernahm sein Sohn Ludwig Harter den Betrieb. Während des Zweiten Weltkriegs unterstützte er arme Familien und deren Kinder.[77] Die Bäckerei wurde von der Familie weiter betrieben und 1995 zur Konditorei mit Café erweitert. Das Unternehmen wird in fünfter Generation weiter geführt.[78]
Entlang der Bahnstraße und rund um den Baierplatz befinden sich einige Geschäfte des Einzelhandels und Restaurants.[79]
Im Jahr 2015 kam es zu einem angeblichen Angriff durch einen Biber. Dies nahm das Landratsamt als unter Umweltschutzbehörde zum Anlass, um das Baden in der Würm zu verbieten und weitere Maßnahmen zum Schutz der Biber einzuleiten.[83][84]
Seit wenigen Jahren haben sich wieder Biber an der Würm angesiedelt.[85] Es sollen 60 bis 80 Exemplare sein, die eine Population an Würm und Isar bilden.[86]
In der Würm gibt es eine Population der üblichen Flussfische wie etwa Aitel, Hechte oder Waller.[87] Von letzterer Art holten Fischer Anfang 2021 drei Exemplare über 1,5 Meter aus der Würm.[88]
Im Südosten liegt der Forst Kasten, der überwiegend aus Fichten-Monokulturen besteht. Dieser soll allerdings in den nächsten Jahren zu einem gesunden Mischwald umgebaut werden.[89] Dieselbe Vegetation ergibt sich im Nordwesten im Kreuzlinger Forst. Im Abschnitt vor dem Grubmühlerfeld gab es Mitte 2020 Probleme mit Dirt Bikern, die Schanzen in den Wald gebaut hatten, die nach behördlicher Anordnung entfernt werden mussten.[90]