Schwackenreute ist ein Ortsteil der Gemeinde Mühlingen im baden-württembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland.
Schwackenreute Gemeinde Mühlingen | |
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Höhe: | 585–645 m ü. NHN |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 78357 |
Vorwahl: | 07775 |
![]() Lage im Gemeindegebiet |
Zur ehemaligen Gemeinde Schwackenreute gehören das Dorf „Schwackenreute“, der Weiler „Stohrenhof“, die Höfe „Mühle“ und „Neuhäuslerhof“ sowie die Wüstung „Mangenhof“.
Schwackenreute liegt im Nordosten des Hegaus, am Übergang zum Linzgau, etwa anderthalb Kilometer östlich der Mühlinger Ortsmitte, auf einer Höhe von bis zu 645 m ü. NHN.[1] Früher, im ausgehenden Mittelalter, wurde diese Landschaft nördlich von Stockach als das „Madach“ bezeichnet.
Im Westen grenzt Schwackenreute an Mühlingen, im Südwesten an den Ortsteil Mühlweiler, im Süden an den Ortsteil Zoznegg, im Osten an die Gemeinde Hohenfels sowie im Nordosten an Sauldorf im Landkreis Sigmaringen.
Im Wesentlichen liegt Schwackenreute im Bereich der Überlinger Gletscherzunge des Rheingletschers; regionalgeologisch bedeutet das: am Nordrand der Äußeren Jungmoräne bzw. des voralpinen Molassebeckens.[2]
Durch den Ort fließt die nordöstlich, im Bereich der Europäischen Wasserscheide entspringende Stockacher Aach. Sie nimmt in Schwackenreute das von Norden zufließende „Talbächlein“ auf.
In Schwackenreute sind neben mehreren Biotopen, das Naturdenkmal „Stohrenbühl“, das FFH-Gebiet „Ablach, Baggerseen und Waltere Moor“ sowie das Naturschutzgebiet „Schwackenreuter Baggerseen-Rübelisbach“ ausgewiesen.[3]
Schwackenreute ist eine Rodungssiedlung des 9./10. Jahrhunderts, 1437 wurde sie erstmals in einer Urkunde erwähnt: die Brüder Albrecht, Kaspar und Ortlof von Heudorf zu Waldsberg verkauften den Ort mit den Höfen Etschtreu und Waldhof an Johann Brotbeck d. J. von Stockach.
Im 15. Jahrhundert kam die Rodungssiedlung an die Grafen von Nellenburg, die sie 1538 an die Stadt Radolfzell verkauften.
Von den zu Schwackenreute zählenden Höfen Mühle, Neuhäuslerhof und Stohrenhöfe waren die letzteren seit 1548 nachweisbare bis 1802/03 Besitzungen des Klosters Salem.
Die Mediatisierung aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses führte 1810 zur Zugehörigkeit zum Großherzogtum Baden. 1843 kam der Ort zum Bezirksamt Stockach, das 1939 in Landkreis Stockach umbenannt wurde.[4]
Bei der Auflösung des Landkreises Stockach im Zuge der baden-württembergischen Kreisreform 1973 kam das Dorf zum Landkreis Konstanz.
Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Mühlingen durch Vereinigung der Gemeinden Mühlingen, Mainwangen und Gallmannsweil neu gebildet. Die heutige Gemeinde entstand am 1. Januar 1975 durch Vereinigung dieser Gemeinde mit Schwackenreute und Zoznegg.[5]
„Schwaigrüti“ (1437), „Schwaigkruti“[6] (1486), „Schwaigrüthi“, „Schwagreuthe“, „Schwiggereuthe“ (1760), „Schwakenreuthe“ (1848), „Schwackenreuthe“, Schwackenreute: der Name kommt wohl vom althochdeutschen Wort „swaiga“ für Viehweide.
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Die Schwackenreuter Bürger lebten früher hauptsächlich von der Landwirtschaft. Erst im 19. Jahrhundert nahm die zuvor unbedeutende Viehwirtschaft zu.
Tabelle: Viehstand
Jahr | 1803 | um 1850 | um 1900 | 1925 |
Pferde | 19 | 8 | 23 | 20 |
Rinder | ? | 59 | 117 | 141 |
Ochsen | 3 | ? | ? | ? |
Schweine | ? | 18 | 73 | 113 |
Ziegen | ? | - | - | 9 |
1938 betrieben je ein Dachdecker, Gipser, Maler, Maurer und Zimmerer in Schwackenreute ihr Gewerbe. In den Jahren des Zweiten Weltkriegs mussten einige Geschäfte geschlossen werden, so dass das Angebot an Gewerbe- und Handwerksbetrieben nach Kriegsende noch geringer war, sich aber mit der Währungsreform wieder erholte.[10]
Ende 2017 wurde nordöstlich von Schwackenreute ein vier Hektar großes Gewächshaus für Biogemüse von der Vermarktungsgenossenschaft Reichenau Gemüse in Betrieb genommen. Hier sollen jährlich voraussichtlich 600 Tonnen Tomaten, etwa 170 Tonnen Paprika und eine Million Gurken exklusiv für Rewe unter dem Label Naturland[11] geerntet werden.[12]
Privatpersonen mussten vor 1821 ihre Post auf der Stockacher Postanstalt selbst abgeben. Dann entstand durch die Einrichtung einer Amtsbotenanstalt die Möglichkeit, dass Privatpersonen ihre Post einem Amtsboten übergeben konnten. Dieser brachte die Post anfangs zweimal, später dreimal wöchentlich zur Stockacher Postexpedition.
In den 1850er Jahren wurde die Amtbotenanstalt aufgrund stetig zunehmendem Schriftverkehr aufgehoben, ihre Dienste der Post übertragen und zum 1. Mai 1859 die Landpostanstalt ins Leben gerufen. Im Amtsbezirk Stockach wurden fünf Botenbezirke eingerichtet. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag machte sich der Bote (Botenbezirk No. I) von Stockach auf die Runde über Mahlspüren, Winterspüren und Zoznegg nach Schwackenreute sowie über Hoppetenzell, Zizenhausen und Hindelwangen zurück nach Stockach. Poststücke, die in die Schwackenreuter Brieflade eingeworfen worden waren, wurden vor der Weiterleitung vom Postboten mit dem Uhrradstempel „10.“ versehen.[13]
Schwackenreute ist über die Bundesstraße 313 (Sauldorf–Stockach) in das Fernstraßennetz eingebunden.
Vom Verkehrsverbund Hegau-Bodensee (VHB) wird Schwackenreute mehrmals täglich angefahren. Es bestehen Verbindungen nach Stockach, Meßkirch, Mühlingen und Sigmaringen.[14]
Schwackenreute war bis 1971 ein Eisenbahnknoten, an dem die Bahnstrecke Altshausen–Schwackenreute von der Hegau-Ablachtal-Bahn abzweigte. In den 1970er Jahren wurden beide Strecken für den Personenverkehr stillgelegt und später die Schienen Richtung Altshausen demontiert.
Am 17. Juli 2021 wurde die Strecke feierlich wieder für den Personenverkehr reaktiviert: An Sonn- und Feiertagen fahren nun zwischen Mai und Oktober immer drei Zugpaare im Freizeitverkehr unter dem Namen Biberbahn zwischen Stockach und Mengen.[15]
Die gesamte, wechselvolle Geschichte der Bahnstrecke Radolfzell-Schwackenreute-Mengen siehe: Bahnstrecke Radolfzell–Mengen.
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