Schleuß, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt 10 Kilometer nordwestlich von Tangerhütte und 14 Kilometer südwestlich von Stendal am Lüderitzer Tanger in der Altmark. Es ist umgeben vom Landschaftsschutzgebiet „Uchte-Tangerquellen und Waldgebiete nördlich von Uchtspringe“.[4]
Einen Kilometer südwestlich des Dorfes liegt der Schleußer Teich, der zur Gemarkung von Lüderitz gehört. Er wird über einen Graben von der Brunkauer Tanger gespeist, der am Heiderand oberhalb von Brunkau entspringt. Durch Schleuß führen die Radwanderwege Altmarkrundkurs und die Wildpark Route.
Nachbarorte sind Ottersburg im Westen, Windberge im Nordwesten, Lüderitz im Südosten und Brunkau im Südwesten.[4]
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes als villam scilicet Slautiz erfolgte in einer Schenkungsurkunde des Markgrafen Albrecht der Bär gegenüber dem Kloster Hillersleben und datiert aus dem Jahr 1160. Das Dorf gehörte zum Balsamgau.[1][5] Mehrere kirchliche Einrichtungen hatten Besitzungen im Ort. Im Jahr 1206 wurde dem Stendaler Domstift der Besitz des Dorfes Slautiz bestätigt.[6] Weitere Nennungen sind 1209 Slautiz,[1] 1320 Sloytiz, 1365 slewts, 1377 Sloitze, 1420 sloitz, 1540 schloitz,[7] 1687 Schleutze, 1775 Schleusse oder Schleutz oder Schlutz[1] und 1804 das Dorf Schleutz mit Schmiede, Wassermühle und Krug.[8]
1373[7] und im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort zerstört und jeweils wieder aufgebaut. 1540 verfügte der Ort über eine eigene Pfarrei, die jedoch bereits 1579 wieder aufgegeben war.[7]
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 13 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 392 Hektar, eine Kirchenbesitzung umfasste einen Hektar Landbesitz, genauso wie eine Gemeindebesitzung. Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Goldene Sonne“.[1]
Herkunft des Ortsnamens
Heinrich Sültmann meint, der Name stammt vom slawischen sleivo, ssliwo für Schlehe und heißt demnach „Schleehbusch“.[9][10]
Eingemeindungen
Schleuß gehörte bis 1807 zum Tangermündeschen Kreis, dann bis 1813 zum Kanton Lüderitz. Danach kam die Gemeinde zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1]
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Schleuß nach Windberge eingemeindet.[11]
Seit dem 31. Mai 2010 gehört der Ortsteil Schleuß zur Ortschaft Windberge und zur „Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte“, da an dem Tage Windberge in Tangerhütte eingemeindet wurde.[12]
Die evangelische Kirchengemeinde Schleuß gehörte früher zur Pfarrei Lüderitz.[16] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Lüderitz im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Schleuß stammen aus dem Jahre 1775.[18]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[19]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale in Tangerhütte
Die evangelische Dorfkirche Schleuß, ein kleiner romanischer Feldsteinsaal aus dem 13. Jahrhunderts, trägt einen Fachwerkturm aus dem Jahre 1793.[20] Die Kirche besaß einen Schutzaltar mit Marienbild und Bischof.[21] Die Kanzel von Hans Ludicke aus dem Jahre 1754 trägt eindrucksvolle Schnitzereien. Sie gehörte zu einem Kanzelaltar.[22]
Auf dem Kirchhof ist der Ortsfriedhof.
Wirtschaft
Das ländlich geprägte Dorf verfügt über ein Lebensmittelgeschäft und Fremdenzimmer.
Verkehr
Der Ort liegt westlich der Bundesstraße 189. Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Regionalverkehr Westsachsen (RVW) unter dem Markennamen stendalbus.
Literatur
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1971–1974, doi:10.35998/9783830522355.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB578458357, OCLC614308966, S.97.
Schleuß im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1971–1974, doi:10.35998/9783830522355.
Birgit Schulze:Tangerhütte verliert weiter Einwohner. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 13.Januar 2022, DNB1002381223, S.17.
Stadt Tangerhütte:Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 15.Dezember 2020, §17 Ortschaftsverfassung (tangerhuette.de[PDF; 399kB; abgerufen am 17.Januar 2021]).
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band22. Berlin 1862, S.419 (Digitalisat).
Christian Popp:Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Halberstadt 1. Das Stift St. Nikolaus in Stendal (=Germania Sacra, Neue Folge. Band49). S.207 (Digitalisat).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB578458357, OCLC614308966, S.97.
nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann:Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge:Der Kreis Stendal Land (=Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band3). Hopfer, 1933, DNB362544441, S.171–172.
Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5.August 1950, ZDB-ID511105-5, S.279 (PDF).
Landkreis Stendal:Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Stadt Tangerhütte aus allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Tangerhütte-Land“. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 20. Jahrgang, Nr.13, 30.Mai 2010, ZDB-ID2665593-7, S.183–194, §1, §7 (landkreis-stendal.de[PDF; 2,0MB; abgerufen am 6.Januar 2021]).
Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. In: Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistik des Deutschen Reichs. 3. Auflage. Band450. Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, 1936, ZDB-ID223601-1, S.85, urn:nbn:de:bsz:180-digad-21790.
Birgit Schulze:Abwärtstrend wird gebremst. In: Stendaler Volksstimme. 14.Januar 2015, S.20.
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.116 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Ernst Machholz:Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID504809-6, S.17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Mario Titze in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 837–838.
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