Scheyern ist eine Gemeinde im oberbayerischenLandkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Der Ort ist vor allem durch die örtliche Benediktinerabtei bekannt. Geschichtlich bedeutungsvoll ist der Ort als einer der Ursprünge des bayerischen Herrscherhauses Wittelsbach.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Scheyern (Begriffsklärung) aufgeführt.
Wahrscheinlich kommt der Name „Scheyern“ vom germanischen Volksstamm der Skiren, die um 500 durch die Wirren der Völkerwanderung hier gesiedelt haben sollen.[4] Die bedeutendste Gestalt des Volksstamms der Skiren war der germanische Heerführer Odoaker.
Geschichte
Kloster Scheyern 2012
Entstehung der Siedlung um eine Burg
Die Gründung der ersten Burg Scheyern liegt im Dunkeln. Nach dem Renaissance-Geschichtsschreiber Aventin soll sie bereits im Jahr 508 als Herrschersitz errichtet worden sein; sicherlich eine Legende. Die neuere Forschung (Karl Bosl) vermutet, dass der bayerische Pfalzgraf Arnulf II. die Burg um 940 erbaut haben könnte.
Um 1060 brachte vermutlich Gräfin Haziga die Burg, auf der sie geboren worden war, in die zweite Ehe des Freisinger Vogtes Otto ein.[5] In der Folge nannten sich die Nachkommen beider Grafen von Scheyern (comes de Skyrum) und wurden das Ursprungsgeschlecht der Wittelsbacher.
Wechselnde Herrscher
Im Jahre 1119 zog Graf Otto V. von Scheyern als Graf um, in die Burg Wittelsbach und wandelte seine nunmehr ungenutzte, zurückgelassene Burg in Scheyern in das Kloster Scheyern um, als sein Hauskloster mit Grablege. Er übergab die Burg also den Benediktinern vom Petersberg, die damit die ehemalige Burg ab dann als Kloster umnutzten. Diese siedelten auf dem ehemaligen Burgberg (bis ca. 1800 unter dem Namen Hag) eine Handwerkersiedlung an, die um 1400 aus den beiden Huben von Hag entstand, von denen die größere, die Hube des Albert im Jahr 1260 ursprünglich von Merbod von Bachern als Lehen an den Klosterministerialen Albert von Hag und seine Nachkommen übergeben wurde („ohne Abgaben“). Dann gelangte die Burg jedoch, zwischenzeitlich um ca. 1400 an die Kirche von Hohenwart getauscht, wieder in den Besitz der Klosterabtei Scheyern und hieß später die Hube des Plamoser. Die Abtei war im Mittelalter ein Zentrum der Schreibkunst und Buchmalerei. Der Ort Scheyern gehörte zur geschlossenen Hofmark des Klosters Scheyern. Das Hauskloster der Wittelsbacher wurde 1803 säkularisiert. 1838 ließ König Ludwig I. Scheyern zunächst als Benediktiner-Priorat wieder errichten, seit 1843 ist Scheyern wieder Abtei.
Eingemeindungen
Am 1. April 1971 wurden die Gemeindeteile Edersberg, Grub, Triefing und Ziegelnöbach der aufgelösten Gemeinde Triefing in die Gemeinde Scheyern eingegliedert. Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde dann vier Gemeinden mit allen Gemeindeteilen eingemeindet: am 1. Januar 1972 Mitterscheyern,[6] am 1. April 1973 Vieth, am 1. Januar 1974 Euernbach und am 1. Januar 1975 Winden bei Scheyern.[7]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3528 auf 4899 Einwohner bzw. um 38,9%.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1961
1970
1987
1991
1995
2000
2005
2010
2015
Einwohner
3088
3271
3468
3865
4199
4435
4517
4824
4862
Politik
Bürgermeister
Erster Bürgermeister seit 2014 ist Manfred Sterz (FW). Er wurde am 30. März 2014 mit 69,6 Prozent in der Stichwahl gewählt. Bei den Kommunalwahlen 2020 wurde er in der Stichwahl mit 55,8% der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.
Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2015 4621T€, davon waren 704T€ (netto) Gewerbesteuereinnahmen. Der Gemeindehaushalt 2015 belief sich auf 13.133.000€, davon waren 8.972.000€ Verwaltungshaushalt, 4.161.000€ Vermögenshaushalt.
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein silbernes Doppelkreuz, überlegt mit einem gesenkten goldenen Zickzackbalken.“[9]
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt das Scheyrer Kreuz, der Zickzackbalken gilt als Allodzeichen der Wittelsbacher, aus deren Stammburg das Kloster Scheyern hervorging.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Baudenkmäler
→ Hauptartikel: Liste der Baudenkmäler in Scheyern
Bodendenkmäler
→ Hauptartikel: Liste der Bodendenkmäler in Scheyern
Kulturelle und regelmäßige Veranstaltungen
Kunst im Gut: Jeweils Kunstausstellung und -markt am ersten Mai- und Oktoberwochenende im Prielhof (Klostergutshof)
Rock im Treff: Indoor-Festival mit international bekannten und lokalen Bands im Frühjahr und im Spätherbst jährlich im Prielhof Scheyern
„Humulus Lupulus“: Outdoorfestival, das ein Wochenende im August beim Ortsteil Vieth stattfindet.
„Lied Gut“ Open-Air: Konzertreihe mit vorwiegend deutschsprachigen Künstlern im Prielhof (Klostergutshof) im Juli. Bisher: 2007 Hans Söllner, 2008 Rainhard Fendrich, 2009 Willy Astor, 2010 Haindling, 2011 Die Prinzen, 2012 Erste Allgemeine Verunsicherung, 2014 Die Seer, 2015 Rainhard Fendrich
Kleinkunst im Gewölbe: Kleinkunstveranstaltung mit bekannten sowie unbekannten Künstler im über 250 Jahre alten Gewölbe. Bisher. Stephan Zinner; Claudia Koreck; Martin Kälberer; CASH-N-GO; Aurel Bereuter; Christoph Weiherer; Keller Steff; Michi Dietmayr; Well Brüder aus'm Biermoos u.v.m.
Großes Reit- und Springturnier der Pferdefreunde Euernbach e.V., jedes dritte Wochenende im September mit einem Starterfeld aus ganz Bayern
Freizeit
Planetenweg Scheyern: Auf dem Benediktusweg durchs Sonnensystem; Startpunkt des Rundweges: Prielhof; Maßstab: 1:2,25 Mrd. Siehe auch Website
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Im Jahre 2018 gab es nach der amtlichen Statistik in der Gemeinde 688 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Von der Wohnbevölkerung standen 2028 Personen in einem versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Die Zahl der Auspendler war damit um 1340 höher als die der Einpendler. 41 Einwohner waren arbeitslos. 2016 gab es 72 landwirtschaftliche Betriebe, die eine Fläche von 2228 Hektar bewirtschafteten.
Staatliche Einrichtungen
Klostergut der Benediktinerabtei, gepachtet als Forschungsgut des Helmholtz Zentrums München
Johann-Andreas-Schmeller-Mittelschule mit 116 Schülern[11]
Fachoberschule Scheyern mit den Ausbildungsrichtungen Technik; Wirtschaft und Verwaltung; Agrarwirtschaft mit Bio- und Umwelttechnik; Sozialwesen[12]
Staatl. Berufsoberschule mit den Ausbildungsrichtungen Technik sowie Wirtschaft und Verwaltung mit 133 Schülern (in den Räumen des ehemaligen Klostergymnasiums, welches seit den siebziger Jahren in Pfaffenhofen an der Ilm untergebracht ist.)[13]
(Stand jeweils Schuljahr 2019/2020)
Kindergärten
Kindergarten Froschkönig mit 99 Plätzen, davon 24 in der Kinderkrippe
Pfarrkindergarten St. Martin mit 88 Plätzen, davon 13 in der Kinderkrippe
Kinderkrippe Regenbogen mit 48 Plätzen, eingeweiht im März 2018
Flexi-Bus
Seit 1. Oktober 2022 gibt es in der Gemeinde Scheyern in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband „Verkehrsverbund Großraum Ingolstadt (VGI)“ einen On-Demand-Bus, genannt Flexi. Der Bus kann per Telefon, App (VGI Flexi) oder über das Internet zu individuellen Zeiten gebucht werden. Es werden über 70 Haltestellen im Gemeindebereich angefahren sowie zusätzliche Haltestellen in Pfaffenhofen.
Ehemalige Garnison
Bereits in der Zeit des Zweiten Weltkrieges war Scheyern ein Standort der Luftnachrichtentruppe der Luftwaffe. Mit Anfängen seit 1945, der Frühzeit des Kalten Krieges, waren in Scheyern Abhöreinheiten der US-Luftwaffe untergebracht.
Bis zur Aufgabe der Schyren-Kaserne 1993 war Scheyern auch Bundeswehrstandort. Seit 1958 waren dort Flugabwehreinheiten der Luftwaffe stationiert.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
Josef Finkenzeller (1921–2018), römisch-katholischer Priester und Theologe, ist im Ortsteil Zell geboren
Engelbert Baumeister (* 1935), Abt von Scheyern
Lorenz Wolf (* 1955), römisch-katholischer Geistlicher, Offizial des Erzbistums München, im Ortsteil Edersberg geboren
Persönlichkeiten mit Bezug zu Scheyern
Herzogtum Haus Scheyern-Wittelsbach-Bayern; S. K. H. Prinz Leopold von Bayern (Schirmherr „Kunst Im Gut“)
Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. (* 1927) besuchte Kloster Scheyern alljährlich, um hier Ruhe zu finden.
Joseph Peruschitz (1871–1912), Opfer beim Untergang der Titanic, war Scheyerer Benediktinerpater.
Klosterschüler waren unter anderem der bayerische Minister Alois Hundhammer und der Reichstagsabgeordnete Georg von Orterer.
Die bayerischen Herzöge und Herzoginnen Otto I. (um 1117–1183) und Agnes von Loon (um 1150–1191), Ludwig der Kelheimer (1173–1231), Otto II. (1206–1253) und Agnes von Braunschweig sind im Kloster Scheyern begraben.
Christoph Gottschalk (* 1953) war Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums der Abtei, die 1970 in das staatliche Schyren-Gymnasium übernommen wurde.
Johann Schrenk (* 1948) war Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums der Abtei.
Josef Martin Bauer (1901–1970), Autor des Welterfolgs So weit die Füße tragen, legte im Gymnasium der Abtei 1920 das Abitur ab.
Andreas Mehringer (1911–2004) war Schüler am ehemaligen Gymnasium.
Claus Hipp (* 1938), Babynahrungshersteller und bekannter Künstler, war ebenso Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums im Kloster.
Joseph Greger (1915–2010), deutscher Autorennfahrer, wurde in Scheyern geboren.
Michael Hefele (* 1990), Fußballprofi, aufgewachsen und Karrierebeginn in Scheyern.
Christine Reimer (* 1966), Schauspielerin, bekannt durch die Rolle der Monika Vogl in der Serie „Dahoam is Dahoam“
Literatur
Anselm Reichhold: Chronik von Scheyern: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Herausgegeben von der Abtei Scheyern, Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1998, ISBN 3-87437-411-4
Anselm Reichhold: Chronik von Scheyern: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, ISBN 3-87437-411-4, S. 13
Hans C. Faussner: Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher: Ein Kapitel bayrisch-österreichischer Geschichte aus rechtshistorischer Sicht, Sigmaringen 1990.
Wilhelm Volkert (Hrsg.):Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.551 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.586.
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