Sarnau wurde schon sehr früh besiedelt, wahrscheinlich in vorchristlicher Zeit. Der keltische oder auch slawische Ortsname Sarnowa bedeutet „Rehaue“ bzw. „Rehwiese“. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Sarnau erfolgte unter dem Namen Sarnouwa wird in die Zeit 1200–1220 datiert.[3] Eine frühe Kapelle wurde 1704 durch eine Fachwerkkirche ersetzt.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin selbständigen Gemeinden Sarnau und die Nachgemeinde Goßfelden zum 31. Dezember 1970 freiwillig zur neuen Gemeinde Lahnfels.[4] Diese wurde jedoch am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz in die erweiterte Großgemeinde Lahntal eingegliedert.[5][6] Beide Ortsteile bildeten gemeinsam mit fünf weiteren Orten die Großgemeinde Lahntal. Für Sarnau wurde, wie für die übrigen ehemals eigenständigen Gemeinden von Lahntal, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Sarnau lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][8]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Wetter (Das Amt Wetter bestand aus den Orten Wetter, Amenau, Oberndorf, Treisbach, Niederasphe, Untersimtshausen, Todenhausen, Melnau, Ober- und Niederrosphe, Niederwetter, Göttingen, Sterzhausen, Warzenbach und Sarnau)[9]
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Wetter[10]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Wetter
ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kaldern
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Sarnau zuständig.[13] 1850 wurde das Landgericht Marburg in Justizamt Marburg umbenannt.
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[14][15] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Sarnau 948 Einwohner. Darunter waren 24 (2,5%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 183 Einwohner unter 18 Jahren, 396 zwischen 18 und 49, 255 zwischen 50 und 64 und 147 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 408 Haushalten. Davon waren 114 Singlehaushalte, 105 Paare ohne Kinder und 144 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 300 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[16]
256 Einwohner (Familien: 23nutzungsberechtigte, 10nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3Beisassen)
Sarnau: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2014
Jahr
Einwohner
1800
?
1834
243
1840
277
1846
279
1852
287
1858
273
1864
315
1871
286
1875
295
1885
303
1895
385
1905
414
1910
462
1925
501
1939
536
1946
688
1950
712
1956
706
1961
756
1967
792
1980
?
1990
?
2000
?
2011
948
2014
928
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; Gemeinde Lahntal[2]; Zensus 2011[16]
Erwerbspersonen: 79Land- und Forstwirtschaft, 148Produzierendes Gewerbe, 88Handel und Verkehr, 42Dienstleistungen und Sonstiges.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der Haltepunkt Lahntal-Sarnau (Sommer 2011)
Der in den 1880er Jahren eröffnete Bahnhof Sarnau, in dem die Bahnstrecke Warburg–Sarnau von der Oberen Lahntalbahn abzweigt, liegt außerhalb des Ortskerns nahe dem nordwestlichen Nachbarort Göttingen. Im Juli 2010 wurde er für den Personenverkehr stillgelegt und zum Betriebsbahnhof umgewidmet. Stattdessen wurde am 4. Juli 2010 der Haltepunkt Lahntal-Sarnau eröffnet, der direkt am Ortsrand liegt. Außerdem führt nördlich des Dorfes die Bundesstraße 62 vorbei. Im Nachbarort Göttingen endet die Bundesstraße 252, die über Frankenberg (Eder) und Korbach nach Warburg führt. In Cölbe besteht Anschluss an die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 3.
Öffentliche Einrichtungen
Im Ort gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus und eine Kindertagesstätte.
Literatur über Sarnaunach Registernach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
Informationen zum Ort.In:Webauftritt.Gemeinde Lahntal,archiviertvomOriginalam27.Januar 2016;abgerufen am 15.Januar 2016.
Lahntal in Zahlen.In:Webauftritt.Gemeinde Lahntal,archiviertvomOriginalam27.Januar 2016;abgerufen am 15.Januar 2016.
Sarnau, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16.Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Lahnfels“, Landkreis Marburg vom 6.Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.4, S.140, Punkt 164 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 6,3MB]).
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12.März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.9, S.154, §5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,0MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.402–404.
Hauptsatzung.(PDF;111kB)§5.In:Webauftritt.Gemeinde Lahntal,abgerufen im August 2020.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.123f. (online bei Google Books).
Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S.73 f..
Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
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