Rüsselsheim am Main (bis zum 30. Juli 2015 Rüsselsheim)[2] ist mit rund 67.000 Einwohnern die größte Stadt des Kreises Groß-Gerau im Regierungsbezirk Darmstadt innerhalb des Rhein-Main-Gebietes, die zehntgrößte Stadt des Landes Hessen und Teil der Stadtregion Frankfurt. Sie liegt zwischen Frankfurt am Main und Mainz. Rüsselsheim ist eine von sieben Sonderstatusstädten des Landes Hessen und liegt am Unterlauf des Mains, nur wenige Kilometer vor dessen Mündung in den Rhein bei Mainz-Kostheim (Stadtteil der Landeshauptstadt Wiesbaden). Internationale Bekanntheit erlangte Rüsselsheim durch den Automobilhersteller Opel. Der südliche Teil des Frankfurter Flughafens liegt teilweise auf dem Gebiet der Stadt Rüsselsheim.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.9958.411944444444488 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Groß-Gerau | |
Höhe: | 88 m ü. NHN | |
Fläche: | 58,29 km2 | |
Einwohner: | 66.125 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1134 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 65428 | |
Vorwahl: | 06142 | |
Kfz-Kennzeichen: | GG | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 33 012 | |
LOCODE: | DE RUM | |
Stadtgliederung: | 4 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 4 65428 Rüsselsheim am Main | |
Website: | www.ruesselsheim.de | |
Oberbürgermeister: | Udo Bausch (parteilos) | |
Lage der Stadt Rüsselsheim am Main im Landkreis Groß-Gerau | ||
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Per 30. Juli 2015 gab die Stadt die offizielle Umbenennung von Rüsselsheim in Rüsselsheim am Main bekannt.[2] Hierfür hieß das Hessische Ministerium des Innern und für Sport einen Antrag der Stadt Rüsselsheim gut. Grund für den Namenszusatz sei die positive Besetzung des Mains als Natur-, Freizeit- und Wirtschaftsfaktor. Die Verwendung der Namensergänzung „a. M.“ lässt sich historisch belegen.
Im Norden trennt der Main Rüsselsheim von den beiden Nachbarstädten Hochheim und Flörsheim (beide Main-Taunus-Kreis). Im Nordosten grenzt es an die kreisfreie Stadt Frankfurt am Main und die Stadt Raunheim, im Osten an die Stadt Mörfelden-Walldorf, im Süden an die Gemeinden Nauheim und Trebur sowie im Westen an die Stadt Ginsheim-Gustavsburg und die Gemeinde Bischofsheim. Rüsselsheim liegt dabei zentral im Rhein-Main-Gebiet zwischen den vier Großstädten Mainz und Wiesbaden im Westen sowie Frankfurt im Osten bzw. Darmstadt im Südosten, an die es verkehrlich sehr gut angebunden ist. Keine der genannten Städte liegt weiter als 30 Kilometer von Rüsselsheim entfernt.
Das Stadtgebiet setzt sich zusammen aus den Gemarkungen
Untergliedert ist das Stadtgebiet in eine Reihe von Stadtbezirken statistischer Art, deren Zuschnitt sich nicht an den Gemarkungsgrenzen orientiert. Er folgt eher Merkmalen der Infrastruktur wie dem Verlauf wichtiger Verkehrswege. Die folgenden Stadtbezirke werden unterschieden:[3]
Die Stadtbezirke Königstädten "Blauer See" sind das bislang letzte große Erschließungsprojekt der Stadt Rüsselsheim. Neben Wohnbebauung ist dort auch ein Gewerbepark entstanden. Dieser wurde berechnet für etwa 5.000 bis 7.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze im High-Tech-Bereich. Angesiedelt haben sich dort unter anderem Hyundai/Kia mit einem Entwicklungszentrum und Speditionen sowie das Druckzentrum der Verlagsgruppe Rhein Main.
Funde spätpaläolithisch-mesolithischer Werkzeuge und Abschläge an der Fundstelle Rüsselsheim 122 deuten auf Jäger im Rüsselsheimer Raum vor ca. 13.000 Jahren hin.[4]
In der Literatur finden sich Angaben zu Funden aus römischer Zeit (Särge, Urnen und Backsteine), die auf eine befestigte Römerstraße entlang des Mains schließen lassen.[5]
In erhaltenen Urkunden wurde Rüsselsheim unter den folgenden Namen erwähnt (jeweils mit dem Jahr der Erwähnung):[6]
Grabfunde aus dem 7. Jahrhundert belegen die Existenz eines fränkischen Dorfes Heim des Rucilin oder Rucilen. Rüsselsheim ging in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts aus einer fränkischen Siedlung hervor. Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Rucilesheim“ (Bedeutung: Heim des Ruciles oder Rucilin) in einer Bestandsaufnahme königlicher Nutzungsrechte, dem Lorscher Reichsurbar (um 840). Eine Änderung der Verhältnisse ist urkundlich erst an der Wende zum Spätmittelalter zu belegen. Von da an sorgten Schenkungen und Verpachtungen für eine Zersplitterung des Grundbesitzes. Die Geschichte Rüsselsheims seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist geprägt vom häufigen Wechsel der Besitzrechte und Herrschaftsbefugnisse. Für die dort lebenden Bauern bedeutete dies, dass mehrere Herrschaftsrechte (Grund-, Leib- und Gerichtsherrschaften) nebeneinander existierten und sie damit Untertan mehrerer Herren waren. In einer verkürzten Darstellung ergaben sich folgende Hoheitsbefugnisse:
Die Grafen von Katzenelnbogen festigten 1425 ihre Position in dieser Region durch den Erwerb der Dörfer Seilfurt (der Ort Seilfurt grenzte westlich an Rüsselsheim, brannte aber infolge eines Blitzschlages 1534 ab.[7] Die Einwohner schlossen sich dem benachbarten Rüsselsheim an. Seilfurt hatte noch vor Haßloch eine eigene Kirche und war eigene Pfarrei)[8] und Raunheim sowie der Vogtei Trebur. Rüsselsheim nahm gegenüber den umliegenden Dörfern im frühen 15. Jahrhundert eine privilegierte Position ein, da es von den Grafen von Katzenelnbogen als Amtssitz bestimmt wurde. Eine Rüsselsheimer Kellereirechnung aus dem Jahr 1435 gilt bisher als ältester bekannter Nachweis der Rebsorte Riesling. 1437 erhielten die Grafen von Kaiser Sigismund die Gnade, eine schon vor Jahrzehnten begonnene Burg am Main zu vollenden. In diesem Vertrag bekam Rüsselsheim weitere Rechte, wie sie zu dieser Zeit für andere „Städtlein“ üblich waren. Da die große Zeit der Städtegründungen aber längst vorbei war, teilte Rüsselsheim das Los mit vielen spätmittelalterlichen Minderstädten, in denen der bäuerliche Bevölkerungsanteil dominierte und die kaum spezialisiertes Handwerk aufweisen konnten.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ist die geschichtliche Entwicklung der Festung Rüsselsheim sicher bedeutsamer als die des Ortes selbst. Sie entwickelte sich aus einer Burg am Main und sollte mehreren Zwecken dienen: dem Expansionsstreben des Mainzer Erzbischofs und der Bedrohung durch die Taunusritterschaft entgegenwirken, die Verbindungswege zwischen den nicht zusammenhängenden Teilen der Ober- und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen sichern und durch die Beherrschung von Fluss und Straße lukrative Zolleinnahmen bringen. Letzteres war wohl der Grund dafür, dass die Städte Mainz und Frankfurt am Main 1399 bei König Wenzel gegen die Burg Einspruch erhoben. Im Edikt aus dem Jahr 1437 wurde der Weiterbau der Burg zwar genehmigt, die Errichtung einer Zollstätte aber ausdrücklich verboten. Nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen mit Philipp I. 1479 fiel die Burg als Erbe an die Landgrafen von Hessen. Für den Erbauer Rüsselsheims gibt es in der Literatur einige Quellen, die auf Wilhelm III. um das Jahr 1492 hinweisen.[9]
Im Zuge der Aufrüstung für den Schmalkaldischen Krieg ließ Philipp der Großmütige die Burg (vermutlich 1530–1540) zu einer quadratischen Festungsanlage ausbauen. Wegen der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg wurde die Festung Rüsselsheim 1547 auf Anordnung von Kaiser Karl V. wieder geschleift, aber schon um 1560 wieder neu hergestellt. Im Dreißigjährigen Krieg galt die Festung als militärisch uneinnehmbar, wechselte jedoch durch vertragliche Regelungen mehrfach den Besitzer. Der Pfälzische Erbfolgekrieg besiegelte das Schicksal der Festung als militärische Anlage: 1688 wurde sie von französischen Truppen eingenommen und bei deren Abzug ein Jahr später endgültig gesprengt. Nach verschiedener Nutzung der Restanlagen beherbergt sie seit 1976 das historische Museum der Stadt. Darüber hinaus sind gegenwärtig in der Festung das Stadtarchiv und der hiesige Heimatverein untergebracht.
Rüsselsheim geriet durch den Übergang der Herrschaft an die Landgrafschaft Hessen in eine ungünstige periphere Lage, so dass sich der Ort wenig entwickelte. Kennzeichnend für die Armut war die Tatsache, dass für den Bau der ersten Pfarrkirche 1514 Holz von der Stadt Frankfurt am Main erbeten werden musste. Im Rahmen der Reformation wurde Rüsselsheim durch seine Zugehörigkeit zu Hessen evangelisch. Ende des 16. Jahrhunderts sprechen einige Anzeichen für eine wirtschaftliche Besserung. 1580 wurde eine eigene Schule errichtet. Der Dreißigjährige Krieg machte die meisten positiven Ansätze wieder zunichte. Rüsselsheim wurde mehrfach überfallen und 1635 raffte eine Pestepidemie einen Großteil der Anwohner dahin. Wegen des desolaten finanziellen Zustandes der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt scheiterten Pläne, Rüsselsheim zu einer Handelsstadt auszubauen. Rüsselsheim bewahrte aber dennoch seine Funktion als regionaler Verwaltungs- und Marktmittelpunkt. In seiner Geschichte erhielt Rüsselsheim mehrmals Marktrechte, das erste Mal bereits 1437 in Verbindung mit dem Erhalt der Stadtrechte durch Kaiser Sigismund. Ein zweites Mal wurden die Marktrechte 1686 durch die hessische Landgräfin Elisabeth Dorothea erneuert, da dieses Recht durch Kriegswirren wieder verloren gegangen war. 1756 musste das Marktrecht erneut durch den Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt verliehen werden.
1793, zur Zeit der Belagerung von Mainz durch preußisch-österreichische Koalitionstruppen, erwähnte Johann Wolfgang von Goethe eine Schiffbrücke bei Rüsselsheim, die er überquerte.[10]
In der Zeit der Frühindustrialisierung wurde 1785 als erster Betrieb eine sogenannte Hasenhaarschneiderei genannt. Neben weiteren Betrieben siedelte sich 1861 ein Kokosmattenbetrieb an. Daraus entwickelte sich die Stöckische Teppichfabrik, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg bestand. Ein sehr altes und nach dem Unternehmen Opel das wichtigste Industrieunternehmen war die 1819 gegründete Zichorienfabrik. Der Betrieb stellte Kaffeesurrogat aus der Wurzel der Zichorie her. Der Betrieb arbeitete bis 1925. Ansonsten herrschte in der Frühzeit der Industrialisierung weiterhin Obst- und Getreideanbau (Weizen) und Viehzucht vor. In der Literatur wird auch Weinbau in Rüsselsheim erwähnt, allerdings seit 1790 stark abnehmend. Von 60 Morgen Weingärten im Jahre 1790 waren lediglich 4 Morgen im Jahre 1825 übriggeblieben.[11] Nach langer Blüte des Weinbaus ging im 20. Jahrhundert die Anzahl der Weinberge in Rüsselsheim mehr und mehr zurück. Die letzte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1915. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges scheint der Weinanbau in Rüsselsheim eingestellt worden zu sein.
1856 wurde der Rüsselsheimer Hafen im Zusammenhang mit der Rheinschifffahrts-Assecuranzgesellschaft genannt.[12]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Rüsselsheim:
„Rüsselsheim (L. Bez. Dornberg) Marktflecken; liegt am Main 2 1⁄4 St. von Dornberg, 2 St. von Mainz, ist sehr regulär gebaut, und hat 184 Häuser und 1422 Einw., die bis auf 19 Kath., 7 Reform., und 83 Juden lutherisch sind. Man findet 1 Kirche, 1790 erbaut, 2 Schulhäuser, 1 Synagoge, 1 Cichorien–, 1 Pelzfabrik, 1 Ziegelei und ein Grenznebenzollamt II. Classe. Jährlich werden 2 Märkte gehalten. Hier wurde Anton Wolf von Todtenwart (Sohn des 1606 als Kammergerichts–Assessors verstorbenen Leonhard Wolf von Todtenwart) den 5 Juni 1592 geboren, der nachher Amtmann zu Umstadt und Otzberg, und 1637 zur Würde eines Statthalters erhoben wurde, und den 7. April 1641 zu Frankfurt am Main im Privatstande gestorben ist. – Rüsselsheim wird 1211 genannt; es kam von den Herrn von Münzenberg an die Herrn von Heusenstamm, welche es von den Grafen von Katzenellenbogen zu Lehen trugen. Im Jahr 1323 kam der Ort durch Kauf an die Herrn von Cronberg; nachdem aber Johann von Cronberg dem Grafen Eberhard V. von Katzenellenbogen die Lehenspflicht aufgekündet hatte, so zog derselbe das Lehen ein, und 1422 entsagten die Herrn von Cronberg ihren Ansprüchen auf dieses Dorf. Kaiser Sigismund ertheilte Rüsselsheim 1438 die Stadtgerechtigkeit, und hatte schon das Jahr vorher dem Grafen Johann III. von Katzenellenbogen erlaubt, den angefangenen Burgbau zu vollenden, und das Dorf mit Mauern und Gräben zu bevestigen. Diese Werke wurden aber erst 1486 vollendet, weil Mainz deren Errichtung zu hindern suchte. Landgraf Philipp der Großmüthige vermehrte im Jahr 1560 die Vestungswerke. Im Jahr 1631 wurde das Schloß und Schanze den Schweden eingeräumt, und 1689 wurde Beides von den französischen Mordbrennern durch eine angelegte Miene gesprengt und der größte Bau in die Asche gelegt. Ganz nahe bei Rüsselsheim stand das Dorf Seilfurt, das 1534 durch einen Blitz abbrannte, worauf die Einwohner nach Rüsselsheim zogen. Die Mutterkirche stand in Seilfurt eine zweite Kirche stand vor dem Schloß. Beide Kirchen brannten aber ab, worauf die Kirche nach Rüsselsheim verlegt wurde. Das St. Albanstift in Mainz war der Patron der Kirche.“[13]
Die Geschichte von Opel begann 1862 mit einer Nähmaschinenbau-Werkstatt in einem ehemaligen Kuhstall. Der stetige Aufstieg des Unternehmens brachte entscheidende Veränderungen für den Ort. Das bis dahin eher handwerklich-agrarisch geprägte Dorf vollzog den Wandel zu einer industriellen Landgemeinde und schließlich im 20. Jahrhundert zu einer Arbeiterstadt.
Im Ersten Weltkrieg und in der Zeit danach herrschten Not und Elend in der Bevölkerung. Entsprechend dem Versailler Vertrag wurden das Rheinland und angrenzende Gebiete, zu denen auch Rüsselsheim gehörte, von französischen Truppen besetzt (→ Alliierte Rheinlandbesetzung). In diesen Verhältnissen machten sich separatistische Strömungen breit, die den Anschluss an eine zu gründende Rheinische Republik propagierten. Erst nach der Überwindung der Inflation und der daraufhin florierenden Autoproduktion verbesserte sich die Lage der Bevölkerung. 1928 wurden bei Opel 43.000 Autos von 9.400 Mitarbeitern hergestellt. Das waren viermal so viele Arbeitskräfte wie noch vier Jahre zuvor.
Die Weltwirtschaftskrise und der Zusammenbruch der Weimarer Republik führte auch Rüsselsheim in den düstersten Teil seiner Geschichte. Nach der sogenannten Machtübernahme 1933 etablierten die Nationalsozialisten ein Regime, dem auch in Rüsselsheim viele Menschen zum Opfer fielen. Gegner der NS-Regierung wurden verfolgt und in Konzentrationslager abtransportiert, 300 gegen Lohnabbau streikende Opelarbeiter wurden 1937 festgenommen. Besonders grauenvoll war das Schicksal der seit dem 17. Jahrhundert ansässigen Mitbürger jüdischen Glaubens. 1933 lebten 47 Juden in Rüsselsheim, nach der Niederlage 1945 gab es nur noch eine Jüdin am Ort, die überlebte, weil sie in einer sogenannten privilegierten Mischehe lebte. Die anderen wurden erbarmungslos verfolgt, zur Auswanderung gezwungen, in den Selbstmord getrieben oder deportiert und ermordet.
Im August 1944 wurden sechs US-amerikanische Kriegsgefangene der Air Force bei ihrem Transport durch Rüsselsheim östlich des Bahnhofs von aufgebrachten Bürgern durch den Ort gejagt und umgebracht. Vier Soldaten wurden durch den NSDAP-Ortsgruppenleiter erschossen, zwei weitere von Bürgern erschlagen. Zwei Gefangene entgingen der Lynchjustiz, indem sie sich tot stellten. 2004 wurde den Opfern in der Grabenstraße, unweit des Bahnhofs, ein Mahnmal errichtet.[14] (→ Fliegermorde)
Die Nazi-Herrschaft und der durch sie entfachte Zweite Weltkrieg brachte unendliches Leid über die Stadt. 1211 Soldaten aus Rüsselsheim wurden getötet oder blieben vermisst. Den Fliegerangriffen der Alliierten fielen 428 Menschen zum Opfer, darunter 189 Kriegsgefangene, von denen die meisten in Lagern bei Opel umkamen. Von den 3120 Hausgrundstücken wurden im Krieg 473 total zerstört sowie 455 schwer, 1042 mittel und 1150 leicht beschädigt. Nur 2000 Häuser galten nach dem Krieg noch als bewohnbar.
Trotz der schweren Schäden durch den Krieg in der Stadt und bei den Opelwerken ging der Aufbau zügig voran und 1978 erreichte Rüsselsheim seine höchste Einwohnerzahl von 63.000. Mit dem Wiederaufbau und später wurde eine großzügige Infrastruktur geplant, in Spitzenzeiten für bis zu 120.000 Einwohner. Diese muss seitdem, auch nach dem bei Opel einsetzenden Arbeitsplatzabbau, mit rund 60.000 Einwohnern unter weitaus ungünstigeren Bedingungen als zur Wirtschaftswunderzeit aufrechterhalten werden.
Anfang der 1990er Jahre kam es in der Stadt noch einmal zeitweise zu einem wirtschaftlichen Aufschwung: Nachdem die neuen Bundesländer hinzukamen und Opel-Fahrzeuge dort großen Absatz fanden, konnten bis 1993/94 hohe Steuereinnahmen verzeichnet werden (1991 konnte dort die Rekordeinnahme von 254 Millionen DM verbucht werden), was durch viele Baustellen in der Stadt sichtbar wurde. So wurden etwa das Hallen- und Freibad „An der Lache“ mit Millionenaufwand zu einem Erlebnisbad ausgebaut und das Rathaus um verschiedene Trakte und Plenarsaal erweitert. Allerdings versäumte die Stadt Mitte der 1990er Jahre die Ausgaben, die gleichermaßen sprunghaft angestiegen waren, wie die plötzlichen Rekordeinnahmen aus der Gewerbesteuer den dann wieder stark sinkenden Einnahmen anzugleichen. Die Folge war eine stark ansteigende Verschuldung und in der Folge die Verpflichtung, den jährlichen Haushalt durch das Regierungspräsidium Darmstadt im Rahmen des „Kommunalen Schutzschirms“ des Landes Hessen genehmigen zu lassen.
Frühe Versuche, sich mit der Ausweisung des Gewerbegebiets „Im Hasengrund“ (EDS, Delphi, invenio, GMAC-Bank etc.) in den späten 1970er Jahren von der Abhängigkeit der Monostruktur Automobilindustrie zu lösen, gingen nicht auf.
Verwaltungsmäßig gehörte Rüsselsheim bis 1820 zum Amt Rüsselsheim, das ab 1816 zur Provinz Starkenburg des Großherzogtums Hessen gehörte. 1821 wurden im Großherzogtum Landratsbezirke eingeführt und Rüsselsheim wurde dem Landratsbezirk Dornberg zugeteilt. 1832 wurden Kreise geschaffen und Rüsselsheim kam in den Kreis Groß-Gerau. Die Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums wurden am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt, was jedoch bereits am 12. Mai 1852 wieder rückgängig gemacht wurde. Dadurch gehört Rüsselsheim von 1848 bis 1852 zum Regierungsbezirk Darmstadt, bevor wieder der Kreis Groß-Gerau für die übergeordnete Verwaltung zuständig wurde. Dort verblieb die Stadt durch alle weiteren Verwaltungsreformen bis heute. Am 1. Januar 1980 wurde Rüsselsheim Sonderstatusstadt mit eigener Schulträgerschaft.[15]
Die zuständige Gerichtsbarkeit lag 1515 bei einem gemeinsamen Zentgericht für Rüsselsheim und Seilfurt. 1571 war der Landgraf von Hessen-Darmstadt Gerichtsherr. Mit der Einrichtung von Landgerichten im Großherzogtum Hessen war von 1821 bis 1879 das Landgericht Großgerau und ab 1879 das daraus hervorgegangene Amtsgericht Groß-Gerau für Rüsselsheim zuständig. Seit 1956 besitzt Rüsselsheim einen eigenen Amtsgerichtsbezirk, der neben Rüsselsheim auch für Raunheim zuständig ist. Das Amtsgericht Rüsselsheim fungierte anfangs als Zweigstelle des Amtsgerichts Groß-Gerau, wurde jedoch zum 1. Juni 1976 in ein Vollgericht umgewandelt und um die bis dahin zum Amtsgericht Frankfurt am Main zählende Stadt Kelsterbach erweitert.[6]
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Staaten und deren nachgeordnete Verwaltungseinheiten, denen Rüsselsheim angehörte:[6][16][17]
Für die Stadtteile Bauschheim und Königstädten wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[20]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rüsselsheim 58.765 Einwohner. Nach dem Lebensalter waren 10.779 Einwohner unter 18 Jahren, 25.491 zwischen 18 und 49, 10.779 zwischen 50 und 64 und 11.715 Einwohner waren älter.[21] Die Einwohner lebten in 27.006 Haushalten. Davon waren 10.374 Singlehaushalte, 6873 Paare ohne Kinder und 6855 Paare mit Kindern, sowie 2220 Alleinerziehende und 684 Wohngemeinschaften. In 5823 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 18.627 Haushaltungen lebten keine Senioren.[21] Unter den Einwohnern waren 12.390 (21,1 %) Ausländer, von denen 4190 aus dem EU-Ausland, 5616 aus anderen Europäischen Ländern und 2584 aus anderen Staaten kamen.[22] Von den deutschen Einwohnern hatten 20,2 % einen Migrationshintergrund.[23]
Im Jahr 2016 betrug der Ausländeranteil 28,3 Prozent.[24] Der Anteil deutscher Staatsbürger mit ausländischen Wurzeln (Migrationshintergrund) lag bei rund 50 %.[25] Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 29,2 %.[26]
Rüsselsheim: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 850 | |||
1800 | 1.010 | |||
1806 | 1.074 | |||
1829 | 1.422 | |||
1834 | 2.476 | |||
1840 | 2.602 | |||
1846 | 2.884 | |||
1852 | 2.990 | |||
1858 | 3.068 | |||
1864 | 3.028 | |||
1871 | 3.307 | |||
1875 | 3.485 | |||
1885 | 4.079 | |||
1895 | 4.605 | |||
1905 | 5.901 | |||
1910 | 7.553 | |||
1925 | 10.059 | |||
1939 | 17.797 | |||
1946 | 18.995 | |||
1950 | 22.456 | |||
1956 | 29.998 | |||
1961 | 39.507 | |||
1967 | 51.180 | |||
1970 | 59.861 | |||
1972 | 61.439 | |||
1975 | 62.067 | |||
1980 | 60.974 | |||
1985 | 57.579 | |||
1990 | 59.430 | |||
1995 | 60.287 | |||
2000 | 59.357 | |||
2005 | 59.271 | |||
2010 | 60.294 | |||
2011 | 58.765 | |||
2015 | 63.030 | |||
2020 | 65.972 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[6]; 1972:[28]; Hessisches Statistisches Informationssystem[26]; Zensus 2011[22] |
Im Jahr 1961 bestand die Bevölkerung aus 23.219 evangelischen (= 58,77 %) und 13.390 römisch-katholischen (= 33,89 %) Einwohnern[6]
Im Jahr 1987 wurden 22.692 evangelische (= 38,8 %), 17.803 (= 30,4 %) und 18.035 sonstige (= 30,8 %) Einwohner gezählt.[29] Laut der Volkszählung 2011 waren im Jahr 2011 23,3 % der Einwohner evangelisch, 20,1 % katholisch und 56,6 % gehörten einer anderen oder keiner Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[21] Die Zahl der Katholiken und vor allem die der Protestanten ist seitdem gesunken. Derzeit (Stand 31. Dezember 2020) sind von den 68.282 Einwohnern 15,5 % evangelisch, 15,6 % katholisch und 68,9 % sind Sonstige (Konfessionslose oder gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an).[30] Im Vorjahr waren den Einwohnern 16,2 % evangelisch, 16,1 % römisch-katholisch und 67,7 % waren Konfessionslose oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[31] Die Statistik der Stadt Rüsselsheim weist nur die drei für die Kirchensteuer relevanten Kategorien „römisch-katholisch“, „evangelisch“ und „sonstige“ aus. Damit sind die Sonstigen mit fast 70 % eine klare Mehrheit.[32] Darunter sind auch Muslime aus der Türkei, aber auch aus Staaten wie Marokko, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Iran und Syrien stammen viele Menschen in Rüsselsheim. Besonders auffallend ist die hohe Zahl kurdischer Aleviten aus der türkischen Provinz Tunceli.[33][34]
Die Gemeinde im Vergleich mit Landkreis, Regierungsbezirk Darmstadt und Hessen:[35]
Jahr | Gemeinde | Landkreis | Regierungsbezirk | Hessen | |
---|---|---|---|---|---|
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte | 2017 | 34.373 | 98.042 | 1.695.567 | 2.524.156 |
Veränderung zu | 2000 | −12,5 % | +5,4 % | +16,1 % | +16,0 % |
davon Vollzeit | 2017 | 80,7 % | 75,9 % | 72,8 % | 71,8 % |
davon Teilzeit | 2017 | 19,3 % | 24,1 % | 27,2 % | 28,2 % |
Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte | 2017 | 2.959 | 13.048 | 224.267 | 372.991 |
Veränderung zu | 2000 | +1,3 % | −9,6 % | +9,0 % | +8,8 % |
Branche | Jahr | Gemeinde | Landkreis | Regierungsbezirk | Hessen |
---|---|---|---|---|---|
Produzierendes Gewerbe | 2000 | *) % | 43,8 % | 27,0 % | 30,6 % |
2017 | *) % | 33,2 % | 20,4 % | 24,3 % | |
Handel, Gastgewerbe und Verkehr | 2000 | 10,0 % | 27,6 % | 26,4 % | 25,1 % |
2017 | 11,1 % | 27,9 % | 24,7 % | 23,8 % | |
Unternehmensdienstleistungen | 2000 | 14,0 % | 14,0 % | 25,1 % | 20,2 % |
2017 | 17,6 % | 19,9 % | 31,6 % | 26,1 % | |
Sonstige Dienstleistungen | 2000 | 10,5 % | 13,7 % | 20,1 % | 22,5 % |
2017 | 17,5 % | 18,6 % | 23,0 % | 25,4 % | |
Sonstiges (bzw. ohne Zuordnung) | 2000 | 65,5 % | 1,0 % | 1,4 % | 1,5 % |
2017 | 53,8 % | 0,5 % | 0,3 % | 0,4 % |
*) anonymisiert
Bis 1979 hatte Rüsselsheim einen Bürgermeister. 1980 wurde Rüsselsheim Sonderstatusstadt mit Oberbürgermeister.[15][36]
Die Stadtverordnetenversammlung ist das oberste Organ der Stadt. Ihre politische Zusammensetzung wird alle fünf Jahre in der Kommunalwahl durch die Wahlbevölkerung der Stadt bestimmt. Wählen darf, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat und deutscher Staatsbürger im Sinne des Grundgesetzes oder Staatsangehöriger eines der übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist. Für alle gilt, dass sie seit mindestens drei Monaten in der Stadt gemeldet sein müssen.
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[38] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[39][40][41]
Diagrammdarstellung von Wahlergebnis und Sitzverteilung | |
---|---|
Stadtverordnetenwahl Rüsselsheim 2021
Wahlbeteiligung: 43,0 %
% 30 20 10 0 22,3 20,1 19,0 15,6 5,0 4,8 3,3 3,4 2,8 2,1 n. k. 1,5
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu
%p 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 −6,2
+7,2 −8,2 +4,6 +5,0 −3,8 −1,5 +2,3 +2,8 −0,4 −1,8 ± 0,0 |
Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung Rüsselsheim 2021 Insgesamt 45 Sitze
|
Parteien und Wählergemeinschaftenb | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | ||||||||
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Anteila | Sitze | Anteila | Sitze | Anteila | Sitze | Anteila | Sitze | |||||
Christlich Demokratische Union Deutschlands | CDU | 28,5 | 13 | 34,2 | 15 | 32,9 | 15 | 33,4 | 15 | |||
Sozialdemokratische Partei Deutschlands | SPD | 27,2 | 12 | 33,4 | 15 | 42,0 | 19 | 44,2 | 20 | |||
Wir sind Rüsselsheim | WsR | 12,9 | 6 | — | — | — | — | — | — | |||
Bündnis 90/Die Grünen | GRÜNE | 11,0 | 5 | 19,0 | 9 | 8,8 | 4 | 7,8 | 4 | |||
Die Linke/Liste Solidarität | Linke | 8,6 | 4 | 6,0 | 3 | 5,6 | 2 | 2,6 | 1 | |||
Freie Demokratische Partei | FDP | 4,8 | 2 | 2,6 | 1 | 4,8 | 2 | 5,4 | 2 | |||
Freie Wähler Rüsselsheim | FWR | 2,5 | 1 | — | — | — | — | — | — | |||
ALFA | ALFA | 1,8 | 1 | — | — | — | — | — | — | |||
Forum neues Rüsselsheim | FnR | 1,1 | 1 | 2,0 | 1 | — | — | — | — | |||
Liste 2016 | L2016 | 1,1 | 0 | — | — | — | — | — | — | |||
Achim Weidner | Weidner | 0,4 | 0 | — | — | — | — | — | — | |||
Liste Rüssel | RÜSSEL | — | — | — | — | 5,8 | 3 | 6,6 | 3 | |||
prozentualer Anteil ungültiger Stimmabgaben | 5,9 | 5,2 | 3,9 | 3,4 | ||||||||
Sitze gesamt | 45 | 45b | 45b | 45 | ||||||||
Wahlbeteiligung | 38,5 % | 39,2 % | 38,4 % | 48,1 % |
Es waren 45 Stadtverordnete sowie die Ortsbeiräte der Stadt für die Legislaturperiode vom 1. April 2016 bis 31. März 2021 zu wählen. Von 44.262 Wahlberechtigten gingen 17.031 zur Wahl. Somit fiel die Wahlbeteiligung von 39,2 % im Jahr 2011 auf 38,5 % im Jahr 2016.
hauptamtlich:
ehrenamtlich:
Folgende Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gibt es im Stadtgebiet:[20][42]
In dem heutigen Stadtwappen sind ein silberner Doppelhaken und zwei silberne Sterne auf blauem Grund zu sehen. Der Doppelhaken wird auch als Wolfsangel bezeichnet. Ob er tatsächlich zum Erlegen von Wölfen verwendet wurde, ist nicht sicher. Manche sehen in dem Doppelhaken auch einen Enterhaken (Mainschifffahrt) oder das eiserne Bauteil Mauerhaken, welches etwa an Wehrtürmen Mauerteile sichernd zu verbinden hatte. Die beiden Sterne zeigen an, dass Rüsselsheim früher zur Grafschaft Katzenelnbogen gehörte, die diese Sterne ebenfalls im Wappen trug.
In der Literatur des 19. Jahrhunderts findet sich auch der Hinweis auf ein anderes Wappen: Das Wappen von Rüsselsheim hat einen links gewendeten gekrönten Löwen mit 4 gleichen Querstreifen und doppeltknötigem Schwanze.[43]
Seit 1961 ist Rüsselsheim an internationalen Städtepartnerschaften beteiligt. Mit den vier Partnerstädten aus ganz Europa wird ein regelmäßiger Kultur- und Sport-Austausch gepflegt. Unter anderem finden regelmäßig Vergleichs-Wettkämpfe der drei Städte untereinander statt.
Der Versuch, eine Partnerschaft mit Bodrum (Türkei) einzugehen, ist gescheitert. Nach den drei erstgenannten Partnerstädten, Évreux, Rugby und Varkaus sind größere Straßen Rüsselsheims benannt. Seit 2009 heißt die Hauptstraße in dem neuen Wohngebiet „Blauer See II“ Kecskemet-Allee.
Das Gemeindegebiet umfasst eine Gesamtfläche von 5830 Hektar, davon entfallen in ha auf:[44]
Nutzungsart | 2011 | 2015 | |
---|---|---|---|
Gebäude- und Freifläche | 1092 | 1128 | |
davon | Wohnen | 574 | 598 |
Gewerbe | 244 | 258 | |
Betriebsfläche | 22 | 25 | |
davon | Abbauland | 2 | 2 |
Erholungsfläche | 118 | 145 | |
davon | Grünanlage | 75 | 101 |
Verkehrsfläche | 708 | 725 | |
Landwirtschaftsfläche | 1203 | 1132 | |
davon | Moor | 0 | 0 |
Heide | 0 | 0 | |
Waldfläche | 2510 | 2497 | |
Wasserfläche | 128 | 127 | |
Sonstige Nutzung | 49 | 49 |
Die beiden Bahnhöfe Rüsselsheim und Rüsselsheim-Opelwerk liegen an der Bahnstrecke Mainz–Frankfurt. Die darauf verkehrenden S-Bahnlinien S8 und S9 bieten direkte Verbindungen nach Wiesbaden, Mainz, Hanau, Offenbach und Frankfurt sowie zum Flughafen Frankfurt. Die S-Bahnen bilden weitgehend einen 15-Minuten-Takt pro Richtung, wobei nachts stündlich pro Richtung eine S-Bahn fährt. Zwei Regional-Express-Linien von Frankfurt nach Koblenz und Saarbrücken, die nur am Bahnhof Rüsselsheim halten, ergänzen die Anbindung Rüsselsheims.
Durch Rüsselsheim führt die Bundesstraße 43 von Mainz nach Frankfurt und verbindet die am südlichen Mainufer liegenden Orte. Seit dem 26. August 1928 bot die Opel-Brücke eine Straßenverbindung zu dem am anderen Mainufer liegenden Flörsheim.[45] Diese Brücke wurde 1979 abgerissen und etwas weiter mainaufwärts durch eine neue Brücke mit vierstreifiger Fahrbahn und kreuzungsfreien Anschlüssen ersetzt. Diese Brücke ist Teil der Bundesstraße 519, die, von der Bundesautobahn 60 im Süden kommend, durch die Stadt führt und Rüsselsheim mit dem Main-Taunus-Kreis im Norden verbindet. Von Rüsselsheim nach Osten führt die Bundesstraße 486 in Richtung Langen und Dieburg.
Mit dem Fernverkehrsnetz der Bundesautobahnen ist Rüsselsheim zunächst im Süden durch die A 60 mit den Anschlussstellen Rüsselsheim-Mitte und Rüsselsheim-Königstädten verbunden. Die A 60 verlässt den Mainzer Autobahnring am Mainspitz-Dreieck und mündet am Rüsselsheimer Dreieck in die Bundesautobahn 67. Diese wiederum tangiert den Osten der Stadt vom Mönchhof-Dreieck kommend, führt nach Darmstadt und ist mit der B 486 verknüpft. Über das Mainspitz-Dreieck oder die B 43 gibt es eine Verbindung zur Bundesautobahn 671 nach Wiesbaden. Ferner verbindet die B 43 Rüsselsheim mit der Bundesautobahn 3 und so mit den Städten Köln und Frankfurt sowie mit dem Flughafen Frankfurt.
Rüsselsheim liegt im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV). Der städtische Busverkehr wird von den Stadtwerken Rüsselsheim unterhalten. Diese betreiben neun Buslinien, im Abendverkehr werden zwei AST-Linien angeboten. Daneben gibt es Regionalbuslinien der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft des Kreises Groß-Gerau (LNVG GG).[46] In deren Auftrag verkehren Busse des Regionalverkehr Kurhessen GmbH (RKH).
In Rüsselsheim wird entsprechend der günstigen Topografie häufiger Rad gefahren als in anderen Regionen Hessens. Rüsselsheim kam im ADFC-Fahrradklimatest 2016 auf den ersten Platz der Städte der Größenordnung 50.000 – 100.000 Einwohner in Hessen,[47] wenn auch nur mit einer 3,49 (etwa entsprechend Schulnoten). Im bundesweiten Vergleich entsprach das Platz 18 von 98 Städten dieser Größenordnung mit ausreichender Anzahl Befragter. Hier war Bocholt Sieger mit der Note 2,29.
Die vergleichsweise gute Bewertung ist auf die meist nur kurzen Wege infolge der dichten Besiedlung, den großen Arbeitgeber Opel mit seinem ausgedehnten Werksgelände, das überdurchschnittlich gute Angebot an Radwegen und anderen Radverkehrsanlagen, abseits der Hauptverkehrsstraßen fast flächendeckend ausgewiesene Tempo-30-Zonen wie auch zahlreiche Fahrradabstellanlagen an wichtigen Zielorten zurückzuführen. Von Studierenden der Hochschule angeregt, großteils finanziert und auch stark genutzt wird das örtliche Fahrradverleihsystem, das anfangs von Call a Bike, inzwischen von Nextbike betrieben wird.[48]
Der Automobilhersteller Opel und die günstige Verkehrslage innerhalb des Großraumes Frankfurt sind Faktoren, warum sich viele global agierende Firmen hier angesiedelt haben. Besonders das „Automotive Cluster Rhein-Main-Neckar“ prägt die Wirtschaft der Stadt. Zur Verbesserung der Stadt, deren strukturelle Probleme kaum noch eigenständig gelöst werden können, hat der Magistrat im Jahr 2006 die ökonomische Fachstudie Rüsselsheim 2020 in Auftrag gegeben. Unter Federführung der Professoren Bert Rürup und Reinhard Hujer wurden in Zusammenarbeit mit der Hessen Agentur GmbH Leitlinien für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt bis zum Jahr 2020 entwickelt. Die Studie liegt seit 2006 vor und wird unter Leitung der städtischen Wirtschaftsförderung umgesetzt.[49] Nach mittlerweile vier Jahren sind jedoch nur wenig Erfolge in der Umsetzung sichtbar, u. a. weil einige der vorgeschlagenen Maßnahmen, wie der Bau eines Golfplatzes, auf politischer Ebene nicht gewünscht waren.
Der innerstädtische Busverkehr, die Versorgung mit Gas und Wasser sowie der Betrieb des Stromnetzes und der Straßenbeleuchtung werden durch die Stadtwerke Rüsselsheim erbracht.
Die Stadt Rüsselsheim zeichnet mit der „Sofie“ Unternehmensstrukturen aus, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Chancengleichheit im Betrieb fördern. Im Rahmen des Wettbewerbes „frauen- und familienfreundlicher Betrieb“ können Unternehmen ihre Konzepte vorstellen und miteinander in Konkurrenz treten. 2007 wurde die „Sofie“ zum ersten Mal von der Stadt Rüsselsheim vergeben.[50] 2012 wurde der Wettbewerb auf regionaler Ebene ausgeweitet.
Die Schirmherrin und -herren kommen aus Groß-Gerau, Bischofsheim, Ginsheim-Gustavsburg, Kelsterbach, Raunheim und Rüsselsheim.[50]
Bisher ausgezeichnete Betriebe
In Rüsselsheim wird die Wirtschaft u. a. durch den 1888 gegründeten Gewerbeverein Rüsselsheim e. V. und durch das 2007 gegründete Unternehmen Rüsselsheim e. V. vertreten. Die Wirtschaft der Stadt entsendet sechs Vertreter in die IHK-Vollversammlung Darmstadt Rhein Main Neckar.
Die Stadt Rüsselsheim legt besonderen Wert auf die Förderung der örtlichen Wirtschaft. Der Wirtschaftsservice Rüsselsheim, eine gemeinsame Dienstleistung der städtischen Wirtschaftsförderung und der Stadtentwicklungsgesellschaft, bietet Unternehmen, die bereits in Rüsselsheim ansässig sind oder eine Niederlassung in Rüsselsheim eröffnen möchten, vielfältige Unterstützung und Beratung. Dennoch existieren seit etwa acht Jahren enorme Schwierigkeiten in der praktischen Umsetzung. Bis vor knapp einem Jahr gab es auch keinerlei übergreifende Gesamtkonzepte, welche dann bei externen Wirtschaftsprofessoren der Universitäten Darmstadt und Frankfurt am Main eingekauft wurden (Rürup-Studie). Ein entscheidender Impuls kam im Sommer 2007 von einer renommierten Projektentwicklungsgesellschaft; diese eröffnete ihre Pläne für die kommerzielle Erschließung des sog. Opel-Altareales. Ein überwiegender Teil der Stadtverordneten und Stadtentwicklungsexperten sehen das Projekt Opel-Altareal als die große – und wohl auch letzte – Chance für eine bessere Zukunft der von Transformationsproblemen gebeutelten Alt-Industriestadt Rüsselsheim an. Als weiterer Baustein des Gesamtkonzepts ist Rüsselsheim Mitbegründer des „Automotive Clusters Rhein Main Neckar“.
Bekannt wurde Rüsselsheim vor allem durch den Automobilhersteller Opel. Der Gründer Adam Opel begann als Schlosserlehrling und kehrte nach einer mehrjährigen Lehr-Wanderschaft schließlich nach Rüsselsheim zurück und gründete 1862 eine Nähmaschinen-Manufaktur im Stall seines Onkels. Das Wissen hierzu hatte er unter anderem bei einem namhaften Nähmaschinenhersteller in Paris erworben. Ab 1886, durch seine Söhne auf dieses Produkt gebracht, wurden auch Fahrräder hergestellt. Zeitweise war Opel der größte Fahrradhersteller der Welt. Nicht zuletzt durch die fünf Söhne Adam Opels, die allesamt erfolgreiche Radsportler waren, erlangten die Fahrräder Opels einen hervorragenden Ruf.
Adam Opel starb 1895 infolge einer auf einer Geschäftsreise eingefangenen Typhus-Infektion. Seine Frau Sophie und seine Söhne übernahmen die Leitung des Unternehmens. 1898 wurden die ersten Autos gebaut. Adam Opel hatte noch die Autos als „stinkende Kutschen“ abgetan und hatte hier eine ähnliche Abneigung wie zunächst auch gegenüber den Fahrrädern (hier setzten sich zu seinen Lebzeiten noch die Söhne durch).
Bereits in den 1920er Jahren wurde die damalige Adam Opel AG an den US-amerikanischen Automobilkonzern General Motors verkauft. Von 1931 bis 2017 war GM Alleineigentümer. Seit August 2017 gehört Opel zum Konzern Stellantis.
Rüsselsheim war, auch dank Opel, noch bis in die 1970er Jahre eine reiche Stadt. 1978 waren unter den insgesamt 50.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen 42.000 „Opelaner“; die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt stammten fast ausschließlich vom Automobilkonzern. Als Folge der Ölkrise und durch die später von General Motors beschlossene Beschränkung des ursprünglich weltweiten Absatzmarktes der Opel-Fahrzeuge auf Europa schrumpften Nachfrage und Produktion bei gleichzeitigen Überkapazitäten. Im Jahr 2009 standen wegen der schlechten Finanzlage die Abtrennung der Opel-Tochter vom General-Motors-Konzern und die Übernahme von Anteilen durch andere Investoren zur Diskussion. Opel bot 2016 am Standort Rüsselsheim noch 14.000 Arbeitsplätze, darunter rund 7.400 im Internationalen Technischen Entwicklungszentrum (ITEZ).[51]
Ein Großteil der Rüsselsheimer Einwohner ist außerhalb des Automobilkonzerns tätig, vielfach am Flughafen Frankfurt Main. Als Gewerbesteuerzahler spielt Opel seit vielen Jahren keine Rolle mehr. Infolgedessen bekam die Stadt große Probleme mit einer dauernd ansteigenden Verschuldung.
Die deutsche Zentrale des amerikanischen EDV-Dienstleisters und Outsourcing-Unternehmens EDS befand sich in Rüsselsheim, sie wurde im März 2008 von der Firma Hewlett-Packard gekauft. Im Januar 2013 arbeiteten dort ca. 1.200 Menschen. Hewlett-Packard hat den Standort Rüsselsheim Ende Januar 2014 geschlossen.
Seit 2003 befindet sich die Hyundai Motor Europe Technical Center GmbH des koreanischen Automobilherstellers Hyundai/KIA im Gewerbegebiet Blauer See. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung europäischer Fahrzeugtechnologie für die Marken Hyundai und KIA. Die Entwicklungsschwerpunkte liegen auf Dieselaggregaten, Fahrwerk und Bremsen, Kunststoffteilen sowie aktiven Sicherheitssystemen in Kraftfahrzeugen. Daneben befindet sich seit 2008 das europäische Designcenter für die Marke Hyundai in Rüsselsheim.[52]
Seit April 2011 sitzt der deutsche Importeur von Mitsubishi-Fahrzeugen wieder in Rüsselsheim, diesmal mit rund 120 Beschäftigten im Industriegebiet Hasengrund. Der Umzug nach Rüsselsheim bedeutete für Mitsubishi Motors Deutschland einen Weg zurück zu den Wurzeln der Unternehmensgeschichte in Deutschland. Nicht weit vom jetzigen Standort begann im Jahr 1977 in Rüsselsheim die Auslieferung der ersten Fahrzeuge. Ende 2017 erfolgte der Umzug nach Friedberg. Dies betraf 90 Beschäftigte in Rüsselsheim.
Der deutsche Importeur von Chevrolet-Fahrzeugen hat seit Juli 2007 seinen Sitz im Industriegebiet Hasengrund in Rüsselsheim. Der Umzug von Bremen nach Rüsselsheim bedeutete für Chevrolet Deutschland weitere Synergien innerhalb der Mehrmarkenstrategie des General-Motors-Konzerns, durch die Nähe zu Opel.
Es existieren zwei Tageszeitungen: Das Rüsselsheimer Echo und die Main-Spitze. Beides sind Kopfblätter die schon seit Jahren im Besitz auswärtiger größerer Zeitungsverlage sind und in Rüsselsheim lediglich kleine Lokalredaktionen unterhalten. Das Rüsselsheimer Echo gehört zur Gruppe Medienhaus Südhessen, die Main-Spitze zur Verlagsgruppe Rhein-Main. Im Mai 2009 war der erste Spatenstich für das neue, gemeinsame Druckzentrum der Verlage. Es entstand im Gewerbepark Blauer See.[53][54]
Außerdem erscheinen einmal in der Woche die beiden Anzeigenblätter „Rüsselsheimer Wochenblatt“ und „SÜWO“.
Hinzu kommt ein kommunales Radio, Radio Rüsselsheim, welches im Stadtgebiet unter UKW 90,9 zu empfangen ist.
Das GPR Gesundheits- und Pflegezentrum Rüsselsheim ist eine am 1. Januar 2004 gegründete gemeinnützige GmbH mit dem Ziel einer umfassenden und sektorenübergreifenden Versorgung. Als wichtigste Gesellschaftsbereiche sind zu nennen:
Kliniken und Institute im GPR Klinikum
Die Freiwillige Feuerwehr Rüsselsheim hat knapp 300 ehrenamtliche Einsatzmitglieder und teilt sich in vier Abteilungen auf, die ihren Sitz in Rüsselsheim-Stadt, Rüsselsheim-Königstädten, Rüsselsheim-Haßloch und Rüsselsheim-Bauschheim haben. Die Freiwillige Feuerwehr wird zur Sicherstellung der Tagesalarmfähigkeit und der Einhaltung der Hilfsfrist durch gut 30 hauptamtliche Kräfte unterstützt.[55] In Bauschheim wurde 2010 ein Neubau des Feuerwehrhauses für projektierte zwei Millionen Euro errichtet. Der Entwurf stammt vom Mainzer Architekten Julian Andreas Schoyerer. Die Ausrückebereiche der Freiwilligen Feuerwehr Rüsselsheim gliedern sich in das Stadtgebiet selber, die Bundesautobahn, die Bundeswasserstraße Main, die Verkehrsanlagen Deutsche Bahn AG (Bahnstrecken Mainz – Frankfurt und Mainz – Darmstadt) und auf Anforderung den Bereich der Werkfeuerwehren Adam Opel AG und Flughafen Frankfurt.
Die Kindertagesstätten Stadt Rüsselsheim bietet Betreuung für Kinder und Jugendliche an. Für die Jüngsten stehen 20 städtische Kindertagesstätten zur Verfügung. Die Erziehenden können dabei wählen, ob sie ihr Kind nur vormittags, vormittags mit Mittagessen oder ganztags betreuen lassen möchten. Sechs konfessionelle oder freie Kitas runden das Angebot in Rüsselsheim ab.
Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene mit körperlichen und/oder psychischen Problemen werden seitens des SPV (Abkürzung für Sozialpsychiatrischer Verein Kreis Groß-Gerau e. V.) umfangreiche Hilfestellungen zur praktischen Lebensgestaltung angeboten. Diese reichen von einfachen Gesprächsangeboten hinsichtlich der möglichen Freizeitgestaltung bis hin zu konkreten Tipps zur Haushaltsführung. Auch die Übernahme einfacher Arbeiten (z. B. Kochen und verschiedene Reinigungsarbeiten) gehören dazu.
Die Stadt Rüsselsheim ist Schulträger. An allen Rüsselsheimer Grundschulen gibt es die Möglichkeit, Kinder vor oder nach dem Unterricht zu betreuen.
Für Bildung von Kindern und Jugendlichen stehen 19 Schulen mit allen Schulabschlüssen und verschiedensten Betreuungsformen in Rüsselsheim zur Verfügung. Die Stadt selbst ist Schulträger für 17 Schulen, zwei weitere Schulen vor Ort sind in Trägerschaft des Kreises Groß-Gerau. Zum Schulangebot zählen auch drei Gymnasien, die Immanuel-Kant-Schule, die Max-Planck-Schule und das Neue Gymnasium. Dieses wird allerdings vom Kreis Groß-Gerau als Träger betrieben. Die Werner-Heisenberg-Schule vereinigt berufliche Bildung, berufliche Weiterbildung, Fachoberschule (Fachhochschulzugang) und berufliches Gymnasium unter einem Dach.
Um den Schülern möglichst optimale Chancen für ihre Zukunft zu bieten, befindet sich die Stadt Rüsselsheim mit dem Land Hessen, dem Schulträger Kreis Groß-Gerau und der Stadt Kelsterbach im Pilotversuch „Schule gemeinsam verbessern“. Ziele des 2002 gestarteten Projektes sind die Steigerung der Qualität schulischer Leistungen und die Stärkung der Eigenverantwortung der Schulen.
Außerdem ist Rüsselsheim bereits 2001 der Medieninitiative „Schule@Zukunft“ beigetreten und stellt mit dem Projekt „Öffnung von Schule“ Kontakte zwischen Schulen sowie außerschulischen Kooperationspartnern her.
Die Hochschule RheinMain (früher FH Wiesbaden) hat in Rüsselsheim einen von zwei Standorten. Hier ist der „Campus Am Brückweg“ mit dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften angesiedelt. Insgesamt studieren hier derzeit 3.707 Studenten (Stand November 2016) in den folgenden Studienbereichen:
Im Jahr 1980 wurde vom damaligen Oberbürgermeister Karl-Heinz Storsberg ein Gedächtnisweinberg an der Frankfurter Straße eingeweiht. Er dient dem Gedenken an die Ersterwähnung der Rebsorte Riesling 1435 in einem Weinberg südlich der Burg mit einer Neuanpflanzung durch den Rheingauer Weinbauverband. Ein Mitglied der Rüsselsheimer Winzerfreunde, das Weingut Künstler, kultiviert dort bis heute Rüsselsheimer Riesling. Der historische Eintrag befindet sich in den Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, einer mehr als 6000 Urkunden umfassenden Sammlung des Wiesbadener Staatsarchivars Karl E. Demandt, der sie in 20-jähriger Archivarbeit übersetzte und ordnete.
Das Stadttheater Rüsselsheim bietet im großen Saal 865 Sitzplätze auf Parkett und Rang. Das Programm des Theaters umfasst die Sparten Schauspiel, Konzert, Oper, Operette, Musical, Ballett und Tanz. Als Theater ohne eigenes Ensemble ist es ein reines Gastspielhaus. Architektonisch fällt es durch seine zwei Ellipsen auf, die sich im oberen Drittel schneiden. Es ist ein markantes Gebäude mit großem Einfluss auf das Stadtbild. Links neben dem Stadttheater befindet sich die Rüsselsheimer Stadtbücherei. Jedes Jahr im Juni finden die Rüsselsheimer Filmtage im Theater statt. Es ist das einzige deutsche Filmfestival, das sich dem Genre des satirischen Kurzfilmes widmet.
Das Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim wurde aufgrund der Ausstellungskonzeption, die erstmals Technik-, Industrie- und Sozialgeschichte miteinander verband, 1979 mit dem Museumspreis des Europarates als Modell-Museum ausgezeichnet und als „gegenwärtig eines der bedeutendsten und einflussreichsten Museen Europas“ bezeichnet. Die Ausstellung in der Festung Rüsselsheim informiert insbesondere über die Entwicklung von Arbeitstechniken und Arbeitsverhältnissen von der Vorgeschichte bis in die Gegenwart.
Eine weitere kulturelle Wirkungsstätte ist das Rüsselsheimer Kulturzentrum Das Rind. Neben dem gastronomischen Teil gibt es dort Partys (Abschuss oder Loveland) und auch Konzertveranstaltungen, wie die bekannte Jazzcafé Reihe im Rahmen der Jazz-Fabrik Rüsselsheim.
Die restaurierten Opelvillen der Firmengründer am Mainufer, eine Verbindung von Denkmalschutz und moderner Architektur, bieten Raum für Ausstellungen (vor allem Malerei und Fotografie) und Veranstaltungen. Hier ist heute die Stiftung Opelvillen beheimatet. Das erklärte Ziel der Stiftung ist die Darstellung der Gegenwartskunst, welche im Zentrum der Ausstellungstätigkeit stehen soll. Stiftungsvorstand und Kuratorin ist die Frankfurter Kunsthistorikerin Dr. Beate Kemfert, unter deren Führung sich die Opel-Villen zu einem etablierten Ausstellungshaus in der Region entwickelt haben. Getragen werden die Opel-Villen auch von der Rüsselsheimer Bürgerschaft. Der Freundeskreis hat mittlerweile über 160 Mitglieder.
Seit 1986 wird vom Magistrat der Stadt alle zwei Jahre der Kulturpreis der Stadt Rüsselsheim vergeben, mit dem jeweils auf Vorschlag einer Jury „herausragende Leistungen und bedeutende kulturelle Initiativen, insbesondere auf den Gebieten der Heimatpflege, der Literatur, der Musik oder der bildenden Künste“ ausgezeichnet werden. Daneben wird ein Förderpreis in Form eines Förderstipendiums an junge Künstler vergeben.
Künstler
Politiker
Sportler
Wirtschaft und Wissenschaft
Journalisten und Schriftsteller
Künstler
Politiker
Sportler
Theologen
Wissenschaftler
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