Ober-Schmitten liegt in der nördlichen Wetterau am Rande des Vogelsberges zu beiden Seiten der Nidda. Der höchste Punkt der Gemarkung erreicht am bewaldeten Nordhang des Friedrichsberges 300 Meter.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Ober-Schmitten im Kopialbuch des Klosters Hirzenhain im Jahre 1449 als „Oberste und unterste Waltsmytte“.[3] Dort finden sich aber bereits Lagehinweise vom 1. Oktober 1441: „Wiesen gelegen zuschen den tzwen smytten“ und vom 22. März 1442: „Wiesen ... gelegen zuschen den tzweyn waltsmitten.“[4]
Die Geschichte Ober-Schmittens ist seit jeher eng mit der Eisengewinnung und der Papierherstellung verbunden. Als Gründer kommen die Waldschmieden in Betracht, die im Niddatal in primitiver Arbeitsweise den Vogelsberger Brauneisenstein zu Erz verhütteten.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Ober-Schmitten:
„Oberschmitten (L. Bez. Nidda) evangel, Filialdorf; liegt an der Nidda, in einem Hain von Obstbäumen, 1 St. von der Stadt Nidda, hat 78 Häuser und 423 Einwohner, die außer 5 Katholiken evangelisch sind. Man findet 36 Bauern, die aber zum Theil noch andere Gewerbe treiben, 20 Taglöhner, so wie eine Papiermühle, die eine der bedeutendsten ist, gute Papier Sorten liefert, und einen starken Absatz hat.“[5]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten am 1. Dezember 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach bei Nidda, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen und die Stadt Nidda zur neuen Stadt Nidda.[6][7] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt Nidda wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Ober-Schmitten lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]
Vor 1450: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Ziegenhain, Amt Nidda
1450–1495: Erbstreit zwischen der Landgrafschaft Hessen und den Grafen von Hohenlohe
ab 1450: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Nidda[11]
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Nidda[12]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt,Oberfürstentum Hessen, Amt Nidda, Gericht Nidda[13]
1787: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Nidda und Lißberg[14]
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ober-Schmitten 867 Einwohner. Darunter waren 24 (2,8%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 129 Einwohner unter 18 Jahren, 342 waren zwischen 18 und 49, 189 zwischen 50 und 64 und 204 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 387 Haushalten. Davon 120 Singlehaushalte, 135 Paare ohne Kinder und 102 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 96 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 249 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[20]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Nidda[24][2]; Zensus 2011[20]
Historische Religionszugehörigkeit
•1829:
418 evangelische (= 98,82%) und 5 katholische (= 1,18%) Einwohner[5]
•1961:
853 evangelische (= 81,94%) und 179 katholische (= 17,20%) Einwohner[1]
Politik
Ortsvorsteher
Ortsvorsteher ist Andreas Prasse (Stand Februar 2021).
Wappen
Am 28. Januar 1966 wurde der Gemeinde Ober-Schmitten im damaligen Landkreis Büdingen ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In goldenem Schildhaupt eine linksgewendete rote Schmiedezange, einen roten Nagel fassend, darunter im schwarzen Schild drei silberne Schriftrollen (2:1).[25]
Bedeutung: Die Farben Schwarz und Gold stehen für die frühere Zugehörigkeit zur Grafschaft Nidda unter dem Haus Ziegenhain. Zange und Nagel sowie die drei Schriftrollen weisen auf die traditionelle Eisengewinnung und die Papierherstellung hin.
Kulturdenkmäler
Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Ober-Schmitten
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Ober-Schmitten liegt an der Bundesstraße 455.
Unternehmen
Glatfelter Ober-Schmitten
Kopafilm Elektrofolien
Hera Papierverarbeitung
Moufang KG
Bildung
Die Josef-Moufang-Schule war nach dem Krieg der erste Schulneubau im Landkreis Büdingen und wurde im Jahr 1951 eingeweiht. Schon damals erhielt sie den Namen von Josef Moufang, der in Ober-Schmitten eine Papierfabrik betrieb und einen erklecklichen Geldbeitrag für den Neubau der Schule spendete. Diese Schule läutete auch das Ende der alten zweiklassigen Schule ein, in der die Klassen 1 bis 4 und 5 bis 8 in zwei Räumen unterrichtet wurden. Bis in die 1960er Jahre wurden dann die Klassen 1+2, 3+4, 5–8 jeweils gemeinsam unterrichtet. Die Kinder ab Klasse 5 wurden hier seit etwa 1970 nicht mehr beschult. Mit der neuen Schule konnte dann jede Klasse der Grundschule einen eigenen Raum beziehen.
Der Schulbau war notwendig geworden durch die bedeutende Bevölkerungszunahme nach dem Krieg. Ober-Schmitten wuchs durch Flüchtlinge und Vertriebene von 600 Einwohnern auf rund 1100. In der alten Schule wurden nach 1951 Wohnungen eingerichtet, 1970 wurde das Gebäude abgerissen.
Sportanlagen
Zwei Sportplätze des VfB 1920 Ober-Schmitten e.V.
Zwei Tennisplätze des Tennisclubs Ober-Schmitten
Literatur
Yvonne Taddeo: Die Stadtteile der Großgemeinde Nidda. Humorvolles - Geschichtliches - Dorfporträts. Wort im Bild, [Altenstadt] / Ortenberg 2020, ISBN 978-3-88654-792-0, S. 80–87.
Nidda in Zahlen. In: Webauftritt der Stadt Nidda, abgerufen im Mai 2020.
Georg Wilhelm Justin Wagner: Die Wüstungen im Großherzogtum Hessen. Mit einem ergänzenden Anhang von F. Knöpp (Vol. 1–3). Darmstadt 1854–1865. S. 213.
K. Th. Christian Müller, Aschaffenburger Kopialbuch des Klosters Hirzenhain. In: AHG NF 11, 1916, S. 324–472, S. 347 f, Nr. 94 und 99.
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.224 (Online bei google books).
Zusammenschluß der Stadt Nidda und der Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen im Landkreis Büdingen zur neuen Stadt „Nidda“ vom 24.November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.49, S.2290, Punkt 2281 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 6,3MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.351.
Hauptsatzung.(PDF;101kB)§5.In:Webauftritt.Stadt Nidda,abgerufen im März 2021.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.12ff. (google books).
Martin Röhling:Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S.75,115.
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13ff., §26 Punkt d) IX. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.9 (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.421 (online bei Google Books).
Georg W. Wagner:Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.181ff. (online bei Google Books).
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1.April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 11,2MB]).
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Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.14 (Online bei google books).
Nidda in Zahlen.In:Webauftritt.Stadt Nidda,archiviertvomOriginalam4.Oktober 2011;abgerufen im November 2011.
Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Ober-Schmitten, Landkreis Büdingen, Regierungsbezirk Darmstadt vom 28.Januar 1966. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1966 Nr.7, S.218, Punkt 128 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 5,6MB]).
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