Niederorke ist ein kleiner Ortsteil der Gemeinde Vöhl im Landkreis Waldeck-Frankenberg, der direkt an der Orke, unmittelbar unterhalb deren Austretens aus der Örkschen Schweiz (Waldeckischen Schweiz) liegt.
Die älteste erhaltene Erwähnung findet sich aus dem Jahr 1383 unter dem Namen Orkin im Klosterarchiv des Klosters Haina. Ein Niederorke (Niederorken) wurde erst 1587 erwähnt.[2] Durch das Orketal verlief ein alter Handelsweg (Frankfurt – Hamburg). In Niederorke befand sich eine Zollstation, die die Landgrafschaft Hessen-Kassel von Landgrafschaft Hessen-Darmstadt trennte. Die Landgrafschaft Hessen Darmstadt, zu der Niederorke gehörte, wurde 1806 von Napoleon zum „Großherzogtum Hessen“ erhoben. Innerhalb dessen gehörte der Ort zur Provinz Oberhessen. Nach Auflösung der Ämter im Großherzogtum 1821 gehörte das Dorf zum Landratsbezirk Vöhl und zum Bezirk des Landgerichts Vöhl. Der Ort gehörte zu den Landesteilen, die das Großherzogtum nach dem verlorenen Krieg von 1866 mit dem Friedensvertrag vom 3. September 1866 an Preußen abtreten musste. Dort wurde es dem Landkreis Frankenberg und dem Amtsgericht Vöhl zugeordnet.[2]
Am 31. Dezember 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständigen Gemeinden Niederorke, Buchenberg, Ederbringhausen, Harbshausen, Kirchlotheim, Oberorke und Schmittlotheim freiwillig zur neuen Gemeinde Hessenstein.[3] Am 1. Januar 1974 wurde wiederum die Gemeinde Hessenstein kraft Landesgesetz mit Ittertal (bestehend aus den ehemaligen Gemeinden Dorfitter, Herzhausen und Thalitter), Marienhagen, Obernburg und Vöhl zur neuen Großgemeinde Vöhl zusammengeschlossen.[4][3] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Vöhl wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Territorien, in denen Niederorke, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][6][7]
vor 1356: Heiliges Römisches Reich, Herrschaft Itter
1356–1590: Heiliges Römisches Reich, Landesherrschaft strittig zwischen Landgrafschaft Hessen, Kurmainz und Grafschaft Waldeck, Herrschaft Itter
ab 1587: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft Itter
1604–1648: strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)[8]
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Herrschaft Itter
ab 1627: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Herrschaft Itter[9][10]
ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter[12]
ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg[10]
ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
ab 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Frankenberg
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Bevölkerung
Niederorke liegt an der Sprachgrenze zwischen Franken und Sachsen. Das macht sich in der plattdeutschen Sprache der Niederorker bemerkbar. In Oberorke, nur einen Kilometer entfernt, wird ein ganz anderer Dialekt gesprochen.
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niederorke 114 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 18 Einwohner unter 18 Jahren, 36 waren zwischen 18 und 49, 36 zwischen 50 und 84 und 24 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 51 Haushalten. Davon waren 12 Singlehaushalte, 18 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 30 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[13]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: Gemeinde Vöhl[1]; Zensus 2011[13]
Historische Religionszugehörigkeit
Im Jahr 1885 gehörten alle 130 Einwohnern der evangelischen Konfession an. 1961 wurden 100 evangelische (93,5%) und sieben katholische (6,6%) Christen gezählt.[2]
Persönlichkeiten
Daniel Prinz (1770–1838), Gastwirt in Niederorke und Landtagsabgeordneter
George Prinz (1804–1893), Bürgermeister in Niederorke und Landtagsabgeordneter
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.390–391.
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4.Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr.25, S.359, §6 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 2,3MB]).
Hauptsatzung.(PDF;22kB)§5.In:Webauftritt.Gemeinde Vöhl,abgerufen im Oktober 2020.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.12ff. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.8 (Online bei google books).
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13, §26 1648:Punkt c (google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.420 (online bei Google Books).
Georg Wilhelm Justin Wagner:Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC312528126, S.191 (Online bei google books).
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