Niedergründau ist ein Ortsteil der Gemeinde Gründau im hessischen Main-Kinzig-Kreis.
Niedergründau Gemeinde Gründau 50.2108333333339.1077777777778149 | |
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Höhe: | 149 (133–174) m ü. NHN |
Fläche: | 7,18 km²[1] |
Einwohner: | 1749 (30. Jun. 2017)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 244 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 63584 |
Vorwahl: | 06058 |
![]() Bergkirche |
Der Ort liegt im Büdingen-Meerholzer Hügelland an der Gründau, die im Norden von Niedergründau in Richtung Langenselbold fließt. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 906, am nördlichen Ortsrand führt die Landesstraße 3271 vorbei. Im Süden grenzt Niedergründau direkt an Rothenbergen. Die Gemarkung des Ortsteils umfasst 715 ha (1949 waren davon 277 ha Ackerland).
Erstmals wurde der Ort im Jahre 1217 als Grinda urkundlich erwähnt anlässlich eines Streits über das Patronatsrecht der Kirche.[3]
Zu Beginn der Neuzeit kam es in ganz Europa zu Hexenverfolgungen, in Niedergründau in einer ersten Phase zwischen 1591–1606. Belegt sind die Hexenprozesse gegen Margaretha Weigel (Witwe von Kuntz Henkell), die 1595 zum Tode verurteilt wurde, und der gegen Martha Schlegell und ihre Tochter Lena Schlegell wegen bewiesener Zauberei (auf Grund eines Geständnisses!). Die beiden mussten ein Jahr lang im Hexenturm von Büdingen verbringen. Nach einer Klage beim gräflichen Hofgericht kamen sie frei, die Gemeinde Niedergründau wurde zu 1000 fl. (Gulden) Schadenersatz verurteilt. Der Volkszorn sei aber so groß gewesen, dass Henn Schlegell flüchten musste und die beiden Frauen 1597 doch als Hexen verbrannt worden seien.[4] Allein 1596 fanden weitere drei Frauen, 1597 acht Frauen aus dem Gericht Gründau auf der Richtstätte (dem Herzberg in Lieblos) den Tod, 52 wurden gebrandmarkt. Eine weitere Phase folgte in den Pestjahren 1632–1635 (im Dreißigjährigen Krieg), wo in ganz Deutschland die Pest wütete (im Einzelnen siehe auch, den aufklärerischen Hexentheoretiker Friedrich Spee in seiner Schrift Cautio Criminalis). In dieser Zeit wurden u. A. Jost Pleins Frau am 7. März 1633 durch Feuer und Christine Weigel, Fischers Frau, am 26. Oktober 1633 durch das Schwert wegen bewiesener Zauberei (auf Grund eines Geständnisses!) hingerichtet. Die nicht namentlich in den Urkunden als Hexen Benannten (nur die Anzahl ist mitgeteilt worden), sei so hoch, dass es sich um die Mehrheit aller Frauen im Gericht Gründau gehandelt haben müsse[5].
Ab 1920 gab es in dem Ort elektrisches Licht; die Versorgung mit elektrischer Energie erfolgte von der Kinzigmühle in Lieblos aus (Wasserkraft).
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen kam am 31. Dezember 1971 der bis dahin selbstständige Ort zur Gemeinde Gründau.[7]
Niedergründau: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2017 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 663 | |||
1840 | 683 | |||
1846 | 753 | |||
1852 | 737 | |||
1858 | 659 | |||
1864 | 576 | |||
1871 | 567 | |||
1875 | 557 | |||
1885 | 574 | |||
1895 | 603 | |||
1905 | 653 | |||
1910 | 687 | |||
1925 | 768 | |||
1939 | 822 | |||
1946 | 1.074 | |||
1950 | 1.078 | |||
1956 | 1.123 | |||
1961 | 1.145 | |||
1967 | 1.331 | |||
1970 | 1.339 | |||
2008 | 1.785 | |||
2014 | 1.749 | |||
2017 | 1.749 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [8]; Gemeinde Gründau |
Quelle: Historisches Ortslexikon[8]
• 1885: | 563 evangelische (= 98,08 %), 7 katholische (= 1,22 %), 4 jüdische (= 0,70 %) Einwohner |
• 1961: | 958 evangelische (= 83,67 %), 176 katholische (= 15,37 %) Einwohner |
Am 17. August 1967 wurde der Gemeinde Niedergründau im damaligen Landkreis Gelnhausen, Regierungsbezirk Wiesbaden, ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen:
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Blasonierung: „Im gespaltenen Schild vorn in Rot ein silberner Schlüssel, hinten in Silber am Spalt ein halber rotbewehrter schwarzer Adler“[9] |
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt den Reichsadler des Heiligen Römischen Reiches in Verbindung mit dem Schlüssel des heiligen Petrus. Der Schlüssel weist auf die alte Bergkirche bei Niedergründau hin, die einen großen Pfarrsprengel (Bezirk) umfasst und dem heiligen Petrus geweiht war. Der Reichsadler erinnert daran, dass Niedergründau im Mittelalter Mittelpunkt eines Reichsgerichts war und der König hier einen Hof und weiteren Grundbesitz hatte. |