Kölzenhain ist der nach Einwohnerzahl kleinste Ortsteil der Stadt Ulrichstein im mittelhessischen Vogelsbergkreis. Das Dorf liegt südwestlich des Kernorts Ulrichstein im Vogelsberg am Streitbach.
Das Dorf wurde zwischen 900 und 1100 gegründet. Der Ortsname bedeutet „zum Gehege oder Gehölze des Cholihhizo“ gehörend.[3] Weitere bekannte Erwähnungen mit den damaligen Schreibweisen waren:[1]
Das Gericht Bobenhausen gehörte im Spätmittelalter den Grafen von Isenburg in Büdingen. Am 26. April 1353 wurde Clos von Sazzen von Heinrich von Isenburg mit dem Zehnten in diesem Gericht belehnt. Dieses Gericht bestand aus den Orten Bobinhusen, Obernsyfride, Hebirsdorf, Sellinrode, Wonefelde, Lyenscheit, Langenwasser aben u. nydere, Pedirsschein, Kultinheyn, Felkukin, Selginstatt und Fulkenandischeyn.[6]
Nach einer Urkunde vom 16. Juli 1365 besaßen die Familie von Sassen und Mengos Guldin von Amene den Zehnten und den Kirchensatz im Gericht Bobenhausen in Ganerbschaft.[7]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Kölzenhain:
„Kölzenhain (L. Bez. Schotten) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg 2 St. von Schotten, hat 54 Häuser und 262 Einwohner, die alle evangelisch sind. Der Ort hat 1 Kirche, 1 Mahlmühle und 1 Hof, der Petershainer Hof genannt.“[8]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde der Ort am 31. Dezember 1971 in die Stadt Ulrichstein eingemeindet.[9]
Ein Ortsbezirk nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet.
Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Kölzenhain lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][10][11]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Ulrichstein
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Amt Ulrichstein (Söhne der Margarethe von der Saale)[12]
ab 1570: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Ulrichstein, Gericht Bobenhausen
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Ulrichstein, Gericht Bobenhausen[13]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Kölzenhain das Amt Ulrichstein zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. Kölzenhain fiel in den Gerichtsbezirk des Landgerichts Schotten. Durch Verfügung des Großherzoglich Hessischen Ministerium des Innern und der Justiz wurde am 1. Dezember 1838 Kölzenhain an den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Ulrichstein abgetreten.[19]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Ulrichstein“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[20]
1943 verlor das Amtsgericht Ulrichstein seine Selbständigkeit und wurde zur Zweigstelle des Amtsgerichts Schotten.[21] Mit Wirkung zum 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Schotten und Kölzenhain kam zum Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Lauterbach.[22]
Am 1. Januar 2005 wurde das Amtsgericht Lauterbach als Vollgericht aufgehoben[23] und zur Zweigstelle des Amtsgerichts Alsfeld.[24] Zum 1. Januar 2012 wurde auch diese Zweigstelle geschlossen.[25]
Historische Flächenstatistik
1854: 1295 Morgen, davon 821 Äcker, 239 Wiesen, 22 Wald[26]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kölzenhain 168 Einwohner. Darunter waren 6 (3,6%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 21 Einwohner unter 18 Jahren, 66 zwischen 18 und 49, 42 zwischen 50 und 64 und 36 Einwohner waren älter.[27] Die Einwohner lebten in 69 Haushalten. Davon waren 15 Singlehaushalte, 30 Paare ohne Kinder und 21 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 16 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 46 Haushaltungen lebten keine Senioren.[27]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]
Die Kirche, eine Fachwerkkirche auf Feldsteinsockel, gilt als älteste in Oberhessen. Das Gotteshaus hat eine Grundfläche von 6,00 × 8,50 Meter. Es wurde schon im Jahre 1592 zum ersten Mal und 1858 zum zweiten Mal erweitert. Die letzte Sanierung wurde im Jahr 2009 durchgeführt.
Karl Weigand, Oberhessische Ortsnamen. In: Archiv für Hessische Geschichte und Alterthumskunde 7, 1853, S. 241–332, S. 310.
Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 988.
Becker, Salbücher des Kreises Alsfeld, S. 354.
Johann Philipp Kuchenbecker Analecta Hassiaca, Vol. I-XII. Marburg 1728-1742. Coll. VII, 106.
Heinrich Eduard Scriba, Hessische Regesten II, Nr. 1884, S. 146.
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.148 (Online bei google books).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.367.
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Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13ff., §24 Punkt d) VIII. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.9 (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.423 (online bei Google Books).
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Bekanntmachung, die Errichtung eines Landgerichts zu Ulrichstein betr. vom 31.Oktober 1938. In: Großherzogliches Ministeriums des Inneren und der Justiz (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1838 Nr.36, S.385 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 40,9MB]).
Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14.Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 17,8MB]).
Verfügung des Landgerichtspräsidenten in Gießen vom 16. Juni 1943 — 3200 — Betrifft: Errichtung der Zweigstelle Ulrichstein des Amtsgerichts Schotten
Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12.Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr.4, S.41–44, Artikel 1, Abs. 2 f) und Artikel 2, Abs. 3) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 298kB]).
Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (GVBl. I S. 507–508) vom 20.Dezember 2004. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2004 Nr.24, S.507–508 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,4MB]).
Vierte Verordnung zur Anpassung gerichtsorganisatorischer Regelungen. Art. 1 §4 Abs. 1 (GVBl. I S. 552) vom 29.Dezember 2004. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2004 Nr.25, S.552 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,2MB]).
Fünfte Verordnung zur Änderung der Gerichtlichen Zuständigkeitsverordnung Justiz. (Artikel 1, Abs. 2. aa)) vom 9.Dezember 2010. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2010 Nr.25, S.709f. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 148kB]). Bezieht sich auf die Verordnung über gerichtliche Zuständigkeiten im Bereich des Ministeriums der Justiz (Gerichtliche Zuständigkeitsverordnung Justiz) (GVBl. II 210-98) vom 26.Oktober 2008. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2008 Nr.17, S.822ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 116kB]).
Philipp Alexander Ferdinand Walther, Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. Darmstadt 1854, S. 460 f.
Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.122 (Online bei google books).
Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.18 (Online bei google books).
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