Rissen ist der westlichste Stadtteil Hamburgs, wenn man von der vor der Elbmündung gelegenen Insel Neuwerk absieht. Rissen liegt im Bezirk Altona und gehört zu den Elbvororten.
Rissen grenzt im Westen an die Stadt Wedel sowie im Norden an die Gemeinde Appen und die Städte Schenefeld und Pinneberg, alle in Schleswig-Holstein. Benachbarte Hamburger Stadtteile sind Hamburg-Sülldorf im Osten und Hamburg-Blankenese im Südosten. Im Süden Rissens liegt die Unterelbe. Auf der Elbinsel Neßsand verläuft die Grenze zu Niedersachsen und der restliche Teil der Grenze zu Schleswig-Holstein (Neßsand ist damit der einzige begehbare Ort, an dem die Länder Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen aufeinandertreffen); jenseits dieser liegt die Gemeinde Jork. Rissen wird im Norden von der Wedeler Au durchflossen.
Der Stadtteil dehnt sich von Nord nach Süd ungefähr dreimal so lang aus wie in West-Ost-Richtung.
Rissen bedeutet in etwa „Häuser im Strauch- und Buschwerk“ oder „Häuser im Birkenwald“. Die Vegetation des früheren Moorgebietes bestand aus „Ried“ (= Schilfgras) und „Ries“ (= Strauch- und Buschwerk), die vermutlich für den Namen Pate standen. Die Endung „sen“ entspricht dem alten „husen“ des siebten bis neunten Jahrhunderts.
Rissen wurde erstmals am 29. April 1255 als „Risne“ urkundlich erwähnt.[1] Es gehörte jahrhundertelang zur schauenburgischen Grafschaft Holstein-Pinneberg und somit ab 1640 zum Herzogtum Holstein, das seit 1460 in Personalunion von den dänischen Königen regiert wurde. Somit fiel auch Rissen nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 an Österreich, wurde aber mit dem Ende des Österreichisch-Preußischen Krieges 1866 preußisch. Rissen wurde 1876 mit circa 300 Einwohnern selbstständige Gemeinde. Im Jahre 1927 (Groß-Altona-Gesetz) wurde Rissen mit mittlerweile circa 2.000 Einwohnern in die preußische Stadt Altona/Elbe eingemeindet und fiel mit dieser 1938 als Vorort an Hamburg.
Bis 1835 wurde durch die Kaufmannsfamilie Godeffroy 3.300 Morgen Land erworben und aufgeforstet. Dadurch verwandelte sich die Moor-, Heide- und Sandlandschaft langsam in einen Wald. Zu dieser Zeit waren in Rissen nur wenige Bauern ansässig. Nachdem es 1866 an Preußen gefallen war, wuchs die Einwohnerzahl stetig an. Um 1900 hatte es bereits circa 1.000 und um 1945 circa 6.000 Bewohner. Dies war 1953 ausschlaggebend für den Bau der Wohnviertel wie zum Beispiel des Mechelnbusches, wodurch die Bevölkerung erstmals auf circa 9.000 anwuchs. In den 1960er Jahren entstanden weitere Wohnsiedlungen wie der Niflandring und Nagelshof. Im Jahr 2005 betrug die Bevölkerungsdichte 863 Einwohner je km², was bedeutet, dass 2005 14.375 Menschen in Rissen lebten.
Charakteristisch für Rissen ist heute das Überwiegen einer offenen Einzelhausbebauung auf teilweise sehr großen, parkähnlichen Grundstücken; Geschosswohnungsbau (bis zu acht Stockwerken) ist lediglich am Niflandring, im Grete-Nevermann-Weg, dem Nagelshof und vereinzelt im Tinsdaler Heideweg sowie an der Wedeler Landstraße zu finden.
Rissen zählt zu den reichsten Stadtteilen Hamburgs. Das durchschnittliche Einkommen beträgt hier 65.855 Euro jährlich (2013) und ist somit fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt des gesamten Stadtgebiets Hamburgs.[6]
Direkt im Ort befindet sich die Kirche der ev.-luth. Johannes-Kirchengemeinde, welche seit dem 15. März 1936 ihre Mitglieder im Raalandsweg empfängt. Für die Junge Gemeinde Rissen wurde das Jugendcafé seit dem Jahre 1993 unter dem Namen T-House ein beliebter Treffpunkt des Stadtteils.
Die katholische Kirchengemeinde Maria Grün in Blankenese unterhielt ebenfalls am Raalandsweg eine Kapelle mit regelmäßigen Gottesdiensten, die allerdings 2005 abgerissen wurde. Gottesdienste finden nun unregelmäßig im ebenfalls dort befindlichen Wohnstift der Gemeinde statt.
Für die Wahl zur Bürgerschaft gehört Rissen zum Wahlkreis Blankenese. Bei den Bürgerschaftswahlen 2020 kam es in Rissen zu folgendem Ergebnis (Landesstimmen):[7]
SPD | Grüne1) | CDU | FDP | Linke2) | AfD | Übrige | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bürgerschaftswahl 2020 | 38,9 % | 23,1 % | 15,0 % | 08,2 % | 05,8 % | 04,5 % | 04,5 % |
Bürgerschaftswahl 2015 | 43,6 % | 10,6 % | 18,9 % | 13,7 % | 04,9 % | 05,9 % | 02,4 % |
Bürgerschaftswahl 2011 | 44,5 % | 08,5 % | 25,7 % | 13,3 % | 03,2 % | – | 04,8 % |
Bürgerschaftswahl 2008 | 25,5 % | 08,5 % | 53,2 % | 07,4 % | 03,7 % | – | 01,7 % |
Bei Bezirksversammlungswahlen gehört der Stadtteil zum Wahlkreis Blankenese / Rissen / Sülldorf.
Für die Bundestagswahl gehört Rissen zum Wahlkreis Hamburg-Altona. Die Bundestagswahl 2017 führte zu folgendem Ergebnis:[8]
Der Leuchtturm Wittenbergen befindet sich direkt am rechten Elbufer gegenüber der Elbinsel Neßsand. Der Leuchtturm steht am unteren Elbhang in der Nähe des Falkensteiner Ufers und ist häufiges Ziel für einen Spaziergang am Elbstrand. Der Leuchtturm wurde 1899 in Betrieb genommen und ist auch heute noch das Wahrzeichen von Rissen. Das Bauwerk ist etwa 30 Meter hoch und dient zusammen mit dem Leuchtturm Tinsdal ausfahrenden Schiffen als Richtfeuer zur Ansteuerung der Fahrwassermitte aus dem Hamburger Hafen in Richtung Nordsee.
Zu den denkmalgeschützten Gebäuden des Stadtteils gehören die Johanneskirche in der Rissener Dorfstraße, die Siedlung Mechelnbusch aus den späten 1940er-Jahren sowie neun Privathäuser (siehe Liste der Kulturdenkmäler).
Die Volksspielbühne Rissen von 1955 e. V. führt jährlich drei bis vier Stücke auf, die bis auf das Weihnachtsmärchen für Kinder in niederdeutscher Sprache inszeniert werden. Spielort ist die Aula der Schule Iserbarg. Die Volksspielbühne hat eine Kinder- und eine Jugendgruppe. Zum Geburtstag von Rissen (750 Jahre) spielte das Theater ein Stück über die Geschichte des Dorfes.
In der Straße Am Rissener Bahnhof befand sich über 30 Jahre lang eine Diskothek, die unter den Namen Drop-In, El Greco und Concorde bekannt war.[9] Zuletzt firmierte sie lange Jahre unter dem Namen Bronx und zog wegen ihrer guten Erreichbarkeit Jugendliche aus den gesamten westlichen Stadtteilen an. Am 18. September 1999 wurde sie geschlossen, als Begründung wurden u. a. Lärmschutzgründe genannt[10]. Zuvor befand sich in dem um 1900 erbauten Gebäude der Rissener Hof. In den 1950er-Jahren gab es hier auch ein Kino namens Elektra beziehungsweise Rissen Lichtspiele, zuvor auch Rissener Lichtspiele. Es verfügte über 330 Plätze.[11]
Der Schöns Park ist ein kleines Waldstückchen, welches direkt hinter dem S-Bahnhof Rissen gelegen ist. Der Sven-Simon-Park befindet sich überwiegend im Gebiet des Stadtteils Blankenese und grenzt an das Naturschutzgebiet Wittenbergen.
Rissen gilt dank seiner Naturschutzgebiete als „Grüne Oase“ Hamburgs. Den nördlichen Teil Rissens bildet das Waldgebiet Klövensteen, es gibt dort ein Wildgehege und Moorflächen des Naturschutzgebietes Schnaakenmoor. Oberhalb des Geesthangs zur Elbe liegt die Tinsdaler Heide.
Ebenfalls an der Elbe gelegen befindet sich das Naturschutzgebiet Wittenbergen, welches aus Heidelandschaft sowie einem nicht mehr genutzten Krattwald und den Elbwiesen besteht.
Zu erwähnen ist noch das Landschaftsschutzgebiet Waldpark Marienhöhe, der im östlichen Teil Rissens gelegen ist und von der Sülldorfer Landstraße, dem Sülldorfer Brooksweg und der Rissener Landstraße begrenzt wird. In dem Gebiet befand sich vor der Renaturierung eine Kiesgrube, die von der Firma Dörner bis zum Ende der 1970er Jahre betrieben wurde und als Rissener Kiesgrube oder auch Rissener Kuhle bekannt ist.
Ortsansässig ist der Rissener Sportverein von 1949 e.V. (RSV). Der Verein bot von Beginn an mit sieben Sportarten mannigfaltige Möglichkeiten der sportlichen Betätigung. Heutzutage werden unter anderem folgende Sportarten angeboten: Fußball, Leichtathletik, Tennis und Hockey.
Der Golfplatz des Hamburger Golf-Club e.V. im Osten des Ortes gehörte über Jahre zu den besten in Europa. Der Hamburger Golf-Club e.V. war 1907 Gründungsmitglied des Deutschen Golf Verbandes.
Auch abseits des Theater oder Sports gibt es altersübergreifend für Rissener Einwohner allerlei Freizeitangebote. In der Rissener Kiesgrube befindet sich ein Freizeitpark für Kinder. Unweit dessen ist das Jugendzentrum Rissen ansässig. Die Arbeitsgemeinschaft Hamburger Pfadfinderverbände (PB Nordlicht) ist seit vielen Jahren in Rissen ansässig, genauso wie die Deutsche Waldjugend Landesverband Hamburg. Im Bürgerhaus des „Bürgerverein Rissen e. V.“ treffen sich u. a. die Briefmarkenfreunde oder Schachgruppen.
Die Bundesstraße 431 wurde im Bereich von Rissen bis November 1984 zu einer Kraftfahrstraße ausgebaut, die in einem tiefen Einschnitt den Stadtteil von West nach Ost durchschneidet, wobei sie den Rissener Ortskern nördlich umgeht. Das Teilstück der B 431, das eigentlich zur Sülldorfer Landstraße gehört, ist seitdem als Rissener Canyon bekannt. Dort verläuft auch die S-Bahnstrecke von Wedel (Schleswig-Holstein) nach Blankenese (Linie S1), die in Rissen seit 1883 einen Bahnhof hat. Dieser wurde im Einschnitt bis 1983 neu gebaut, woraufhin der alte Bahnhof für den Bau der Bundesstraße weichen musste.
Seit mehr als einem Jahrzehnt existieren Pläne, die westlich an den Canyon anschließende Wedeler Landstraße durch eine Verlängerung der Schnellstraße bis zur Stadtgrenze von dem starken Pendler- und Wirtschaftsverkehr zu entlasten. Diese Trasse soll über die Brünschenwiesen, die hier das Grenzgrün bilden, in das Wedeler Industriegebiet geführt werden; ihre Realisierung ist bisher aber an der fehlenden Finanzierung und am Widerstand aus Bevölkerung und Teilen der Kommunalpolitik gescheitert.
In der Wedeler Landstraße befindet sich die Hamburger Dienststelle der Bundesanstalt für Wasserbau.
Das Asklepios Westklinikum Hamburg, das frühere Allgemeine Krankenhaus Rissen (AKR), befindet sich in Nähe der S-Bahn-Linie. Es ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität und besitzt Abteilungen für Chirurgie, Innere Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 2001 gehört der Betrieb zum Unternehmensverbund der Asklepios Kliniken. Vorher war das Haus zuletzt als Deutsches Rotes Kreuz- und Freimaurer-Krankenhaus Hamburg-Rissen bekannt.
Rissen besitzt eine Freiwillige Feuerwehr, welche im Jahr 1893 gegründet wurde. Zudem existiert seit 2007 die Rettungswache Rissen, welche eine Außenstelle der Feuer- und Rettungswache Osdorf darstellt und ständig mit einem Rettungswagen besetzt ist.
Eine Polizeiwache liegt in der Mitte des Stadtteils. Es handelt sich um die Außenstelle Rissen des Polizeikommissariats 26 in Osdorf.
Die Stiftung Kinder-Hospiz Sternenbrücke betreibt an der Rüdigerau ein Kinderhospiz.
Es gibt vier Schulen in Rissen: das Gymnasium Rissen und die Stadtteilschule Rissen auf einem gemeinsamen Campus (Voßhagen) und die Grundschulen Iserbarg und Marschweg.
In dem Hamburger Stadtteil befindet sich auch ein unabhängiges Bildungs- und Forschungsinstitut mit dem Namen Haus Rissen. Dieses wurde im Jahr 1954 gegründet und bietet politische Bildung vor allem im Bereich Europa, Osteuropa, Sicherheitspolitik, internationale Beziehungen und Globalisierung an. Mit politischen und kulturellen Abendveranstaltungen leistet das Haus Rissen einen Beitrag zur Stadtteilkultur. Eduard Pestel war einer der Gründer des Club of Rome und Vorstand des Hauses Rissen.
Größter Arbeitgeber ist das Asklepios Westklinikum Hamburg GmbH. Weitere größere Arbeitgeber in Rissen mit etwa 20 bis 50 Beschäftigten sind das Alten- und Pflegeheim Haus Wittenbergen GmbH, die Interwega international – Gesellschaft für Debitorenmanagement mbH, die Gesellschaft für Politik und Wirtschaft e.V., die Haus Rissen Services GmbH sowie die Pony-Waldschänke. Im Stadtteil befinden sich außerdem ungefähr 110 Geschäfte und Läden, die überwiegend in dem gewachsenen örtlichen Zentrum längs der Wedeler Landstraße ansässig sind.
Bis 2017 hatte die Berendsohn AG ihre Firmenzentrale in Hamburg-Rissen. Nach über 30 Jahren wurde diese nach Hamburg-Bahrenfeld verlegt.[12] Berendsohn hat einen Umsatz von 75 Millionen Euro, beschäftigt etwa 150 Mitarbeiter und ist im europäischen Werbeartikel-Markt tätig.
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