Das Gemeindegebiet ist annähernd deckungsgleich mit dem „Hans-Jochen-Winkel“ bzw. „Hansjochenwinkel“, einer vor allem im 19. Jahrhundert populären Bezeichnung für den Landstrich in Grenzlage, wie Heinrich Christoph Steinhart bereits im Jahre 1802 schrieb.[4] Die Bezeichnung soll auf die vielen Männer mit den Vornamen „Hans-Jochen“ und „Hans-Joachim“ zurückzuführen sein, wie Jodocus Temme im Jahre 1839 meinte.[5] Nach anderen Angaben stammt der Begriff von der preußischen Königin Luise, die ihn um 1810 angesichts dreier Hans-Jochens aus der Region prägte,[6] wie Wilhelm Meyer-Markau aus Dähre 1882 in der Gartenlaube schrieb.[7] Die Forstbetriebsgemeinschaft mit Sitz in Dähre heißt bis heute „FBG Hans-Jochen-Winkel“.
Geschichte
Mittelalter
Im Jahre 1220 wurde ein Henricus Prepositus de Dore erwähnt. Bereits 1223 wurde die Propstei Dähre und die Andreaskirche[8] genannt als ecclesia in Dore, als der Bischof Yso von Verden einen Gütertausch zwischen der Propstei und Lippold von Dore genehmigte.[9]
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes erfolgte im Jahre 1308 als villa Doren, als der Kastellan Gottfried Knappe von Thünen dem Kloster Diesdorf Besitz verkaufte.[10]
Im Jahr 1362 überließ die Familie Buchmast (Bokmast) ihren Besitz in Dähre dem Kloster Diesdorf.
Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wurde der Ort als Dore aufgeführt und gehörte den von dem Knesebeck.[11] In Dähre befand sich ein Kaland. Nordöstlich des Dorfes befand sich an der Dumme eine Wassermühle.
Archäologie
Im Jahr 2004 wurde eine Grabung in Dähre durchgeführt, bei der 43 Gräber freigelegt wurden. Ein Grabungsbericht wurde bislang nicht veröffentlicht.[12] Als prominentester Fund gilt eine Wikingerfibel im Borre-/Jelling-Stil aus dem 9. Jahrhundert.[13]
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Bonese (am 5. Mai 2008), Dähre (am 5. Mai 2008) und Lagendorf (am 8. Mai 2008), dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Dähre vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2009 in Kraft.[19][20]
Das Gemeindegebiet vergrößerte sich dadurch von 29,59 km² auf 78,73 km².
Im Oktober 2015 wurde Michael Olms (CDU) zum Bürgermeister gewählt.[24] Im September 2016 wurde Olms zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf gewählt.[25] Die dadurch notwendig gewordene Neuwahl eines Bürgermeisters der Gemeinde gewann im Januar 2017 Bernd Hane.[26]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Glockenträger der Kirche
Die evangelische Kirche St. Andreas befindet sich an der Friedensstraße. Das Schiff der Kirche gehört zu den ältesten Kirchengebäuden der westlichen Altmark. Die Grabungen auf dem Kirchengelände aus dem Jahre 2004 lassen vermuten, dass es einen Vorgängerbau der heutigen Kirche spätestens im 12. Jahrhundert gegeben hat. 1903/04 erfolgten nach Plänen des damaligen Kreisbaurats Hugo Prejawa umfangreiche Erneuerungen, jedoch wurde der Turm der Kirche 1939 nach einem Einsturz abgerissen.[12][27] Der freistehende Glockenträger nördlich der Kirche stammt aus den 1950er Jahren.
→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale in Dähre
Religionen
Die Volkszählung in der Europäischen Union 2011 zeigte, dass von den 1541 Einwohnern der politischen Gemeinde Dähre rund 41% der evangelischen Kirche und rund 5% der römisch-katholischen Kirche angehörten.
Die evangelische Kirchengemeinde Dähre, die früher zur Pfarrei Dähre gehörte,[28] wird heute betreut vom Pfarrbereich Osterwohle-Dähre (mit Sitz in Dähre) im Kirchenkreis Salzwedel der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die katholische Kirche St Antonius von Padua befand sich an der Friedensstraße, hinter einem an der Straße gelegenen Wohnhaus. 1937 erwarb die katholische Kirche in Dähre ein Grundstück, zunächst fand der Gottesdienst in einem Zimmer des Wohnhauses statt. Anfang der 1950er Jahre wurde in der auf dem Grundstück befindlichen Scheune die Kirche eingerichtet. Von 1941 bis 1979 war Dähre Kuratie und hatte einen eigenen Geistlichen,[29] danach gehörte sie zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel. 2015 wurde die Kirche geschlossen und kam in Privatbesitz, danach fanden noch bis etwa 2018 katholische Gottesdienste im evangelischen Gemeinderaum statt. Heute gehören Katholiken in Dähre zur Pfarrei Salzwedel, nähergelegen sind jedoch die Kirchen St. Bonifatius (Bad Bodenteich) und Maria Königin (Wittingen).
Verkehr
Dähre lag an der Bahnstrecke Salzwedel–Diesdorf. Der SPNV wurde im Mai 1993 nach Diesdorf und im Dezember 1995 nach Salzwedel eingestellt. Zum 1. April 1997 folgte die Stilllegung.
Persönlichkeiten
Wilhelm Meyer-Markau (1853–1910), in Markau geborener Pädagoge und Schriftsteller
Literatur
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.434–441, doi:10.35998/9783830522355.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB578458357, OCLC614308966, S.135.
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.328, 34. Dähre oder Döhre (Online bei google books).
Ernst Block:Zur altmärkischen Dorf- und Kirchengeschichte. Die St. Andreas Kirche von Dähre. April 2002 (apenburg.de (Memento vom 10. Februar 2018 im Internet Archive)).
Matthias Friske:Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (=Bernd Janowski und Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S.115–127.
Königlicher Scherz. In: Altmark Zeitung, 25. Mai 2010; abgerufen am 11. Oktober 2015
Wilhelm Meyer-Markau: Nr. 49. Der Hansjochenwinkel. In: Die Gartenlaube (1882). Nr. 19. Leipzig: Ernst Keil, 1882, S. 313 (Wikisource)
Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 31, Teil 11, Die Zeit von der Potsdamer Konferenz bis zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1949. St. Benno Verlag, Leipzig 1989, S. 302.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band16. Berlin 1859, S.396 (Digitalisat).
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band16. Berlin 1859, S.410 (Digitalisat).
Johannes Schultze:Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (=Brandenburgische Landbücher. Band2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S.411 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
Matthias Friske:Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (=Bernd Janowski und Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S.115–127.
Wikingerfibel aus Dähre.In:verein-landesmuseum.com.Verein zur Förderung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) e. V.,2021,abgerufen am 9.Oktober 2021.
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.):Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1912, ZDB-ID3766-7, S.370.
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.):Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID3766-7, S.232.
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.):Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1939, ZDB-ID3766-7, S.7.
Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5.August 1950, ZDB-ID511105-5, S.274–281 (PDF).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.357,361,362.
Gebietsänderungsvertrag zur Bildung einer neuen Gemeinde Dähre aus den Gemeinden Bonese, Dähre und Lagendorf zum 01.01.2009 und der Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 24.06.2008. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. Jahrgang 15, Nr.7/2008. General-Anzeiger Salzwedel, Salzwedel 16.Juli 2008, S.119–122.
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.441, doi:10.35998/9783830522355.
Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf:Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6.Juni 2019.
Anke Pelczarski:Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 15.Januar 2022, DNB1047268213, S.17.
Thomas Hartwig:Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.89.
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Johannes Werner: Chronik der kath. Pfarrei St. Lorenz zu Salzwedel. Salzwedel 2002.
Städte, Flecken und Gemeinden im Altmarkkreis Salzwedel
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