Breitscheid ist eine Gemeinde im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.6833333333338.2462 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Lahn-Dill-Kreis | |
Höhe: | 462 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,71 km2 | |
Einwohner: | 4681 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 148 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35767 | |
Vorwahl: | 02777 | |
Kfz-Kennzeichen: | LDK, DIL, WZ | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 32 004 | |
LOCODE: | DE BTE | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausstraße 14 35767 Breitscheid | |
Website: | www.gemeinde-breitscheid.de | |
Bürgermeister: | Roland Lay (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Breitscheid im Lahn-Dill-Kreis | ||
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Breitscheid liegt in 266 bis 614 Meter Höhe am Osthang des Westerwaldes am Dreiländereck Hessen – Rheinland-Pfalz – Nordrhein-Westfalen.
Breitscheid grenzt im Norden an die Gemeinde Burbach (Kreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen), die Städte Haiger und Dillenburg, im Osten an die Stadt Herborn, im Süden an die Gemeinde Driedorf (alle im Lahn-Dill-Kreis) sowie im Westen an die Gemeinden Willingen und Liebenscheid (beide im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz).
Die Gemeinde besteht neben dem Hauptort Breitscheid aus den Ortsteilen Medenbach, Erdbach, Gusternhain und Rabenscheid.
Die älteste erhaltene Erwähnung von Breitscheid, als „Bedinscheit“, stammt von 1230. Der im Jahre 1309 erbaute Turm der Kirche ist bis heute erhalten. Ebenso befindet sich die erste Glocke aus dem Jahr 1450 noch an Ort und Stelle und wird gemeinsam mit der zweiten Glocke aus 1519 regelmäßig geläutet. Im Jahr 1536 wird mit der Berufung des Kaplans Jakob Ebersbach die Reformation in Breitscheid eingeführt.
Der überwiegend landwirtschaftlich geprägte Ort machte sich ab dem 18. Jahrhundert seine reichen Tonvorkommen zunutze, und so entstanden ab 1711 zahlreiche Häfnereien. Bereits 1706 wurde eine Zieglerei erstmals urkundlich erwähnt und in 1710 eine Pfeifenbäckerei. Braunkohlebergbau wurde ab 1748 betrieben, die Braunkohlengrube "Ludwigs Zuversicht" wurde 1832 westlich des Dorfes in Betrieb genommen.[2] Im Jahr 1880 hatte Breitscheid 650 Einwohner, davon lebte etwa ein Viertel vom Töpferhandwerk.[3] Mit dem Bau der Schamottefabrik 1899 brach in Breitscheid ein neues Zeitalter an: Viele vormals selbständige Häfner gaben ihr Handwerk auf und wurden Lohnarbeiter in der „Fabrik“. 1916 wurden in Breitscheid 948 und 1925 bereits 1091 Einwohner gezählt.[4]
Ende der 1930er Jahre errichtete die Wehrmacht einen Feldflugplatz oberhalb des Dorfes. Im Jahr 1939 erhielt Breitscheid endlich den lange ersehnten Bahnanschluss, nachdem die Bauarbeiten an der Bahnstrecke Haiger – Breitscheid in 1914 aufgrund des Ausbruches des Ersten Weltkrieges eingestellt worden waren.[5] Am 11. März 1945 warfen US-amerikanische Marauder-Flugzeuge 259 Bomben über dem Flugplatz ab, trafen diesen aber nicht, sondern kamen über dem östlichen Rand von Breitscheid auf und zerstörten zahlreiche Häuser. Ein weiterer Bombenteppich traf 11 Minuten später das Dorf Gusternhain und richtete dort große Schäden an.[6]
1956 fiel bei Breitscheid ein etwa 1,5 Kilogramm schwerer Meteorit, der zur Klasse H5 der Chondriten zählt. Der größte Teil befindet sich heute im Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz.[7]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schloss sich am 31. Dezember 1971 die Gemeinde Rabenscheid freiwillig der Gemeinde Breitscheid an,[8]
am 1. Januar 1977 wurden auch Erdbach, Gusternhain und Medenbach durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen eingemeindet.[9][10] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet.[11]
Die Kerngemeinde Breitscheid ist der geografische, wirtschaftliche, kulturelle und verwaltungsmäßige Mittelpunkt der Gesamtgemeinde. Mit seinen heute gut 2000 Einwohnern ist das alte Kirchdorf nicht nur der größte Ortsteil, sondern stellt mit seinen sternförmig in alle Himmelsrichtungen auseinander gehenden Straßen einen bedeutenden Verkehrsknotenpunkt des Westerwaldes dar.
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Breitscheid lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[12][13]
Breitscheid: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 521 | |||
1840 | 580 | |||
1846 | 598 | |||
1852 | 622 | |||
1858 | 620 | |||
1864 | 657 | |||
1871 | 674 | |||
1875 | 670 | |||
1885 | 741 | |||
1895 | 770 | |||
1905 | 872 | |||
1910 | 948 | |||
1925 | 1.091 | |||
1939 | 1.134 | |||
1946 | 1.550 | |||
1950 | 1.688 | |||
1956 | 1.631 | |||
1961 | 1.677 | |||
1967 | 1.671 | |||
1970 | 1.735 | |||
1972 | 2.077 | |||
1976 | 4.326 | |||
1984 | 4.447 | |||
1992 | 4.753 | |||
2000 | 5.000 | |||
2004 | 5.081 | |||
2010 | 5.110 | |||
2015 | 4.800 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [12]; 1972:[14]; 1976:[15]; 1984:[16]; 1992:[17]; 2000, 2015:[18]; 2004:[19]; nach 2000: Gemeinde Breitscheid Zahlen - Daten - Fakten (mehrere Werte aus Webarchiv) Ab 1972 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
Quelle: Historisches Ortslexikon[12]; Zensusdatenbank 2011[20]
• 1885: | 0728 evangelische (= 98,25 %), 1 katholischer, 11 Christen anderer Konfessionen (= 1,48 %) sowie ein Einwohner anderen Glaubens |
• 1961: | 1363 evangelische (= 81,28 %), 289 römisch-katholische (= 17,23 %) Einwohner |
• 2011: | 2496 evangelische (= 50,6 %), 434 römisch-katholische (= 8,8 %), 2006 sonstige / keine / ohne Angaben (= 40,6 %) Einwohner |
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[21] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[22][23][24]
Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2021 Insgesamt 23 Sitze
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Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | ||||||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 43,7 | 10 | 43,6 | 10 | 42,1 | 10 | 39,2 | 9 | 33,9 | 8 | |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 40,0 | 9 | 38,1 | 9 | 34,0 | 8 | 39,3 | 9 | 39,9 | 9 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 16,3 | 4 | 18,3 | 4 | 23,9 | 5 | 21,6 | 5 | 26,2 | 6 | |
Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | ||
Wahlbeteiligung in % | 49,0 | 46,9 | 42,0 | 40,2 | 44,8 |
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt.[25]
Seit 2001 ist Roland Lay Bürgermeister in Breitscheid.[25] Er wurde am 15. September 2019 mit 51,3 % der Stimmen wiedergewählt.[26]
Das Wappen wurde am 26. Februar 1988 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „Über einer verkürzten und eingebogenen goldenen Spitze, diese belegt mit einem rotbezungten blauen Löwenkopf und fünf blauen Schindeln, im blauen Feld vorne einen goldenen Topf, hinten schräggekreuzt einen goldenen Schlägel und einen goldenen Hammer.“[27]
Ein Teil der Tropfsteinhöhle Herbstlabyrinth wurde zur Schauhöhle ausgebaut und 2009 eröffnet. Im Karstgebiet Breitscheid-Erdbach gibt es außerdem eine Karstquelle, mehrere Dolinen und die Erdbacher Höhlen zu besichtigen, welche man auch über einen speziellen Karstlehrpfad erreichen kann.
In der Gemeinde Breitscheid gibt es viele Sportvereine, in denen man zum Beispiel Fußball, Tennis, Tischtennis oder Sportschießen betreiben kann. In der Kerngemeinde gibt es eine Sporthalle, in allen Ortsteilen Sportplätze. Im Sommer kann man auf dem Flugplatz Breitscheid Segel-, Motorflug- und Fallschirmsport sowie im Winter Skilanglauf betreiben.
Grillplätze und Freizeitanlagen sind in den Ortsteilen vorhanden. Die beiden Fernwanderwege Westerwaldsteig und Rothaarsteig verlaufen durch das Gemeindegebiet.
In der Kerngemeinde gibt es eine Mehrzweckhalle und auch die anderen Ortsteile verfügen über Dorfgemeinschaftshäuser. In Medenbach gibt es ein unbeheiztes Freibad.
Im Jahr 2019 wurde mit dem Bau eines Gesundheitszentrums begonnen, in welchem eine ärztliche Praxisgemeinschaft, die Gemeindepflegestation Breitscheid mit einer Tagespflege sowie weitere Einrichtungen zum Thema Gesundheit untergebracht sein werden. Die Eröffnung ist für September 2020 vorgesehen.[28]
Die Bundesstraße 255 berührt das südliche Gemeindegebiet. Ferner verlaufen die Landesstraßen 3042, 3044 und 3391 sowie zahlreiche Kreisstraßen durch die Gemeinde. Die Autobahn-Anschlussstelle Herborn-West an der Bundesautobahn 45 liegt von der Kerngemeinde etwa sieben Kilometer entfernt.
Der Flugplatz Breitscheid ist auch überörtlich durch seine alle zwei Jahre stattfindenden Großflugtage bekannt.
Früher war Breitscheid über die Bahnstrecke Haiger–Breitscheid an das Schienennetz angebunden. Im Ortsteil Erdbach gab es einen Spitzkehrenbahnhof, der zur Westerwaldquerbahn gehörte.
In Breitscheid liegt die Fritz-Philippi-Schule, welche aus einer Grund-, Haupt- und Realschule mit Förderstufe besteht. Im Ortsteil Medenbach gibt es außerdem eine Grundschule. Weiterführende Schulen (Gymnasium) können in Herborn oder Dillenburg besucht werden.
Kindergärten gibt es in Breitscheid, Medenbach und Rabenscheid.
Als wichtigste Arbeitgeber in der Gemeinde seien die Firmen Westerwälder Thonindustrie, awepro, Georg GmbH, Cartonia Wellpappen, Sahm Holzbau, Schreiner Formen und Hofmann Ceramik genannt.
Städte: |
Aßlar | Braunfels | Dillenburg | Haiger | Herborn | Leun | Solms | Wetzlar |
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