Nogent-le-Rotrou ist eine Kleinstadt und eine Gemeinde mit 9.491 Einwohnern (Stand 1.Januar 2019) im nordfranzösischen Département Eure-et-Loir im äußersten Nordwesten der Region Centre-Val de Loire. Nogent-le-Rotrou war einst die historische Hauptstadt der Grafschaft Perche.
Nogent-le-Rotrou liegt am Fluss Huisne im Regionalen Naturpark Perche in einer Höhe von ca. 115m.[1] Nächstgrößere Städte sind Chartres (ca. 60km nordöstlich), Le Mans (ca. 65km südwestlich) und Alençon (ca. 65km nordwestlich). Das Klima ist in hohem Maße vom Meer beeinflusst und deshalb nahezu frostfrei; Regen (ca. 655mm/Jahr) fällt verteilt übers ganze Jahr.[2]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1800
1851
1901
1954
1999
2017
Einwohner
6514
6983
8415
8765
11.524
9715
Das Bevölkerungswachstum der Kleinstadt im 20. Jahrhundert ist im Wesentlichen auf die Mechanisierung der Landwirtschaft, den damit einhergehenden Verlust von Arbeitsplätzen und die daraus resultierende Migration zurückzuführen.
Geschichte
Nogent gehörte zum Siedlungsgebiet der gallischen Karnuten. Ausgrabungen haben ergeben, dass der inmitten ausgedehnter Wälder gelegene Platz in gallorömischer Zeit besiedelt war. Im Jahr 955 übergab Theobald I., der Vizegraf von Blois und Tours, den Platz an seinen Vasallen Rotrou, dessen Nachkommen noch weitere 270 Jahre lang die Stadt und deren Umgebung beherrschten. Nach dem Aussterben der Grafenlinie (1227) wurde der gesamte Perche in die Krondomäne überführt.[3]
Wirtschaft und Infrastruktur
Nogent-le-Rotrou hatte schon im Mittelalter eine regionale Bedeutung als Markt-, Handwerks- und Handelsplatz. In den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts ist die Arbeitslosigkeit (chômage) jedoch deutlich angestiegen und liegt über dem französischen Durchschnitt.
Verkehr
Nogent-le-Rotrou liegt an der Bahnstrecke Paris–Brest und wird im Regionalverkehr mit TER-Zügen bedient.
Sehenswürdigkeiten
Château Saint-JeanÉglise Saint-LaurentÉglise Saint-Hilaire
Der ca. 35 m hohe Kernbau (donjon) des Château Saint-Jean stammt aus der Zeit um 1040; seine Mauern sind bis zu 3,50m dick. Im 12./13. Jahrhundert entstanden die von einem Wassergraben (fosses) zusätzlich gesicherte Torburg sowie die Fundamente weiterer nicht vollendeter Seitentürme. Aus dem 15./16. Jahrhundert stammt ein angrenzender Wohntrakt. Die Burg ist seit dem Jahr 1948 als Monument historique anerkannt.[4][5] Sie beherbergt auch ein kleines Stadtmuseum.
Das im Stadtzentrum gelegene Hôtel-Dieu geht zurück auf eine Stiftung des ausgehenden 12. Jahrhunderts zugunsten der Versorgung der Jakobspilger. Die Anlage wurde mehrfach umgebaut und ist heute eine weitläufige spätbarocke Anlage mit getrenntem Männer- und Frauentrakt aus dem 18. Jahrhundert.[6]
Die im 12./13. Jahrhundert erbaute, ehemals einschiffige, aber im 15. Jahrhundert um zwei Seitenschiffe erweiterte Église Notre-Dame war ehemals die Kapelle des Hôtel-Dieu. Über dem mit Zackenornamenten in spätnormannischer Manier geschmückten Portal befindet sich ein Dreifachfenster in Triumphbogenoptik. Zur Ausstattung der Kirche gehört eine krippenähnliche Figurengruppe mit der Szenerie der Geburt Christi. Die beiden auf einem Kenotaph knienden Marmorfiguren des Herzogs Sully und seiner Frau befinden sich in der an die Apsis angrenzenden achteckigen Grabkapelle. Die Kirche ist seit dem Jahr 1907 als Monument historique anerkannt.[7]
Die Kirche Saint-Hilaire ist die älteste und größte Kirche des Ortes; der Ursprungsbau aus dem 11. Jahrhundert wurde jedoch mehrfach verändert. Heutiges Wahrzeichen ist der im 16. Jahrhundert erbaute Glockenturm (clocher); aus derselben Zeit stammt auch das Maßwerk der Kirchenfenster. Das Stuckgewölbe des Kirchenschiffs wurde im 19. Jahrhundert eingezogen. Der Bau ist seit dem Jahr 2003 als Monument historique anerkannt.[8]
Die spätgotische Église Saint-Laurent wurde im 14./15. Jahrhundert erbaut. Zur Innenausstattung gehört eine Grablegung Christi aus dem 17. Jahrhundert. Der Kirchenbau ist seit dem Jahr 1927 als Monument historique anerkannt.[9]
Die Gebäude der bereits im 13. Jahrhundert existierenden Ancienne abbaye Saint-Denis stehen trotz teilweiser Ergänzungen und Zerstörungen des 18. und 19. Jahrhunderts ebenfalls unter Denkmalschutz.[10]
Das imposante Maison du Bailli stammt aus dem Jahr 1542 und dient heute als Schulgebäude. Es ist seit dem Jahr 1926 als Monument historique anerkannt.[11]
Das im 16. Jahrhundert erbaute, aber im 18. Jahrhundert teilweise neugestaltete Stadtpalais La Grande Maison steht ebenfalls unter Schutz.[12]
Fassade von Notre Dame
Dauerkrippe in Notre Dame
Kenotaph Sullys
Maison du Bailli
Persönlichkeiten
Rémy Belleau (1528–1577), Schriftsteller
Louis I. de Bourbon, prince de Condé (1530–1569), Seigneur von Nogent-le-Rotrou
Maximilien de Béthune, duc de Sully (1559–1641), Marschall von Frankreich, Marquis von Nogent-le-Rotrou
Jules Desnoyers (1800–1887), Historiker und Geologe
Gustave Le Bon (1841–1931), Arzt, Psychologe, Anthropologe und Soziologe
Paul Tirard (1879–1945), Politiker, Hochkommissar und Präsident der Rheinlandkommission
Philippe Cauchefer (* 1956), Cellist
Sophie-Véronique Cauchefer-Choplin (* 1959), Organistin und Hochschullehrerin
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