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Ostrov (deutsch Schlackenwerth) ist eine Stadt im Okres Karlovy Vary im Karlovarský kraj in Tschechien.

Ostrov
Ostrov nad Ohří (Tschechien)
Ostrov nad Ohří (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Fläche: 5042 ha
Geographische Lage: 50° 18′ N, 12° 57′ O
Höhe: 398 m n.m.
Einwohner: 16.491 (1. Jan. 2021)[1]
Postleitzahl: 363 01
Kfz-Kennzeichen: K
Verkehr
Bahnanschluss: Chomutov–Cheb
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 12
Verwaltung
Bürgermeister: Josef Železný (Stand: 2017)
Adresse: Lidická 1201
363 01 Ostrov
Gemeindenummer: 555428
Website: www.ostrov.cz
Lage von Ostrov im Bezirk Karlovy Vary

Die Stadt besteht aus zwei relativ autarken Teilen: dem alten Schlackenwerth, mit dem historischen Ortskern und einer großen Schloss- und Parkanlage, und einer nordöstlich davon gelegenen, in den 1950er Jahren neu angelegten sozialistischen Musterstadt, in der der weitaus größte Teil der Einwohner lebt.


Geographie



Lage


Die Stadt liegt im nördlichen Westböhmen an der Mündung des Jáchymovský potok (Weseritz) in die Bystřice (Wistritz).


Stadtgliederung



Ortsteile


Grundsiedlungseinheiten


Katastralbezirke


Nachbarorte


Merklín (Merkelsgrün) Jáchymov (St. Joachimsthal) Krásný Les (Schönwald)
Hroznětín (Lichtenstadt) Vojkovice (Wickwitz)
Hájek (Grasengrün) Kyselka (Gießhübl-Sauerbrunn) Velichov (Welchau)
Alter Platz mit Rathaus, Stadttor und Pestsäule (v. l. n. r.)
Alter Platz mit Rathaus, Stadttor und Pestsäule (v. l. n. r.)

Geschichte



Mittelalter und Neuzeit


Stadtplan von ‚Schlaccowerdt‘ nach Matthäus Merian aus dem Jahr 1650
Stadtplan von ‚Schlaccowerdt‘ nach Matthäus Merian aus dem Jahr 1650

Die erste nicht ganz gesicherte Erwähnung der Stadt erfolgte im Jahr 1207; schon 1226 wurde Schlackenwerth bei den Besitztümern der Familie von Hrabischitz als Gründung Slaukos des Großen aufgeführt. Der Name der Stadt weist auf den Bergbau hin. Als Königsstadt lag Schlackenwerth auf dem Handelsweg von Prag nach Eger und wurde so durch Zolleinnahmen reich. Wegen Beteiligung am Aufstand wurde der Stadtgemeinde Schlackenwerth 1623 nach der Schlacht am Weißen Berg die Herrschaft Schlackenwerth samt Stadt und Vorstädten entzogen und ging an Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg ,[5] einen Vertrauten Wallensteins und kaiserlichen Feldmarschall. Er ließ hier eine Residenz erbauen; Bohuslav Balbín nannte diese einst „Das achte Weltwunder“. 1656 folgte er seinem Bruder als Herzog von Sachsen-Lauenburg.

Bis 1848 gehörte Schlackenwerth zur gleichnamigen Herrschaft. Schlackenwerth war von 1691 bis 1787 ein Lehen der Markgrafen von Baden, nachdem der Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden am 27. März 1690 die 20 Jahre jüngere Prinzessin Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg geheiratet hatte. Bereits früh betätigte sich Franziska Sibylla Augusta als Bauherrin. In Schlackenwerth baute sie, zusammen mit Ludwig Wilhelm, 1691 das 1697 fertiggestellte Weiße Schloss. Hierbei handelte es sich um eine dreiflügelige Anlage nach Wiener und Prager Vorlagen, die – inmitten einer Parkanlage gelegen – an böhmische Gegebenheiten angepasst wurde. Baumeister war Johann Michael Sock. In Schlackenwerth ließ sie 1709 zum Dank für die Sprachfindung ihres Sohnes Ludwig Georg eine Kapelle bauen nach dem Vorbild der Kapelle Maria Einsiedeln in der Schweiz. Eine weitere Kopie dieser Kapelle entstand 1715 in Rastatt.

Die Einwohner der Stadt und des ganzen Elbogener Kreises waren deutschsprachig.[6] Bei der Volkszählung 1900 war die Sprache der einheimischen Bevölkerung ausschließlich deutsch.[7]


Weltkriege


Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Schlackenwerth der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. 1938 fiel die Stadt infolge des Münchner Abkommens als Teil des Sudetenlands ans Deutsche Reich und gehörte bis 1945 zum Landkreis Karlsbad, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland. Die Stadt Schlackenwerth hatte am 1. Dezember 1930 2958 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 2847. Vom 17. Mai 1943 bis 19. oder 20. April 1945 existierte im Ort ein Außenlager des KZ Flossenbürg, dessen 120 Häftlinge Zwangsarbeit für die SS an dem Schloss Schlackenwerth verrichten mussten.[8][9]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutsche Bevölkerung 1945 größtenteils vertrieben und durch Tschechen, Slowaken und Roma aus der Slowakei ersetzt.[10] Am 22. Mai 1947 wurden 1893 Bewohner gezählt.


Stalinistische Musterstadt


Während der Nachkriegsjahre entstand nordöstlich des alten, relativ kleinen historischen Ortskerns eine Planstadt, nach selbem Prinzip wie Eisenhüttenstadt. Da Arbeiter für die Uranerzgewinnung in Jáchymov angesiedelt werden sollten, wurde versucht, die neue Stadt einerseits attraktiv zu gestalten und andererseits mit ihr dem machthabenden Regime zu huldigen. Es entstand eine stalinistische Musterstadt im Sozialistischen Klassizismus, im gemäßigten Zuckerbäckerstil, mit Boulevards und großen Plätzen. Am zentralen Platz des Friedens wurde ein großes Kulturhaus mit Theater-, Kinosaal und Luftschutzbunker errichtet. Mehrere Schulen und drei Gesundheitsstationen entstanden.

1958 stellte die UdSSR den Uranerzbergbau in Jachymov ein. Als Ersatz für die weggefallenen Arbeitsplätze wurde ein Werk von Škoda für Oberleitungsbusse angesiedelt, das 2004 geschlossen wurde.


Demographie


Bis 1945 war Schlackenwerth überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
17850 k. A.218 Häuser[11]
18301050in 238 Häusern[12]
18471276in 238 Häusern[13]
18691774
18802272
18902463
19002460deutsche Einwohner[14]
19102603
19212573davon 2478 Deutsche[15]
19302958[16]
19392852[16]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[17]
Jahr1950196111970219803199132001320113
Einwohner274616.55618.14519.45017.87217.45117.859
1 Ostrov mit Arnoldov, Dolní Žďár, Horní Žďár, Liticov, Borek und Vykmanov
2 Ostrov mit Arnoldov, Dolní Žďár, Horní Žďár, Liticov, Borek, Vykmanov und Mořičov
3 Ostrov mit Arnoldov, Dolní Žďár, Horní Žďár, Liticov, Borek, Vykmanov, Mořičov, Hanušov, Hluboký, Kfely, Květnová und Maroltov

Sehenswürdigkeiten



Historischer Ortskern


Kirche St. Michael
Kirche St. Michael

Schlösser und Park



Die neue sozialistische Stadt


Bilder siehe: Abschnitt Stalinistische Musterstadt


Pfarrorte


Arletzgrün, Fuchsloch, Gfell, Grasengrün, Heidles, Honnersgrün, Lititzau, Marletzgrün, Möritschau, Neudau, Neudörfel, Ober Brand, Permesgrün, Pfaffengrün, Tiefenbach, Unter Brand, Weidmesgrün


Städtepartnerschaften


Die Stadt Ostrov unterhält zu folgenden Städten Städtepartnerschaften:


Persönlichkeiten



Söhne und Töchter der Stadt



Im Ort wirkten



Literatur




Commons: Ostrov nad Ohří – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Schlackenwerd in der Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  2. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/555428/Obec-Ostrov
  3. http://www.uir.cz/zsj-obec/555428/Obec-Ostrov
  4. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/555428/Obec-Ostrov
  5. Thomas Bilek: Das nordwestliche Böhmen und der Aufstand im Jahre 1618, in: Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, Band 24, Prag 1886, S. 155–185, insbesondere S. 172–174.
  6. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Elbogener Kreis. Band 15. J.G. Calve, Prag 1847, S. 4, 170 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2018]).
  7. Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Band IX: Böhmen. Bearbeitet nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. K.K. Statistische Zentralkommission, 1904, S. 290, abgerufen am 15. Januar 2018.
  8. Webseite KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Memento des Originals vom 7. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gedenkstaette-flossenbuerg.de Abgerufen am 6. Juli 2016
  9. Rudolf M. Wlaschek: Juden in Böhmen. München : Oldenbourg, 1990, S. 153
  10. Geschichte der Roma auf dem Gebiet der Tschechischen Republik. Abgerufen am 15. Januar 2018.
  11. Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 2: Ellbogner Kreis, Prag 1785, S. 67–70, Ziffer 1).
  12. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 200, Ziffer 25).
  13. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 15: Elbogner Kreis, Prag 1847, S. 95.
  14. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 17, Leipzig und Wien 1909, S. 819–820.
  15. Genealogie-Netz Sudetenland
  16. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Karlsbad. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  17. Historický lexikon obcí České republiky - 1869-2015. Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 16. Februar 2016 (tschechisch).
  18. Wenzl Sommer: Kurze Geschichte der Stadt Schlackenwerth in Verbindung mit dem Piaristen-Collegium. Selbstverlag, Schlackenwerth 1866, (Digitalisat).

На других языках


- [de] Ostrov nad Ohří

[en] Ostrov (Karlovy Vary District)

Ostrov (also called Ostrov nad Ohří; Czech pronunciation: [ˈostrof]; German: Schlackenwerth) is a town in Karlovy Vary District in the Karlovy Vary Region of the Czech Republic. It has about 16,000 inhabitants. The town centre is well preserved and is protected by law as an urban monument zone.

[fr] Ostrov (district de Karlovy Vary)

Ostrov (en allemand : Schlackenwerth) est une ville du district et de la région de Karlovy Vary, en République tchèque. Sa population s'élevait à 16 491 habitants en 2021[1].

[it] Ostrov (Karlovy Vary)

Ostrov (detta anche Ostrov nad Ohří; in tedesco Schlackenwerth) è una città della Repubblica Ceca facente parte del distretto di Karlovy Vary, nella regione omonima.



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