Sölden mit seinen 3030 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) liegt im südlichen Teil des Ötztals im Bezirk Imst (Gerichtsbezirk Silz), Tirol. Das Dorf Sölden befindet sich auf einer Höhe von 1368 m ü. A., alle übrigen Weiler und Orte der Gemeinde liegen höher.
Sölden | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Imst | |
Kfz-Kennzeichen: | IM | |
Fläche: | 466,89 km² | |
Koordinaten: | 46° 58′ N, 11° 0′ O46.966666666667111368 | |
Höhe: | 1368 m ü. A. | |
Einwohner: | 3.030 (1. Jän. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 6,5 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6450 | |
Vorwahl: | 05254 | |
Gemeindekennziffer: | 7 02 20 | |
NUTS-Region | AT334 | |
UN/LOCODE | AT SDN | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Gemeindeverwaltung von SöldenGemeindestraße 1 6450 Sölden | |
Website: | www.soelden.tirol.gv.at | |
Politik | ||
Bürgermeister: | Ernst Georg Schöpf (Liste mit Ernst Schöpf) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022) (15 Mitglieder) |
7 Liste mit Ernst Schöpf | |
Lage von Sölden im Bezirk Imst | ||
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![]() Sölden Richtung Süden mit dem Nederkogel | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Mit fast zwei Millionen Übernachtungen pro Jahr und 15.000 Gästebetten ist Sölden ein wichtiges Tourismusgebiet, hauptsächlich für den Wintersport. Der frühere Charakter eines Bergbauerndorfes, der bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts vorherrschend gewesen war, ging verloren und wurde durch einen touristisch-alpinen Baustil verdrängt.
Mit 468 km² ist Sölden die flächenmäßig größte Gemeinde in Österreich.[1] Das Gemeindegebiet erstreckt sich von der grünen Weitung der vierten Ötztalstufe bis zur hochgelegenen Wasserscheide im Süden, welche die Staatsgrenze zu Italien (Südtirol) bildet. 146 km² sind von Gletschern bedeckt, 321 km² von Gipfeln, Almen und Wäldern, und nur etwa 1 km² sind verbaubares Gebiet.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende fünf Ortschaften (Einwohner Stand 1. Jänner 2022[2]):
Die Gemeinde besteht aus der einzigen gleichnamigen Katastralgemeinde Sölden.
Gliederung
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Legende zur Gliederungstabelle
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Fünf der neun Nachbargemeinden liegen in Südtirol, zwei im Bezirk Imst und je eine im Bezirk Innsbruck-Land bzw. im Bezirk Landeck.
St. Leonhard im Pitztal | Längenfeld | Neustift im Stubaital (IL) |
Kaunertal (LA) | ![]() |
Ratschings Italien![]() |
Graun im Vinschgau Italien![]() Mals Italien ![]() |
Schnals Italien![]() |
Moos in Passeier Italien![]() |
Das ehemals kleine Sölden ist mit den übrigen Weilern zu einem Straßendorf zusammengewachsen, hier ist mit Hotels, Gaststätten und Pensionen auch das touristische Zentrum der Gemeinde.
Im Süden von Sölden startet die Seilbahn auf den Gaislachkogel bis auf 3058 m Höhe. Vom Söldner Ortsteil Pitze zweigt die 13 km lange Ötztaler Gletscherstraße zu den Skigebieten Rettenbachferner und über den höchstgelegenen Tunnel der Alpen zum Tiefenbachferner ab.
Oberhalb vom Tal liegt auf etwa 2083 m ü. A. die Hotelsiedlung Hochsölden, die durch eine Straße und eine Seilbahn mit dem Tal verbunden ist. Oberhalb von Hochsölden befindet sich das Skigebiet Giggijoch. Der Berghof liegt auf einer Höhe von 1435 m ü. A. nördlich vom Rettenbach, direkt oberhalb des Ortszentrums von Sölden.
Am Ende des Gurgler Tales liegt Obergurgl, mit 1930 m das höchste Kirchdorf Österreichs und, so wie die Hotelsiedlung Hochgurgl, ein bedeutendes Wintersportgebiet (Seehöhe des Skigebietes von 1800 m bis 3080 m). Obergurgl ist Standort des Universitätszentrums, einem Tagungs- und Veranstaltungszentrum der Universität Innsbruck.
Eine größere Bekanntheit brachte Obergurgl die Notlandung des Stratosphärenballons des Schweizer Physikers und Forschers Auguste Piccard am 27. Mai 1931 auf dem Gurgler Ferner. Piccard zu Ehren wurde 1989 in Obergurgl ein Denkmal errichtet, das an diese Landung erinnert.
Hochgurgl auf 2150 m Seehöhe ist eine Hotelsiedlung an der Straße zum Timmelsjoch. Das Skigebiet von Hochgurgl ist mit jenem in Obergurgl durch eine Seilbahn verbunden. Vom höchsten Punkt des Skigebiets, dem 3082 m hohen Wurmkogel, hat man einen umfassenden Ausblick auf die Berge Nord- und Südtirols.
Heiligkreuz auf 1712 m ü. A. besteht aus mehreren auf 8 km im Venter Tal verstreuten Häusergruppen. Seit 1956 wurde die Straßenverbindung nach Vent laufend ausgebaut und mit Lawinenschutzgalerien gesichert. Im Gegensatz zu den anderen Ortsteilen von Sölden ist Heiligkreuz wenig touristisch erschlossen.
Der Ortsteil Vent liegt auf einer Höhe von 1895 m ü. A. am Ende des Venter Tales.
Bei Zwieselstein teilt („zwieselt“) sich das hintere Ötztal in das Venter und das Gurgler Tal. Diese Ortschaft hat mit alten Holzhäusern teilweise ihren dörflichen Charakter bewahrt. Zwieselstein wurde 1269 als Twiselsteyn erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort ist auch bekannt als Etappenziel des 1972 eröffneten Europäischen Fernwanderwegs E5.
Die Hochalmen des hintersten Innerötztales wurden schon in der Steinzeit von Jägern und Hirten aufgesucht, wie der Fund des Ötzi zeigte. Sie kamen vom Süden über den Alpenhauptkamm und begannen etwa 4500 v. Chr. durch Brandrodungen an der Waldgrenze die nutzbaren Weideflächen zu vergrößern. Das Innerötztal wurde ursprünglich nur als Alm vom Vinschgau aus genutzt. Die allmähliche Siedlungstätigkeit vom Süden her prägte zahlreiche rätoromanische Ortsnamen, besonders im Venter Tal, und im innerötztaler Dialekt haben sich bis heute romanische Ausdrücke erhalten.
Der Ortsname Sölden leitet sich von selda, was so viel wie kleinste bäuerliche Besitzgröße bedeutet, ab. Sölden wird erstmals 1166/67 in der Chronik des Klosters Ottobeuren als Seldon genannt, als dem Kloster zwei dortige Schwaigen vermacht wurden.[3] Im Zuge der Labialisierung verwandelte sich später im Wort Sölden das „e“ zu einem „ö“.[4]
Das heutige Sölden hat sich aus den Urhöfen Berghof, Haimbach, Kaisers, Leite, Lochlehn, Pitze, Rechenau, Rettenbach, Schmiedhof, Wald, Windau und Wohlfahrt entwickelt.[5] Diese Urhöfe sind erstmals 1288 bis ca. 1370 n. Chr. urkundlich erwähnt worden.
1811 bildete Sölden eine von zehn Anwaltschaften des Gerichts Petersberg, die 1817 zur politischen Gemeinde erklärt wurde. 1854 wurde die Gemeinde Vent, bis 1826 zum Gericht Kastelbell im Vinschgau gehörend, eingemeindet. 1923 kam der bei Österreich verbliebene Gemeindeanteil von Schnals zur Gemeinde Sölden.
Lebensgrundlage der Bewohner waren bis zum allmählichen Beginn des Tourismus hauptsächlich Viehzucht und der Handel über das Timmelsjoch und das Hochjoch.
Sölden, Gurgl und Vent wurden 1891 zu selbständigen Pfarren erhoben.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam es mit dem Bau von Schutzhütten und Wegen, gefördert durch den „Gletscherpfarrer“ Franz Senn, zu einer ersten touristischen Entwicklung. Der Ausbau zum Wintersportzentrum begann 1948 mit den ersten Liften, denen 1975 und 1981 die Erschließung des Rettenbach- bzw. Tiefenbachferners folgte.
Am 5. September 2005 gegen 13 Uhr überflog ein Hubschrauber die im Betrieb befindliche Seilbahn Schwarze-Schneid 1, als Metallabriebteilchen im Lastabwurfschalter des Fluggeräts einen Kurzschluss auslösten, wodurch sich der Lasthaken öffnete und ein 750 Kilogramm schwerer Betonkübel beim Sturz in die Tiefe eine vollbesetzte Gondel traf und zum Absturz brachte. Durch die dabei entstandenen Seilschwingungen wurden noch bei zwei weiteren Gondeln mehrere Personen hinaus geschleudert, sodass bei dem Unglück insgesamt drei Erwachsene und sechs Kinder getötet, sowie sieben weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden.[6][7][8] Zu den Getöteten gehörten der Vater von Thomas Dreßen[9] und der Bruder von David Ketterer.[10]
Der Tourismus, im Speziellen der Wintertourismus, ist der dominierende Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde Sölden. Bis in die 1970er spielte der Sommertourismus neben dem Wintertourismus eine gleichbedeutende Rolle, mit der Erschließung der Gletscher und dem nachfolgenden Ausbau des Winterskigebietes verlor der Sommer zunehmend an Bedeutung. Eine Ausnahme bildet hierbei das zur Gemeinde Sölden gehörende Bergsteigerdorf Vent, in dem der Sommertourismus nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Seit der Jahrtausendwende wird auch in Sölden und Obergurgl versucht, den dahinsiechenden Sommertourismus neu zu beleben. Weitere wichtige Wirtschaftsfaktoren sind einige Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, die allerdings zumeist in direkter Abhängigkeit zum Wintertourismus stehen.
Das Söldener Skigebiet, zu dem auch zwei Gletscher (Rettenbachferner und Tiefenbachferner) gehören, verfügt über 39 Seilbahnen und 146 Pistenkilometer. Der Hauptteil des Skigebiets befindet sich auf einer Seehöhe von über 2.000 m und erreicht an (mittlerweile mehr[15] als) drei Stellen eine Höhe von über 3.000 m (BIG 3[16]). Der höchste per Lift erreichbare Punkt befindet sich in 3.250 m Höhe nördlich des Tiefenbachkogels.
Weiters findet auf dem Rettenbachgletscher jährlich ein Freilufttheater sowie der FIS Skiweltcup statt, siehe Alpiner Skiweltcup in Sölden.
Im Jahr 2010 wurde mit dem 17 Meter tiefen, 416.500 m³[17] fassenden „Panoramasee“ der größte künstliche Speicherteich Tirols für Beschneiungsanlagen in Betrieb genommen.[18]
Touristische Infrastruktur im Überblick (Sölden):
Touristische Infrastruktur im Überblick (Obergurgl/Hochgurgl):
Touristische Infrastruktur im Überblick (Vent):
Der Sommertourismus in Sölden ist hauptsächlich durch Bergwandern sowie hochalpines Bergsteigen geprägt. Neben den zahlreichen Almen gibt es 16 hochalpine Schutzhütten, die zumeist Sektionen des Deutschen Alpenvereins gehören.
Touristische Infrastruktur im Überblick:
Die Bäckelar Brewery ist die einzige Brauerei in Sölden und produziert die Marke Sölsch nach obergäriger Brauart. Das Bier wird auf 1400 Meter Seehöhe hergestellt und wird vor allem in der lokalen Gastronomie vertrieben.
Die Landwirtschaft ist durch kleinstrukturierte, meist im Nebenerwerb betriebene Rinder- und Schafzucht geprägt. Weiters hat in den letzten Jahren die Pferdezucht, hauptsächlich Haflinger, an Bedeutung gewonnen.
Die TIWAG plant, zur Wassergewinnung für den Ausbau des Gepatschspeichers die bisher naturbelassenen Wildbäche Venter Ache, Gurgler Ache sowie den Ferwall- und den Königsbach bei Obergurgl zu stauen und abzuleiten.[19] Der WWF bewertete das Vorhaben anhand des Kriterienkatalogs des Bundesumweltministeriums als „ökologisch verheerend“[20] und mehrere Umweltorganisationen wiesen darauf hin, dass der von der TIWAG eingereichte wasserwirtschaftliche Rahmenplan laut Gesetz nur auf den Schutz und die Sanierung von Flüssen abzielen dürfe, nicht aber auf deren energiewirtschaftliche Nutzung.[21]
Der Gemeinderat besteht aus 15 Mitgliedern und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2022 aus Mandaten der folgenden Parteien zusammen:[22]
Das Gemeindewappen wurde 1960 verliehen.[23]
Blasonierung:
Die drei Kirchen im 1960 verliehenen Wappen repräsentieren die drei Pfarren der Gemeinde (Sölden, Gurgl, Vent). Die Kerben im Hintergrund sind ein Symbol für die prähistorischen Übergänge (Joche) nach Südtirol.
Katastralgemeinden: Sölden
Ortschaften und Ortsteile: Angern | Anreitl | Außerwald | Berghof | Bichl | Bodenegg | Brandle | Brunnenberg | Dreihäuser | Ebene | Freistabl | Gaislach | Gaislach Alpe | Gampe Alpe | Gehörde | Gewerbegebiet | Giggijoch | Granbichl | Granstein | Granstein Alpe | Grünwald | Gurgl | Haimbach | Haimbach Alpe | Hamrach Alpe | Haselpuit | Heiligkreuz | Hochgurgl | Hochsölden | Hochwald | Hof | Höfle | Hütten Gurgl | Hütten Sölden | Hütten Vent | Infang | Innerwald | Kaiserberg | Kaisers | Kleble | Königsrain | Kressbrunnen | Lehen | Leiterberg | Leithe | Lochlehn | Mapuit | Moos | Mühlau | Neder | Pill | Pirchhütt | Pitze | Platte | Plödern | Plör | Poschach | Puit | Raindl | Rainstadl | Rechenau | Rettenbach | Rettenbach Alpe | Rofen | Santle | Schmiedhof | See | Seiten | Sölden | Untergurgl | Unterwald | Vent | Wildmoos | Windach Alpe | Windau | Winterstall | Wohlfahrt | Zwieselstein | Zwieselstein Thayen
Arzl im Pitztal | Haiming | Imst | Imsterberg | Jerzens | Karres | Karrösten | Längenfeld | Mieming | Mils bei Imst | Mötz | Nassereith | Obsteig | Oetz | Rietz | Roppen | St. Leonhard im Pitztal | Sautens | Silz | Sölden | Stams | Tarrenz | Umhausen | Wenns